Neue Griffschalen für Marsh Brothers, Sheffield

Begonnen von Maigus, 07. Februar 2013, 12:16:56

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Maigus

Neue Griffschalen für mein neues Marsh Brothers, Sheffield - Messer.

Ja , ich habs getan! Ich hab mir Grifffe gebastelt!

Denn die alten Schalen sind mir beim Aufarbeiten der Kling zerbrochen. Aber ich wollte ja eh mal welche bauen. Ach ja, hier ertsmal das Messer im Originalzustand, wie es vor einigen Tagen bei mir ankam (Ebay Auktion, 7,50Takken ;D ;D ;D)



Ich malte mir also die gewünschte neue Form der Griffe auf Papier und schnitt diese aus. Dann übertrug ich die Zeichnung auf zwei uralte Parkettbodenriemchen aus Eichenholz, die noch auf dem Speicher rumlagen, und sägte die Form grob aus. Mir schwante Arges! Das Zeugs ist so hart, dass ich um die Schärfe meiner Säge bangte.... >D
Anschliessend Raspelte und feilte ich die Form zurecht.
Dann legte ich recht grobes Schleifpaier auf den Tisch und begann die Abschrägungen zu schmirgeln. Na ja eingentlich hab ich das Schirgelpapier mit den Riemchen stumpf gemacht......(Ich wünscht ich hätt nen Bandschleifer)
Gut, nach einigen Stunden bin ich dann an den groben Schleifbock von menem Schwager und hab erstmal die grobe Form zurechtgeschliffen. Dann wieder aufs Papier. (Jetzt tun mir die Hände weh! :o )

Den Steg hab ich aus zwei Lagen Eiche-Furnier gefertigt.
Und dann überkam es mich: Ich wollte mal ein Messer machen, mit nem Griff ohne Nieten. (schon alleine, weil ich keine hab o) )

So kam mir die Idee, statt eines Nietes ein Schaschlickstäbchen (die guten, aus Bambusholz) zu verwenden. Passt perfekt, leicht stramm, in das vorhandene Loch am Messer. Also ein 3,2mm Loch in die Griffe gebohrt, und ab damit.

Aber seht selbst.

Abschließend habe ich das Holz mit reinem Bienenwachs eingerieben und dieses mit dem Feuerzeug heiß einziehen lassen und durch die Hitze die Maßerung hervorgehoben.














der inkredibile HÖLK

Toller Bericht mit vielen guten Bildern - und erst das schöne Endergebnis! Ist sehr schön geworden, individuell aber insgesamt sehr stimmig und passend. Herzlichen Glückwunsch zum hübschen Messer!

der_kleine_nick

Cool, danke für die Inspiration!

Ich habe demnächst ein ähnliches Projekt vor: Ich möchte meine Vanta Shavette verschönern, die Plastik-Griffschalen finde ich einfach zu hässlich.

LG,
Nick
Besser nass rasiert, als rass nasiert.

crazor

@Maigus,
schöne Arbeit, fällt aus dem Rahmen, vor allem wegen des Essstäbchens. Hast du es nur reingeklopft oder geleimt? Finde die Idee genial, hab mich bisher noch nicht drübergetraut.
Vielen Dank für den anschaulichen Bericht.

LG,
Werner

titanus

Die Form ist sehr schön   dh:
Die Funktion wird durch das Eichenholz (hoher Gerbsäuregehalt, der mit der Klinge reagieren wird),
bald  nicht mehr so toll sein.
Was schade ist.
Aber die Diskussion hatten wir ja schon mal.

Viele Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

crazor

Mich wundert ja nur das japanische Tischler ihre Holzgriffe für die Stechbeitel aus Eichenholz gezimmert haben, aufgrund des Gerbsäureproblems wäre das ja sehr wiedersinnig.

LG,
Werner

titanus

Weißt du, wie hoch der Gerbsäureanteil in japanischer Weißeiche ist?
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Rigeback

Schõne Form mit den Schrãgen auf den Seiten der Schalen . Gefãllt mit gut so !

crazor

@titanus
Habe leider nichts über den jeweiligen Gerbsäureanteil der verschiedenen Eichenarten gefunden.
Gelesen habe ich allerdings das die Reaktion hauptsächlich bei frischem Holz oder bei feuchtem Holz zu beobachten ist.
Denk mal wenn die Heftschalen gut geölt oder gewachst sind dürfte kein Reaktionsproblem auftauchen.

LG,
Werner

titanus

Hallo Werner,
ich habe jetzt auch nicht gesucht (bisschen viel Stress im Moment),
aber nach meiner Erinnerung aus dem Studium hat Eichen (Stiel-, Traubeneiche) einen Anteil von ca. 15 % Gerbsäuren in der Rinde,
im Holz, aber das weiß ich nicht mehr genau, ca. 8 - 10 %. Das ist schon eine ganze Menge.
Weißeiche ist ein eigene Art und kann komplett differierende Werte haben.

"...Reaktion hauptsächlich bei frischem Holz oder bei feuchtem Holz zu beobachten..."

Das ist genau das Problem und der Unterschied zu einem Beitel mit Weißeichengriff von einem Rasiermesser.
Der Beitel bleibt in der Tischlerei i. d. R. trocken (außer es regnet durch, aber dann ist eh alles zu spät  ;))
Ein Rasiermesser und auch der Griff kommen aber (bei mir) mit Wasser in Berührung.

