Das leidige Thema Haartest...

Begonnen von harrykoeln, 07. Oktober 2009, 08:19:48

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harrykoeln

Von Zeit zu Zeit kommt immer wieder das Thema auf:

Der Haartest, DAS Kriterium schlechthin zur Beurteilung einer Rasiermesserschneide.

Ist ja derzeit immer wieder zu hören "Das mit dem XXXX wird doch überbewertet!"
In meinen Augen passt das auf kaum etwas besser, wie auf unseren heiß geliebten Haartest.

Gerade kam in der parallelen Scheibenwelt wieder einmal dieses Thema auf. Aber gerade auch in der letzten Zeit, ging es bei Gesprächen immer wieder darum.
Wenn ich mir die Frage stelle, welche Eigenschaften ein "gutes" Rasiermesser auszeichnen, dann beschreibe ich mit sanft und gründlich. Das ist in meinen Augen genau der springende Punkt.
Der Haartest gibt allenfalls Auskunft über die Schärfe eines Messers. Über die Dinge, die mich wirklich interessieren, nämlich Gründlichkeit, Sanftheit oder Rasurverhalten, da bleibt er stumm wie ein Fisch.
Mittels der Kinke Haartest kann ich ansatzweise Schärfen vergleichen. Aber selbst da beeinflussen so viele Faktoren das Ergebnis, das die Aussagen als eher vage zu bezeichnen sind.
Deshalb hab ich für mich beschlossen: nicht der Haartest, sondern erst die Rasur gibt verlässlich Auskunft über die Rasureigenschaften eines Messers. BTW ist auch das der Grund, warum ich "Schleifkinder" immer proberasiere.
Wenn ein Messer gründlich und sanft ist, interessiert mich der Haartest nicht die Bohne.

Allerdings ist es schon so, das 99% der sanften und gründlichen Messer auch den Haartest bestehen, das möchte ich nicht unerwähnt lassen. Aber dennoch ist er hierfür weder ein notwendiges und schon gar kein hinreichendes Kriterium. Doch ist es schon schön, die offenstehenden Münder Aussenstehender zu sehen, wenn so ein frei gehaltenes Haar mit nem Ping gekappt wird.



"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

UbuRoy

Den Haartest verwende ich nur, um einen bestimmten Schärfegrad zu überprüfen. Das Haar sollte fallen ohne gespalten oder nur umgebogen zu werden. Klappt aber in der Tat nur bei 99% der alten Messer und manche Wedges möchten schon ordentlich gewetched, äh gewetzt werden, ehe sie dann irgendwann an dem Punkt ankommen (oder auch nicht).

Es muß aber - zumindest bei mir - immer ein Haar meiner Holden sein. Erstens weil ich keine Haare habe; zweitens, wenn ich welche hätte wären die weit dicker und drittens braucht man ja ein Vergleichskriterium.
Besteht das Messer den Haartest, wird sich halt damit rasiert. Manchmal auch ohne Haartest, wenn mein Gefühl und Gehör mir sagt, das Messer sei "so weit".

Normalerweise sind die Messer dannn immer sehr gründlich, aber oft unterschiedlich sanft.
Das ignoriere ich meist - es sei denn ich sehe mein blutüberströmtes Antlitz im Spiegel - und rasiere mich einige weitere Male damit. I.d.R. werden die Messer sanfter.

Es gibt eingie Aspiranten, die sind einfach etwas unsanft. Liegt eher am Stahl als am Schärfen, glaube ich.
Bislang war aber noch nie ein Messer dabei, das zwar den Haartest bestand, mit dem ich mich aber NICHT rasieren konnte (oder wollte).

Insofern ist das also bei mir schon Kriterium.
Obgleich, einige meiner Messer bestehen den Haartest nur mit Ach und Krach oder gar überhaupt nicht und sind trotzdem mit meine besten Rasierer.

Ist also eine nette Hilfe, mehr aber auch nicht.
Ich verlasse mich meist sowieso eher auf die Daumenspitze und mein Gehör. Das geht genau so gut und braucht weniger Haare.

redmatze

Ich sehe es ähnlich, für mich ist es eine  Orientierungshilfe (ist aber  immer wiederschön anzusehen ;D) und sonst nix.
Eine Proberasur ist für mich unumgäglich, wenn das Messer einen neuen Besitzer bekommen soll, es sei denn er wills ohne, was ich aber nicht empfehle.
gruss
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

lesslemming

Hier wird der Haartest in einem Buch aus 1939 erwähnt
und schon damals mit gebührenden Einschränkungen

http://www.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008945/images/
seite 57
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

Sockenbart

Aber ganz genau so wie der Harry das beschreibt deckt sich das mit meinen Erfahrungen. dh:
Wenn der HT funkt is gut, wenn nicht is auch Wurst.
Soll kein Anfänger deshalb gleich die Flinte ins Korn werfen weil der so Oberwichtige HT nicht gelingen will.
Irgendwann nach einiger Zeit des schärfens und einigen Messern stellt sich das dann von ganz allein ein.
Ist dann gar nicht mehr zu verhindern. ;)

LG.Socki
Heute schon rasiert ? 

