India Steel

Begonnen von titanus, 23. April 2013, 18:03:12

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Rockabillyhelge

Die Sache mit dem India Steel hat mich ja schon beschäftigt, bin mir ziemlich sicher (u.a. angsichts des englischsprachigen Wikipedia Artikels https://en.wikipedia.org/wiki/Crucible_steel), dass es sich beim India Steel nicht um indischen Stahl sondern um ein wohl im englischsprachigen Raum gängiges (oder ehemals gängiges) Synonym für Tiegelstahl handelt.
Darauf gekommen bin ich beim Durchlesen des o.g. Artikels, in welchem direkt im ersten Satz Indien bzw. der subindische Kontinent als Zentrum der frühen Tiegelstahlproduktion angegeben wird (vergl. Wootz und Damast). Vermutlich gelangte die Idee / das Wissen um diese Stahlherstellungsmethode zu Beginn des 18.Jh. nach Großbritanien wo es u.a. von Benjamin Huntsman zum uns bekannten Tiegelstahlverfahren weiterentwickelt wurde.
Unter dem Aspekt, dass das Huntsman´sche Verfahren einer strengen Geheimhaltung unterlag und äusserst wichtig für den Export Sheffielder Stahles war, würde es mir zumindest denkbar erscheinen, dass man sich lieber der Bezeichnung India Steel bedient hat um die eigentliche Herkunft und Produktion zu verschleiern.
Später (nachdem das Tiegelstahlverfahren sich auch ausserhalb des Königreiches durchgesetzt hatte und das Puddelstahlverfahren die Stahlherstellung zu dominieren begann) wird die Bezeichnung India Steel wie ich vermute mehr einen qualitativen Charakter gehabt haben, eine Marke schlichtweg die einen guten Ruf hatte.
Des weiteren wird als weiteres synonym auch Cast Steel genannt, was in erster Linie Gussstahl bezeichnet, sich aber zum Zeitpunkt um 1800 herum und ggf. noch etwas später nur über Tiegelstahl verwirklichen lies, weswegen India Steel und Cast Steel zumindest zeitweise den gleichen Stahl bezeichnen dürften.
Die genaue Art des Stahles (Cast, Crucible und India Steel bezeichnen ja nur eine Herstellungsart und nicht die Zusammensetzung des Stahles) wie z.B. Tungsten (Wolfram), Manganese (Mangan), Silver (Silberstahl) oder auch INOX bzw. rostfreien Stahl bleibt danach unbetrachtet.

Fraglich bleibt jedoch ob unter dem "Gussstahl" auch das Giessen von Rohlingen und Halbzeugen oder lediglich der Kokillenguss (Vorguss von Brammen und Halbzeugen der erst noch geschmiedet bzw. gewalzt wird) gemeint ist.
Auch mit Bart immer gut rasiert :)