So könnte man Hobel wieder populär machen!

Begonnen von Burlador, 07. Februar 2014, 13:20:11

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Grosser

Da gewinnt dann aber das Gerät der Firma, welche in der Zeitschrift die meisten Anzeigen geschaltet hat....
Vermute ich :/
Viele Grüße, Christoph

Nidal_05

Zitat von: Grosser am 24. September 2014, 08:46:32
Da gewinnt dann aber das Gerät der Firma, welche in der Zeitschrift die meisten Anzeigen geschaltet hat....
Vermute ich :/

Das stimmt natürlich. Schade eigentlich.
Sanft und gründlich -

Nidal

Sapone da Barba

Mehr oder weniger off-topic, aber hier passt es möglicherweise am besten hin:

Vor einigen Wochen war ich in einem Ladengeschäft, um mir ein Dovo Bismarck zu kaufen.

Vor mir war ein älterer Herr, der gerade an der Ladentheke einen Trockenrasierer entgegennahm und bezahlte. Er dürfte in der zweiten Hälfte der 80iger Lebensjahre gewesen sein.

Als ich an der Reihe war, der alte Herr wollte schon das Ladengeschäft verlassen, fragte ich nach dem Dovo Bismarck. Es kam zum Verkaufsgespräch mit dem Verkäufer und der alte Herr fragte plötzlich dazwischen: "Sie wollen ein Rasiermesser kaufen? Daß sowas noch verlangt wird", so seine Worte. Er berichtete, daß er, als die ersten Trockenrasierer aufkamen, seinen Hobel entsorgte, da die Rasuren sehr rupfig und unkomfortabel damit bei ihm waren und seitdem nur die Trockennrasur für ihn in Frage kommt.

Bald entschuldigte er sich höflich für die Unterbrechung des Verkaufsgespräch und verließ dann letztlich den Laden.

Wir mögen die Rasur ja mit den alten Hobeln und Messern als nostalgisch und unübertrefflich empfinden, vielen Herren vorher ging es wohl nicht so.

Trotzdem erfährt die Hobel- und Messerrasur eine Renaissance und das Double-Edge System ist m.M.n. unübertrefflich.

Seit 1988 habe ich den neuwertigen Gillette Adjustable Aristocrat meines Großvaters in meinem Besitz, er bevorzugte auch die Trockenrasur und hat ihn augenscheinlich nach kurzem Antesten wieder eingemottet. Mein Vater hat ebenfalls die Trockenrasur bevorzugt.


WC-Ente

Zitat von: Billy UnTalent am 28. April 2014, 10:28:38
Bei einem Besuch in einer Solinger Manufaktur, bestätigte mir der Verkäufe sogar, dass Rasiermesser bei jüngeren Herrn immer beliebter werden.

Nicht nur Rasiermesser. Nach eigenen Erfahrungen war es viel leichter interessierte Freunde (~30) aufzuklären oder sogar in Einzelfällen zu überzeugen als etwa meinen alten Herren, der schon bei der Erwähnung des Wortes "Rasierhobel" sofort abblockte, davon überhaupt nichts wissen wollte und mich diesbezüglich seither nur belächelt. Er ist überzeugter Mach3-Nutzer und ist zufrieden, weil es schnell und unkompliziert ist. "Die Rasur zelebrieren? Willst du mich ver***chen?" waren in etwa seine Worte, was sehr gut den Zusammenhang zum folgenden Beitrag beleuchtet:

Zitat von: scob am 01. April 2014, 11:31:47
In der heutigen Gesellschaft muss immer alles schneller und leichter gehen, viele haben wesentlich weniger Geduld und Durchhaltevermögen als früher, was für das Erlernen der Hobelrasur nötig ist. Somit würde ein erneuter Siegeszug des Hobels wahrscheinlich auch hier scheitern.

