Immer im Weg

Begonnen von Dreitagebart, 19. Oktober 2013, 13:49:01

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Dreitagebart

Moin Leute.

Heute meine insgesamt dritte Messerrasur, nachdem ich meinem Hobel Lebewohl gesagt habe.
Vorneweg möhte ich sagen, dass diee Rasur wirklich sehr "gründlich" war- und zwar in jeder Hinsicht.
Bis auf eine winzige Stelle rechts über dem Kinn (unter dem Mundwinkel), wo noch ein paat Borsten kratzen, ist diesmal wirklich alles babypopoglatt geworden.
A-B-E-R... Meine Güte brennt das!  >:(
Schon beim Rasiervorgang selbst habe ich irgendwie imer das Gefühl gehabt, ich stehe mir die ganze Zeit mit der Hand im Weg; sehe nichts, komme nicht richtig an die Stellen.
Um die Ohren rum war es am schlimmsten, hier war reiner Blindflug angesagt. UNd das, obwohl ich diesmal - wie nach der Forumsanleitung - mit beiden Händen rasiert habe (mit dem Strich jeweils die händige Seite, gegen den Strich korrespondierend). Trotzdem ist das ganze irgendwie sehr unbefriedigend. Auch weiß ich nie, wo ich mit dem ersten Zug anfangen soll; gerade beim Durchgang gegen.
Geht euch das auch so? Zur Info: Ich bin Linkshänder und rasiere in zwei Durchgängen: Mit und gegen.

Aus diesen Gründen habe ich dann auch viele Stellen ausgelassen, welche noch d´sehr borstig waren. Dies regte aber meinen Ergeiz so sehr, dass ich mehrmals mit dem Pinsel nachschäumte (so insgeamt wohl fünfmal) und zig mal nachbessern musste.
Das Ergebnis ist bekannt: Aalglatt aber auch mit starken Blutungen um das Kinn (konnte nur mit Alaunstift behoben werden) und extremem Brennen beim Rasierwasser- anhaltend bis jetzt (60 Minuten danach).

Was mich dazu noch sehr ärgert ist, dass ich auch noch ewig für die Rasur brauche. Habe zwar nicht auf die Uhr geguckt- aber musste wie gesagt zig mal nachschäumen, da mir der Schaum wegtrocknete und ich mit dem Messer nicht nur auf weißer Farbe schneiden wollte... :(
Puuh...

Sehr viel Frust und Ärger gerade. Vor allem, wenn man danach im Rasur des Tages-thread die ganzen tollen Settings bewundern kann.

Liebe Grüße und ein schönes Wochenende
'Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein'

Humphrey Bogart

MelrosePlant

Hallihallo,
mir geht es da als (ebenfalls linkshändigen) Messerneuling ganz ähnlich:
Allerdings ziehe ich die Messerrasur nicht bis zum bitteren (blutigen oder gereizten) Ende durch und erledige die Feinarbeit dann mit dem Hobel.
Das finde ich für den Anfang in Ordnung und merke, dass mit der Zeit der Umgang mit dem Messer etwas einfacher gelingt...Übung halt.
Von einer Selbstverständlichkeit bin ich auch noch meilenweit entfernt; kann dir da nur raten, den Ehrgeiz zu drosseln und deine Haut nicht unnötig zu malträtieren.
Lass dir Zeit!
Ich werde gleich mal mit einer ungeladenen Chinashavette die Haltungen üben- mir ist auch andauernd ein Arm im Blick,der Handrücken oder Daumen im Schaum usw...grrr.

Lu-Ku

Messer und Hobel ergänzen sich prima, gerade auch am Anfang, also: warum dem Hobel Lebewohl sagen?
Das, was du beschreibst, kennen glaub ich viele, aber die Lernkurve ist recht steil, also jetzt bloß nicht die Flinte ins Korn schmeißen!
Nimm doch für den ersten Durchgang das Messer und für den zweiten den Hobel, das entspannt die ganze Sache erstmal.
UNd immer mal wieder ein paar Hobeltage einschieben,  damit sich die Haut wieder etwas erholen kann...
Das schönste aller Geheimnisse: ein Genie zu sein und es als einziger zu wissen. (Mark Twain)

Dreitagebart

Ja danke schonmal für die aufbauenden Worte :)
Ich bin halt Perfektionist- was in diesem Metier wohl nicht so optimal ist... :D
Aber aufgeben werde ich auf gar keinen Fall! Da ich mich sowieso nur alle drei Tage rasiere, brauche ich auch keine Hobel bedingte Schonung und kann munter weiter den Säbel schwingen.

