Neuvorstellung/ selbsthergestellte Politur

[leutnantbrown]

@ harrykoeln

was man ja immer mal wieder liest ist ja, dass Tungöln ziemlich giftig sei. Stimmt das? Ich habe sogar im Netz gelesen, dass es Verätzungen hervorruft.
Imprägniert es tatsächlich schlechter als Leinöl? Man soll ja vorher ne Grundierung mit Leinöl vornehmen. (Bei Kremer z.B. wird das empfohlen)

Gruß
Peter

[harrykoeln]

...dass Tungöln ziemlich giftig sei. Stimmt das? Ich habe sogar im Netz gelesen, dass es Verätzungen hervorruft.
Imprägniert es tatsächlich schlechter als Leinöl? Man soll ja vorher ne Grundierung mit Leinöl vornehmen. ...

Naja, trinken würd ich es nicht.
Verätzungen? In wie fern, wo, wie? Ich ziehe bei der Arbeit immer ne Schutzbrille (das bin ich noch vom Labor so gewohnt) und Einmallatexhandschuhe an und gut iss. Ob es schlechter imprägniert als Leinöl weiss ich nicht, da ich nicht mit Leinöl arbeite.
Aber Du könntest ja vielleicht ne Versuchsreihe mit nem Leinöl/Tungölgemisch machen.

[leutnantbrown]

@ harrykoeln

Aber Du könntest ja vielleicht ne Versuchsreihe mit nem Leinöl/Tungölgemisch machen

habe vor zwei Tagen mal dementsprechend eingekauft. Bei Kremer liest man, dass tungöl nicht so tief imprägniert wie Leinöl. Ich habe jetzt mal unter anderem ein Gemisch von beidem gekauft. Bei Zeiten werde ich mal so was ähnliches wie ne Versuchsreihe machen.

Gruß
Peter

[harrykoeln]

...liest man, dass tungöl nicht so tief imprägniert wie Leinöl. ...

tief... naja, das Eindringverhalten kannst Du durch Zugabe niederviskoser Öle (Orangenöl) verändern, ich persönlich arbeite lieber mit Tung-, als mit Leinöl. Tungöl härtet wie eine Farbe aus und sollte dann gesundheitlich auch unbedenklich sein.   

[BlueDun]

A bissi aufpassen sollte man bei Tungöl schon --> KLICK

[leutnantbrown]

Ja. Ich hatte auch schon mal so was gelesen. Ich schätze mal, dass bei der Weiterverarbeitung von Tungöl, gewisse Giftstoffe wegfallen.

Habe nun folgendes vor (sobald ich etwas Zeit habe):

Versuchsreihe mit ein und demselben Holz. (Nussbaumverschnitt)

Behandlung mit:

1. Tungöllack (ist mit Leinöl verkocht) 
2. Leinölfirnis
3. Schellack (Kolophonium)
4. Schellack (Manila Kopal)
5. CCL
6. Bienenwachs

Was ich mir immer noch nicht geholt habe ist (Renaissance Antik Wachs) (ist ebenso wie CCL teuer) kommt aber noch.
Die behandelten Hölzer werden dann in eine Seifenlauge eingelegt und ich schau mir ab und zu mal an was mit dem Holz ist. Ich glaube es gibt ein Gerät mit dem man dann auch die Feuchtigkeit im Holz messen kann. Mal schauen was was dann so passiert.


Gruß
Peter

[harrykoeln]

Solche Sicherheitsdatenblätter haben schon ihren Sinn, keine Frage, die Gefahren beim Umgang mit Tungöl möchte ich auch keineswegs herabspielen, da will ich mich nicht falsch verstanden wissen. Auch sollte Mann weder mit bekannten, noch unbekannten Stoffen gedankenlos herummatschen, das kann böse enden.
Durch einige Jährchen in verschiedenen Labors bin ich einfach im Umgang mit gefährlichen Stoffen geschult und hab auch ein wenig Erfahrung darin. Gewisse grundlegende Sicherheitsvorkehrungen, wie das Tragen von Schutzbrille und Gummihandschuhen, sind mir einfach in Fleisch und Blut übergegangen, ohne das ich da großartig drüber nachdenke (ich zieh sogar zum Ölwechsel ne Schutzbrille an). Manchmal erwähne ich sie nichtmal, weil sie für mich zu einer Art Selbstverständlichkeit geworden sind. So sind Hände und Augen immer geschützt, mit kleinstem Aufwand.

