Was ist so faszinierend am Messer /der Messerrasur?

[Tim Buktu]

Viel mehr kann ich meinem Vorschreiber nicht hinzufügen.
Nur noch die Tatsache, dass sich mit den Messern eine ehemals lästige Verrichtung am Morgen in einen Genuß verwandelt hat, den ich nicht mehr missen möchte.
Und noch ne Kleinigkeit: Endlich kann ich Gesammeltes und Gejagtes auch regelmäßig nutzen! 

[Der Moloch]

Ich bin ein Mensch, der im Leben schon immer viel zu früh zu vieles aufgegeben hat. Wenn es nicht sofort funktionierte, stellte sich bei mir totale Frustration ein, ich fand 1.000 Gründe damit aufzuhören und stürzte mich in das nächste Abenteuer, was auch all zu bald wieder aufgegeben wurde.

Nachdem ich die Hobelrasur gemeistert hatte, stellte sich das Messer als logische Konsequenz dar. Im Gegensatz zum Hobel war hier der Einstieg auch nicht so leicht. Wieder kam das Bedürfnis auf, das Teil sofort wieder einzupacken und direkt weiterzuverkaufen. Doch ausnahmsweise widerstand ich diesem ersten Instinkt, obwohl er ziemlich stark war (Macht der Gewohnheit). Erstmal schickte ich das Messer zu einem erfahrenen Mitglied (Danke nochmal, Bartisto), damit er es als Fehlerquelle auschließen und auf Liebhaberschärfe bringen konnte. Nun habe ich es seit letzter Woche wieder zurück und es liegt ganz an mir. Das Messer ist in einem Zustand, den man nicht weiter verbessern kann. Funktioniert es jetzt nicht, liegt es ganz allein an mir, ich kann niemand anderem die Schuld geben (worin ich auch immer sehr gut war). Des Weiteren muss ich auch beachten, dass eine Rasur mit einem perfekten Messer alles andere als gut sein kann, weil ich es falsch handhabe. Somit sind natürlich auch die ersten Eindrücke wieder entmutigend, weil ich noch zu viele Fehler mache. Jedoch erkenne ich bereits jetzt, wie es von mal zu mal ein wenig besser wird und dass es alles eine Frage der Geduld ist. Mit der Zeit wird es besser und ich werde es meistern.

Jetzt gilt es, diese Einstellung auf mein restliches Leben zu übertragen und es endlich in den Griff zu bekommen. Auch hier zeigen sich erste Fortschritte. Ich arbeite wieder nach langer Depression, bin jetzt von meinem Wochenendalkoholismus abgekommen und sehe wieder Licht am Ende des Tunnels. Bin zwar erst 26, aber früher hab ich immer gedacht, mein Leben wäre schon vorbei. Im Oktober möchte ich hier in Münster Biowissenschaften studieren.

Es geht also aufwärts.

[NegatroN]

Harter Tobak, aber sehr gut, dass du das Problem angehen willst. Und wenn dir sowas (an sich banales) wie Messerrasur dabei hilft - umso besser. Manchmal sind es die einfachen Dinge, die den Ausschlag geben.

Ich wünsch dir viel Erfolg, nicht nur beim Messer!

[Lord Vader]

dem möchte ich mich anschließen und drück dir auch ganz fest die daumen!

lg

lord vader

[kw]

Was so faszinierend ist? Für mich war es schlichtweg die Herausforderung und habe heute morgen meine erste Rasur unblutig zu Ende gebracht. Nicht gründlich, aber vollständig mit dem Messer. Der nötige Respekt war vorhanden, aber ich hätte den Versuch nicht gestartet, wenn ich nicht die Messer von meinem Schwiegervater bekommen und Pepe sie mir geschärft hätte.

Ich werde es in Ruhe weiter versuchen, aber nichts erzwingen. Und wenn es am Ende nur eine Muse bleibt, gibt es immer noch genug Hobel & Klingen.

[Pepe]

Was so faszinierend ist? Für mich war es schlichtweg die Herausforderung und habe heute morgen meine erste Rasur unblutig zu Ende gebracht. Nicht gründlich, aber vollständig mit dem Messer. Der nötige Respekt war vorhanden, aber ich hätte den Versuch nicht gestartet, wenn ich nicht die Messer von meinem Schwiegervater bekommen und Pepe sie mir geschärft hätte.

Ich werde es in Ruhe weiter versuchen, aber nichts erzwingen. Und wenn es am Ende nur eine Muse bleibt, gibt es immer noch genug Hobel & Klingen.

kw: gibt es eine Fortsetzung bei der Messerrasur oder war der Rasurbrand sooooo schlimm? 

[kw]

Haut hat sich wieder erholt und am WE hatte ich einen weiteren Versuch in Ruhe geplant. Bis dahin werde ich noch an den Vorbereitungen und am Handling arbeiten.

[Pepe]

Haut hat sich wieder erholt und am WE hatte ich einen weiteren Versuch in Ruhe geplant. Bis dahin werde ich noch an den Vorbereitungen und am Handling arbeiten.

na super, deann sieh zu, dass kein Besuch, keine Handwerker, Möbelpacker, Ehefrau, Nachbarn oder sonst wer stört. Dann haut das schon hin.
hast Du dich schon für ein Messer entschieden?

[kw]

Das 5/8 "Ern" hatte ich noch nicht. Vom Gefühl würde ich aber auch ganz gerne mal das 4/8 Inox von Weltmeister nehmen, weil sich die Klingengröße harmonischer anfühlt.

