Ölsteine zum Schärfen

Begonnen von H. Herdick, 16. Oktober 2009, 17:47:36

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

H. Herdick

Hier kann mal diskutiert werden, wie es aussieht um mit Ölsteine das Masser zu schärfen. Bis jetzt wurde darüber sehr wenig geschreiben. In andere Foren wurde etwas degenerierend über Ölsteine geschrieben. Aber wieso? Was ist der Grund ein Wasserstein über ein Ölstein zu bevorzugen?

Heute habe ich mich an ein neues Wade & Butcher versucht, geschärft von Herrn P. Kox. Die Messer sollten rasurfertig ankommen, wie Herr P. Kox behauptet. Also 'out of the box'.

Das Messer ist das scharfste Messer, dass ich je 'out of the box' benutzt habe. Der Haartest hat es vor der Rasur auch glänzend überstanden. Gerade das Messer auf dem Leinen- und Latigo-Hängeriemen abgezogen; der Haartest war eine Wucht.

Die Rasur war heute Morgen nicht so gründlich - erstmal denke ich, das Messer soll einrasiert werden (ich kenne das Problem mit andere Messer) und auf der andere Seite war ich über die Schärfe erstaunt und habe die Rasur vorsichtig durchgeführt.

Herr P. Kox schärft die Messer auf einem Ölstein. Er sagte, früher haben die Holländische Friseure immer auf ein Ölstein die Messer geschärft. Weil die Steine billiger waren wie ein Wasserstein.

Wieso schärft ihr euere Messer nicht auf einem Ölstein? Ich habe bis jetzt auch nur Wassersteine benutzt - bin davon ausgegangen, dass das die Richtigen wären. Aber es gibt tatsächlich wohl andere möglichkeiten.

Gerne euere Meinung. (Im Hinterkopft habe ich auch die Sache mit dem Hanf-Riemen.)
Schönen Gruss,
Hermann

--------O rijkdom van het onvoltooide.--------

erazorhead

Hallo,

ein älterer Friseur hat mir mal gesagt, dass früher oft als allerletzter Stein ein Ölstein benutzt wurde, um den Grad etwas rauszunehmen (wie er sagte). Ich weiss jetzt auch nicht so recht, was er damit meinte. Ich kann es mir nur so vorstellen, dass der Stein in Kombination mit Öl einen etwas zu langen, instabilen Grad verkürzt (damit stabiler macht) ohne den noch verbleibenden Grad stumpfer zu machen. Seine Beschreibung wie man einen Ölstein macht war sehr interessant: einfach ein paar Tröpfchen Öl auf den Stein, den man sich dafür ausgesucht hat und dann in gewohnter Weise abziehen. Aber nicht oft, nur so 10 - 12 Züge pro Richtung.

Ich selbst habe einen Arkansas Ölstein, den ich nicht so gern für Rasiermesser benutze (zu grob). Er gehört wohl nicht zu der ganz feinen Arkansasfraktion. Vom Schliffbild her etwas feiner als mein Regent Abziehstein, aber extrem viel härter.

Viele Grüße aus Badisch - Sibierien

Christoph


Iltis

Wieso Wasser- statt Ölstein? ganz einfach, weil als ich anfing, mein Messer "richtig" zu schärfen (ich habe es über 20 jahre "falsch" gemacht ;)), ich mich auf die Fachkündige Aussagen die Kollegen verlassen. Damals hiess es, man braucht nicht mehr als ein 1000/6000 Kombistein, ein Thüringer (damals von Manufaktum), Pasten- und Lederriemen.
Inzwischen ist "man" der Meinung, dass man eine Menge mehr braucht.
Ich bin mir sicher, mit Ölsteine lässt sich auch gut schärfen, nur habe ich keine Ahnung (ausser der Arkansas) welche Steine sich dafür eignen. Weisst du was Herr Kox für Steine benutzt?
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

H. Herdick

Ich werde bei Herr Kox mal nachfragen. Dauert etwas - vielleicht Rufe ich ihm nächste Woche mal an.
Schönen Gruss,
Hermann

--------O rijkdom van het onvoltooide.--------

Geier0815

Dies sind jetzt nur Vermutungen: Erstens kannst Du mit einem Ölstein, zumindest den mir bekannten, keinen Schleifschlamm erzeugen der die Arbeit zum Teil sehr beschleunigt, überhaupt sind die Ölsteine bekannt für ihre Härte und damit Langsamkeit. Zweitens hat der bekannteste Ölstein, der graue Arkansas, eine JIS von 6-8.000 (so zumindest mein Kenntnisstand), was ihn eher auf die Stufe eines BBB stellt aber nicht unbedingt als Finisher qualifiziert. Und Drittens meine ich mehrfach gelesen zu haben das der Arkansas Ausbrüche in der Schneide produziert, da scheint *** zB aber anderer Meinung zu sein.

