Kreuztechnik beim Ledern ohne Bild erklärt

Begonnen von heikofolkerts, 15. März 2017, 17:44:29

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heikofolkerts

Hallo zusammen,
vor meiner ersten Messerrasur mus ich mich um das Abledern kümmern. Ich weiß um die vielen und guten Anleitungen hier im forum und im Nachbarforum. Leider erklären sie die Kreuztechnik nur mit Bildern - und das nützt mir blind leider nix. Da mein Riemen nur 4,5 CM breit ist, komme ich nicht drum herum.

Kann mir also jemand bitte versuchen das ganze textuell zu beschreiben? Geht es dabei darum, das Messer während eines Zuges über das leder konstant in einegesissen Schräge zu halten, oder muss sich der Winkel während des zuges ändern?

VG

Heiko

titanus

Moin Heiko,

ich versuche es mal:

Du spannst den Riemen recht ordentlich.
Soll nicht sehr stark durchhängen.
Dann legst du das Messer auf. Durch den leichten Durchhang hast du jetzt eine kleine
ledernde Wirkung.
Starker Durchhang führt zu verrundeter Facette.
Dann legst du an der Spitze passend auf und ziehst (das Messer immer 90° zum Riemen) schräg nach hinten,
damit am Ende der Bewegung die Untere Kante der Klinge gerade noch erwischt wird.
Rückbewegung genau so.
Wenden über den Rücken!
Beim nächsten Zug fängst du mit der unteren Kante des Messers an und bist am Ende des Zuges an der Spitze.
Verständlich?

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Elias

Hallo Heiko,
ich versuche es mal. Du hast den gespannten Riemen vor dir. Das Messer in der rechten Hand. Du legst das Messer nun flach auf den Riemen. Der Meserrücken zeigt Richtung Halterung des Riemens. Also nicht Richtung Hand, mit der du den Riemen hältst. Da das Messer länger ist als der Riemen, liegt nun entweder der Kopf des Messers nicht auf dem Leder oder das hintere Drittel des Messers nicht auf dem Leder. Oder aber sowohl ein Stück vom Kopf, als auch vom hinteren Ende liegen frei. Versuche nun, den Hinteren Teil des Messers so auf das Leder zu legen, dass er mit dem Leder abschliesst. Das Messer liegt dann richtig, wenn du mit den Fingern, die das Messer am Griff halten,  die Lederkante spürst. Der Kopf liegt jetzt also nicht auf dem Leder. Nun wird es etwas schwerer: Du ziehst das Messer nun langsam nach oben und gleichzeitig einige Millimeter nach rechts. So wie man beim Schach mit dem Bauern einen anderen Bauern schlägt. Je höher du auf dem Lederriemen nach oben und diagonal nach rechts ziehst, desto mehr Kontakt hat der Messerkopf, der bis jetzt ja noch nicht auf dem Riemen war, zum Leder. Bist du nun oben auf dem Lederriemen angekommen, müsste nun der Messerkopf flach auf dem Leder liegen, und dafür der hintere Teil des Messers (am Griff) nicht mehr. Jetzt erst drehst du das Rasiermesser über den Rücken an, ziehst nach links und legst das Messer wieder auf dem Leder ab. Nun liegt der Kopf wieder frei und der hintere Teil des Messers wieder auf dem Leder. Wieder spürst du mit deinen Fingern die das Messer halten, die Lederkante. Der Messerrücken zeigt nun nach unten Richtung Haltehand (wo du den Abziehriemen hältst und spannst). Aus dieser Position ziehst du nun nach unten und gleichzeitig langsam diagonal nach rechts. Sondass der Kopf zunehmend Kontakt zum Leder bekommt und der hintere Teil des Messers den Kontakt zum Leder verliert. Während der ganzen Zeit liegt das Messer flach auf. Der Winkel ändert sich zu keinem Zeitpunkt.
Puh...gar nicht so einfach. Ich hoffe das ist einigermassen hilfreich.
Liebe Grüsse
Elias

Matthias R.L.

Es geht aber auch ohne Kreuzschliff.
Mein Messer ist auch etwas länger als der Lederriemen breit ist (der ist allerdings 6 cm breit), ich ziehe das Messer schräg über den Riemen, so dass permanent die komplette Schneide aufliegt.
Das hat meiner Meinung nach den Vorteil, dass die Klinge gleichmässig abgezogen wird. Beim Kreuzschliff ist der mittlere Teil deutlich länger mit dem Riemen in Kontakt als die beiden Enden, da berührt das eine Ende ja nur am Anfang, das andere nur am Ende den Riemen.
Bei deinem schmaleren Lederriemen müsstest du das Messer halt entsprechend schräger halten.
Aber blind und Messerrasur ?
Kompliment und allergrössten Respekt.
Gruss aus dem Hunsrück, Matthias

heikofolkerts

Hallo zusammen,
danke für die ausführlichen Anleitungen. Besonders die zweite Beschreibung finde ich sehr plastisch. Die erste wirkliche Messerrasur steht zwar noch aus, aber mit der Bluebeards-Shavette habe ich keine Probleme gehabt bzw. keine Schnitte.

Interessant wäre noch, woran man merkt, dass man mit dem Ledern fertig ist - meist prüfe ich die Schärfe von Messern durch vorsichtiges streichen mit dem Finger quer über die Klinge.

VG

Heiko

Iltis

Hallo Heiko,

Erstmal, alle Achtung!, das du mit ein Shavette ohne Sicht und Verletzung rasieren kannst finde ich wahrlich bewundernswert.
Zum Thema Kreuztechnik - da ist alles geschrieben worden, das nötig ist; ich halte ein quer-über-den-Leder ziehen für sinnvoll, auch wenn der Riemen breit genug ist, weil dadurch gewehrleistet wird das jedes Teil die Schneide in Kontakt mit dem Leder kommt. Bei der minimale Druck beim ledern muss das bei gerade Züge nicht immer der Fall sein, also halte ich die Kreuztechnik für besser.
Wann ist man mit ledern fertig? ich glaube, das kann man nicht spuren - ein gut geschärftes Messer "zischt" hörbar beim ledern, aber ändern tut sich weiter nichts, egal ob man 10 oder gar 100 Züge macht. Im Normalfall bei die Rasur langen ein Dutzend Züge - ich mache in der Regel 13, weil es Glück bringt.

Ich hoffe, das hilft.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Dullblade

Zitat von: heikofolkerts am 15. März 2017, 20:41:43

Interessant wäre noch, woran man merkt, dass man mit dem Ledern fertig ist - meist prüfe ich die Schärfe von Messern durch vorsichtiges streichen mit dem Finger quer über die Klinge.

VG

Heiko


die Schärfe mit dem Daumen bei einem Rasiermesser zu prüfen  ist nicht die beste Idee, da diese Prüfung die empfindliche Schneide schon wieder verschlechtern kann. Im besten Fall bringst Du die eben gelederte Schärfe wieder auf den Stand vor dem Ledern zurück...