Bau einer Kamisori Box - Rasiermesserbox / Schatulle nach klass. Vorbild

Rockabillyhelge · 27. Januar 2016, 23:07:31

Da es nun ja bei mir ein paar Kamis mehr geworden sind und die jetzige Art der Aufbewahrung (nutze zwei französische Rasiermesserablage zu je 6 Fächern) zwar praktikabel aber eher unpraktisch ist, habe ich im Netz nach einer Aufbewahrungsmöglichkeit gesucht wie sie evtl. auch in Japan früher benutzt wurde.
In der Bucht bin ich fündig geworden und habe Boxen nach dem System unserer bekannten Rasiermesserboxen (z.B. bei 7-Tage Sets) gefunden, anstatt der reinen Aussparungen für die Rasiermesserenden wurden hierbei lediglich Klemmen genommen in welche man das Kamisori legen kann.

Aber nun die DIY von Anfang an, so sah alles ganz zu Anfang aus:

Eine passende Box, Stoff zum Beziehen, Pappe für die Innenseiten zum Beziehen und Watte zu ausstopfen, daneben werden noch ein paar Leisten gebraucht die nicht im Bild sind, ebenso wie die Veloursfolie zum Auskleiden des Innenraums (anderen evtl. unter Selbstklebendem Samt bekannt, bekommt man auf großer Rolle für unter 10€ im Baumarkt bei den Klebefolien).

Der Beginn der ganzen Aktion war das Entfernen der Beschläge, diese sind bei vielen Boxen eingeschlagen, entsprechend vorsichtig muss man beim Entfernen vorgehen.
Ursprünglich wollte ich sie wieder richten und wieder benutzen, hat aber nicht mehr wirklich geklappt, daher habe ich neue genommen.
Das Entfernen der Beschläge ist nicht unwichtig da die bezogene Box durch den Stoff mehr Platz am Scharnier braucht, das ist natürlich abhängig vom verwendeten Bezugsmaterial, wenn man z.B. Schmuckpapier nimmer wird ein entfernen der Beschläge nicht unbedingt nötig sein.

Schritt zwei war das Belegen der Box mit etwas Stoff (in diesem Falle Jeansstoff einer alten Hose die bereits für ein Messeretui an Länge eingebüßt hat) damit sie nachher etwas
stoßfester wird, hierfür habe ich die Box großzügig mit Prittstift eingestrichen und den Stoff überlappend aufgeklebt, den Überstand habe ich am nächsten Tag mit einem scharfen
Teppichmesser abgeschnitten.
Der Jeansstoff ist praktikabel, beim nächsten Mal würde ich aber dünnes Moosgummi nehmen, lässt sich etwas besser schneiden und hat den Vorteil das es nicht ausfranst.

Schritt drei war das Bespannen mit dem gewünschten Deckstoff, in meinem Falle war bzw. ist das ein karierter, sich nicht dehnender (ein wenig dehnt er sich naturbedingt immer, wichtig ist das man keinen Strech o.ä. nimmt da sich ein solcher Stoff mit Muster schlecht spannen lässt ohne das Muster zu verziehen) Baumwollstoff der in seinem Muster und seiner Farbe dem japanischen Vorbild aus den 50er/60er nahe kommt.
Zum Verkleben habe ich die Flächen mit Jeans wieder mit Prittstift eingestrichen und die Oberkanten sowie die Innenkanten der Box mit Tesa-Doppelklebeband (ist ganz praktisch und lässt sich noch eine zeitlang entfernen, habe diesen gewählt da er mit der Breite des herkömmlichen Tesafilms sich auch vom Roller abziehen lässt) belegt, die Kanten mussten dann einfach umgelegt und zurecht gerückt werden. Wichtig ist das man sich vorher Gedanken macht wie man die Ecken bündig hinkriegt, bei mir wars Versuch und Irrtum bis es geklappt hat, es gibt dort sehr unterschiedliche Möglichkeiten.