Hat von euch noch jemand konkrete Tipps für mich, wie ich dieses frustierende "im Weg stehen" reduzieren kann? Also dass man ständig Hand, Arm o.ä. vor den Augen hat, bzw. mit der führenden Hand den noch benötigten Schaum wegwischt.
Wäre da sehr dankbar.

Liebe Grüße
'Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein'

Humphrey Bogart

MelrosePlant

Besonders der Perfektionist geht doch den sinnvollsten und nicht den gradlinigsten Weg mit dem Kopf (wie eine Abrißbirne) durch die Wand...
:angel:
Versuch es doch auch mit Trockenübungen und schau mal Rasurvideos im Netz an: da kann man sich bestimmt etwas abgucken!
Haben wir eventuell hier im Forum Links zu Videos?
Muss ich gleich selbst mal schauen...

harrykoeln

Für den Fall, das Du mit Deiner nicht dominanten Hand jetzt nicht gerade ein Bewegungslegastheniker bist, rasier Dich von Anfang an mit beiden Händen. Du musst die Messerrasur eh lernen, warum dann nicht gleich beidhändig?
So solltest Du im Spiegel quasi sichttechnisch unverstellt in der ersten Reihe sitzen(stehen). 
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

blerolandi

Das Video auf der Website von rasurpur (Video Section)
kann ich empfehlen, sachlich und ohne grossartige
Showeffekte.  Es hat mir in der Anfangsphase sehr
geholfen. Die Perfektion stellt sich durch stete Übung
sozusagen von selbst ein.

MadScientist

Das Video hier kommt nicht umsonst als erstes, wenn man nach Rasiermesser Rasur sucht auf youtube: http://www.youtube.com/watch?v=RuuuvuOzB7U - der kann das wirklich.

Ich nehm zwar die zweite Hand etwas mehr zu Hilfe, zum Hautspannen, aber sonst sind das genau die Bewegungsabläufe die ich als sinnvoll empfinde. Es geht natürlich anfangs nicht so schnell und zügig, aber das lernt man eigentlich bald.

Aber was ich so mitbekommen habe, gibt's hier auch Leute, die sich nur mit der dominanten Hand erfolgreich rasieren, da muss wohl jeder seinen Weg finden. Ich hatte da den selben Gedanken wie Harry, wenn ich's eh schon neu lernen muss, dann gleich mit der Linken auch, und ich hab's bis jetzt nicht bereut.

Der Tipp mit den Trockenübungen ist auch wirklich gut, wenn Du ein stumpfes Rasiermesser hast, oder eine Shavette ohne Klinge, kannst Du so gut die Bewegungen üben und die Rasur "planen", gerade bei den Stellen wo Du Dir selbst den Blick verstellst. Und sonst halt einfach ohne Kontakt üben, das hab ich am Anfang auch gemacht, erst ein paar mal den nächsten Zug geplant und simuliert und dann erst angesetzt, wenn ich mir sicher war, das ganze macht Sinn.

Ich würd mich jetzt nicht unbedingt darauf versteifen, von Anfang an schon nur mit dem Messer alleine zu rasieren, obwohl ich's natürlich genau so gemacht habe, und Deinen Ehrgeiz da auch nachvollziehen kann.

Aber prinzipiell gilt: Kopf hoch, das ganze ist einfacher als man denkt, und wird recht schnell zur Routine.
Man kann auch ohne Spaß Alkohol haben.

Peter

Lieber Dreitagebart,

Du bist auf dem richtigen Weg! Meine Empfehlung: gehe das Ganze entspannt an, und strebe anfangs nicht nach dem perfekten Ergebnis. Gerade die Messerrasur muss sich entwickeln! Das schöne: das passiert ganz von selbst mit zunehmender Übung.

