Spyderco Schleifsteine

Begonnen von abc123, 17. Juli 2008, 23:11:57

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abc123

Ich habe mir zwei neue Spyderco Steine gegönnt. Einen "Ultra-Fine", http://www.spyderco.com/catalog/details.php?product=81, und einen "Pocket" Kombistein Fine-Medium, http://www.spyderco.com/catalog/details.php?product=87. Der Bankstein soll als Abschlußstein herhalten, der kleine für Taschenmesser usw.

Nach der Beschreibung bestehen die Steine aus Aluminiumoxid und werden mit Keramik zu einem künstlichen Saphir versintert. Wer möchte, kann sie in den Geschirrspüler [sic!] oder Autoklav stopfen. Normale Reinigung geht mit Wiener Kalk, Scheuermilch oder Spüli und einem Küchenschwamm. Keinen Nagurastein oder ein "Brillo-Pad" (Stahlwolle mit Seife) benutzen, die werden in Rekordzeit aufgerieben und bringen nichts. An sich können die Steine trocken verwendet werden, ich bevorzuge aber etwas Wasser darauf.

Den "Pocket" habe zuerst getestet, praktischerweise kann man den sowohl aufgelegt als auch freihand verwenden. Für die Größe ist er ziemlich schwer. Der Stein will am Anfang "eingeschliffen" werden, erst dann stellt sich die eigentliche Oberfläche ein. Zu diesem Zweck habe ich ein altes Klappmesser hervorgekramt, das ich als Werzeugmesser verwende und auch dementsprechend aussieht. Die Medium-Seite geht ordentlich zur Sache. Das Schleifbild entspricht knapp einem 4000er Wasserstein, abgetragen wird aber im Tempo eines schnellen 1000er. Die große Variante wäre vielleicht für Restaurateure von Interesse, die sich langwierige Schleiforgien auf dem 1000er ersparen wollen.

Die Fine-Seite ist, wie der Name schon vermuten läßt - fein. Bei 30-facher Vergrößerung sind fast keine Riefen mehr zu erkennen, das Schleifbild entspricht mindestens einem guten 8000er Wasserstein. Die Abtraggeschwindigkeit ist nicht ganz so hoch wie beim Medium aber kein Vergleich zu einem entsprechenden Wasserstein. Der Kombistein war nun eingearbeitet, die Oberflächen sind etwas glatter geworden. Das Messer ist recht scharf geworden, ich habe bei den Durchgängen nicht übermäßig auf die Schärfe Wert gelegt.

Eigentliches Testobjekt war ein "Glock" Bundesheermesser aus Normalstahl. Die Facette war grob mit einem Sensenwetzstein vorbereitet - nicht sonderlich scharf. Gut 5 Minuten auf der Medium-Seite 8er geschliffen, weitere 5 Minuten auf der Fine-Seite und nochmals 5 Minuten freihand. Ergebnis war eine fast polierte Facette und man konnte sich über die ganze Länge bis zur Spitze recht gut die Haare vom Oberarm rasieren. Zum Abschluß noch freihand die Schneide mit einem auf Holz geklebten Leder mit grüner Paste poliert. Rasiert problemlos die Haare vom Arm. Mit solch großen und groben Messern beschädigt man leicht die weichen Wassersteine, dafür sind die Spyderco ideal - die geben nicht nach. Für so einen kleinen Kombistein war das Ergebnis mehr als beeindruckend, kann ich nur empfehlen. Der große Fine-Stein ist sicher auch für Rasiermesser geeignet, man darf aber nicht vergessen, daß er sehr schnell abträgt - das liegt vielleicht nicht jedem. Außerdem ist das Schleifgefühl ganz anders, da es keinen puffernden Schleifschlamm gibt.

Der große Ultra-Fine ist für die Größe sehr schwer. Die Oberflachen zeigen noch Riefen von der Verarbeitung, sehen aber ärger aus als sie sind. Die beiden Seiten unbedingt auf Planheit kontrollieren. Bei mir war eine Seite deutlich besser als die andere - nicht 100% aber ausreichend. Planschleifen kann man nebenbei vergessen. Berichten des B&B Forum nach, braucht man sogar mit einer Diamantläppplatte einen ganzen Tag, der Stein ist einfach zu hart. Nach der Einarbeitung mit den Werkzeugmesser sind die Riefen fast verschwunden.

