Neues aus Strawinskis Restaurationsbuchte

Begonnen von strawinski, 03. April 2012, 17:17:43

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strawinski

im Jahre 2010 habe ich von einem Kollegen ein altes Messer gekauft. Ein George Smith & Son von 1770-1785. Es ist mit "Smith Warranted" gemarkert (Beschrieben in Bothlummus).
Ich bekam Bilder und war erschrocken über den Zustand. Naja ich habe es bewußt liegen gelassen, bis ich im bearbeiten von Messers etwas fitter bin.
Vor einigen Tagen entdeckte ich es wieder beim Bestände gucken.
Zu retten war vom Griff natürlich nichts. Nur die Maße.....
Zum Schluß war ich erstaunt welch schönes Messer doch zutage kam.

Das Messer vorher.....





und nachher








Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

Iltis

Dir wird es nicht gefallen, was ich zu dein Arbeit schreibe, Strawinski, aber m.E. hast du das Messer ruiniert. Die ursprungliche Oberfläche hast du konsequent vernichtet, so dass keinerlei Spur der Originalzustand mehr vorhanden ist. Ob man sich entscheidet, die Originalschalen zu retten (neulich hat mir ein Forianer angefragt zwecks Ergänzungsarbeit bei Hornschalen, was durchaus möglich ist), oder neuen zu machen, ist der Wahl diese rotfarbenden Plastikschalen in meine Augen sehr stilbrüchig.
Meine Meinung nach ist das nicht eine Frage der Ästhetik, worüber man bekannterweise streiten kann, sondern eins der verantwortlichen Umgang mit historischen Kulturgut - Rasiermesser aus diese Zeit sind verhältnismässig rar, und werden anhand der zunehmenden Popularität des Messersammelns und die Dremel/Polierbockorgien das manche "Kenner" für notwendig halten immer rarer. Wenn es so weitergeht, gibt es irgendwann keine mehr.
Sehr schade.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

lotse

Tja, Iltis´s Worten kann ich nichts hinzufügen. Er hat es auf den Punkt gebracht.
Trotzdem möchte auch ich an dieser Stelle mein Bedauern ausdrücken. Dieses Messer ist verhunzt.
Schade drum.

Gruß: Lotse.

strawinski

tja.....leider ist das Ansichtssache. Ihr lasst den ganzen Schmodder drauf, wegen der Originalität.
Die Schalen sahen leider so aus...wir wissen alle nicht wie die Messer damals ausgeliefert wurden, wie sie aussahen. Meine Vorstellung ist die eines polierten Messers.

Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

Iltis

Zitat von: strawinski am 03. April 2012, 18:38:17
Meine Vorstellung ist die eines polierten Messers.

Dann würde ich dir vorschlagen, polierte Messer zu kaufen, oder nachmachen zu lassen (wie ich es mit die sogen. "Iltischopper" gehandhabt habe), warum muss man dafür seltene Kulturgut zerstören? es gibt Alternativen.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

strawinski

es ist doch so......wenn ihr in ein Automobilmuseum geht staunt ihr alles was das doch für schöne restaurierte Oldtimer sind. würden da nur halbverrostete Wagen da stehen, würde man sich aufregen, wieso die nicht ordentlich restauriert werden. So ungefähr sehe ich das. Man freut sich an einem schönen gut restaurierten aleen 911 Porsche aus den Anfangszeiten. Ich benutze die Dinger und ich mag keine verrosteten Messer zur Rasur. Ich stell die ja nicht in die Vitrine.
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.

Iltis

Wie oft habe ich diesen Vergleich mit Autorestaurieren gehört... Erstens ist ein Auto ein Auto und kein Rasiermesser, das ist Äpfel mit Orangen zu vergleichen. Zweitens, was man vor z.B. 20 Jahre unter Autorestaurierung verstand hat dazu geführt, das ein "restauriertes" Auto oft ein viel geringere Geldwert hat als ein in Originalzustand "Rosthaufen". Bezüglich der rote Griff, das würde ich vergleichen mit ein alte 911er in Kawa-grün umzuspritzen. Hat aber gar nichts mehr mit Restaurierung zu tun. Ich stelle meine Messer auch nicht in die Vitrine - es ist durchaus möglich, nicht mal umständlich, mit antike Messer in beinah Originalzustand sich täglich zu rasieren. Der Punkt das du nicht verstanden zu haben scheinst, ist das wenn man historisches Kulturgut zerstört, ist es für immer weg, wie ein wertvoller Buch des Mittelalters die Seiten auszureisen, um etwas "zeitgemäßeres" dareinzustellen. Das ist keine Ansichtssache oder Frage der Ästhetik mehr. Und wie gesagt, wenn man lieber etwas hat, das eine antike Form hat, es gibt Alternativen.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

metus

#7
"Schön" restaurierte alte oder antike Güter (Möbel, Autos, Motorräder, Uhren, Immobilien, etc.) sind immer toll anzusehen, aber m.E. ist die altersgerechte und "sanfte" Bearbeitung das wichtige daran und in diesem Zuge sind auch Altersspuren authentisch und erhaltenswert.

Ich muss mich leider den Vorrednern anschliessen, da ich hier zwar ein komplett überarbeitetes Messer sehe, aber vor allem ob dem "glattpolierten" Äusseren sein tatsächliches Alter nicht mehr wirklich ansehen kann. Schade!

Grüsse, Thomas
- Klassische Nassrasur est. 2009 -

thorstenb

Ich finde das sollte jeder Restaurator so handhaben wie es ihm am besten gefällt. Mir gefallen schön polierte Klingen auch besser.

