Ibsen Torsionshobel restauriert

Begonnen von Nightdiver, 31. Mai 2013, 12:39:11

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Nightdiver

Hallo Leute,

vor einiger Zeit habe ich von einem netten Forianer einen Ibsen Torsionshobel bekommen. Leider war der Hobel altersbedingt optisch etwas "abgerockt", wie hier auf den Bilder gut zu erkennen.

 


Da ich fand, der Hobel müsse wieder im alten Glanz erstrahlen, habe ich mich daran gemacht, ersteinmal die alte Chrom- bzw. Nickelschicht herunter zu holen und ihn auf hochglanz zu polieren.
Nach der Politur war ich kurz am überlegen, ob ich ihn nicht in diesem Zustand lasse. Aber ich hatte schon die Nickellösung gekauft, also sollte sie auch eingesetzt werden

 

Danach habe ich den Hobel chemisch galvanisiert, da mir für die elektrolytische Vernickelung die technischen Möglichkeiten fehlen.

Das Ergebnis ist nicht ganz so ausgefallen, wie erhofft. Hobelkopf und leider auch der Griff haben nicht die Schichtdicke erreicht, die sie eigentlich nach der Zeit im Nickelbad aufweisen sollten. Es kann auch sein, dass die Nickellösung zu knapp bemessen war und sich so nicht ausreichend Material anlagern konnte. Jedenfalls ist nach der anschließenden Glanzpolitur am Griff und am Kopf wieder etwas Messing durchgekommen. Da ich jetzt aber weiß, wo die möglichen Fehler lagen, werde ich die Aktion demnächst wiederholen. Das Ergebnis kann sich, im Vergleich zum Ausgangszustand aber in jedem Fall jetzt schon sehen lasen.


   

In jedem Fall wir er, mit einer frischen Klinge bestückt, für meine heute noch ausstehende Rasur herhalten dürfen. ;D ;D
Gruß Kay

Es heißt: MOIN! – Moin Moin ist schon Gesabbel. - Norddeutsche Weisheit

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Standlinie

Schön restaurierter Hobel.  dh: dh:
Und was man selber instandgesetzt hat, gewinnt auch an Wert und stellt etwas ganz Besonderes dar. Sieh zu, dass Du noch mehr abgerockte Teile wieder auffrischen kannst. Es lohnt sich immer!
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

BlueDun

Zitat von: Nightdiver am 31. Mai 2013, 12:39:11

Das Ergebnis kann sich, im Vergleich zum Ausgangszustand aber in jedem Fall jetzt schon sehen lasen.


Das kannst Du ohne weiteres laut sagen !   dh: dh: dh:


Moccahead


shaveman


Soulweeper


Bavaria

Zitat von: Nightdiver am 31. Mai 2013, 12:39:11

Danach habe ich den Hobel chemisch galvanisiert, da mir für die elektrolytische Vernickelung die technischen Möglichkeiten fehlen.


Hallo Kay,

chemisch oder elektrolytisch ist doch wurscht - Hauptsache, das Ergebnis stimmt. Und das tut es!
Alle Achtung, den Hobel hast Du ersklassig restauriert  dh:
Wo bekommt man denn so ein Nickelbad?
Viele Grüße aus München
Rainer

Paul II.

Klasse! Gefällt mir richtig gut! Lass ihn so wie er jetzt ist, man kann seinem Perfektionismus auch übertreiben. Und bevor die Schicht zu dick wird, lass ihn lieber so!
Ich finde ihn wunderschön!  dh:
art isn't about aesthetics, it's about truth and heart

Nightdiver

Zitat von: Soulweeper am 31. Mai 2013, 13:23:31
Toll gemacht.. Anleitung dazu?