Ich habe im Februar mit der Messerrasur begonnen. Mit der Zeit wurde die Rasur flüssiger, die anfänglichen Ansatzcuts traten nicht mehr auf -- und die Hand war auch nicht mehr im Weg! Man muss, meiner Meinung nach, ohnehin nicht alles im Spiegel sehen, das Gefühl spielt bei der Messerrasur eine größere Rolle. Finde ich. Eine beidhändige Rasur finde ich empfehlenswert, man trainiert dabei auch die nicht-führende Hand.

Die Gründlichkeit verbessert sich ebenfalls mit der Zeit. Auch jetzt, nach gut hundert Messerrasuren, erreiche ich nicht jedesmal an allen Stellen die perfekte Glattheit. Das finde ich aber vollkommen in Ordnung! Mit einem Fusion Proglide wäre das vielleicht der Fall, aber würde bei *weitem*nicht so viel Spaß machen.

Dein Brennen dürfte am Winkel liegen; auch der stellt sich mit der Zeit ein.

Viele genussvolle Rasuren wünscht
Peter

kpi1402

#9
Zitat von: Peter am 19. Oktober 2013, 23:51:06
Lieber Dreitagebart,

Du bist auf dem richtigen Weg! Meine Empfehlung: gehe das Ganze entspannt an, und strebe anfangs nicht nach dem perfekten Ergebnis. Gerade die Messerrasur muss sich entwickeln! Das schöne: das passiert ganz von selbst mit zunehmender Übung.

Ich habe im Februar mit der Messerrasur begonnen. Mit der Zeit wurde die Rasur flüssiger, die anfänglichen Ansatzcuts traten nicht mehr auf -- und die Hand war auch nicht mehr im Weg! Man muss, meiner Meinung nach, ohnehin nicht alles im Spiegel sehen, das Gefühl spielt bei der Messerrasur eine größere Rolle. Finde ich. Eine beidhändige Rasur finde ich empfehlenswert, man trainiert dabei auch die nicht-führende Hand.

Die Gründlichkeit verbessert sich ebenfalls mit der Zeit. Auch jetzt, nach gut hundert Messerrasuren, erreiche ich nicht jedesmal an allen Stellen die perfekte Glattheit. Das finde ich aber vollkommen in Ordnung! Mit einem Fusion Proglide wäre das vielleicht der Fall, aber würde bei *weitem*nicht so viel Spaß machen.

Dein Brennen dürfte am Winkel liegen; auch der stellt sich mit der Zeit ein.

Viele genussvolle Rasuren wünscht
Peter


Besser als Peter hätte ich es auch nicht schreiben können !

Trotzdem noch etwas von meinen Erfahrungen !

Zu meinen Anfangzeiten hatte ich kommend vom Hobel mit einer Mischung von Hobelrasur ca. 90% und Messerrasur 10% angefangen.
Mein erstes Messer war zudem noch eine Katastrophe in Sachen Schärfe, obwohl neu und im Messerladen als rasurscharf verkauft !
Ich hatte auch noch keinen Vergleich mit einem anderen Messer und hab das Gerupfe und Gezupfe auf meine mangelnden Fähigkeiten geschoben.
Mit dem zweiten Messer hatte ich jedoch Glück und habe bemerkt, das da noch was geht.
Zu den Anfangszeiten der Vergleich zu Rasuren mit dem Futur, Vision, Progress oder R41, dachte ich immer Oh Mann, wenigstens genauso gründlich wie mit diesen Hobel ist doch die Messerrasur gar nicht zu schaffen.
3 Ansatzcuts, kannst du immer noch in meinem Gesich erkennen, ein Cut am Kinn und zwei rechts an der Wange :D

Mittlerweile kaufe ich alte Messer aus der bucht, polier die auf und schärfe alle meine Messer selbst. Ersichtlich ist dann auch der Unterschied zwischen rasurscharfen Klingen und liebhaberscharfen Klingen. Die liebhaberscharfen, die bekommst du nicht direkt vom Händler oder Hersteller, da müsst ich mich schon schwer täuschen. Alle meine neuen Messer von Thiers waren zwar rasurscharf und du konntest diese direkt nach dem Ledern zur Rasur verwenden. Mein erstes Messer war ein Dovo, da ging auch nach dem ersten Ledern nix !
Liebhaberscharfe Messer habe ich bisher nur von Privatkäufen hier aus dem Forum bekommen oder selbst geschärft.