Ende Teil 1, Teil 2 folgt sogleich

Rockabillyhelge · 27. Januar 2016, 23:30:10

Es folgte der Versuch ein mit Watte gepolstertes Inlay zu basteln, dieses habe ich nachher dann aber doch nicht eingebaut da es meines Erachtens nix geworden ist, der Vollständigkeit halber möchte ich euch trotzdem zeigen wie ich es versucht habe damit zu sehen ist wie man es besser nicht macht.
Hierfür habe ich passend zur Deckel- & Bodeninnefläche eine Pappe ausgeschnitten, diese mir Watte beklebt und wollte dann Futterstoff drüber ziehen, da ich aber die Pappe zu weich gewählt habe und auch die Verklebung auf der Watteseite nicht durchdacht war (die Watte war teils auf die Klebestreifen gekommen) sah es wirklich übel aus.
Habe im Nachhinein für den Deckel ebenso wie für den Boden Pappe mit Velourfolie beklebt, sieht einfach besser aus als mein Polsterversuch.

Damit war die Box als ganzes eigentlich auch schon fertig, es folgte die Wiedermontage der Beschläge und das Ausschneiden der Trennleisten, hierbei habe ich mal nur ein Pic der Filzleiste genommen in welche die Kamis am Ende geklemmt werden, alle Leiste habe ich im Anschluß mit Velourfolie beklebt. Ich habe sie passend ausgesägt, dank der Folie klemmen sie aber gut.

Zuletzt habe ich die Griffauflage gebaut, hierfür habe ich eine der Leiste mit Bohrungen versehen (gut ausmessen! Breite der Griffe und Abstand der Kamis in der Box bedenken) abgeschmirgeln und mit Velourfolie beklebt, eine Sache die ich beim nächsten Mal defintiv anders machen werden, beim Bohren ist einiges ausgebrochen und das Kleben der Folie war umständlich und nicht so sauber wie ichs gerne gehabt hätte, es gibt den Velourstoff auch in Pulverform womit sich auch besser Konturen beschichten lassen.
Anhand der Griffablage habe ich ganz zuletzt die Klemmleiste eingeschnitten, auch eine Sache die ich beim nächsten Mal anders machen werde, anstatt nochmal Filz zu nehmen werde ich eher eine gepolsterte Holzleiste nehmen.

Es folgt Teil 3

Rockabillyhelge · 27. Januar 2016, 23:37:16

Am Ende habe ich nur noch alle Leisten eingeklemmt (so habe ich die Möglichkeit wenn ich auf einen besseren Gedanken komme die Leisten auszutauschen) und mit den Kamis versehen, im großen und Ganzen bin ich zufrieden, einiges an Verbesserungen schwirrt zwar noch im Kopf, auf der anderen Seite ist aber nix dramatisches dabei.

Möchte man eine Box für herkömmliche Rasiermesser bauen muss man lediglich die Leisten anpassen, im klassischen fall könnte man eine eingesägte Leiste für die Ablage der Angeln sowie eine seitlich mit Aussparungen versehene Leiste für die Keilseite der Messer nehmen.

Hehe und Last but not Least, auch wenn der Versuch mit der Watte nicht geklappt hat, ich kenn da jemand der viel Spaß damit hatte

Nightdiver · 28. Januar 2016, 05:30:44

Sehr schöner Bericht, Helge.

Die Box ist wirklich toll geworden.

Vielleicht ein kleiner Tip für das gepolsterte Deckel-Inlay: Polsterwatte; das ist eine Fließwatte von der Rolle. Fester als normale Watte und durchgängig von gleichmäßiger Dicke. Du bekommst sie beim Polsterer oder auch beim Sattler in unterschiedlichen Stärken. Das Zeug vollflächig auf die Pappe kleben und den Stoff ausschließlich, mit nur sehr wenig Spannung, mit dem doppelseitigen Klebeband auf der Rückseite fixieren.
Je nach Einsatzzweck kann man dann noch mit einem passenden Faden von vorne durch Stoff, Watte und Pappe gleichmäßig verteilt kleine Schlaufen einnähen und auf der Rückseite der Pappe mit leichtem Zug verknoten, um einen Effekt wie beim Polstersessel zu erziehlen. Das hilft drarüber hinaus die Watte und den Stuff zu fixieren.

nero · 28. Januar 2016, 08:02:44

Danke für diese schöne, bebilderte Anleitung, das regt die Phantasie an

Das ist eine sehr feine Box geworden

Marverel · 28. Januar 2016, 08:38:46

Sehr schöner Bericht

Noch ein Tipp von meiner Frau, die viel näht: Wenn Du Stoff unterfüttern willst, sei Vlieseline immer gut. Die gibt es in vielen verschiedenen Stärken und Ausführungen, ist eine Art Polsterwatte, wie Nightdiver sie schon vorgeschlagen hatte. Die könnte man direkt auf die Kiste kleben oder auch faltenfrei auf den Bezugsstoff aufbügeln.