Nische hin oder her, mein Eindruck ist, dass sich diese Nische in den vergangenen Jahren deutlich erweitert hat. Man schaue sich etwa die Verkaufszahlen an, die Amazon alleine mit dem R89 gemacht hat: bereits 162 Bewertungen, wobei die Anzahl der verkauften Hobel deutlich drüber sein dürfte. Zudem titelte so manche US-Zeitung bereits seit 2011, dass gerade jüngere Männer den "Old-Fashioned Shave" für sich (wieder-)entdecken. Siehe dazu etwa den Artikel aus dem Chicago Tribune:

http://articles.chicagotribune.com/2011-12-18/business/ct-biz-1218-shaving-renaissance-20111218_1_shaving-straightedge-razor-straight-razor

Wie in dem Artikel deutlich wird, hat sich auch P&G ins Geschäft eingeschaltet, indem es 2009 "Art of Shaving" übernahm.
"Das Haar wird immer Sieger über den rasierten Mann bleiben." - Alain, Maître Barbier

alvaro

Hurra, hurra es geht aufwärts!
Auch ich habe den Eindruck, dass das Angebot für die Nassrasur größer wird.
Besonder Positiv muss ich erwähnen, dass ich heute erstmals in einem Globus Lebensmittelmarkt ein Rasiermesser gesehen habe.
Es handelte sich dabei um ein Messer der Marke Nippes Solingen für 39,99€.

Gruß
Alvaro

titanus

Meine Freunde sind leider (fast) alle der "Dreitagebartkulturträger".
Die brauchen nur so einen Mäher am WE.
Auf meine Einlassung, die Tage der 3-Tage-Bart-Männer seinen gezählt und sie sollten sich mal Gedanken über gepflegtes Äußeres machen-
hatte noch keinen durchschlagenden Erfolg  dr: dr:   

Grüße titanus:

PS: ich bleibe dran...
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Robinson

Zitat von: alvaro am 31. Januar 2015, 21:26:53
Hurra, hurra es geht aufwärts!
Auch ich habe den Eindruck, dass das Angebot für die Nassrasur größer wird.
Besonder Positiv muss ich erwähnen, dass ich heute erstmals in einem Globus Lebensmittelmarkt ein Rasiermesser gesehen habe.
Es handelte sich dabei um ein Messer der Marke Nippes Solingen für 39,99€.

Gruß
Alvaro

Dann kaufen die sich das Nippes-Messer (ist da der Name Programm?), testen es einmal, denken sich "was für ein Scheiss..." und greifen wieder zum Systemie.
Irgendwie fühle ich mich in dieser Beziehung in der Nische wesentlich wohler.

Zitat von: titanus am 31. Januar 2015, 21:42:31
Auf meine Einlassung, die Tage der 3-Tage-Bart-Männer seinen gezählt und sie sollten sich mal Gedanken über gepflegtes Äußeres machen-
hatte noch keinen durchschlagenden Erfolg  dr: dr:   
Vielleicht haben die auch einfach keine Lust, sich wegen ihres Äußeren missionieren zu lassen, nur weil man persönlich einen anderen Geschmack hat.
Außerdem: schaut man sich mal den gesamten Kuchen an, sind die Tage der "klassischen" Nassrasur in unserem Sinne schon seit Jahrzehnten gezählt. So gesehen bist du in diesem Fall das Fossil, dass nicht mehr ganz zeitgemäß ist... ;)

Herne

Zitat von: titanus am 31. Januar 2015, 21:42:31
Auf meine Einlassung, die Tage der 3-Tage-Bart-Männer seinen gezählt und sie sollten sich mal Gedanken über gepflegtes Äußeres machen-
hatte noch keinen durchschlagenden Erfolg  dr: dr:   
Diese Aussage finde ich mit Verlaub schlicht überheblich und spießig. Wenn es einem steht ...
Mehr sage ich dazu nicht.

titanus

Hey! Das sind meine Freunde!
Was glaubst du, muß ich mir von denen anhören???

;D ;D
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

WC-Ente

Ich habe vor kurzem einen interessanten Artikel gelesen, der die "Wiedergeburt" der traditionellen Nassrasur aus einem quasi-soziawissenschaftlichen Blickwinkel betachtet. Zwar stützt er sich weder auf Studien noch auf repräsentative Umfragen (was angesichts des geringen Umfangs des Artikels auch nicht voraussetzbar ist), doch die Idee bzw. den Versuch das Phänomen zu erklären finde ich sehr spannend und möchte dies an dieser Stelle gerne in die Runde werfen:

Die Rückbesinnung, wenn man sie denn so nennen will, werde besonders von einer bestimmten Altersgruppe getragen, die in dem Artikel als "Millenials" beschrieben wird, was im Deutschen mit "Generation Y" übersetzt werden kann. Es handelt sich hierbei um eine Bevölkerungsgruppe, welche zwischen 1990 und 2010 zu den Teenagern zählte und sich durch gewisse Marktpräferenzen sowie durch bestimmte Wertvorstellungen von ihrer Elterngeneration unterscheidet.