Einmallatexhandschuhe reichen für die paar Minuten Arbeit mit Tungöl völlig aus, wenn Du Hefte ins Ölbad einbringst oder sie wieder rausholen willst. Danach solltest Du die Handschuhe sofort entsorgen. Arbeitest Du länger in dem Medium, solltest Du schon säure-, und laugenbeständige Gummihandschuhe, die Du für ein paar Euro in jedem Baumarkt bekommst, anziehen. Schutzbrille ist, wie gesagt, obligatorisch.  

 

[leutnantbrown]

@ harrykoeln
also..ich hab jetzt mal ein bisschen mit dem Tungöllack rumprobiert. Ich persönlich kann mir vorstellen, dass die Griffhefte durch das Tungöl extrem gut vor Wasser und Seife geschützt sind. Das Wasser perlt geradezu ab. Aber....der Geruch. Unglaublich. Das ist schon etwas penetrant. Ich denke die Variante von Dir mit dem Orangenöl wird wahrscheinlich nicht so belästigend sein. Ich persönlich bin ja nicht so zimperlich...ich kann mir aber vorstellen, dass es bei der Rasur schon lästig sein kann. Erinnert mich ein bisschen an Papas Autowerkstatt. Bzw. an seine 1 Jahr lang ungewaschene mit Öl beschmierte Kluft. 
Von der Haptik her finde ich es eigentlich ganz nett. Es ist in keinster weise glatt. Eher griffig würde ich sagen. Glanz rauspolieren fand ich jetzt etwas schwierig, die Maserung wird auch richtig gut hervorgehoben.
Ich hab jetzt auch mal ein Messer erst mit Halböl (Leinölfirnis mit Terpentinöl) imprägniert und dann mit Schellack oder CCL drüberpoliert. So ist das Holz in der Tiefe geschützt und hat nen schönen Glanz oben drauf. Habe jetzt auch noch mal gelesen, dass man die CCL oder Schellackpolitur mit ein wenig Hartwachs immer wieder aufbessern kann.

Weiß einer wie man die Tungöloberfläche glänzender hinbekommen kann? Gibt es außer den Trocknungszeiten usw. bezüglich der Optik einen Unterschied zwischen Tungöllack und Tungöl?

[BlueDun]

Mach Dir mal keine Sorgen wegen dem Geruch. Das Tungöl härtet aus und damit verfliegt auch der Geruch mit der Zeit. Nach einer gut belüfteten Woche solltest Du kaum noch was davon merken.
Das Orangenöl empfiehlt sich für Tungöl sowieso. Macht es erstens etwas flüssiger und dämpft dabei auch den Geruch.

Wegen dem Oberflächenglanz kannst Du es mal mit einer Beimischung von Wachs probieren (Bienen, Karnauba, Propolis ...). Gute Möbelpolituren enthalten typischerweise immer einen Wachsanteil, welcher nicht so tief eindringt wie Öl und die Oberflächen versiegelt. Ich würde raten: Probieren geht über studieren ... 

Gruss
BlueDun

[leutnantbrown]

Vielen Dank für die vielen Tips an alle. Hier nochmal zwei Fotos von einem Wade & Butcher dessen Griffhefte ich mit Tungöllack behandelt habe. Sind mehrere dünne Schichten drauf. Das Holz ist so dunkel. Das Tungöl hat es nicht dunkler gemacht.

www.peteronline.me/images/wade1.jpg
www.peteronline.me/images/wade2.jpg

Ich habe mir jetzt überlegt, dass ich ja Carnauba und Bienenwachs in Orangenterpene auflösen kann und damit die Oberfläche aufzupolieren. Ich stehe halt mehr auf Glanz.

