Wie gut ist meine Klinge?

Begonnen von egmac, 23. September 2012, 11:28:05

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egmac

Ich bin kein Freund von Klingentests, da die Qualität von viel zu vielen Parametern abhängt, die zudem auch noch sehr individuell sind.....dennoch glaube ich, für mich eine Methode gefunden zu haben, die mir einen verlässlichen Hinweis auf die SCHÄRFE einer Klinge gibt. Nach jahrelangen "Tests" und Herumprobieren rasiere ich mich bereits seit über einem halben Jahr fast ausschließlich mit meinem SANFTEN Edwin Jagger (Mühle Kopf, geschlossene Schaumkante) und seiner treuen Begleiterin ASP. Durch den täglichen Gebrauch der selben Hobel/Klingen-Kombi über so eine lange Zeit  und Übergang zu Mugaufschäumen (und auch einer, wie ich glaube, bereits ziemlich ausgefeilten Technik), ist es mir nun auch wirklich möglich, Unterschiede bei RS und RC (Gründlichkeit und Nachhaltigkeit) festzumachen. Nun interessieren mich nach wie vor auch andere Klingen, die ich hier und da an ein, zwei Tagen ausprobiere. Die Routiniers unter uns wissen, dass gerade sanfte Hobel förmlich nach scharfen Klingen schreien....in einem aggressiveren Hobel können auch sanftere Klingen gut zur Geltung kommen. Also sah ich, dass ein sanfter Hobel mir natürlich viel präziser Unterschiede in der Klingenschärfe zeigt.

Jetzt noch meine Paradesituation: Oberlippe gegen den Strich!  >D

Wenn man auf einen sanften Hobel so richtig "eingeschossen" ist, dann merkt man in diesem Setting kleinste Unterschiede. Ich möchte hier keine Aufstellungen machen, da da ja doch jeder anders empfindet, aber viele Klingen, die andernorts als ultrascharf gepriesen werden, versagen in einem sanften Hobel erbärmlich. Nicht die Feather, auch nicht die ASP, einige Gillettes etc.. Aber zahlreiche Klingen, die sicherlich sehr gut in Hobeln funktionieren, die aggressiver ans Werk gehen, müssen deshalb noch nicht superscharf sein. Letztendlich ist diese Erkenntnis auch nur relativ wichtig, denn jeder von uns wird am Ende seine Lieblingskombination finden......und das Geheimnis liegt in der "KOMBINATION". Gute Rasurtechnik vorausgesetzt, und machen wir niemanden etwas vor, die erfordert eben doch eine gar nicht so kurze Lernzeit.

Die Schärfe der Klinge ist für mich also nur EIN Faktor, der aber sehr wichtig in Bezug auf die Hautfreundlichkeit sein kann. Wenn mir aber Leute gewisse Klingen als nicht sehr scharf verkaufen wollen, muss ich lächeln......(hier wieder ein klares Votum für ASP).

Alle meine Aussagen haben jedoch gar nichts zu tun mit der Standfestigkeit der Klinge und sind deshalb nur EIN Teil einer Klingenbewertung. Auch kann nicht jede Haut mit jeder Klinge gut zurecht kommen! Ich werde die Feather nie vertragen. Die Dicke und Biegsamkeit der Klinge haben ebenfalls viel Einfluss auf die Sanftheit und Nachhaltigkeit der Rasur, aber da gehen wir wieder in weitere Details........Faktoren, Faktoren!

Übrigens ist es mir mit dem sanften EJ und der ASP natürlich möglich, täglich perfekte Rasuren (Sanftheit, Gründlichkeit und Nachhaltigkeit) zu haben, was ich mir früher nie gedacht hätte... :) Kleine Unterschiede werden dann eben durch verschiedene RS und RC hervorgerufen.

Alles in allem ist es hier wieder ein Plädoyer für die konstante Verwendung einer Hobel/Klingen-Kombination geworden......das muss aber eben nicht langweilig sein, denn es gibt so viele wunderbare RS und RC!  8)



"....das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich." (Ferdinand Raimund: "Der Verschwender")

Brauer

Ja egmac, da gebe ich Dir bedingt Recht. Denn meine Meinung bei den heutigen "modernen" Klingen ist die, dass
im großen und ganzen da die Unterschiede (bis auf wenige Ausnahmen wie Feather, Rotbart, Astra nach oben hin,
Treet, Laser zB. nach unten hin) von der Schärfe her und somit der Rasurleistung nicht so ausgeprägt sind. Will heißen, ich kann mich mit einer Lord/Shark ebenso gut rasieren, wie mit einer Rotbart, oder eben der von einigen verhassten Derby. Ich denke nämlich die Schaumqualität und Güte der RS/RC hat einen weit höheren Anteil an der Rasur, als die Klingenmarke, und da kommt es. Wenn die RS/RC ständig wechselt hat a)die Haut b) der Anwender weit mehr Probleme mit konstantem Schaum/Vorbereitung als es ein Klingenwechsel macht. (Nur meine Meinung)

egmac

Letztendlich schlägst du in die selbe Kerbe: Konstanz!  dh:
"....das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich." (Ferdinand Raimund: "Der Verschwender")

Drei

Unbedingt! Um ein valides Urteil abgeben zu können, ist ein Bezugsrahmen sehr wichtig. Was nützen Tests bei denen viele Parameter zugleich gewechselt werden?
Das ist oft so, wenn Anfänger mit einem Problem ankommen, mit Lösungsvorschlägen bombardiert wird und versucht, möglichst gleichzeitig alles zu ändern. Er hat wahrscheinlich Glück damit, der Wissenszuwachs über das eigentliche Problem liegt allerdings nahe Null.