Sie sind in ihrer Produktwahl sehr individuell und dementsprechend wählerisch. Ihr Kaufverhalten orientiert sich weniger an Fertigprodukten, die für die "große Masse" hergestellt werden, als vielmehr an selbst zusammengestellbaren Komponenten á la Starbucks oder der in den USA boomenden Bio-Food-Kette Chipotle, deren Verkäufe im dritten Quartal 2014 um 20 Prozent anstiegen.* Letzteres Beispiel verdeutlicht den Trend: MacDonalds, dessen Umsätze zunehmend stagnieren, kann kundenspezifische Anforderungen immer weniger bedienen. Das selbe gilt, mutatis mutandis, auch für Gillette und Co. Deren Produktpallette ist starr und wenig individualisierbar, wohingegen die Auswahl zwischen Rasierhobeln, Klingen, Seifen, Cremes, Aftershaves etc. mittlerweile fast unüberschaubar geworden ist. In immer kürzer werdenden Abständen kommen neue kleine Unternehmen und Hersteller dazu oder werden erneut ins Leben gerufen.

Das bringt mich zum nächten Punkt: die Generation Y habe, so der Artikel, auch ein größers Produktbewusstsein. Das bedeutet, dass sie bereit sind für Qualität zu bezahlen und ziehen ökologisch-saubere und sozial-gerecht-hergestellte Produkte, denjenigen der Multimillionenkonzerne vor.

Hinzu käme der Umstand, dass das Nassrasur-Revival mit einer scheinbar neuentdeckten Männlichkeit korreliert, die angelehnt an die Metrosexuellen-Bewegung der vergangenen Dekaden, jedoch nicht mit dieser zu verwechseln, die Wichtigkeit persönlicher Entspannung und Selbstverwirklichung in einer Welt, wo die Zeit davonzulaufen scheint, wieder hervorhebt. Der Mann kann sich nun, so verstehe ich zumindest die Intention, ein personalisiertes Beauty-Ritual "gönnen" ohne dabei unmännlich zu wirken, denn genau das Gegenteil ist schließlich der Fall: bewusst würde in der Selbstwahrnehmung ein Rückgriff auf die Rasursalon-Kultur des 20. Jahrhunderts gemacht werden, einer Zeit also als Männer noch "männlich" waren.

Der beschriebene Artikel findet sich hier: http://howtogrowamoustache.com/wet-shaving-why-now/

Wie gesagt, ich finde den Erklärungsversuch interessant ohne ihm jetzt einen Alleingeltungsanspruch zu gewähren. Mich würde interessieren, ob hier jemand eine Meinung dazu hat.

*http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/fast-food-warum-coca-cola-und-mcdonald-s-schrumpfen,10808230,28815036.html
"Das Haar wird immer Sieger über den rasierten Mann bleiben." - Alain, Maître Barbier

Daia

Sehr interessant, danke für die zusammengestellten Infos, WC-Ente (Mensch, was für ein Nick – kommt mir schräg vor, dich so zu nennen). ;)

Zurück zum Thema: auch ich gehöre zur ,,Generation Y", kenne aber leider niemanden in meinem persönlichen Umfeld, der sich mit Hobel oder Messer rasiert.

Interessant fand ich auch das letzte Video von Mr. Nassrasur, der einige Herren Essen angesprochen hat. Leider war da auch niemand drunter, der sich klassisch nass rasiert: http://youtu.be/2WcP-TSIiIs

Aber vielleicht würde das in einigen Jahren schon anders aussehen. Ich glaube schon, dass es einen Trend in diese Richtung gibt, auch wenn er für mich im näheren Umfeld noch nicht sichtbar ist.

WC-Ente

#56
Danke dir für das Video! Auf jeden Fall sehr aufschlussreich. Was ich persönlich daraus entnehme ist folgendes: es ist nicht überraschend, aber was diesen jungen Menschen fehlt ist das Wissen, das schier verloren gegangen ist. Das soll nicht anklagend klingen und die Umstände, die dazu geführt haben sind sicherlich vielschichtig. Es ist etwa bereits mehrere Male in diesem Forum herausgestellt worden, dass die Produktpalette sowie die Klingenqualität wie wir sie heute haben, früher so nicht gegeben war. Doch das nur nebenbei, die Diskussion um das "Weshalb" und "Warum" ist bereits mehrmals geführt worden und passt hier auch nicht recht hin, da - wie ich es verstehe - der Blick nach vorne gerichtet ist.

