Hilfe bei der Identifizierung von Steinen

Begonnen von Waldi, 04. März 2016, 15:52:29

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Waldi

Im Grunde eine peinliche Geschichte, aber es hilft ja nichts:

Der Teufel ist bekanntlich ein Eichhörnchen und so hat er mir vor kurzem einen Top-Finisher zugespielt. Mir, der ich nie mit dem Schleifen anfangen wollte o). Es macht mir einfach keinen Spaß (dazu unten mehr). Aber letztlich gehört es zur Messerrasur dazu und so etwas lehnt man nicht ab und gibt es auch nicht wieder aus der Hand.

Nun habe ich mich im Laufe der Jahre immer mal wieder an das Thema ranbegeben, zunächst in Sachen Küchenmesser, dann in Sachen Holzwerkzeug und ich habe jedesmal den ein oder anderen Stein gekauft. Aber ich bin mit dem Schleifen und Schärfen trotz mehrerer Anläufe irgendwie nie richtig warm geworden. Schlussendlich landeten die Steine alle in einer Ecke meiner kleinen Holzwerkstatt, Hobelklingen, Beitel, Küchen- und bisher auch das Rasiermesser, habe ich weggegeben, wenn sie geschliffen werden mussten.

Nun möchte ich das Thema zumindest hinsichtlich der Rasiermesser doch nochmal angehen und habe mir meine Steine hervorgeholt - und mit Erschrecken festgestellt, daß ich nur einen noch halbwegs sicher identifizieren kann. Bei den anderen bin ich sehr unsicher und es würde mich sehr freuen, wenn Ihr mir da weiter helfen könntet:

Stein No. 1 habe ich vor 20 Jahren bei Carl Herlitzius in Münster mit meinem ersten vernünftigen Kochmesser gekauft. Da ich glücklicherweise die Verpackung noch habe, konnte ich googeln und bin mir ziemlich sicher, daß es sich um einen Naniwa "Lobster" MS-20 handelt, der eine 1000er Körnung auweist. Gehe ich recht in der Annahme, daß ich den zum Setzen der Facette verwenden kann?


Stein No. 2 lässt mich hingegen rätseln. Ich meine mich zu erinnern, daß ich ihn vor etwa 6-8 Jahren bei Schmid gekauft habe, um nach dem Hummer Beitel und Hobelklingen fein abzuziehen. Ich meine mich ferner zu erinnern, daß er eine 6000er Körnung hat. Unglücklicherweise habe ich die Verpackung nicht mehr und war auch nicht so pfiffig, den Stein zu beschriften. Auch ist der Halter nirgends beschriftet: was könnte das sein? Im Gegensatz zu der Bildschirmdarstellung ist der Stein gelblich-beige.


Stein No. 3 stammt meiner Erinnerung nach ebenfalls von Schmid. Die einfache Pappschachtel ist nicht beschriftet. Könnte es ein "Sun Tiger" sein? Aber welche Körnungen? 1000/6000?


Bei Stein No. 4 liegt die Sache ein bisschen anders: ich habe ihn vor ein, zwei Jahren beim Aufräumen im Keller gefunden. Nach Angaben meines Vaters gehörte er meinem Großvater, der darauf die Schneidwerkzeuge der Familie scharf gehalten hat (v.a. Küchenmesser). Die Schleiffläche ist relativ klein (ca. 12x4-5cm). Wenn er damit nicht nur "Hümmelchen" (aka Schälmesser) geschärft hat, hatte der Mann was drauf. Schade, daß er gestorben ist, als ich erst 13, 14 war, der hätte mir was beibringen können. Aber ich schweife ab: der Stein erscheint mir relativ fein, die Farbe würde ich als graubeige beschreiben (der bläuliche Ton auf der Schleiffläche stammt vom Metallabrieb) und wirkt an den nichtgeschliffenen Seiten fast wie ein Sandstein. Was könnte das sein?