Testobjekt hier war ein Rasiermesser aus sehr hartem "Silver Steel", vorbereitet auf einem 8000er Wasserstein. Das Schärfen selbst ist eher unspektakulär, wenig Rückmeldung vom Stein. Das Messer gleitet am Wasserfilm einfach so über die Keramik. Fast kein Abtrag zu sehen, es geht aber was weiter. Die Facette sieht wirklich so wie hier, unter Spyderco - Ultra Fine http://www.tzknives.com/razorbevels.html, zu sehen ist, aus. Es ist mit 30-facher Vergrößerung nichts mehr zu erkennen (Edit: stimmt nicht ganz, im Lichtspiegel ist ein hauchfeiner Ansatz eines brauchbaren Grats zu sehen), der Haartest gelingt direkt vom Stein weg. Am Leder fühlt es sich noch etwas kratzig an, kurz über die Paste - fertig.

Da mir Vergleichsmöglichkeiten fehlen, kann ich nur die geschätzte Feinheit von B&B Forum wiedergeben, der Ultra-Fine kommt auf 13.000 - 14.000. Er ist jedenfalls wesentlich feiner als ein 8000er Wasserstein. Abschließend kann ich eine ganz starke Empfehlung für diese Steine aussprechen.

abc123

Ich muß noch zwei Ergänzungen anbringen:

Die Fine-Seite des "Pocket" eignet sich durch seine Härte hervorragend als Anreiber für Wassersteine. Für jene, die einen reinen Schleifschwamm wollen, also nicht mit Nagura vermischt.

Der Ultra Fine wird trocken verwendet, entweder als Abschlußstein oder als "Barber Hone" zum Wiederauffrischen leicht nachlaßender Messer.
Die Klinge wird völlig drucklos über den Stein bewegt. Die Facette wird im nu spiegelblank poliert, unter 30-facher Vergrößerung ist keinerlei Schleifmuster zu erkennen. Was man aber in der Lichtspiegelung erkennt, ist ein hauchfeiner Ansatz eines Grats. Eine ganz dünne weiße Linie. Haartest geht locker vom Stein weg.

Diesen "Micrograt" habe ich dann poliert. Dazu habe ich den Rücken der Messer abgeklebt und auf einem plangeschliffenen Stoßriemen mit einer hauchfeinen Schicht der rosa Paste abgezogen. Danach Juchten - was soll ich sagen - sensationelle Schärfe!

Getestet habe ich mit einem Dovo "Prima Klang", einer TI Neuschmiedung aus dem neuen extra-hartem Stahl, und einem Henkels "Friodur".

Der Stein produziert eine sensationell feine Schneide!
Uneingeschränkte Empfehlung meinerseits!

Senser

Du machst mich richtig neugierig. Ich bin noch auf der Suche nach einem Stein, der nennenswert feiner als 10.000 ist. Mal sehen. Danke jedenfalls für den Tipp.
Gruß Senser

harrykoeln

#3
Hallo abc123
das hört sich aber gut an. Meine Neugierde jedenfalls ist geweckt, weil der Stein genau eine Lücke in meinem Setup stopfen könnte.
Zur Zeit hab ich zwar einige Versuchsballons mit Japanern steigen lassen, mit phänomenalen Ergebnissen übrigens - aber genau da hab ich noch ein Loch...

Auf der Seite ist zu lesen, das der Stein 8x2" groß ist, das entspräche mit ungefähr 200x50 mm einer richtig gut brauchbaren Größe. Wie hoch ist der denn? Kannst Du ein paar Bildchen mit Größenvergleich reinstellen?

Danke für das posting.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

harrykoeln

#4
Zitat von: Senser am 19. Juli 2008, 22:40:04
Du machst mich richtig neugierig. Ich bin noch auf der Suche nach einem Stein, der nennenswert feiner als 10.000 ist. Mal sehen. Danke jedenfalls für den Tipp.
Gruß Senser

Entschuldigt, das ich das hier ins posting schreibe, aber für den lieben Jürgen kam die Frage eben hier auf. Wenn das ungewollt ist, nehm ich das gerne raus und schicke es per PN an senser, das dürfte aber auch andere interessieren.

Einen nennenswert feineren Stein als 10.000?
Schau Dir den mal an: ein chinesischer Naturstein. Er sollte sich im Bereich um die 12000 herum tummeln. Ich habe ihn mir auf Empfehlung von movie gekauft und habe einen Stein erworben, der sicher im PLV (mit $30 für nen Naturstein) als ausgezeichnet einzustufen ist.