schlenk

Zitat von: lesslemming am 07. Oktober 2009, 09:55:56
Hier wird der Haartest in einem Buch aus 1939 erwähnt
http://www.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008945/images/
Interessante Lektüre, lesslemming!!! "Das Streichen auf Pastariemen ist weder dem Fachmann noch Selbstrasierer zu empfehlen."... :o
Aber das ist schon wieder ein anderes Thema... ;)
gruesse von schlenk

Pepe

Zitat von: schlenk am 07. Oktober 2009, 14:10:01
Zitat von: lesslemming am 07. Oktober 2009, 09:55:56
Hier wird der Haartest in einem Buch aus 1939 erwähnt
http://www.digitale-sammlungen.de/~db/bsb00008945/images/
Interessante Lektüre, lesslemming!!! "Das Streichen auf Pastariemen ist weder dem Fachmann noch Selbstrasierer zu empfehlen."... :o
Aber das ist schon wieder ein anderes Thema... ;)

Off Topic: das Lesen dieses Buches ist JEDEM ambitionierten Rasiermesserfreund sehr zu empfehlen!!
Ich selbst habe es vor geraumer Zeit auf der HP von UbuRoy  "entliehen"  o)

gonzofant

ZitatInteressante Lektüre

aber das ist in dieser Altdeutschen Schrift doch unlesbar...
"Was es alles gibt, das ich nicht brauche."
(Aristoteles)

muckerhase1966

Früher war vieles gut, und das wäre es heute immer noch, wenn man die Finger davon gelassen hätte! (Jochen Malmsheimer)

lesslemming

Zitat"Das Streichen auf Pastariemen ist weder dem Fachmann noch Selbstrasierer zu empfehlen."
Ich nehme daher an, dass die erhältlichen Pasten zu der Zeit von niedrigster Qualität waren,
was mich nicht wundern würde

p.s: @gonzofant: Die altdeutsche Schrift ist der derzeitigen Schrift sehr ähnlich,
nur einzelne Buchstaben sehen befremdlich anders aus. Wenn man darüber hinwegliest geht es
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

Sparschäler reloaded

An die Schrift gewöhnt man sich schnell. Wenn ich mit der rechten Maustaste klicke, bietet mir ein Popup einen PDF Download an (mit dem Hinweis "oben rechts"). Bin ich blind, oder gibt es keinen PDF-Download?

Pepe

...über kaum ein Thema ist so viel und so oft debattiert worden.
Für mich persönlich gehört der Haartest zum Abschluß eines Schärfvorgangs dazu.
Es ist EIN schöner Indikator dafür, ob ich auf den Steinen, dem Pastenriemen und dem Glattleder zunächst mal alles richtig gemacht habe. Der entscheidende Faktor aber ist und bleibt die Rasur!
Nur die gibt Aufschluß darüber, ob ich persönlich ein Messer als "rasurfertig" (sanft + gründlich) einstufe oder nicht.

NS: (Eine viel wichtigere Rolle spielt der Unterarm-Haartest nach dem 1000er Schärfstein...wenn man den nämlich außer Acht lässt, hat das ggf. zur Folge, dass die Folgebemühungen auf den feineren Steinen und dem Leder für die Katz' sind...)


H. Herdick

Zitat von: Pepe am 07. Oktober 2009, 15:36:54(Eine viel wichtigere Rolle spielt der Unterarm-Haartest nach dem 1000er Schärfstein...wenn man den nämlich außer Acht lässt, hat das ggf. zur Folge, dass die Folgebemühungen auf den feineren Steinen und dem Leder für die Katz' sind...)



Obwohl ich noch nicht so viele Messer geschärft habe, auch meine Erfahrung. Nach dem 1000er Schärfstein immer der Unterarm-Haartest. Die nächsten Steine erklären sich dan von selber. Eigentlich alle Messer (bis jetzt) schaffen dann den Haartest - sehr glatte, Chinesische Haare. Wunderbare indikation.
Schönen Gruss,
Hermann

--------O rijkdom van het onvoltooide.--------

srge01

also zu thema haartest kann ich sagen,dass jedes messes,welches bei mir gut rasiert den haartest besteht...
somit ergibt sich für mich,dass ein gutes messer,welches ein guter rasierer ist auch immer den haartest besteht...ich hatte messer,die diesen nicht bestanden haben,ergo,die rasur war auch nicht so dolle!

Tortyfumi

#14
Zitat von: H. Herdick am 07. Oktober 2009, 16:05:37
sehr glatte, Chinesische Haare. Wunderbare indikation.

Asiatische Haare sind sehr dick und rund. Aus ihnen werden Weltweit die meisten hochwertigen Perücken Hergestellt.
Ich glaub mit deinem lichten Kopfhaar bist da besser bedient. ;D

Ich nehm auch mein immer lichter werdendes Haupthaar, das ist schon schön Dünn o) dr:

Mein 7/8er Friodur besteht den Haartest nur spärlich, ist aber einer meiner sanftesten und gründlichsten Rasierer.
Mein 6/8 Friodur meistert den Haartest mit bravur, ist zwar gründlich, aber von sanft merke ich garnichts.
Es ist das schlimmste Messer, bei dem immer reizungen am Hals bleiben, nach dem kann ich nur Balm benutzen, oder es bleibt eine Rötung am Hals!