Zocker2104

da hier jetzt des öfteren der Begriff Restaurierung fällt möchte ich bitte hierauf hinweisen

Nach der Definition des internationalen Museumsverbands ICOM beschreibt der Begriff "Restaurierung" alle Handlungen, die die Wahrnehmung, Wertschätzung und das Verständnis für das Objekt fördern. Diese Maßnahmen werden nur dann ausgeführt, wenn ein Objekt durch vergangene Veränderungen oder Zerstörung Teile seiner Bedeutung oder Funktion verloren hat. Es gelten dabei die Grundsätze des Respekts für das Original und seine Geschichte sowie der Reversibilität. Beispiele für eine Restaurierung sind etwa das Zusammensetzen einer zerbrochenen Skulptur, die Rückformung eines Korbs oder das Auffüllen von Fehlstellen an einem Glas.

(Quelle Wikipedia)

ich Bitte darum strawinskis Arbeit ob nun gut oder schlecht nicht mehr Restauration zu nennen

dies ist keineswegs böse gemeint und will auch niemanden verärgern es soll lediglich der Definition eines Begriffes dienen!!

vheezy

Mir ist nicht klar, inwieweit strawinski's Arbeit die von dir angeführte Begriffdefinition nicht erfüllt.

Dass sie die Grundsätze des Respekts für das Original und seine Geschichte verletzt, siehst du vielleicht so, er sicherlich nicht.
Was mit dem Grundsatz der Reversibilität gemeint ist, kann ich mir nicht genau erklären. Alle Deutungen, die mir einfallen, werden kaum einer Restaurationsarbeit, die mir bisher untergekommen ist, erfüllt.

Auch mir gefiel die Patina auf dem Original sehr gut.
Dennoch ist es, entgegen anderweitig hier propagierter Meinungen, Ansichtssache, ob hier mit gebotenem Respekt vor dem Original bei der Restauration vorgegangen wurde. Es ist vorzustellen, dass das Messer (bis auf das knallrote Heft) so, oder so ähnlich, ursprünglich ausgesehen hat. Der Erhalt der Alterserscheinung ist kein Muss, sondern eine Frage der Ästhetik.

Generell finde ich die Vehemenz, mit der hier gegen die Arbeit von strawinski argumentiert wird unangemessen. Es stecken sicher viele Stunden Arbeit in dem Werk und er wollte uns einfach an dem Ergebnis teilhaben lassen. Wenn es euch nicht zusagt, dann sagt ihr entweder nichts, oder gebt dezent Hinweise, wie man es beim nächsten Mal vielleicht anders machen könnte oder was euch besser gefallen hätte.
Immer mal kurz vor Augen halten, das hinten den Avataren hier auch Menschen stehen, die Gefühle haben.

Zocker2104

ich hatte meinen Tread extra versucht neutral zu gestalten den letzten satz bitte ich zu entschuldigen!

ich wollte niemandem zu nahe treten! und möchte auch keine Diskussion bezüglich schleifen und schärfen hervorheben somit bitte ich schwamm drüber!

ich finde die Politur und das Heft von der Handwerklichen Seite toll respekt dafür du hast viel gelernt

neinen geschmack trifft es dennoch nicht!

ich hoffe nun ist es so neutral wie es sein muss um niemandem zu nahe zu treten!

lotse

Hallo!
Na nun bitte nicht so mimosenhaft. Wer hier etwas einstellt, erwartet ein Feedback. Und das ist nun mal nicht immer Lobgehudel. Strawinski wird das schon aushalten. Es geht hier nicht um eine absolute Wahrheit. Lediglich um verschiedene Ansichten zum Thema. Da muß man auch mal deutlich werden dürfen.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit waren Messer dieser Altersklasse nicht hochglanzpoliert. Das ist an gut erhaltenen Vergleichsexemplaren durchaus zu erkennen. Man kann den Rost auch entfernen und die Narben bleiben. Lässt sich auch schärfen und nutzen.
Gruß: Lotse.

kraxl

mal wieder was zum messer.
ich mag zwar die ganz alten krücken von der form her nicht so, aber als fan von spiegelpolituren
muss ich sagen, auch wenn mir das rot zu kanllig ist, sieht das ganze trotzdem sehr gut aus.
mir gefällts.

genauso wie die bisher gezeigten strawinski sachen, die hiermit endlich einen eigenen thread bekommen (sollten),
schade dass der start schon wieder in ner restauration vs. moding diskusion ausartet. :'(


Zitat von: GeppettoPinoccio räum dein Zimmer auf! oder ich mach Griffschalen aus dir!
greetz:micha ;)

Stoppelfeld

Zitat von: thorstenb am 03. April 2012, 19:30:46
Ich finde das sollte jeder Restaurator so handhaben wie es ihm am besten gefällt. Mir gefallen schön polierte Klingen auch besser.

Dazu sollte man erst einmal Restaurator sein, als Beruf, mit einem entsprechenden Hochschulstudium und einem bestimmten Mass an praktischer Erfahrung. Meine Herren, nichts für Ungut, ich denke für einige ist der Fachbegriff der Restauration doch etwas zu hoch gegriffen, wenn man irgendwas aus Zeitvertreib macht. Nichts anderes ist es für mich. Restauration hat nichts mit gefallen zu tun, Restauration ist wissenschaftlich fundiertes Handwerk auf höchst möglichem Niveau.
Ich schliesse mich den kritischen Vorrednern an. Aus meiner Sicht unerklärlich wie man ein Stück Rasurkulturgeschichte, noch zudem mit dem Alter, derart behandeln kann. Bei dem Gedanken an den roten Kunststoff... naja, egal, schade darum. Wenn man ein schönes Stück polierten Stahl haben will, weil der haben will Effekt mal wieder einsetzt, dann lässt man sich ein Custom Made Messer nach seinen Wünschen und Vorstellungen anfertigen.