Der Vorgang ist eigentlich recht einfach und mit viel Handarbeit verbunden. Die alte Vernickelung wurde von mir mit 800er Nassschleifpapier vorsichtig runtergeschliffen. An die schwerer zugänglichen Ecken, z.B. am Barberpol des Griffes, bin ich mit einer Messingdrahtbürste auf dem Dremel rangegangen. Danach mit 3000er Nasspapier glanzgeschliffen. Dann nass per Hand bzw. nasser Filzscheibe auf dem Dremel mit dem klassischen Putzstein (weiße, gipsartige, harte Polierpaste in der Plastikdose), den man auch in der Küche verwendet, weiterpoliert, bis der gewünschte Glanz da war. Anschließend noch mit NeverDull das Finish poliert.

Die chemische Vernickelung habe ich mir über die Bucht gekauft. Hier der Link: http://www.ebay.de/itm/Vernickeln-stromlos-Robuster-und-einfacher-als-Elektrolyt-Nickel-1000-mL-/390535023247?pt=LH_DefaultDomain_77&hash=item5aedb38a8f

Oberste Pflicht beim Vernickeln ist das sehr gute Entfetten. Ich habe mit 95% Iso entfettet und die Teile ab da nur mit Latexhandschuhen angefasst.
Buntmetalle müssen vorher in einen Aktivator. Es ist eine, wie beim Nickelbad auch, chemische Beschichtung, hier allerdings mit Palladium. Danach geht es in das Nickelbad. Da die Nickellösung etwa 90 -95°C haben sollte, habe ich ein Borsilikatglas mit der Lösung in ein Wasserbad gestellt. Nach etwa 10 Minuten im kochenden Wasser hatte die Lösung etwa 85 -90°C. Das allerdings auf einer Kochplatte im Garten unter freiem Himmel, da durch die Erwärmung der Nickellösung giftige Dämpfe entstehen sollen. Dann Die Hobelteile hinein, 10 Minuten köcheln lassen und die Vernickelung ist fertig. Allerdings habe ich nur etwa 150ml Lösung im Glas gehabt. Ich denke, dadurch wurde die Nickelschicht nicht dick genug, da die geringe Menge nicht ausreichend gelöstes Nickel hatte. Beim nächsten Mal werde ich wohl eine halbe Flasche nehmen, um sicher zu gehen. Die Lösung ist übrigens mehrfach verwendbar.
Nach der Vernickelung noch einmal mit NeverDull leicht stumpfe Stellen nachpoliert. Das Ergebnis sieht man auf den Bildern.
Gruß Kay

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Moccahead

Ich denke ich habe heute den Einkaufszettel überfüllt... haha

Danke für die Infos!

HG
Stefan

Rockabillyhelge

Geil, will ich auch habe, muss ich auch machen  :D :o
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

geoshave

Danke Kay, ich werde das vielleicht mal angehen.
Eine Gelegenheit, den Mund zu halten, sollte man niemals ungenutzt vorübergehen lassen. In diesem Zusammenhang: Ist verbale Inkontinenz heilbar?

Christophe1989

Wirklich super gemacht, Kay! dh: Schön zu sehen, dass der alte Ibsen einen so fürsorglichen neuen Besitzer gefunden hat! ;) Weiterhin viel Spass damit!
Herzliche Grüsse,
Christophe

Moccahead

Ist der Aktivator ebenfalls wiederverwendbar? Wahrscheinlich ja, ne?

Nightdiver

Zitat von: Moccahead am 02. Juni 2013, 12:24:38
Ist der Aktivator ebenfalls wiederverwendbar? Wahrscheinlich ja, ne?

Der Aktivator ist prinzipiell die gleiche Art chemischer Galvanisator wie das Zinkbad selbst. Im Aktivator ist nur Palladium gelöst, um Buntmetalle auf die Vernickelung vorzubereiten, da der Kupferanteil im Buntmetall wohl eine direkte chemische Anlagerung des Nickels verhindern soll. Durch die Palladiumschicht wird dann eine vernickelbare Zwischenschicht aufgebaut.
Den Aktivator kann man ebenso widerverwenden, wie das Bad selbst. Nur ist auch irgendwann die Palladiumkonzentration in der Lösung so gering, dass sich nichts mehr auf den Buntmetallen ablagert. Nur braucht der Aktivator nicht erhitzt zu werden. Die Reaktion läuft schon bei Zimmertemperatur ausreichend ab.
Gruß Kay

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