Noodles · 28. Januar 2016, 09:15:06

Da kann ich echt nur eins sagen: TOP

Die Box ist echt sehr schön geworden. Ganz großes Kompliment. Das Muster des Deckstoffes ist auch sehr gut gewählt.

Rockabillyhelge · 28. Januar 2016, 10:03:13

Danke euch

Der Tip mit dem Polstervlies bzw. der Polsterwatte ist sehr gut, auch hierfür Vielen Dank!!
Hatte schon an das Filtervlies vom Staubsauger gedacht oder selbstklebendes Filz, aber
wenn es die Watte auch auf Rolle gibt werd ich da fürs nächste Mal nachAusschau halten.

Beim nächsten Mal werde ich auchmal mit dem Lackieren des Stoffes experimentieren, das
wird häufig gemacht um die Wiederstandsfähigkeit zu erhöhen.

Aber was mich noch nicht loslässt ist die Klemmleiste, irgendwie gefällt die mir noch gar nicht,
wenn ich da ne fixe Idee bekomme wie die etwas gerader und steifer wird ohne dabei ihre jetzige
Klemmwirkung zu verlieren wird sie umgehend ersetzt.

Lu-Ku · 28. Januar 2016, 11:44:21

Tolle Idee mit dem Beziehen mit Stof, hat was!!

Ich hätt' die Box außen wahrscheinlich einfach so gelassen, wie sie ist....

Schönes Bericht, Helge, vielen Dank!!

Hobeler · 28. Januar 2016, 12:12:15

Toll Helge!!!

Sehr schöne Box. Da sieht man wieder, dass man mit ein wenig handwerklichem Geschick, sehr schöne Sachen herstellen kann.

Danke für den Bericht sowie die dazugehörigen Bilder. Viel Spaß damit.

efsk · 28. Januar 2016, 18:50:39

Das sieht sehr gut aus, sehr schön gemacht. Vielen Dank auch für die Bilder und ausführliche Beschreibung. Gespeichert aum einfach wiederfinden, denn die wird ich noch brauchen. :-)

Rockabillyhelge · 29. Januar 2016, 10:57:08

Hehe, die nächste Box ist schon in Planung, Grundlage wird da aber eine Zigarrenschachtel sein (sind preiswerter und aus dünnerem Holz als die fertigen aus dem Bastelzubehör) die mit Schmuckpapier beklebt wird und mehreren RM als Heimstatt dienen soll

Übrigens würde sich bei solchen Boxen auch eine Verwendung für Hobel anbieten, gerade Zigarrenschachteln gibts in bisweilen sehr unterschiedlichen Maßen und wenn man die Inlays verändert (z.B. mit einer Rundfeile Holzstückchen zur Aufnahme eines Hobelgriffes bearbeitet) lässt sich quasi alles drin unterbringen, auch relativ Vorbildgetreu.

Betriebsarzt13 · 02. März 2016, 23:26:19

Gute Idee mit der Box, schöne Ausführung.
Bzgl. des Stoffes: bei gemustertem sieht man die leicht unterschiedliche Spannung anhand der Linien, ein einfarbiger Stoff vergibt da eher. Ich würde das Holz aber auch eher blank lassen, Holz und Stahl :-)

Fleece-Innenfutter aus dem Stoffladen wär auch meine Idee gewesen zu Polsterung.

Was die Arretierung der Messer betrifft: Flach gelegt könnte man auch Magnete verwenden? Zumindest an der Klingenseite. Passen dann natürlich nicht so viele rein... ;-)

Rockabillyhelge · 02. März 2016, 23:38:09

Das mit dem Stoff kann ich nur bestätigen, leichter Verzug ist drin, da ich aber soweit wie möglich am klassischen Vorbild bleiben wollte und der andere Stoff den ich noch zur Verfügung hatte noch dehnfähiger war habe ich den karierten genommen. Die Klemmung werde ich wieder rausnehmen, da muss ich mir etwas besseres einfallen lassen da die jetzige Filzbasis irgendwie nicht ordentlich aussieht, flach legen wollte ich die Messer eben aus Platzgründen, eine Version mit Magneten wäre aber nicht schlecht, es geht auch einfache mit Filz indem man für den Griff eine feste Ausparung lässt und für den Kopf es mehr Platz lässt (Jollo hatte hierzu glaube ich mal ein Bild eingestellt).