1 stroke, 1 lap, 1 round-trip Hängeriemen..?

Begonnen von Mekong, 24. August 2012, 17:16:46

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Mekong

Hallo,

ich lese schon einige Zeit in verschiedenen Foren und habe auch jetzt schon 3 alte Carbonstahl-Rasiermesser erfolgreich auf meinem GBB geschärft.
Was mich aber in Bezug auf das Abziehen auf dem Leinen/Leder-Hängeriemen etwas verunsichert sind die Bezeichnungen auf englisch:

round-trip:
Vom Übersetzen für mich eigentlich am Endeutigsten...
Einmal den Riemen hoch, das Messer über den Rücken wenden und wieder runter, sollte 1 round-trip sein.

lap:
Könnte vom Übersetzen her auch noch einmal hoch, wenden und wieder runter sein, also 1 lap.

stroke:
Da kommen mir erste Zweifel auf, weil für mich übersetzt sollte das ein "Strich/Zug" heißen,
also nur eine Seite/Zug des Messers gezählt.


Ich weiß jetzt nichtmehr genau wo ich es gelesen habe,
aber dort wurde gesagt, das alle 3 Bezeichnungen dasselbe sein sollten:
Also das Messer den Riemen hoch, wenden und wieder runter wird gezählt 1.

Deshalb wollte ich gern mal eure Meinung hören...

Wenn z.B. gesagt wird 40 Linen/30 Leather macht es ja einen großen Unterschied ob ich jeden Zug zähle,
oder wirklich nur 1 zähle, wenn ich beide Seiten gezogen habe.

vielen Dank für euren Rat und Grüße aus dem Saarland:

Micha




Senser

Hallo und willkommen
Erstens: es gibt es in diesem Forum mahr als genug Informationen in unserer Sprache über das Ledern und Pasten.
Zweitens: vergiss den Blödsinn mit dem Zählen.
Gruß Senser

Lord Vader

Ein Zug auf dem Riemen heißt messer nach oben ziehen, über den rücken wenden und dann wieder zurück.

die amis haben oftmals ihr eigenes geheimrezept, wie die messer besonders scharf werden. 66 mal leinenseite, anschließend den teufel beschwören und dann nochmal 666 mal lederseite. dabei ist es natürlich wichtig, genau mitzuzählen, weil die rasur absolut grauenhaft wird, wenn man sich nur um einen zug verzählt.

in deutschland kann man die messer auch nach gefühl abziehen. als grobe richtlinie kann mal 10 züge in den raum stellen. manche messer brauchen etwas weniger, manche etwas mehr züge. 30 züge sind im alltag nicht nur zu aufwändig, sie sind sogar kontraproduktiv, da die schneide zu schnell verrundet.

von der leinenseite würde ich als anfänger erstmal die finger lassen. die kann man später immer noch gezielt einsetzen, um das messer nach einigen rasuren aufzufrischen. vor jeder rasur ist das glaube ich nicht gedacht. ich selbst habe aber keinen riemen mit leinenseite, weshalb ich dir auch nicht sagen kann, wie man sie optimal einsetzt.

grundsätzlich kann man sagen, dass die abzieh- und auch die schärfmethoden hier und in amerika teilweise deutlich auseinander gehen. du solltest dir daher überlegen, woher du deine infos holst, da ein mix aus beiden welten wahrscheinlich nicht funktionieren wird.

Senser


Iltis

Ganz blödsinnig mit den zählen finde ich es nicht (sorry, senser!). Am Ende von meine Schärfroutine ziehe ich 15X auf Paste (auf und) ab, gefolgt von 50X Leder. Klappt der HT nicht zu meine Zufriedenheit, mache ich 30X Paste und 100X Leder. Da zähle ich schon, aber die Zahlen sind Richtwerte, keine genaue Angaben. Meine Erfahrung nach, wenn ein Messer nach 45X Paste und 150X Leder nicht scharf wird, habe ich was beim Abzug auf die Steine was falsch gemacht. Aber vor allem: Probieren geht über Studieren - es gibt verschiedenen Methoden, die zu ein rasierfähige Schärfe führen, und es gibt kein falsch oder richtig. Einfach ausprobieren.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

ron

Zählen hab ich schon lange aufgegeben. Höchsten am Pastenriemen, da tickt das automatische Zählwerk im Köpfchen noch mit, da ich hier langsamer ziehe. Ansonst gehts nach Gefühl.
Zur Orientierung am Anfang sicher nicht schlecht, aber irgendwann automatisiert sich dieser Ablauf.
Auf die Menschen die sich an Grenzen stoßen, die sich zum Schmuggeln eignen und die das Zeug zum Eroberer in sich spüren.