Oberseite:


Seite:


Unterseite (leider unscharf):


Kann es sein, daß ich mir dem kürzlich aufgetauchten, alten Thüringer eigentlich alles habe, um Rasiermesser zu schleifen?

doorsch

Sorry bei den künsltichen Fall ich raus....

der Unterste sieht nach einen Schiefer aus. Könnte ein Thüringer sein...

jollo74

Hallo,

Nr. 3 sieht mir sehr nach einem "Abziehstein Zische Korund Kombi FEPA 120/280" (ca. 240/600 JIS) aus.

Nr. 4 sieht mir ehrlich gesagt nicht so sehr wie ein richtiger Schleifstein aus...

LG
Jörg

titanus

Die Sun Tiger sind beide braun; einer etwas rötlicher.
Das kann also keiner sein.

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Siegburger

Ne schöne Jrooß ahn all die, die unfehlbar sinn.

Waldi

Zitat von: jollo74 am 05. März 2016, 10:05:32
Nr. 3 sieht mir sehr nach einem "Abziehstein Zische Korund Kombi FEPA 120/280" (ca. 240/600 JIS) aus.
Ah, jetzt, ja! Gekauft vor Jahren bei Scherenka**.de! Zum Schärfen von Gebrauchsmessern mit diesem Stein und einem kleinen Leder mit Diamantschleifpaste. DANKE! Stein ist jetzt beschriftet o).

Bisschen was zum Schmunzeln: gestern Abend habe ich in der Annahme, daß es ein Kombistein irgendwo um 1000/6000 ist, einem der alten Messer (konkret dem Wiener Schaber von Lutz) nach der Reinigung auf der roten Seite eine neue Facette verpasst und dort geschliffen, bis der Haartest am Arm klappte. Danach etwa 40-50 Schübe auf der weißen Seite, dann auf einen Thüringer, dann 100 Züge auf dem Leder. Was soll ich sagen: das Messer rasierte (im Nachhinein: erstaunlicher Weise)! Nicht sanft, aber es ist recht schmal und allenfalls halbhohl, d.h. selbst "richtig" scharf dürfte es eher direkt zu Sache gehen. Jedenfalls: dafür, daß ich es noch nie gemacht habe - und das mit DER Steinkombination, natürlich ungeplant und ohne irgendwelche Anreiber -  finde ich das schonmal ermutigend

Zitat von: jollo74 am 05. März 2016, 10:05:32
Nr. 4 sieht mir ehrlich gesagt nicht so sehr wie ein richtiger Schleifstein aus...
Dochdoch, daß ist ein richtiger Schleifstein, allerdings nicht als Scheibe geschnitten, sondern lediglich an einer Seite geplant. Irgendetwas ziemlich feines. In der Textur erinnert er wirklich ein bisschen an den oben erwähnten Thüringer, der mir kürzlich zugelaufen ist. Dieser ist allerdings dunkelgraublau, während der Stein vonOppanoch eher graubeige ist.

doorsch

Zitat von: doorsch am 04. März 2016, 16:45:34
der Unterste sieht nach einem Schiefer aus. Könnte ein Thüringer sein...

Um die Aussage nochmal zu verdeutlichen, das ist ein Thüringer Brocken mit natürlich belassener Rückseite. Fand die beiden optisch sehr änhlich. Letztendlich muss man es testen, obwohl Schiefer an sich nicht schwer zu identifizieren ist...


Waldi

Hat irgendjemand noch eine Idee zu dem gelblichen Kunststein (No. 2 in meiner Aufzählung)?

Waldi

Konnte es selbst herausfinden: Naniwa Homestone 3000 JIS.

Stratocaster

Hi Waldi,
so schlecht ausgestattet bist du doch gar nicht. Hast du dir denn inzwischen einen GBB bestellt? - Berichte doch mal weiter, ob und wie du damit zufrieden bist

Waldi

Jau, habe ich ;D. Mehr dazu gibt's bald in den passenden threads.