Ich höre gerade einen Podcast, in dem mehrere Männer sich über ihre Nassrasurerfahrungen austauschen und komme zu einem persönlichen Zwischenfazit: Körperbewusstsein in Verbindung mit einem besonderen Typus von Männlichkeit ragen als Eigenschaften deutlich hervor: http://howtogrowamoustache.com/wet-shaving-podcast-moustache-blade-episode-42-feature-interview-with-ray-pope/ - Laut einem Redner gehören Motorräder, Waffen (US-Amerikaner o)), Messer und Rasierhobel zusammen. Chrom, Glanz und Schärfe = "cool".

Der Trend zum Messer bzw. Hobel scheint auch eher in Übersee Fuß zu fassen - so zumindest meine Empfindung.

Ich gehöre ebenfalls zur "Generation Y" und habe bisher nur einen einzigen jungen Mann in meinem Alter getroffen, der ebenfalls den Rasierhobel einer Mehrfachklinge vorzieht. Ich muss gestehen, dass ich nicht missioniere und das auch nicht vorhabe, aber ich bin bereit interessierten Freunden gerne zu erklären, warum ich die Rasur so und nicht (mehr) anders durchführe/zelebriere.
"Das Haar wird immer Sieger über den rasierten Mann bleiben." - Alain, Maître Barbier

Daia

Zitat von: WC-Ente am 31. Januar 2015, 23:50:52
Ich höre gerade einen Podcast, in dem mehrere Männer sich über ihre Nassrasurerfahrungen austauschen und komme zu einem persönlichen Zwischenfazit: Körperbewusstsein in Verbindung mit einem besonderen Typus von Männlichkeit ragen als Eigenschaften deutlich hervor: http://howtogrowamoustache.com/wet-shaving-podcast-moustache-blade-episode-42-feature-interview-with-ray-pope/ - Laut einem Redner gehören Motorräder, Waffen (US-Amerikaner o)), Messer und Rasierhobel zusammen. Chrom, Glanz und Schärfe = "cool".

Genau diesen Podcast habe ich heute Morgen bei der Rasur gehört! :)

Löwenküsser

Hallo,

mal eine Frage: Warum will man Hobel "populär" machen?

Wollen wir wirklich eine Flut an Hippstars (oder wie immer auch die Szenetypen heißen)......sind die Preise in den Auktionshäuser nicht schon hoch genug?
Ich finde viele sollten eher in die Richtung der modernen gehen und sich einen mind. Mach 4 wünschen!
An alle die, die einen Hobel/Messer mit einer schwarzen Brille gleichsetzen....man muss nicht jeden Trend mitmachen, etwas Leidenschaft gehört auch dazu, oder?!
Evtl. bin ich mal wieder völlig am Thema vorbei und es ging nur um das einfache Beschaffen unserer "Lieblinge"? Aber einen Trend auszulösen finde ich als Unnötig.
Wer meine Rechtschreibung schon schrecklich findet, der sollte mich erstmal reden hören!


Gruß, Stefan

WC-Ente

@Daia: Finde ich super! Ich dachte schon ich sei der einzige, der gerne "Moustache & Blade" hört.

So wie ich das verstanden habe geht es weniger darum klassische Rasurutensilien einer breiten Bevölkerungsschicht wieder schmackhaft, d.h. populär zu machen, als vielmehr darum, dass es zur Zeit gerade eine bestimmte "Elite" (erlaubt mir diese Bezeichnung) der Nassrasurfreunde ist, also eine Minderheit, welche die Rückbesinnung zu Altbewährtem vollzieht. Dieser "Trend" - wenn man ihn denn so nennen mag - geht jedoch oftmals einher mit gewissen Wert-, Moral- und Lebensvorstellungen einer sich zunehmend herauskristallisierenden Bevölkerungsgruppe (Generation Y). Dazu gehört z.B. ein bestimmtes Körperbewusstsein, das mit "Hipster-Sein" nicht zwangsmäßig was zu tun haben muss (laufen die nicht ständig mit Vollbärten herum? Verzeiht mir die Stereotypen). Vielleicht sehe ich die Sache aber auch komplizierter als sie ist.

Nichts wäre schrecklicher als wenn "unser Ritual" zum schieren Modetrend verkommt. Da ziehe ich das Nischendasein vor.
"Das Haar wird immer Sieger über den rasierten Mann bleiben." - Alain, Maître Barbier