Rasierseife selbst gemacht

Begonnen von Feuersteen, 26. August 2012, 19:14:58

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Cohen

Ich nehme gerne das Rezept! Selber machen ist klasse!
,,Eine zweifelhafte Behauptung muss recht häufig wiederholt werden, dann schwächt sich der Zweifel immer etwas ab und findet Leute, die selbst nicht denken, aber annehmen, mit soviel Sicherheit und Beharrlichkeit könne Unwahres nicht behauptet oder gedruckt werden."

Otto von Bismarck

Drill Instructor

Wie schon im "heute habe ich bekommen" Thread vermeldet sind heute die Seifenproben angekommen. Vielen Dank und ersten Respekt- von Anfassgefühl und Duft sieht das echt gut aus, da hatte ich schon ganz andere Eigenbauseifen zum Test. Ich freu mich auf die erste Benutzung!
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

makingthingssharp

Mir geht es wie Drill.
Die nächsten Tage wird dann mal ausprobiert.  ;D
Das Denken ist eine zu schwierige Sache, als dass jedermann darin herumdilettieren dürfte.

makingthingssharp

Nun konnte ich die beiden selbstgemachten Seifenproben von Jazz ausgiebig testen und ich muss sagen, sehr gut gemacht.
Eine der beiden Seifen enthält Rindertalg an Stelle von Palmöl und diese hat für mich auch die Nase vorne. Keinen großen Abstand, aber doch vorne.
Bei beiden Seifen entsteht ein super stabiler und cremiger Schaum, wie man es von Stearin-lastigen Seifen auch erwarten kann. Beide Seifen sind recht durstig und nicht besonders heikel, was die zugegebene Wassermenge anbelangt. Der Talgversion sogar etwas durstiger als die andere. Besondere Sorgfalt muss man also nicht walten lassen und kann den Schaum somit auch nach persönlicher Präferenz gestalten.
Wenn ich bei der Palmölversion etwas zu wenig Wasser genommen habe, hat die Seife meine Haut doch ausgetrocknet. Aber dem kann man ja entgegenwirken. Düfte sind immer Geschmacksache, deswegen hier auch keine Wertung.
Von den Eigenschaften der beiden Seifen an sich bin ich recht angetan. Die Gleiteigenschaften sind absolute Oberliga. Das Hautgefühl nach der Rasur ist ausgezeichnet. Die Rasur selbst sehr gründlich. Weiter so.
Das Denken ist eine zu schwierige Sache, als dass jedermann darin herumdilettieren dürfte.

Monza

Das hört sich alles ja sehr gut an.
Poste doch einmal das Rezept von der Talgseife.

jazzman2009

Hallo,
erst mal zunächst recht herzlichen Dank an makingthingssharp für den Test und das nette Review.
Ich würde hier gerne das Rezept posten, bin mir leider nicht sicher, ob es erlaubt ist, ich meine mich zu erinnern, das jemand in diesen Forum wegen eines Rezeptes mal gebeten wurde das nicht zu tun.
Deshalb bitte ich um einen Moderator, der mir grünes Licht gibt.

Drill Instructor

Heute kam endlich die erste Jazzman-Seife dran, ich habe mich für die Pur entschieden. Und ehrlich: Fetten Respekt. Das ist echt ne feine Seife. Da sieht so mancher Nobelanbieter sehr blass aus dagegen.

Was mich interessiert sind 1. die Rezepte und 2. die Erklärungen für die Namen :)
Im Sommer 2015 habe ich kühlendes Aftershave verwendet. Alle fünf Tage.