Lord Vader

Beim pasten nach dem schärfen mag das was anderes sein, aber hier geht es - wenn ich das richtig verstanden habe - um das tägliche bearbeiten des messers vor der anstehenden rasur.

Iltis

Zitat von: Lord Vader am 24. August 2012, 20:56:57
Beim pasten nach dem schärfen mag das was anderes sein, aber hier geht es - wenn ich das richtig verstanden habe - um das tägliche bearbeiten des messers vor der anstehenden rasur.

Zu diesen Thema habe ich vor eine ganze Weile diesen Thread geöffnet. Der Konsens war, das zählen unnötig sei, mehr als 20 Züge aber unnötig sei, wobei man nicht merken kann, wenn man "fertig" ist.

@ Senser und Ron: Merkt Ihr eine Änderung beim abledern? Ich bis Heute nicht.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Saubaer

Zitat von: Iltis am 24. August 2012, 21:46:27
@ Senser und Ron: Merkt Ihr eine Änderung beim abledern? Ich bis Heute nicht.

Dann hatte die Schneide Deines Messers in der Zeit dazwischen auch keinen Verschleiss erfahren. Das abledern soll ja nur einen evtl. vorhandenen feinen Grat vom schärfen oder die bei der Benutzung entstanden sind entfernen bzw. aufrichten. Ich denke das tägliche abziehen von Rasiermessern auf Leder ist nicht nötig.

Mir wurde mal gesagt das wenn sich die Schärfe nach dem abledern spürbar "verbessert", hat man beim eigentlichen schärfen der Klinge etwas falsch gemacht. Dieser Grat täuscht nur eine anfängliche Schärfe vor die sich bei der ersten Benutzung sofort abnutzt.
Das bezog sich allerdings auf normale Messerklingen mit ihren viel dickeren Schneiden
Wo wir sind ist vorn. Wenn wir hinten sind, ist hinten vorn! (unbekannt)

Senser

Zitat von: Saubaer am 24. August 2012, 22:53:11
Zitat von: Iltis am 24. August 2012, 21:46:27
@ Senser und Ron: Merkt Ihr eine Änderung beim abledern? Ich bis Heute nicht.

Dann hatte die Schneide Deines Messers in der Zeit dazwischen auch keinen Verschleiss erfahren. Das abledern soll ja nur einen evtl. vorhandenen feinen Grat vom schärfen oder die bei der Benutzung entstanden sind entfernen bzw. aufrichten. Ich denke das tägliche abziehen von Rasiermessern auf Leder ist nicht nötig.

Mir wurde mal gesagt das wenn sich die Schärfe nach dem abledern spürbar "verbessert", hat man beim eigentlichen schärfen der Klinge etwas falsch gemacht. Dieser Grat täuscht nur eine anfängliche Schärfe vor die sich bei der ersten Benutzung sofort abnutzt.
Das bezog sich allerdings auf normale Messerklingen mit ihren viel dickeren Schneiden

@ Iltis
Ich kann da keinen Unterschied merken, weil ich noch nie ein Rasiermesser ihne vorheriges Ledern benutzt habe. Ist aber mal ein interessanter Ansatz und ich werde das mal testen.

@ Saubär
Bezüglich deiner ersten Aussage sehe ich immer die Zeichnung auf der Mikrotonseite, die den besagten umgelegten  Grat darstellt. Hier möchte ich dann doch mal ein Danke an die Miskroskop Freaks aussprechen, denn bisher habe ich noch auf keiner Miokroskop Aufnahme eine Bestätigung für diese Hypothese finden können. Sicher ist die zeichnerische Darstellung einer Situation durchaus legitim und oft  sogar zweckdiehnlicher, aber ich denke dass auf einer wissenschaftlichen HP auch mal ein fototechnischer Beweis für eine derartige Hypothese fällig wäre.
Will heißen, dass ich zwar eine konkrete Meinung über den Grat habe, Diesen aber bei den Rasiermessern bisher noch nicht gesehen oder erfahren habe.

Deine zweite Aussage unterschreibe ich voll und ganz.

Gruß Senser

Flip

Also ich bin der Meinung, dass Ledern unbedingt notwendig ist. Dabei glaube ich aber nicht an den Grat, der durch Ledern wieder aufgestellt wird! Ich denke es sind viel mehr die feinen Schleifeigenschaften (u.a. Mineralien in der Haut des Tieres) des Leders welche die Schneide an der Spitze aufpoliert. Beim Rasieren sitzt für ungefähr 10min warme Seife vermischt mit Wasser und Luft auf der feinen Schneide. Da entsteht Korrosion (jeder weis wie schnell ein Messer auch mal Rosten kann), auch wenn sie minimal ist und man sie nicht sieht. Mit dem Ledern entfernt man Oberflächenrost und kann so der Korrosion der Schneide vorbeugen. Ausserdem glaube ich, das langsam Material abgetragen wird, quasi mit der feinsten Körnung. Daher muss auch die Schneide sehr fein sein, die beim Ledern entsteht.

