Schellack für Holzschalen?

Begonnen von Iltis, 31. Mai 2011, 19:22:31

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Iltis

Hallo zusammen,

Ich bin im Moment auf die suche nach ein (natur-) Virniss um sehr hellen Holzschalen zu versiegeln. Natürlich habe ich zuerst an Schellack gedacht, bin zu Fischer Goldschmiedebedarf und habe mir Dieses gekauft, geraspelt und in Brennspiritus aufgelöst. Ein grosser Fehler - auf Holz aufgetragen ergab sich keine schöne glatte Fläche sondern war es "körnig", und sehr dunkel. Also alles wieder abgeschliffen, die Lösung filtriert und nochmal versucht. Diesmal stimmte die Oberfläche, aber weil der Schellack nicht gebleicht war wurde aus meine schöne fast weisse (Ilex-) Schalen patinierten. Sah schon reizvoll aus, aber nicht das was ich wollte, also wieder alles abgeschmirgelt, und noch ein Versuch mit Mastix in Terpentin aufgelöst gestartet. Diesmal ist es farbneutral, aber der Hochglanzeffekt das ich haben will ist nicht möglich - es lässt sich nicht über Seidenmatt polieren, und ist ausserdem relativ empfindlich, also nicht wirklich geeignet für ein Gebrauchsgegenstand im Badezimmer. Jetzt habe ich mir noch gebleichte Blätterschellack bestellt, und warte bis es da ist. Jetzt habe ich mir gedacht, ich frage ob anderen Erfahrungen mit Naturfirnisse gemacht haben, und ob jemand Tips und Tricks verraten möchte.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

epsp

Hallo Iltis,

habe auch mal einen fertig gelösten Schelllack gekauft und wollte damit einen Fingerring aus Holz versiegeln.
War leider auch Fehlanzeige, weil viel zu empfindlich...
Angeblich wird/wurde das auch für Instrumente wie Gitarren/Violinen etc verwendet. Vlt. muss man da auch erst eine Viertelmillionen Schichten auftragen damit das halbwegs stabil wird...
Mir wurde von einem Fachmann zu 2K-Kram geraten... Denke es gibt auch nichts stabileres für solche Zwecke...
Leider is das in so kleinen Mengen ne ziemliche Verschwendung, da man ja so ganz kleine Mengen garnicht im korrekten Verhältnis anmischen kann. Dazu is das auch nicht gerade das gesündeste Zeugs und ziemlich teuer!
Achja: Polieren tut man Schelllack, wenn ich mich richtig erinnere, nass mit Schelllack...

Gruß
Malte

Buddel

Ich würde kein Schellack auf die Hefte machen. Es geht und gibt auch schöne Oberflächen: http://fine-razors.de/index.php?option=com_content&task=view&id=7&Itemid=7

und

http://fine-razors.de/index.php?option=com_content&task=view&id=36&Itemid=7

aber

Schellack ist nicht wirklich wasserfest. Ein Tropfen hier und da tun dem nichts, aber der Hochglanz kann sich dann schon wieder verabschieden. Für ein Rasiermesser ist es aus rein technischen Gesichtspunkten sicher nicht erste Wahl. Wenn man vorsichtig damit umgeht, ist es aber möglich.
Die Politur ist sehr aufwendig und zeitintensiv. Aufgetragen wird der Schellack mit einem Ballen. Wie man das genau macht, erklärt google  ;) Allerdings sollte man nicht unterschätzen, dass man einiges an Übung und Gefühl dafür braucht. Hauptsächlich geht es hier um die Feuchtigkeit des Ballens im Bezug auf die Geschwindigkeit des verreibens. Wenn man da Mist baut, reißt man die bereits aufgebrachten Schichten wieder auf und kann von vorne beginnen.
Man darf getrost mit min. 10 Schichten Schellack rechnen. Da die Trocknungsphase recht lang ist, sind das min. 5 Tage. Ich hab immer morgens nach dem Aufstehen und Abends vorm Schlafen eine Schicht aufgetragen.

Bei den Boxen, die ich mal für meine Eltern gebaut habe, war ich aber sehr angetan von der Schellackpolitur. sind übrigens sehr alte, selten und originale Breitbänder von Telefunken (so genannte "red nipple" speaker  ;D ):

Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

Iltis

Zitat von: Buddel am 31. Mai 2011, 21:35:04
...Es geht und gibt auch schöne Oberflächen...
aber

Schellack ist nicht wirklich wasserfest. Ein Tropfen hier und da tun dem nichts, aber der Hochglanz kann sich dann schon wieder verabschieden. Für ein Rasiermesser ist es aus rein technischen Gesichtspunkten sicher nicht erste Wahl. Wenn man vorsichtig damit umgeht, ist es aber möglich.