jazzman2009

#97
Hallo,

das ist ja fein mit der Pur, denn das war wirklich meine allereste Seife und somit auch Rasierseife die ich je in meinem Leben gesiedet habe. Der Name Pur sagt in dem Fall alles, sie ist ohne Duftstoffe rein pur.Diese Seife ist,abgesehen von der Stearinsäure, auf der Basis von Sojaflocken (was ein unheimlich super Öl bzw. Fett ist, da es selbst einen hohen Stearinsäureanteil hat, man spricht richtigerweise aber von gehärtetem Sojaöl,das leider viel zu wenig in der Rasierseifeherstellung eingesetzt wird),Kokosöl und Rizinusöl. Die Idee stammt von einem amerikanischen Rasierseifenhersteller. Uncle Jon's Shaving soaps. Googled man unter Youtube Uncle Jon making shaving soap, so sieht man mal im groben wie einfach eine Rasierseife herzustellen ist. Sein Leitspruch trifft es: Keep it simple. Es gibt genügend Youtube Filme, wo begeisterte User seine Rasierseife aufschlagen und bewerten. Im Moment hat er aber seine Seifen auf auf Rindertalg oder Palmöl umgestellt.
Die Namen: Pur ist Pur, PepMen steht für Pepermint Menthol,1962 ist halt vom Geruch so ein typischer Aftershaveduft der Männer in den 60 igern (so in Richtung Tabak), und Brexit, na da es aktuell ist und ich an England gedacht habe. Der Duft riecht nach englischer Rose, nicht so süss, leicht herb (grinz).

Zum Rezept: Bin mir zwar immer noch nicht sicher, ob es erlaubt ist, aber da ich die Moderatoren angeschrieben habe und keiner gemeckert hat, kommen wir zum Punkt:

@jazzman2009: Nachdem du das Moderatorenteam schon gefragt hast, hättest du ruhig auch eine Antwort abwarten können.
Beachtet bitte die hier verlinkten Warnhinweise: https://de.m.wikibooks.org/wiki/Seife_herstellen#Praxis:_Warnhinweise
SR - Mod-Team

Pur:

35% Kokosöl
30% gehärtetes Sojaöl
25% Stearinsäure (das ist der niedrigste Wert, den ich je verwendet habe,liegt aber an dem Sojaöl, man kann durchaus mit anderen Zutaten auch 50% Stearinsäure nehmen)
10% Rizinusöl
Das ergibt 100% Fette/Öle so macht man das bei Seifenrezepten
30% Wasser (das bezieht sich nicht auf das Endgewicht, sondern auf die obengenannte Gesamtfettmenge)(wären oben die genannten % te Gramm, so käm hier 30g Wasser dazu und zwar Gramm nicht ml,bei Seifen wird alles gewogen!)
4% Glyzerin (von Gesamtfettmenge)
2% Seidenprotein (von Gesamtfettmenge)
2% Kaolin (von Gesamtfettmenge)

Das ganze mit 5 % Überfettung Mischverseift.
Das heißt: man muss die Fettprozente in eine Seifenrechner eingeben, der berechnet die benötigte Menge an NaOH (Natriumhydroxid und die benötigte Menge KOH (Kaliumhydroxid) die man zur herstellung der Lauge benötigt.
Eine recht herkömmliche Mischverseifung bei Rasierseifen ist 60% KOH und 40% NaOH. Sprich: die erechnete Menge KOH multipliziert man mit 0,6 und die berechnete Menge NaOH mit 0,4.
Das ganze zu mischen ist nicht ungefährlich und man sollte das nicht einatmen und ein Spritzer ins Auge heisst Krankenhaus. Also Vorsicht damit, draussen mischen, Schutzbrille tragen !!!!!!!!
Das Gemisch 60% KOH, 40% NaOH langsam ins Wasser schütten, das wird verdammt heiss. In dieser Reihenfolge oder es spritzt gefährlich stark. Also ein hitzebeständiges Glas verwenden!

Der Vorgang ganz kurz: Die harten Fette langsam erhitzen (in dem Fall Stearinsäure,Sojaflocken und Kokosöl) bis sie flüssig sind. Achtung: Die Stearinsäure hat einen recht hochen Schmelzpunkt (65 Grad), das dauert und man sollte die anderen beiden entweder seperat schmelzen, oder am Schluss dazu tun. Die geschmolzenen Fette in eine Rührschüssel,das Öl (in dem Fall das Rizinusöl) dazu und dann die Lauge langsam dazukippen und dabei mit einem elektrischen Rühstab vermengen. Viel Spass dabei, das Zeug wird ruckzuck dick und es gibt sich ein Brei ala Kartoffelpüree.
Das ganze Abkühlen lassen auf ca 30 Grad und dann Glyzerin, Seidenprotein und Kaolin dazurühren. Dann die Seife abfüllen und 6 Wochen warten. Das ist das schwierigste ;-)
Nun ich warte nicht 6 Wochen und verwende die Seife ohne Probleme nach ein paar Tagen. Einen Test kann mann mit einer kleinen Menge sofort machen, wenn die kleine Menge kalt ist.