@Iltis,

"falsch" machst Du mit dieser Kombination nun wahrlich nichts. Es war ja auch lange Zeit sehr umstritten mit einem Stein einen zweiten Winkel erzeugen zu wollen. Aber dann kamen die Leute die sich um diese Meinung nicht geschert und es probiert haben nur mit einem Stein ohne Paste ein Messer rasurtauglich zu machen. Und letztlich ist es nur eine Frage des Geschmacks und des Geldbeutels ob man günstig mit Paste arbeitet oder eben teilweise sehr viel Geld in die Hand nimmt um nur mit Steinen zu arbeiten.

harrykoeln

Ich hab mir die Frage gestellt, welche Aufgabe für unsere Belange die Schleifflüssigkeit hat. Dabei meine ich das manuelle Schärfen von Rasiermessern. Ich kam dabei auf zwei Hauptanforderungen, nämlich zum einen, die bestmögliche Verteilung und Abtransport des Schleifpartikel/Abrieb-Gemischs zum einen und das Gleiten zum anderen. Die Kühlung können wir getrost vernachlässigen.
Nun mag es sein, das das Öl die Partikelchen besser netzt als Wasser. Ganz sicher aber verdunstet es nicht so schnell. Und damit bin ich mit dem Öl auch schon durch.
Signifikante Unterschiede am Schleifergebnis konnte ich auch bei Arkansas-Steinen beim besten Willen nicht erkennen. So bin ich für mich zum Schluß gekommen, das es völlig gleich ist, ob ich einen Stein mit Öl, oder Wasser zu benutzen pflege. Nur, einmal Öl - dann nur noch Öl.

Ich hab auch einige alte sogenannte Ölsteine, die ich günstig in den USA gepflastert hab. Das sind natürlich Natursteine, die eben einfach mit Schleiföl benutzt wurden. Das hat niemals niemand überhaupt nicht in Fragen gestellt. Die verrichten auch heute noch ihre Arbeit. Ob besser oder schlechter als neuere, wassergenutzten Steine, da lässt sich sicherlich im Einzelfall trefflich drüber streiten.




"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

lesslemming

#6
Es ist vollkommen Wurst ob der letzte Stein ein feiner Ölstein, oder ein feiner Wasserstein ist!


@Iltis: wer sagt denn sowas?
Ich finde ein Geübter kann mit einem 1.000/6.000 Kombinationsstein und einer Paste alleine schon sich rasieren.
Ich selbst kann das sogar mit nur einem einzigen Stein, ohne Pasten.
Dem Coticule, darauf kann ich alle Arbeiten erledigen und ich *brauche* noch nicht mal Pasten.
(allerdings sieht die Facette dann nicht annähernd gleichmäßig aus)

Aber die meisten von uns sind eben verrückte die gerne 1.000 verschiedene Steine benutzen  ;D
Das Streben nach Perfektion ist mit sicherheit das was wir als "Passion" bezeichnen würden.
Entweder man ist pragmatisch, oder man ist passioniert. Aber dem einen vorzuschreiben, was der andere nicht kann wäre in meinen Augen Quark.
Mein Motto: Wer rasiert hat recht.


Der Arkansas der hier angesprochen wurde ist so ein Ölstein Kandidat,
(anmerkung: er kann aber hervorragend mit Wasser statt Öl verwendet werden. Andere mögl.: Petrolium, Spucke...)
die gibt es in sehr feinen Ausführungen (zB. transluscent) und können hervorragende Ergebnisse liefern.
Es gibt aber auch andere "Ölsteine" wie den Charnley Forest, der uU wohl auch an die 12.000 rankommt

Wichtig ist nur die Klinge vor jedem Test vom Öl zu befreien, denn rasieren oder haare Spalten kann man mit einer geölten Klinge eher schlecht
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

Behrendt

Hallo,
zu dieser Ölstein-Diskussion möchte ich nun meine persönliche Meinung dazugeben,
ich habe hier mal zwei Arkansas Steine aufgenommen.

nun der eine ist grober ich würde sagen 1500 und der andere ein feiner Arkansasstein.
Der Grobe arbeitet wie er soll aber auch nicht's überwältigendes der feine ist sehr hart ich würde ihn so auf 7.000 schätzen.
Er schleift sich als ob man über Glas fährt, wenig Abrieb und er produziert keine Polierwolken.
Nur warum ist er nicht's für mich , er ist kein guter Polierer und das ist es aber gerade was ich von einem Finalstein erwarte.
Und hier muß ich lesslemming bestätigen ich glaube wir sind alle Perfektioninsten und deshalb ist unsere Meßlatte eben ein bischen
höher angesetzt.