Das ist MEINE Erklärung, sie mag nicht richtig sein, aber es ist die Einzige, die ich habe :)

Weiterhin bin ich der Meinung, dass Ledern einen deutlichen Effekt liefert wenn es um die Vorbereitung zur Rasur geht. Nicht gelederte Messer empfinde ich als deutlich unangenehmer als gelederte (und zwar konstant!, hab das schon ein paar mal ausprobiert). Ich verwende dabei knapp mehr als !40! Doppelzüge, da mir persönlich 20 nicht als ausreichend erscheinen. So können Erfahrungen auseinander gehen :)
Dazu sei gesagt, dass ich öfters auch mal nicht das volle Programm durchziehe, d.h. keine Dusche (oder Gesichtwaschen) davor und auch kein Preshave. Direkt nach der Seifenapplikation wird rasiert. Mag sein, dass hierbei unterschiedliche Schärfen der Messer sehr zum Tragen kommen.

Ach ja, was das Ledern angeht, so kommt es wohl auch auf den Riemen an. Wer von Euch benutzt denn den tollen Riemen von In_Je_Ner? Der ist beispielsweise viele länger als ein Herold und erfordert daher weniger Züge! Sollte man vielleicht dazu sagen, damit die Anfänger sich nicht an die falsche Hausnummer wenden...

Gruss,
Flip

Saubaer

Das polieren der Schneide, besonders bei Rasiermessern steht ausser Frage. Das wollte ich nicht anzweifeln. Auch waren die Messer früher und heute ja natürlich auch, durchweg nicht rostfrei. Leichte Oberflächenkorrosion kann durch abledern schnell entfernt werden. Ein Barbierladen hatte sicher einen erhöhten Bedarf an Abziehsteinen und Ledergürtel.

Aber ob das bei Liebhabermessern der Fall ist, die ohnehin nur einmal pro Tag verwendet und pfleglich behandelt, sogar nach Benutzung eingeölt werden, noch notwendig ist bezweifle ich  :) 
Wo wir sind ist vorn. Wenn wir hinten sind, ist hinten vorn! (unbekannt)

Flip

Ich denke es ist nicht nur die Entfernung des Rostes durch das Leder. Wer ein Diamantspray und Leder besitzt kann Folgendes ausprobieren:
Ein (frisch geschärftes) Messer soll auf dem 100k Diamantspray auf Filz abgezogen werden (ca. 15 Mal pro Seite). Da haben wir schon eine extrem feine Körnung (jedenfalls feiner als die meisten bezahlbaren Steine ;)). Nun ein Mal gleich vom Diamantspray rasieren und den nächsten Tag ca. 150 Mal Ledern und dann rasieren. Da liegen für mich Welten dazwischen! Ich komme seither nicht mehr auf die Idee mich direkt nach dem Spray (oder nach einem Stein) ohne Ledern zu rasieren. Das zeigt für mich auch, dass das Leder mehr bewirkt, als nur irgendwie Oberflächenrost zu entfernen.

Das ein Messer, welches erst nach dem Ledern richtig scharf wird, nicht gut geschärft sein soll glaube ich nicht. Natürlich sollte das Messer nach dem letzen Stein (bei mir die 8000) scharf sein und im Ansatz (ca. 0,5cm bis 1cm) auch den Haartest bestehen (ich habe mitteldünnes Haar aufm Kopp). So richtig fetzig wird die Geschichte aber erst nach dem Ledern! Bei mir wird dadurch der Haartest besser (ca. 4,5cm) und die Rasuren noch viel deutlicher!

Gruss,
Flip

Senser

Zitat von: Flip am 25. August 2012, 08:14:50
... Ich denke es sind viel mehr die feinen Schleifeigenschaften (u.a. Mineralien in der Haut des Tieres) des Leders welche die Schneide an der Spitze aufpoliert.

Das vermute ich auch. Denn warum sonst sollte ein Schneide, ja die ganze Facette im Laufe der Zeit verrunden?

Hey Flip, Haartest bei 4.5 cm? Darf ich zu Dir in die Lehre? ;)

Gruß Senser

Flip

Hey, ich gebe zu ich gehöre zu der Riege von Schärfern, die gerne mal 2 bis 3h in ein einziges Messer investieren :)

Sach mal an wenn Du Zeit hast  ;)

Gruss,
Flip