Ich gebs auf - Schärfen eines Peter Paris Messers in Le Grelot Form > Berichte

Begonnen von Senser, 14. September 2013, 17:59:25

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Senser

Ich habe nun zum ersten Mal ein Messer, welches mich zur Verzweiflung getrieben hat. Es lag schon Jahre als NOS Exemplar, welches noch nicht einemal abgezogen war, in meinem To Do Fundus. Vor Monaten habe ich es dann schärfen wollen und das ist mir bisher nicht gelungen.
Es ist ein hübsches 6/8 derbes Messer und hört auf den Namen "Peter Paris".

   

Das erste Bild ist der Originalzustand, das Zweite ist der jetzige Zustand. Da ich das Messer über längere Zeit in abgeklebtem Zustand habe liegen lassen, hatte sich zwischen den beiden Klabebandschichten Wasser gesammelt und leider etwas unschöne Spuren hinterlassen. (2. Bild, kurz unter dem Rücken)
Was habe ich gemacht? Zunächst habe ich mit dem 1000er versucht, eine Facette zu setzen. Obwohl dass Messer neu war, schien mir ein 1000er Stein nötig, weil sich doch ein paar kleinere Macken an der Schneide befanden.
Zu meiner Überraschung wurden Diese aber nicht weniger, sondern im Gegenteil! Kaum hatte ich eine Scharte beseitigt, fand sich an anderer Stelle eine Neue.
Pause.      Ich hatte mir überlegt, dass der Stahl vielleicht besonders hart und deshalb spröde ist, so dass ein vergleichsweise grober Stein schon Ausbrüche verursacht. Daraufhin hatte ich versucht, die Facette mit einem 6000er Stein
zu setzen. Das Ergebnis war nicht viel besser. Manchmal dachte ich, ich hätte es geschafft, aber wenn ich dann auf meinem Finisher war, befanden sich wieder kleinste Scharten in der Schneide. Klein heißt: nur mit der Lupe zu erkennen, aber sowas ist für mich nicht akzeptabel.
Irgendwann hatte ich die Nase voll von dem Teil, wollte es dann mal verschenken, was aber dazu geführt hätte, dass vielleicht ein Einsteiger das Ding erwischt, was niemandem etwas gebracht hätte.
Vielleicht will es ja mal jemand von euch Schärfern versuchen.
Schaut mal im MH.
Gruß Senser  

Senser

So, das Messer hat nun einen neuen Besitzer. Ich bin mal gespannt, wie Seine Schärfversuche damit ausgehen.
Gruß Senser

doorsch

Wird der neue Besitzer dann auch Posten wie das Ergebnis gewesen ist ?

Senser

Das hoffe ich doch, denn gerade deshalb habe ich ja diesen Thread eröffnet. Ich hoffe ja, noch etwas lernen zu können.
Gruß Senser

Rockabillyhelge

Falls der neue Besitzer es nicht schafft biete ich mich gerne an es zu versuchen  :D
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

BastlWastl

Eine Frage an Senser,

hast du den Schärfwinkel nachgemessen, vielleicht war dieser ja einfach zu gering (weniger wie 15 Grad) ? Dass könnte eine Erklärung sein.

mfg.Wastl.

Senser


Hallo Wastl,
also nachgemessen hab ich Ihn nicht, aber ich hab auch schon flachere Winkel erfolgreich geschärft. Außerdem habe ich immer mit zwei Lagen Tape geschärft. Die untere Lage war relativ dick und die Verschleißlage, also die Äußere war normal.
Trotzdem geht der Gedanke vielleicht doch in die richtige Richtung. Zumal die französischen Klingen ja oft härter sind als Unsere, und daher auch zu spitze Winkel nich so gut vertragen. Ist auf jeden Fall ein Tip, den der neue Besitzer mal berücksichtigen sollte.

Gruß Senser

MadScientist

Ich find's jedenfalls mal sehr erbaulich, dass auch die alten Hasen mal an einem Messer verzweifeln. Danke an Senser für den ehrlichen Bericht.

Bin gespannt, ob sich beim neuen Besitzer etwas verbessert...

Ach ja - und wie misst man einen Schärfwinkel?
Man kann auch ohne Spaß Alkohol haben.

Rockabillyhelge

Ich würde sagen das Messer im abgeklebten Zustand in den Winkelmesser legen und ablesen,
muss aber zugeben das ich mir um Winkel und dergleichen noch nie wirlich Gedanken gemacht
habe, klebe i.d.R zwei, seltenerweise auch dreimal ab und dann lüppt es im Regelfall.
Mir scheint aber das ich mich mit dem Schnittwinkelspiel mal genauer befassen muss,
bisher habe ich primät immer nur abgeklebt um den Rücken zu schonen und die Facette nach
Möglichkeit klein zu halten.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

Iltis

Zitat von: MadScientist am 21. September 2013, 14:52:35
...wie misst man einen Schärfwinkel?