Noch zwei eigene Beobachtungen dazu:
ich habe letzes Jahr eine Stahlplatte (Ofenblech) durchgeflext. Die Funken flogen in Richtung Eichenholzklotz (zum Spalten).
Wie nass es war weiß ich nicht mehr. Geregnet hatte es nicht, aber der Klotz war recht frisch.
Binnen Sekunden hatten die Partikel mit dem Holz reagiert und die Oberfläche des Klotzes komplett schwarz gefärbt.

In meinen Anfängen als Bogenschütze habe ich meine Pfeile sehr chic mit bunten Ringen versehen und auch gebeitzt (= rot gefärbt mit
"Beize" aus dem Baumarkt).
Damit mir da nichts verläuft habe ich anschließend 3 x den kompletten Schaft in DD-Lack getaucht, die angeblich beste Variante, der beste Lack.
Beim nächsten Turnier im Regen hatten alle, die meine Pfeile gezogen haben, schöne rote Finger und Hände.  dr:
Mittlerweile öle ich mit Leinöl und verwende keine Beize mehr.
Es gibt nichts wirklich wasserdichtes auf Holz!
Man kann das Eindringen von Wasser nur verlangsamen.

Deshalb ist es aus meiner Sicht ein kleiner Kunstfehler eine Karbonstahlklinge in Kontakt mit Eichenholz zu bringen.

Ich hoffe das war jetzt verständlich.
Ich bitte das auch nur als Hinweis aufzufassen.
Jeder wie er möchte.

Viele Grüße

titanus


Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

Rigeback

Daher die Form der Schalen ,hat was von den Tips eines Bogens ! Habe auch mal welche aus reimem Spaß an der Freud gebastelt . Einen nur aus Esche den Flachbogen und einen anderen mit Bambus Laminaten und Esche plus Glasfaser, mit Recurce an den Tips . Muss ich noch mal vernünftig Tillern ,durch das zusätzliche Glasfaserlaminat ist er denn zu stark geworden und die Enden drehten sich beim Spannen leicht zu einer Seite weg ! Hätte ich mal so lassen soll,hatte schon so gut Dampf durch das Bambus gehabt .

titanus

Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

crazor

Zitat von: titanus am 12. Februar 2013, 16:52:04
Das ist genau das Problem und der Unterschied zu einem Beitel mit Weißeichengriff von einem Rasiermesser.
Der Beitel bleibt in der Tischlerei i. d. R. trocken (außer es regnet durch, aber dann ist eh alles zu spät  ;))
Ein Rasiermesser und auch der Griff kommen aber (bei mir) mit Wasser in Berührung.


Es gibt nichts wirklich wasserdichtes auf Holz!
Man kann das Eindringen von Wasser nur verlangsamen.
Hallo Titanus,
ich passe immer höllisch auf das meine Heftschalen kein Wasser erwischen, so durstig diese auch sein mögen. Den Spalt wo die Klinge am Heft befestigt ist wieder trocken zu kriegen ist gar nicht so einfach und da wäre eine Holz- oder Klingenverfärbung noch das geringste Problem.

Ich denke mit Superkleber sollte man eine absolut wasserdichte Oberfläche hinbekommen. Sieht zwar recht gut aus, hat aber zur folge das sämtliche Haptik verloren geht.

Solltest du einmal über die verschieden Gerbsäureanteile bei Eichenholz drüberstolpern so sag bitte bescheid, gleiches werde ich auch machen. Hab mal irgendwo gelesen das es ein säurefreies Eichenholz geben soll.
Und man kann die Gerbsäure mit Regenwasser auswaschen, was für Messerhefte vielleicht nicht unbedingt brauchbar wäre.

LG,
Werner

titanus

Hallo Werner,

du kannst mir glauben:
die Holzbogenschützen würden alle ihre Bögen mit Sekundenkleber einschmieren, wenn das wirklich wasserdicht machen würde.
ich nehme für Weißholzbögen (Ahorn, Pfaffenhütchen,...) schlichtes Leinöl.
Die ersten Schichten mit Orangenterpenen verdünnt, damit es tiefer einzieht.
Leinöl hat den großen Vorteil, dass nach Trocknung (Oxidation!) und hart werden immer noch flexibel ist.
Man kann ja 200 Jahre alte Ölgemälde aus dem Keilrahmen nehmen und einrollen.
Härter trocknende Öle, Wachse, Harze oder Balsame splittern unter Umständen.
Bei Öligen Hölzern nehme ich ein selbst angesetztes "frech polish" nach einem abgewandelten Rezept aus dem 18. Jhd.
In Alkohol gelösten Schellack, in Terpentinöl gelöste Dammarharze, Leinöl.
Die Mischung wird wie eine Schellack-Politur aufgebracht.
Mastixharze würde ich auch nehmen, aber die sind teurer.

Viele Grüße

titanus
Es ist sinnlos, von den Göttern zu fordern, was man selber zu leisten vermag.

Epikur

crazor

Klar für alle Holzbauteile die flexibel bleiben müssen fällt Superkleber als Lackierung flach. Für Messerhefte dürfte es dicht sein. Hab ein Messer von Buddel das so lackiert ist, schön anzuschauen, eigenartig anzugreifen. Die Frage ist natürlich wie lange das Zeug hebt. Hier dürfte man mehr auf den amerikanischen Foren finden, wo diese Art der Konservierung sehr beliebt ist.
Ich für meinen Teil stehe mehr auf Öl und Wachs.

LG,
Werner