Robert
DER FRANKE

Iltis

Zitat von: lesslemming am 17. Oktober 2009, 10:57:07

@Iltis: wer sagt denn sowas?

Entweder man ist pragmatisch, oder man ist passioniert

Mein Motto: Wer rasiert hat recht.


@lesslemming: Keine sagt es direkt, aber es gehört oft zum Subtext. Ich versuch nur ab und zu ein Bisschen Nüchternheit reinzuwerfen. Ich wurde mich als passionierte Pragmatiker bezeichnen ;).

Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

harrykoeln

Cribbagespielender, passionierter Pragmatiker  ;D ;D ;D
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

H. Herdick

Herr Kox benutzt, wie hier schon vermutet, einen Arkansas von Körnung zwischen 6000 und 8000, wie er mir geschrieben hat.

Bis jetzt habe ich nur Wassersteine benutzt - aber wie er das Messer geschärft hat ist grosse klasse. Auch unter der Lupe (Eschenbach 20x) hat er eine wunderbare Scheide erzeugt. Schön poliert und Super-Scharf. Also, diesen Stein reicht aus um ein Wade&Butcher zu schärfen.
Schönen Gruss,
Hermann

--------O rijkdom van het onvoltooide.--------

lesslemming

da fallen mir zwei Kommentare/Frage ein:

1.- benutzt er eine Abziehpaste danach? 6-8.000 erscheint mir nicht unbedingt das Optimum.
Mein(!) Coticule ist mit 8-9.000 das höchste der Gefühle, wo ich ohne Pasten auskommen kann.

2.- ein Arkansas wird fast immer mit 6-8.000 angegeben. Das ist so aber nicht richtig.
Alle arkansas haben das selbe Schleifmedium, in der selben Größe!
Nur sind diese Partikel völlig unterschiedlich dicht aneinander gepresst.
Wie bei den Spydercos ergibt sich durch die Härte eine Oberfläche, die keine neuen Schleifpartikel freigibt.
Dadurch zählt nur, wieviel von den Schleifpartikeln auf der Oberfläche rausschaut,
was direkt in Proportion zur Dichte steht. Daher werden Arkansas in Dichte angegeben.
Die Dichte kann so stark sein, dass sich Steine mit locker 10.000 und mehr ergeben können.
Wer weiß, vielleicht hat er solch einen (z.B transluscent)?

Ich denke nämlich nicht, dass jemand mit einem 17€ hard arkansas mit 6-8k alleine glücklich wird

p.s: Schärfen kann man ein messer auf einem Arkansas eigentlich nicht. Es gibt ausnahmen die bis runter zur 2.000 gehen,
aber selbst die sind ultralangsam. Mit einem feinen Arkansas kriegt man keinen Grundschliff hin  ;D

Ansonsten spricht natürlich gar nichts gegen einen Qualitativ hochwertigen Arkansas als Abschlussstein.
Maestro Livi z.B benutzt in seinen Videos auch einen als Abschluss
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

herzi

Zitat von: lesslemming am 21. Oktober 2009, 09:17:22
Wie bei den Spydercos ergibt sich durch die Härte eine Oberfläche, die keine neuen Schleifpartikel freigibt.

Das bedeutet, daß ein Anreiben sinnlos ist, oder?
Gruß,
Stefan

kretzsche

Ich hab meine Spydercos noch nie angerieben, womit auch?

cu Uwe

Geier0815

Anreiben ist absolut kotraproduktiv bei solchen Steinen. Ähnliches kannst Du bei den Steinen des Lansky-Systems beobachten, gerade bei dem groben oder extra groben: Wenn da die raue Oberfläche runter geschliffen ist, kannst Du den Stein wegschmeißen. Du hast dann nur noch eine glatte Oberfläche die nichts mehr abträgt.