Hallo Buddel,

Danke für dein Antwort - das es andere (kunstliche) Oberflächenbehandlungen gibt die besser geeignet sind weiss ich, aber mir ist es ein Anliegen, einer Naturprodukt zu benutzen; hast du mir ein Vorschlag, was ich statt Schellack verwenden könnte? Es gibt auch Bernsteinlasuren, aber sie sind sündhaft teuer, und ob sie dann Wasserfester sind weiss ich nicht.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

epsp

Hallo,
auch wenn explizit der Profi gefragt wurde:
Natürliche Oberflächenversiegelungen und dann auchnoch in Hochglanz, wasser- und schlagfest wären mir völlig neu! Das würde mich definitiv auch interessieren! ;)

Gruß
Malte

Buddel

Zitat von: Iltis am 31. Mai 2011, 22:22:56
Zitat von: Buddel am 31. Mai 2011, 21:35:04
...Es geht und gibt auch schöne Oberflächen...
aber

Schellack ist nicht wirklich wasserfest. Ein Tropfen hier und da tun dem nichts, aber der Hochglanz kann sich dann schon wieder verabschieden. Für ein Rasiermesser ist es aus rein technischen Gesichtspunkten sicher nicht erste Wahl. Wenn man vorsichtig damit umgeht, ist es aber möglich.

Hallo Buddel,

Danke für dein Antwort - das es andere (kunstliche) Oberflächenbehandlungen gibt die besser geeignet sind weiss ich, aber mir ist es ein Anliegen, einer Naturprodukt zu benutzen; hast du mir ein Vorschlag, was ich statt Schellack verwenden könnte? Es gibt auch Bernsteinlasuren, aber sie sind sündhaft teuer, und ob sie dann Wasserfester sind weiss ich nicht.

Gruß

Iltis

Sorry, da ist mir auch nichts bekannt, trotzt einiger Versuche. Auch Polituren aus Bienen- und Karnaubawachs haben mich nicht wirklich überzeugt. CCL-Öl, auch auf Schellackbasis, fand ich auch nicht wirklich besser, als reines Schellack. Der einzige wirkliche Unterschied für mich, waren die stark verkürzten Trocknungszeiten. Dafür sieht eine "echte" Schellackpolitur dann aber immer noch besser aus.
Wenn ich wirklich einen farbneutralen Oberflachenschutz möchte, nehme ich Renaissance wax: http://www.woodfinishsupply.com/RenWax.html

Das ist aber als Oberflächenbehandlung so gut wie gar nicht zu erkennen. Bei Werkstoffen die von sich aus schon gut polierbar und hart sind, ist das aber eine gute Wahl.

Gruß
Gabor
Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

oldtimer70

Die Fa. CCL aus GB hat ein Produkt in ihrer Angebotspalette, das sich Fine Wax Polish nennt. Damit habe ich bei der Bearbeitung hochwertiger Holzoberflächen sehr gute Erfahrungen gemacht.
Ob sich diese Wachspolitur für die Holzschalen von Rasiermessern eignet, kann ich jedoch mangels Erfahrung nicht beurteilen.

oldtimer70

Adler1

Hallo Iltis!
Ich denke du hast schon die Gründe dafür, warum du es nicht verwendest, aber:

Wie sieht es mit dem Öl aus?

Es vergilbt und verdunkelt zwar das Material minimal, aber wasserbeständiger als Schellack sollte es sein, oder? Man könnte statt Leinöl sogar raffinierte Sonnenblumenöl ausprobieren, es ist noch etwas heller.

Ich entschuldige mich schon im Voraus für meine laienhafte Frage!
_____      ,  ,       _____
Gruß, ^^(°v°)^^ Adler1

Iltis

Danke für die weiteren Antworten. Ich sehe, ich werde weiterhin meine Erfahrungen selber machen müssen, es gibt im Naturproduktbereich wohl nichts besseres als Schellack. Rennaissance Wax ist mir im Begriff - es ist der Standard für Museale Restaurierungsarbeiten in England, ist aber ein Produkt der Ölindustrie und nicht wirklich "natur". Ebenso CCL, sei es Öl oder Wachs.
Bei Ebenholz habe ich mit Bienenwachs eine schöne glänzende Oberfläche  hingekriegt, aber jetzt mit Stechpalmenholz, das sehr hell, fast weiss ist, funktioniert das nicht, weil das Holz verdunkelt wenn man ihn mit Wachs behandelt, und weil Stechpalmenholz weicher ist als Ebenholz, ist eine glänzender Politur damit nicht möglich. Deswegen bin ich auf ein Firnis gekommen - und in meinen Unwissen erst völlig ungeeignetes Schellack gekauft (das Zeug ist gedacht um Perlen in ihre Fassungen zu kleben und ist gar nicht rein genug für eine Oberflächenbehandlung). Jetzt hoffe ich auf dem richtigen Weg zu sein. Vielleicht versuche ich irgendwann auch selber Bernsteinlack herzustellen, 75ml davon kostet sag und schreibe 38€ :o, auf dem Flohmarkt sieht man öfter billige Halsketten aus Bernstein, es wäre vielleicht ein Versuch wert.
Im Moment sieht es so aus:


(sorry, das Bild ist nicht so toll)

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Alaun

Hast du schon mal an Hartöl gedacht. Es ist nicht 100% wasserbeständig, aber ganz leicht aufzufrischen.
Kasein (Magerquark und gelöschter Kalk), Hartöl und Carnaubawachs wäre auch eine alternative. Einzeln auftragen, trocknen lassen, vielleicht noch ein Zwischenschliff ergibt sehr schöne (goldgelbe), strapazierfähige Oberflächen.

In_Je_Ner

Da gehe ich mit !!!
Habe schon öfter meine selbst hergestellte Möbelstücke damit bearbeitet! Die Oberfläche ist wasserabweisend und sogar resistent gegen viele Haushaltschemikalien, allerdings nicht für die Ewigkeit. Das beste Beispiel ist mein Küchentisch- was der schon alles mitmachen mußte.....
etwa alle 3 Jahre wird die Oberfläche erneuert, korn 220 angeschliffen und komplett neu behandelt.

So wird es gemacht:

1. Holzoberfläche wässern und trocknen lassen (So richten sich die Holzfasern auf)
2. Schleifen mit Körnung 220 - 300 (je nach dem was da ist)
3. Mit Gründieröl einstreichen und nach ein Paar minuten den überschußigen Öl abwischen(12 - 24 Stunden trocknen lassen)
4. Wenn die Oberfläche sich immer noch rau anfüllt leicht zwischenschleifen
5. Mit Hartöl (Hartwachsöl) den ersten Anstrich durchführen,nach ein Paar minuten den überschußigen Öl abwischen(12 - 24 Stunden trocknen lassen)
6. Den Schritt 5 Wiederholen

Grundsätzliches:
Es ist besser mit wenig Öl mehrere Arbeitsgänge durchzuführen als das Holz dairn zu ertränken.
Das überflussige Öl mit einem Lappen(altes baumwolltschirt) der zu einem Festen Ballen zusammengepresst wird abwischen und mit Druck Polieren! So entsteht ein schöner seidenmatter Glanz!

Habe gute Erfahrungen mit Hartöl von CLOU und Lumberjack gemacht.
Als es früher kein Hartölgab hat man Leinölfirniss in ähnlicher Technik aufgetragen und Zwischenschliff durchgeführt(Hieß früher Schleiföl, die Technik war der Vorgänger des Schellacks). Zum Schluß, um den seiden Glanz zu erhalten wurde mit Bienenwachs Poliert!

Was man noch anmerken sollte. Es ist nicht ausgeschlossen dass das Holz durch hinzufügen der Feuchtigkeit zu arbeiten anfängt.(Verzugsgefahr)

Falls das alles dir zu aufwendig erscheint kannst du versuchen mit seidenmattem Jachtlack zu arbeiten!!! Der schutzt die Oberfläche viel besser und ist weich(versprödet also nicht so schnell)
Willkommen in meiner Herstellerecke

epsp

Hey,

ja Hartöl ginge, wenn nicht Hochglanz gewünscht wäre.
Das passt soweit ich weiß nich zueinander, aber vlt. liegt die Priorität da auch anders als ich das jetzt wahrgenommen hab ;)

gute Nacht!

leutnantbrown

Ich habe mich mal mit einem Restaurator unterhalten bzgl. Schellack und der Strapazierfähigkeit dieser Oberfläche.
Er hat mir dann einen Tisch gezeigt, den er mit Schellack behandelt hat und meinte, dass dieser Tisch nun völlig resistent gegen Wasser sei.
Folgendermaßen ist er vorgegangen:

1. Schellackpolitur bis zum Finish
2. Ganz fein mit (ich meine es war Bims) die Oberfläche abreiben
3. Hartwachsöl von Osmo

Die Optik muß ich sagen, sah wirklich ansprechend aus. Zwar nicht wie ein Klavieflügel aber doch annähernd so.
Selber ausprobiert habe ich es noch nicht. Das ganze ist auch sehr Zeitintensiv! Außerdem hat er mir die ganzen anderen Details nicht verraten.

Gruß
Peter
Wer als Werkzeug nur einen Hammer hat, sieht in jedem Problem einen Nagel

Alaun

Erwähnen möchte ich noch sogenannten Gitarrenlack. Schlagfest, kratzfest, wasserbeständig und hochglänzend.

epsp

Der schlagfeste Gitarrenlack is aber wieder nix natürliches mehr, oder etwa doch? ;)