Jetzt kommt zudem noch die ganze Technik mit ins Spiel, wie Winkel und insgesamt Haltung des Messers, das Benutzen der linken Hand, für einen Rechtshändler nicht so einfach, auch die Vorarbeit, wie Pre Shaves und Qualität des Rasurschaumes und dessen Einwirkung auf Haut und Gesicht sind nicht zu vernachlässigen.

Jetzt ist der prozentuale Anteil meiner Messerrasuren 95% und ab und zu darf auch mal ein Hobel über die Haut. Mit zwei Durchgängen, mit und gegen, schaffe ich aktuell Rasuren die meinen Rasuren mit dem R41, 37c, Futuren usw. ebenbürtig in Sachen Gründlichkeit sind, jedoch sanfter und zudem noch mehr Spass machen und mich auch schon morgens dazu zwingen konzentriert an eine Sache ranzugehen.

Mann muss aber eine gewisse Lernkurve akzeptieren und erfreut sich dann aber auch an den verbesserten Resultaten von Tag zu Tag, so war es zumindestens bei mir.

Von daher Kopf hoch und zieh es durch, du wirst es nicht bereuen !

Gruss Konrad
#Einige ganz Neue, einige ganz Alte Rasiermesser
#Tradere OC, Feather AS DS 2, Pils 118 NL

Dreitagebart

Guten Morgen Freunde!

Wow, vielen lieben Dank für die ganzen aufmunternden Worte. Meine Laune ist heute auch schon wieder viel besser und die Motivation wieder da :)

@blerolandi: Danke für den Link zu den Videos! Das sieht ziemlich gut aus; werde ich mir nachher in aller Ruhe mal zu Gemüte führen.

@Peter: Deine Worte haben mich echt aufgebaut. Gut zu wissen, dass man Leidensgenossen hat, welche auch noch zu kämpfen haben. Deine Einstellung, entspannt an die Sache zu gehen, finde ich super!

@kpi1402: Gute Idee- daran hatte ich noch garnicht gedacht. Mein Messer kommt ja auch frisch aus dem Laden; als "rasurfertig" verkauft. Habe es bis dato auch nur geledert. Was meint ihr- sollte ich es mal einem der hiesigen Schärfemeister aus dem Forum zusenden und danach eine Gegenprobe machen?

Einen schönen sonnigen Sonntag euch allen!
'Man muss dem Leben immer um mindestens einen Whisky voraus sein'

Humphrey Bogart

Peter

Zitat von: Dreitagebart am 20. Oktober 2013, 10:17:52
@Peter: Deine Worte haben mich echt aufgebaut.

Das freut mich!  :)

Zitat von: Dreitagebart am 20. Oktober 2013, 10:17:52
Was meint ihr- sollte ich es mal einem der hiesigen Schärfemeister aus dem Forum zusenden und danach eine Gegenprobe machen?

Ja, unbedingt! Meines Wissens kommen nur relativ wenige neue Messer wirklich rasurscharf. Aust, Wacker und Messer, die Rasurpur vertreibt, sollen dazugehören, ich habe aber keine eigenen Erfahrungen mit diesen Anbietern.

Ansonsten empfiehlt sich ein rasurscharfes Messer aus dem Mitgliederhandel; alle neuen sollten im Zweifelsfall an einen versierten Schärfer aus dem Forum gehen. Ein Glenmorangie oder Lagavulin verkürzen die Wartezeit, und danach hast Du ein scharfes, sanftes Messer, das bei korrektem Ledern vor der Benutzung und gründlichem Trocknen danach (Handballenabzug!) seine Schärfe lange hält.