Man misst die Breite der Schulter des Messers (am besten mit einen Mikrometer, notfalls tuts auch eine Schieblehre), legt dann das Messer auf Irgendetwas (Streichholzschachtel. Holzstück) und markiert so genau wie möglich die zwei Punkte (Schneide, Schulter) wo da Messer aufliegt. Wenn man die Schulterbreite halbiert hat man der Gegenkatheter, mit der "Aufliegepunktemaß"  die Hypothenuse zu ein rechtwinkeligen Dreieck wo der Winkel alpha (siehe Trigonometrie) genau die Hälfte der Schneidewinkel ist. Bekanntlicherweise ist Sinus alpha gleich Gegenkatheter durch Hypotenuse, die Werte das man gemessen hat. Zwei mal Winkel alpha ist  die Schneidewinkel.
Ich hoffe, das ist verständlich - klingt kompliziert, ist aber gar nicht schwer zu ermitteln. Ich messe nur nach wenn entweder das Messer bei mir ums verrecken nicht scharf werden will, oder ich von vornherein vermute, der Schulter könnte zu schmal sein.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

harrykoeln

Genau so kann man das ausrechnen.

Vielleicht etwas anschaulicher...

Zwei Messungen müssen gemacht werden:



Beide Werte notieren und dann leiten wir uns das rechtwinklige Dreieck aus dem Bild der zweiten Messung her:



Unteres Bild in der zweiten Abbildung: (Eckpunkte Großbuchstaben, Strecken Kleinbuchstaben)
Die Punkte A, B und C zeigen ein rechtwinkliges Dreieck.
Uns interessiert der Winkel (mit dem griechischen "Alpha" bezeichnet) am Punkt A, der genau unser Schneidenhalbwinkel ist. Haben wir den errechnet, multiplizieren wir den Wert mit 2 und haben unseren Schneidenwinkel.

Wir sehen die gemessenen Strecken, einmal das punktierte h und einmal die Strecke von Punkt B nach A, in der Zeichnung mit c bezeichnet. Um den Winkel über die Sinusfunktion bestimmen zu können, brauchen wir die Strecke a, von Eckpunkt B nach C. Diese Strecke ist genau die Hälfte von h.

Der Sinus des Winkels Alpha ist das Verhältnis der Gegenkathete "a" (die dem Winkel gegenüber liegende Seite des Dreiecks) zur Hypothenuse "c" (der immer längsten Seite im rechtwinkligen Dreieck).

Windowsrechner aufmachen, unter <Ansicht> auf Wissenschaftlich umstellen und eintippen  -->
[Wert aus Messung 1] [:] [2] [:] [Wert aus Messung 2] [Inv] [sin^-1] {ihr könnt jetzt den Schneidenhalbwinkel im Display ablesen} [Malzeichen *] [2] [=]
--> Im Display steht der Schneidenwinkel.

Anmerkung:
Das die Einheiten der Messwerte gleich sein müssen, also cm oder mm, setze ich als bekannt voraus.
Für die, die damit noch nie zu tun hatten: Wenn ihr die Taste INV drückt, ruft ihr die Inverse - also die Umkehrfunktion auf. Bei der Sinusfunktion steht im Normalmodus "sin" bei der Umkehrfunktion "Sin [hoch minus 1]" was für die Arcussinusfunktion steht, bei der aus einem Sinuswert der korrespondierende Winkel errechnet wird.

Vielleicht konnte das noch ein wenig helfen...
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

kimeter

#11
Zitat von: MadScientist am 21. September 2013, 14:52:35
Ach ja - und wie misst man einen Schärfwinkel?

Hallo MadScienstist,

steht alles im Thread Messer-Winkel. Ganz einfach geht's mit der Tabelle download Excel file - bevel angle calculation

-Andreas

MadScientist

Ahja, klar! Danke!  dh:

Auf die Idee, die Geometrie einfach in zwei rechtwinklige Dreiecke zu zerlegen hätte ich auch selbst kommen können.. :-[

Man kann auch ohne Spaß Alkohol haben.

Senser

Zitat von: Rockabillyhelge am 21. September 2013, 15:09:19
...
muss aber zugeben das ich mir um Winkel und dergleichen noch nie wirlich Gedanken gemacht
...

Das handhabe ich inzwischen genauso. Nachdem ich mal eine ganze Reihe Messer vermessen hatte, dabei alle Winkel von 15.5 bis 20° vorgefunden hatte, ohne daraus irgendwelche Rückschlüsse bezüglich der Rasureigenschaften ziehen zu können, habe ich dieses Thema gar nicht weiter verfolgt.
Ich meine, dass ich die Messergebnisse in Form einer Cad Zeichnung auch schon hier gepostet habe.
Gruß Senser

UbuRoy

Hatte mal eine Klinge, wo exakt das gleiche Problem auftrat. Die war falsch gehärtet. Mußte sie letztendlich entsorgen, nachdem ich mich Tage über Tage damit abgemüht hatte. Kann also schon seit Anbeginn durchaus Ausschuß sein.