Waldi

Der von meinem Großvater geerbte Stein lässt mich noch nicht ganz los. Einige meinten hier, daß es sich um einen Schiefer, mutmaßlich aus Thüringen handeln könnte. Ich habe nun in den letzten Tagen zig Bilder verschiedenster Steine angesehen, etwas Vergleichbares war aber nicht dabei. Ich erlaube mir daher, hier nocheinmal Bilder einzustellen und bitte die Natursteinkenner noch einmal herzlich, einen Blick drauf zu werfen.

Noch etwas zum Hintergrund: mein Großvater war Schlosser und hatte m.W. beruflich für diesen Stein keine Verwendung. Sein Großvater war allerdings Schumacher. Dieser verstarb in den 1870er Jahren in Ostpreußen. Sein Sohn, der Vater meines Großvaters, zog danach als junger Mann von dort ins Ruhrgebiet um auf dem Pütt zu arbeiten (ebenfalls als Schlosser). Ein bisschen Schumachern konnte auch mein Großvater noch (für den Hausgebrauch) und er hatte dazu ein paar Werkzeuge, die wohl sein Vater mitgebracht hat, die aber von dessen Vater (also meinem Ururgroßvater) stammen dürften. Ich vermute daher inzwischen, daß der Stein aus dem letzten Drittel des 19. Jh. stammt und in Ostpreußen erworben wurde. Vielleicht macht das verständlich, warum ich hier insistiere.

Ich habe den Stein heute abgerichte, zunächst auf 120er, dann auf 400er Nassschleifpapier. Der Stein erscheint mir ordentlich hart. Der Abtrag ist sehr fein, milchig bis sehr hell grau (je nach Dicke des slurry) und hat eine fast seifige Konsistenz.

Der Stein hat im Anschliff ein wolkiges oder marmoriertes Aussehen, die farben changieren zwischen dunkel- und mittelgrau sowohl mit leicht bläulichem, als auch mit leicht grünlichem Stich und es befinden sich darin runde orangene Einschlüsse (Eisenoxid?) und ein paar schwarze Streifen (Mangan?). Außen ist der Stein eher beige-grau.

Bild mit Slurry (vom Planen), an den Rändern bereits eingetrocknet (Wind&Sonne)


Oberseite nach 120er Papier, nass


Oberseite nach 120er, trocken


Unterseite (diesmal schraf...)


Seite


Oberseite nach 400er Papier, trocken


Irgendwer hier Geologe? Im Ernst: ich will niemandem auf den Keks gehen, aber zum einen hänge ich dran und zum anderen habe ich bisher schlicht nirgends einen solchen Stein gesehen. Selbst wenn das Ergebnis lautet: "minderwertiger Thüringer" (das waren alles keine reichen Leute...), es würde mich einfach interessieren.

Geier0815

Schreib mal BastelWastel an ob das evtl ein Belgier ist. Farbe, Slurry und die Bruchkanten sehen für mich danach aus.

doorsch

Also absolut unwahrscheinliche Stuktur und Erscheinung für einen Belgier, es könnte wie bereits gesagt schon eine Art Schiefer sein auch wenn mich
die Farbgebung und Konsistenz des Slurrys eher an einen Sandstein erinnert....

Ich schließe mittlerweile eigentlich auch einen Thüringer aus, dafür sieht mir der Stein nun im genauren betrachtet ebenfalls zu untypisch aus.
Ich habe einen Stein der diesem Stein sehr ähnlich ist, ich kann aber zu 100% ausschließen das es das gleiche Material ist.
Mein Stein ist ein Colorado Schiefer ich setze später gerne mal ein Foto hier rein...


strawinski

bei Deinem letzten Stein vom Großvater scha mal bitte unter Henk Bos nach. http://bosq.home.xs4all.nl/info%2020m/grinding_and_honing_part_1.pdf

Er hat alle europäischen Steine gesammelt und klassifiziert. Eigentlich müsste deiner mit drin sein.....
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.