[Pepe]

Das 5/8 "Ern" hatte ich noch nicht. Vom Gefühl würde ich aber auch ganz gerne mal das 4/8 Inox von Weltmeister nehmen, weil sich die Klingengröße harmonischer anfühlt.

also "raten" würde ich Dir zum ERN...aber letztlich musst Du das natürlich entscheiden.
Hast Du eigentlich die restlichen Messer schon 'end-geledert' ?

[kw]

Ich hatte mich mal an besagtem Inox versucht und fand das Ergebnis nicht schlecht. Den Haartest hat es so halbwegs geschafft, denke aber, es geht noch besser. Da die Messerei bisweilen ein Nebenprodukt ist, sehe ich auch keine Eile. Aber das kann sich ja ändern.

OT: ich habe im Moment leider nicht so viel Zeit dafür übrig. Mit meiner derzeit regen Teilnahme kompensiere ich die zukünftigen Wochen, in denen ich vermutlich kaum noch Gelegenheit haben werde. Job halt...

[Pepe]

OK ...und zum "Messern" sollte man sich definitiv Zeit nehmen, sonst wird datt nix

[Lord Vader]

OK ...und zum "Messern" sollte man sich definitiv Zeit nehmen, sonst wird datt nix

das kann  ich nur unterstreichen. zudem sollte man auch am anfang ein paar fehler einkalkulieren, die zu kleinen schnitten/cuts führen. die sind zwar (bei mir) fast immer binnen 2 tage verschwunden, wer diese zeit jobbedingt nicht hat, sollte sich allerdings dieser gefahr bewusst sein!

[kw]

@Pepe & Lord Vader: kleines Missverständnis, die wenige Zeit bezog sich auf die Board-Teilnahme. Für die Rasur generell, gerade für's Messer, habe und nehme ich mir die notwendige Zeit.

[Rockabillyhelge]

Ein alter Thread der mir selbst nur durch Zufall aufgefallen ist und bei dem ich mich irgendwie frage, warum hat so lange keiner geschrieben  ?

Was ist faszinierend für mich an der Messerrasur? Eine Frage bei der ich etwas ausholen muss.
Begonnen habe ich, wie der ein oder andere weis mit einer Unzahl an Hobeln, bei jedem auf der Suche nach dem einen, nach dem Hobel der das für mich notwendige Maß an Abenteuer und täglicher Verlässlichkeit bietet und naja, es sind sehr viele geworden, sehr sehr viele 
Viele Hobel sind dabei die ich täglich nutzen könnte, die mir Wahnsinnsrasuren aber auch  Horrorrasuren beschert haben, aber irgendetwas hat bei fast allen (ausser einem einzigen den ich jetzt nicht namentlich nennen möchte, der Genobanquier wird es aber wissen  ) gefehlt, was genau, das enttäuscht jetzt sicher, ich weis es nicht. Vielleicht ist es dieses gewisse Mojo, dieses Gefühl mit dem Werkzeug eins zu werden, schwer zu beschreiben aber ich glaube das viele dieses Gefühl kennen aber auch nicht wirklich beschreiben können.

Neben den Hobel habe ich schon früh Messer "gesammelt", alles zusammengerafft und ergattert was mir unter die Finger kam, was eigentlich Schwachsinn war, hatte ich doch aus einer panischen Angst vor Schnittwunden nie wirklich vor mich mit dem Messer zu rasieren (und schon gar nicht Messer zu schleifen oder zu restaurieren).
Nun ja, wenn man ein Spielzeug hat, dann spielt man und nach vielen vielen Trockenübungen im Gesicht, und dann war es soweit das ich mich an einen guten Freund gewendet habe (er erinnert sich sicher an den Biergarten  ) der meinen Messern die notwenige Schärfe verlieh naja, und dann fing es irgendwie an, zuerst holperig, ruppig aber immer gründlicher und sicherer werdend.
Das war der erste Start und die Phase simultanen Messer- und Hobelgebrauchs, der Knackpunkt, quasi der Tropfen der das Faß zum überlaufen brachte war der Beginn des Schärfens und das Ausprobieren einer deutlich dreistelligen Menge an Messern, alle Schliffe und Größen und ich wurde von einer schier wahnsinnigen Dimension unterschiedlicher Charaktere des Werkzeuges an sich, Verhalten auf der Haut, optisches Wohlempfinden oder Abneigung ums kurz zu sagen, der ganze Kram wie bei den Hobeln fing aufs neue an 
Wobei ich nicht alleine war, manchmal pusht man sich mit Freunden (einem sehr guten Bäcker  ) auf dem gleichen Weg, was dann gleich doppelt Spaß macht.
Testen, wachsen lassen, testen, schleifen und irgendwie, ja irgendwie keine Angst mehr vor Schnitten, die Klinge direkt auf der Haut, spür- und hörbar was falsch läuft, ohne Kompromiss, das mag ich, das fasziniert mich 

Daneben fasziniert mich der traditionelle Charakter der Messerrasur, die technischen Aspekte, die haptischen Empfindungen und die Individualgeschichte der Messer die ich nutze, es macht mich einfach (zumeist) glücklich mich mit ihnen zu rasieren, nicht das mich
Hobel unglücklich machen würden, ich liebe sie ebenfalls, aber das Messern, es hat etwas, es ist zu einer Leidenschaft geworden