Guckst Du hia...
http://www.woodcraft.com/family.aspx?FamilyId=4920
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

abc123

Den Chinesen habe ich mir auch überlegt. Mir waren letztendlich die Administration zu aufwendig und die Versandkosten zu hoch. Das Spyderco Programm bekommt man günstig bei www.wolfster.de.

Der Stein ist einen guten Zentimeter dick und eigentlich verschleißfrei. Etwas schmäler und länger als die üblichen Wassersteine. Ich habe im Moment leider keine Kamera bei Hand.

Senser

@ Harry
Der Link funktioniert nicht. 12.000 ist mir aber auch nicht fein genug. Ich glaube der Sprung von von 10 auf 12.000 macht sich kaum bemerkbar. Gerade im Feinstbereich kann man ruhig vergleichsweise große Sprünge machen.
Gruß Senser

abc123

@ Senser
Die Woodcraft Seite scheint derzeit nicht zu funktionieren.
Mit dem Spyderco UF kann man ruhig größere Sprünge machen, da er trotz der Feinheit sehr schnell abträgt und in dieser Hinsicht recht unempfindlich zu sein scheint.

CatMan

Seit Ende letzten Jahres habe ich die Spyderco fine und ultrafine im Gebrauch. Beide in 8x2" Groesse. Alle anderen Steine (Norton 4/8k usw.) habe ich verkauft, weil ich finde diese Spyderco Kombination ist alles was ich brauche. Perfektes Ergebnis jedes Mal, in sehr kurzer Zeit, trocken und sauber. Fuer mich gibt es nichts besseres.
Have a smooth shave!
Klaus

UbuRoy

Einer von meinen feinen Japanern ist ein antiker Katana Polierstein. Ich denke, der ist erheblich feiner als 12.000. Ein ziemlicher Brocken. Von der Oberfläche her beinahe wie Marmor oder polierter Granit. Ein alter Nakayama, wenn ich mich recht erinnere.

Jedenfalls benötige ich bei dem Stein keinen Pastenriemen mehr. Lediglich auf Canvas und Leder ca. 50-100 mal abziehen nach benutzung dieses Steins und jedes Messer besteht den Haartest bei noch so feinen Haaren bei 1-2 cm über dem Haltepunkt auf ganzer Länge.

Kriege ich mit einem GBB z.B. unmöglich hin.
Die anderen Japaner bzw. GGB passen gut zur Verbereitung, während der letztere das ultimative letzte Quentchen an Schärfe noch rausholt.
Die Schneiden werden erheblich standhafter, seit ich den Pastenriemen nicht mehr brauche, weil wohl der Grat zwar ultimativ scharf wird, aber erheblich kürzer als durch Erzeugung mit dem Pastenriemen. Klappt bei Rasur nicht so schnell weg, schätze ich. Hab leider kein Mikroskop um das zu überprüfen, aber es fühlt sich auf jeden Fall so an. Und die Rasuren sind seitdem nicht mehr zu verbessern ;-)

Ist bei dem feinster Spyderco auch das abziehen auf dem Pastenriemen überflüssig? Wie hoch ist der Abtrg auf dem Stein? Bildet sich ein Schlamm?

CatMan

Zitat von: UbuRoy am 23. Juli 2008, 08:49:25
<snip!>

Ist bei dem feinster Spyderco auch das abziehen auf dem Pastenriemen überflüssig? Wie hoch ist der Abtrg auf dem Stein? Bildet sich ein Schlamm?

Nach dem Spyderco UF benutze ich nur noch einen gewoehlichen Lederriehmen, den ich von Wojtec (Polen, Wapi-Messer) gekauft habe. Schlamm bildet sich nicht, da der Stein trocken benutzt wird. Ein leichter Abtrag ist vorhanden, den ich gelegentlich mit einem feuchten Handtuch in Grenzen halte.
Have a smooth shave!
Klaus

UbuRoy

Ah ja. Hört sich ziemlich interessant an, das Steinchen. Wo liegt der denn preislich?

abc123


abc123

Zitat von: UbuRoy am 23. Juli 2008, 08:49:25
Ist bei dem feinster Spyderco auch das abziehen auf dem Pastenriemen überflüssig?

Ja, in der Tat! Das Abziehen auf einem Pastenriemen wird wirklich überflüssig.
Soeben mit einem 8/8 Friodur probiert, die Rasur ließ nichts zu wünschen übrig.
Ich kann Klaus' Eindrücke bestätigen, nach solch feinen Steinen ist keine Paste mehr notwendig.

harrykoeln

Ich hab ihn, ich hab ihn - den 302 UF.
heute ist Einweihung. Ich werde berichten.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)