Halbes Jahr gehobelt - Ein Fazit

Begonnen von Waldorf, 02. April 2014, 09:55:25

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Waldorf

Ich hoble jetzt seit einem halben Jahr und mittlerweile bin ich mit den Resultaten die ich erreiche grösstenteils sehr zufrieden. Natürlich gab es Rasuren, nach denen ich kurz davor war, wieder auf ein System umzusteigen. Hab ich nicht gemacht und bin froh drum.
Nun, seit ca. 3-4 Wochen hatte ich keinerlei solche Gedanken mehr. Irgendwie hats einfach klick gemacht mit der Technik. Seit diesem Zeitpunkt hat sich das mit dem Rasurbrand praktisch völlig erledigt. Auch Nicks hol ich mir im Gegensatz zu früher kaum noch. Alaun brauch ich nur noch im Ausnahmefall. Das soll jetzt aber nicht heissen, dass ich die letzten 5 Monate kontinuierlich mit zerschreddertem Gesicht und Dauerrasurbrand rumgelaufen bin.  ;) Ich war nur nicht so ganz zufrieden.

Woran es liegt, dass es solange gedauert hat, bis ich mit den Resultaten wirklich ganz zufrieden war und es so plötzlich klick gemacht hat, weiss ich nicht nicht so recht. Aber wie sagt man so schön? Was lange wärt, wird endlich gut. Aber folgende Punkte möchte ich herausheben.

Das hier viel erwähnte rumexperimentieren mit verschiedenen Hobeln, Klingen, Seifen, Cremes usw. habe ich nicht gemacht.
- Ich bin bis jetzt bei meinem ersten Hobel, einem 23C geblieben und eigentlich bräuchte ich gar keinen anderen mehr. Der grösste Fehler wäre wohl gewesen, den Hobel auszuwechseln, da man da als Neuling dann eigentlich wieder von null beginnt.
- Klingenmarken habe ich nur 3 ausprobiert (Astra ASP, Rote Personna, Tip von Real) und bin dann da sehr schnell bei der Astra hängen geblieben und habe kein Bedürfnis noch was anderes auszuprobieren
- Dasselbe bei den RS/RCs. Was mich nach 2-3 Rasuren nicht überzeugt hat, flog raus. So die Speick RS und der Wilkinson Stick. Gute Erfahrungen habe ich mit TOBS und HJM RS und den Cremes von Palmolive Sensitive, Speick Men, TOBS (bis jetzt nur Sandalwood gehabt) gemacht. Der bisher einzige Wackelkanditat bei dem ich mich noch nicht so recht entscheiden kann, ist die Cade von l'Occitane. Zuviele Kandidaten wären für mich auch hier kontraproduktiv gewesen.
- Das Ölfeld habe ich aus Neugier einmal betreten und danach gleich wieder verlassen. Das war nix für mich.
- Da ich bei keinem der ausprobierten AS eine Pflegewirklung festellen konnte, hab ich mir einfach mal den Vichy ASB geholt und klatsch das AS danach auf. Das klappt super, und dabei werde ichs belassen. Einen anderen ASB habe ich noch, das Scottish Fine Soaps ASB. Das werde ich noch aufbrauchen, weil es auch wirklich gut ist, aber nicht mehr nachkaufen.
- Das wichtigste ist natürlich die Technik und die sitzt mittlerweile ziemlich gut, würde ich sagen. Vor allem das "nicht-aufdrücken" machte mir lange lange Probleme. Irgendwie drückte ich zu fest auf, ohne es richtig zu bemerken resp. erst dann als es zu spät war. Natürlich ist da noch Luft nach oben, insbesondere an den Problemstellen, aber auch das kommt noch.

Fazit: Der Verzicht auf grosse Experimente war genau das richtige für mich. Natürlich werde ich mir irgendwann auch noch einen weiteren Hobel zulegen (ich weiss auch schon welchen und zwar den Timor mit CC und OC) aber damit warte ich noch so ein halbes Jahr zu. Seifen habe ich mir noch 3 Stück von TOBS bestellt, da kann man ja nix falsch machen. Das hält dann eine Weile und danach sind die anderen Engländer an der Reihe. AS hol ich mir nur noch dem Geruch und nicht wegen einer angeblichen Pflegewirkung.
Es hat zwar ne ordentlich lange Zeit gedauert, bin aber schlussendlich mehr als froh, immer dran geblieben zu sein.

In diesem Sinne: Frohes schäumen  :D


Eugen Neter

Danke für den schönen Bericht! Was hat Dir denn an der Speick-RS nicht gefallen?

Eumel

Schöner Bericht, Waldorf! dh:

Mir ging es am Anfang genauso. Ich brauchte ein paar Monate, bis sich meine Haut an den Hobel gewöhnt hat. Davor sah ich teilweise aus wie ein abgestochenes Schwein und hatte mich dabei immer gefragt, was ihr hier so toll am hobeln findet... *g*
Mittlerweile ist mein Gesicht soweit, dass ich problemlos jeden Tag m-q-g(-und ausputzen) hobeln kann und ich genieße wirklich jede Rasur. :)

So standhaft wie du bin ich leider nicht. Sobald ich hier ein paar warme Worte über andere Hobel, RCs, Seifen oder Aftershaves lese, setzt der Haben-will-Effekt bei mir ein. Sehr zum entsetzen meines Badezimmerschranks, der aus allen Nähten platzt. Mittlerweile stehe ich länger vorm Regal und überlege welches Setup heute an die reihe kommt, als die eigentliche Rasur dauert...