Heresy

Interessanter Thread!

Jetzt ist nur die Frage, welche Rolle die perfekte Kombi und welche die totale Routine mit derselben spielt.
Gerade bei sehr sanften Hobeln habe ich den Eindruck, dass ich nach langer Benutzung ein (unerwarteten) Level der Sauberkeit und Nachhaltigkeit erreiche, die mit aggressiven Gesellen ausschließlich mit mangelnder Schonung der Haut erkauft wird.
Gruss, Rainer

Brauer

Rainer, bei gleichem Equipment (sanfter Hobel, Klinge Seife, nicht zuletzt auch der Pinsel, wegen der Schaumkonsistenz, behaupte ich mal, ist da der Faktor "Routine" der ausschlaggebende Punkt, Deine Bewegungsabläufe haben sich quasi darauf, geeicht. Ich nutze eigentlich, bis auf Ausnahmen nur noch den R 41 und den Zwilling Pseudo, die sich in der Handhabung sehr ähneln. Klinge zumeist ASP im Mühle, Shark/Lord im Zwilling. Beide Rasierer kenne ich vom Winkel und Ansatz quasi "Blind" ebenso die Klingen (wobei diese wie gesagt nach meiner Meinung der geringere Faktor der Kette sind) nehme ich dann durchgehend die gleiche RS und gleichen Pinsel, ist das Ergebniss auch gut vorhersehbar. Ändert sich nur ein Faktor, der des Hobels, wie Heute wo ich mal den Rotbart Zahnkamm nahm, und dann noch ein zweiter (Rapira Klinge) ist mehr Nacharbeit als gewohnt angesagt. Und ich habe unter dem Strich ein schlechteres Ergebniss. Also gerade wenn man noch "unerfahren" ist nur einen Faktor ändern. Ich denke, dass wollte egmac mit der Konstanz ausdrücken.

Drei

Ich denke, dass man mit beiden Ausprägungen deutliche Fortschritte im Zeitverlauf machen kann. Die Näherung ans Optimum ist nur eine andere. Bei der sanften Sorte nähert man sich aus einem Gefühl der Sicherheit, bei der aggressiven Sorte aus einem Gefühl der Vorsicht an.

Deine These wirft die Frage auf, welcher der beiden genannten Grundtypen die glattere Rasur ermöglicht. Ich könnte mir vorstellen, dass es im Grunde genommen gar keinen Unterschied macht, es sei denn, der Hobel wäre so sanft, dass die Klinge für eine gute Nachhaltigkeit nicht weit genug runter kommt.

Heresy

Hi Brauer!

Eigentlich weiß ich ja um die goldene Regel zur Erlangung der perfekten Rasur, aber ich kann nicht anders, als täglich den Pinsel und die Seife sowie alle 4-7 Rasuren den Hobel zu wechseln. Unvernünftig aber Spass bereitend. Ich sollte vielleicht mal Seife und Pinsel wenigstens so lange, wie den Hobel einsetzen, oder noch besser zwei Klingen lang einen Hobel und  um ein Klingenleben versetzt eine Seife/Pinsel benutzen. Also Hobel A mit Seife A, dann Hobel B mit Seife A, dann Hobel B mit Seife B, Hobel C mit Seife B usw.

Das bringt vielleicht mehr Routine ohne auf eine grössere Rotation verzichten zu müssen. Alle 50 Rasuren wieder beim gleichen Hobel ankommen? Oh Mann!

Gut, dass Nachhaltigkeit für mich nicht so wichtig ist, da ich keinen richtigen Bartschatten bekomme und mich gerne täglich rasiere.
Gruss, Rainer

egmac

Zitat von: Heresy am 23. September 2012, 20:19:11
Also gerade wenn man noch "unerfahren" ist, nur einen Faktor ändern. Ich denke, dass wollte egmac mit der Konstanz ausdrücken.

dh:
"....das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich." (Ferdinand Raimund: "Der Verschwender")

Heresy

Du hast Brauer und nicht mich zitiert, und recht hat er!
Gruss, Rainer

Brauer

Neeeeeeeeein ich will nicht Recht haben, also widersprecht mir. Bei den Seifen wechsle ich so alle 7 Tage, sprich 7 Tage zB. die Klar, dann 7 Tage eine andere. Hobel wie gesagt 2 Stück, Klingen nach 4-5 Rasuren wechseln, wobei ich da wie gesagt nicht so festgelegt bin. Merken kann ich die Routine eigentlich am ehesten am Hobel, nehme ich da, wie Samstag, mal einen der anderen (Rotbart Zahnkamm) der für sich gesehen wirklich gut ist habe ich eine "schlechtere" Rasur. Sanft-"Aggresiv" in der Nachhaltigkeit/Gründlichkeit, schwierig zu sagen, persönlich habe/hatte ich mit keinem Hobel früher und auch jetzt die Nachhaltigkeit des R 41 erreicht.