[leutnantbrown]

Hallo an alle,

also diese Versuchreihe wird wohl auf sich warten lassen. (ziehe aus dem schönen Süddeutschland wieder nach kölle)

Zu Leinölfirnis kann ich nur sagen, dass es echt gut ist. Es stinkt nicht, zieht sehr gut rein, trocknet schneller wie reines Leinöl und ist leicht zu verarbeiten. Super Sache.

Zu Tungöl--> nachdem ich die Oberfläche mit dem von mir hergestellten Hartwachs bearbeitet habe, war ein schöner Glanz drauf. Leider habe ich erst nach der Politur gemerkt, dass ich das Tungöl nicht komplett gleichmäßig verteilt habe. Deshalb war der Glanz nicht gleichmäßig. Mit der Überpolierung des Hartwachses (Orangenterpene, Carnauba, Bienenwachs das als Mischung) war die Oberfläche schön glatt und griffig und stank auch nicht mehr so nach Papas Werkstattkluft--> die Orangenterpene hatte den Geruch deutlich überlagert. 

Dann habe ich noch in der Zwischenzeit meine Manila Kopal, Kolophonium, Schellackmischung ausprobiert. Bin aber nicht ganz so zufrieden. Ich denke, dass diese Mischung etwas widerstandfähiger ist als eine einfache Schellackmischung...ist aber schwierig zu verarbeiten. Man muß noch schneller sein wie bei CCL oder Schellack, damit man einen gleichmäßigen Glanz bekommt.

Was auf jedenfall einen Versuch wert ist, dass sind die Arbeitsplatteöle (auch auf Leinöl-Tungöl Basis). Das werde ich auch mal ausprobieren.

Dann wollte ich fragen, ob es hier jemanden gibt, der selber schon mal Holz stabilisiert hat. Ich habe nämlich ein schönes Stück Caneowood das aber ziemlich leicht und zerfressen ist. Nach ein bisschen forschen im Netz bin ich soweit mir einen Exsikkator zu kaufen und die Milchpumpe meiner Frau damit zu kombinieren. 
Kennt jemand eine noch einfachere Methode des Stabilisierens oder der Vakuumversigelung von Holz?

Gruß
Peter

[harrykoeln]

... Nach ein bisschen forschen im Netz bin ich soweit mir einen Exsikkator zu kaufen und die Milchpumpe meiner Frau damit zu kombinieren. 
Kennt jemand eine noch einfachere Methode des Stabilisierens oder der Vakuumversigelung von Holz?...

Das Problem liegt wohl weniger im Verfahren, als mehr im Harz...

[leutnantbrown]

@ Harrykoeln

heißt das, dass die Auswahl des Harzes schwierig ist? Oder die Eigenschaften des Harzes selber?
Danke im vorraus.
Übrigens habe ich von meinem Arbeitgeber einen Sauerstoffkonzentrator geschenkt bekommen. Die haben einen sogenannten "Thomaskompressor" drin, die im Netz auch als Motoren für Vakuumerzeugung angeboten werden. 
Das Ding ist für Dauerbetrieb ausgelegt und sehr robust. Hatte irgendeinen Defekt der für meine Zwecke nicht relevant ist. Der kann schon ein ordentliches Vakuum aufbauen. Jetzt brauch ich nur noch die passenden Schläuche und dann kanns losgehen. 

Gruß
Peter

[kraxl]

mal so ne frage am rande.
gibt es auch irgend ne holzpolitur (für unsere zwecke geeignet) die man einfach in jedem allerweltsbaumarkt
- kauft
- aufschraubt
- aufträgt,draufpiselt etc.
- trocknen lässt
- poliert
und gut ist ?!? 
ich will eigentlich nur dass mein holz ein klein wenig glänzt ohne mich jetzt noch mit massig verdünnern,wachsen etc einzudecken.
evtl. klarlack ?!?

jemand ne idee ? erfahrung ? 

[Tim Buktu]

Wenn es hinterher mit Wasser in Berührung kommt, das Holz, kann ich Leinölfirnis nur empfehlen.