Soweit so gut, schaut Euch mal ein paar Videos an, wo Seife gesiedet wird, da lernt man viel. Rasierseife unterscheidet sich im Wesentlichen von normalen Seifen durch den hohen Stearinanteil. Ich sehe darin keine große Kunst und da ja schon 2 User geschrieben haben, das man sich damit gut rasieren kann, darf man diese selbsthergestellte Seife beruhigt Rasierseife nennen.

Viel Spass mit dem Rezept, lasse gerne weitere folgen, alle erprobt und produzieren stabilen Schaum, der gleitet und pflegt. Mittlerweile habe ich noch ein klein wenig daran gefeilt und tue noch 2% Jojabaöl unverseift dran, das ist was gutes für die Haut ;-)

Frohe Ostern








ron

Das liest sich wie ein brauchbares RS-Rezept.
Zumindest ein echtes, sehr gut. ???? :)
Mit den Zutaten, Temperaturen und Siedezeiten kann man noch etwas experimentieren. ;)
Auf die Menschen die sich an Grenzen stoßen, die sich zum Schmuggeln eignen und die das Zeug zum Eroberer in sich spüren.

jazzman2009

@Ron
Oh, da gibt es noch viel rumzuprobieren. Allein das Formen und trocknen der Seifen ist ein Thema für sich.
Und was die Zutaten betrifft: Klar da gibt es viele Möglichkeiten und ich habe ja auch schon Rasierseifen mit Rindertalg oder auf Palmölbasis gesiedet, klappt alles prima.

Sparschäler reloaded

#100
Für die Arbeit mit Natronlauge und Kalilauge benötigt ihr unbedingt Schutzkleidung, insbesondere Handschuhe und GANZ WICHTIG SCHUTZBRILLE. Bitte nehmt das sehr ernst! Wer keine Schutzbrille besitzt, sollte die Finger von Natronlauge und Kalilauge lassen.

Zur Info:
Lauge im Auge ist wesentlich schlimmer, als Säure. Die Schäden sind tiefgreifender, und Hornhaut und Linse trüben sich bei Kontakt direkt ein. Das ist unumkehrbar und irreparabel. Ich schreibe das hier so eindringlich, weil ich aus Studienzeiten einen Kommilitonen kenne, der bei einem Laborunfall sein Augenlicht verloren hat. Keine Schutzbrille zu tragen, ist grob fahrlässig. Meines Wissens hat damals nicht einmal die Versicherung wegen Berufsunfähigkeit gezahlt. Das sitzt bei mir sehr tief, und ich möchte nicht im Forum lesen müssen, dass sowas noch jemandem passiert ist.

Beachtet daher bitte die hier verlinkten Warnhinweise: https://de.m.wikibooks.org/wiki/Seife_herstellen#Praxis:_Warnhinweise

jazzman2009

@sparschäeler

Danke noch mal dafür, ich habs zwar geschrieben, aber man kann es nicht oft genug betonen.

Tim Buktu

Wo kauft man die Zutaten denn am Besten ein.
Ich will nicht gleich nen ganze Pallette gehärtetes Sojaöl kaufen.
Gibt es eine Quelle, bei der es man Großteil der Zutaten zu bestellen kann?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

jazzman2009

Es gibt noch andere Rezepte später und da sind die Zutaten so gestaltet, das man Sie bei einem Händler kaufen kann und das in normalen Mengen von 100 g angefangen. Die Sojaflocken gab es nur im Kilopaket bei den Amazonen. Paletten sind nicht nötig.
Trotzdem: Am Anfang investiert man in die ganzen Zutaten. Rechnet sich erst, wenn man es regelmäßig benutzt. Mir geht es um den Spass, die Machbarkeit und die endlosen Möglichkeiten der Beduftung.

Tim Buktu

Ok, danke. Dann schau ich den Amazonen nochmal in die Seifenküche.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!