Hobelkultur seit 2012

Waldorf

@Eugen: Schwierig zu sagen. Es war meine erste Seife und das Aufschäumen klappte nicht wie gewünscht. Die Stickform fügte mir auch nicht, also hab ich sie geraspelt. Und der Geruch hat mich auch nicht aus den Schuhen gehauen. Aber eine schlechte Performance hat sie eigentlich nicht gebracht. Vielleicht hol ich mir doch noch mal eine. Wäre meine 2. Seife, die TOBS nicht so teuer gewesen, hätte sie vielleicht das gleiche Schicksal wie die Speick getroffen. Zur Zeit nutze ich lieber Seifen als Cremes. Aber das ändert immer mal wieder.

@Eumel: Es ist nicht immer einfach, standhaft zu bleiben. Beim Timor fehlte einmal auch nur der Klick auf "Kaufen".


Vitali Sierend

Hi Waldorf,
zwar habe ich erst 4 volle Monate  Hobelerfahrung, aber meine Erlebnisse unterscheiden sich interessanterweise SEHR von deinen. So hatte ich leider nicht das GLÜCK von Anfang an einen Hobel zu finden, der mir zusagte. Mein Weg dahin war deutlich steiniger und mit mehr Wechseln verbunden, die ja gerade für den Anfänger immer deutliche Herausforderungen darstellen, auch wenn ich nicht sagen würde, das ich jedesmal bei NULL anfangen musste.

Vom WC über einen billigen chinesischen Butterfly, der die Klingen schief einspannte und gleich in die Tonne kam, über den Parker 91, den Eugen ja in der von ihm angeschobeben kleinen Hobelkunde als "sanft" bezeichnet hatte, welcher mir aber damals noch überhaupt nicht lag. Weiter über den kleinen vernickelten Merkur 42, der mir zwar ein gutes Rasiergefühl gab, aber zu klein und glatt war, hin zum EJ 89, der mich erstmals Fühlen ließ, wie es wohl sein könnte, angekommen zu sein. Als ich mit Kriklkrakls WD20_30 und danach mit Öl zu experimentieren begann (was die Barthaare suuper einweichte bzw. den Rasurbrand erheblich reduzierte) wurde mir der schöne, aber glatte EJ zu rutschig und gleichzeitig tauchte im mir bekannten Hobeluniversum der Edel-Timor auf.

Über alle Wirrungen hinweg gab es aber NIE die Idee zu Systemies zurückzukehren, denn die angestrebte Glätte und Nachhaltigkeit hab ich mit meinen Wilkinson 3er-Systemie nie so hinbekommen, auch wenn diese beim Hobeln noch mit (abnehmendem) Rasurbrand verbunden war und der 3er in Alarmstartfähigkeit und Easy-Handling deutlich überlegen blieb.

Das ich mir zum Geburtstag dann den G&F als CC und OC schenken ließ, war für mich der Durchbruch. Denn mit dem G&F konnte ich meinem Hobelideal einen erheblichen Schritt näherkommen und ich denke, der wird mich genauso weiter begleiten, wie die ASP, welche ich schon zu WC-Zeiten für mich entdeckte.
Den OC-Timor erlebte ich dann, wie die ASS, als aufmerksamkeitsforderndere und noch gründlichere Variante, wobei die zeitgleich zum Timor beginnenden Shavette-Experimente meine Feinwahrnemung und Hobelführung deutlich verbesserten. Insbesondere das "Aufdrücken" konnte ich durch die Shavette-"Bewußheit" erheblich reduzieren

Heute ist der Rasurbrand komplett Vergangenheit und ich schaffe ziemliche Babypopo-Rasuren, bei denen mit den Fingern gegen den Strich nur an wenigen Stellen in der Haut Stoppelandeutungen zu bemerken sind. Kleinere Cuts hatte ich fast nur zu Beginn mit der Shavette, die ich anfangs nur auf den Wangen einsetzte und mittlerweile auch an Hals und Kinn teste, einen Alaun besaß ich nie. Als RC und RS stand für mich die Palmolive am Anfang und zur Zeit liebe ich die Arco-RS, die sich durchs unterliegende Ölfeld in keiner Weise stören lässt.

Neugierig macht mich derzeit der Fatip, aber meine Basis ist stabil und zufriedenstellend und ohne das viele Lesen hier im Forum, ohne kriklkrakls WD, ohne die G&F-Begeisterten und Ölfeldaddicts wäre ich sicherlich NIE soweit gekommen, daher hier mein ausdrücklicher DANK an das Forum mit seinen vielen Möglichkeiten.

immer glatt & glücklich, wünscht Vitali Sierend

Lu-Ku

Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)