Die Ölrasur - Grundlagen und Techniken

Begonnen von Stellar, 16. März 2011, 17:36:08

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Frank OZ

Interessant: Öl und Alk. Kann das funktionieren?

Gruß, Frank

Seggl

Also ich hab jetzt mal mit Kokosfett, das ich normal zum Braten nehm, experimentiert - und das mit sehr zufriedenstellendem Ergebnis. Aber irgendwie fehlt dabei der "Kick"  ;D . Hab mir jetzt mal das American Crew bestellt.
Wenn Du nicht überzeugen kannst - verwirre!

hanspech

Zitat von: Seggl am 12. Februar 2014, 23:32:02
Also ich hab jetzt mal mit Kokosfett, das ich normal zum Braten nehm, experimentiert - und das mit sehr zufriedenstellendem Ergebnis.

Klingt sehr spannend! Haste das Kokosöl erhitzt oder den festen Block in den Bart gerieben?
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"Planung ersetzt Zufall durch Irrtum."
Albert Einstein

Seggl

#213
Zitat von: hanspech am 13. Februar 2014, 01:08:11
Zitat von: Seggl am 12. Februar 2014, 23:32:02
Also ich hab jetzt mal mit Kokosfett, das ich normal zum Braten nehm, experimentiert - und das mit sehr zufriedenstellendem Ergebnis.

Klingt sehr spannend! Haste das Kokosöl erhitzt oder den festen Block in den Bart gerieben?

Weder noch, bei Zimmertemperatur ist das Fett eher wachsartig, lässt sich also gut mit zwei, drei Fingern aufnehmen. Zuvor mache ich die Hände mit heißem Wasser nass und verreibe dann das aufgenommene Fett mit etwas heißem Wasser in der Hand. So entsteht eine Emulsion, die sich sehr gut verteilen lässt, und zumindest bei mir, nicht so schnell antrocknet wie das Sommerset. Bei dem hat es nur mit einem zusätzlichen dünnen Seifenfilm funktioniert, weil das Öl sonst sofort angetrocknet ist und ich gar nicht schnell genug Wasser nachschaufeln konnte, was regelmässig zu Wasserchaos im Bad führte. Mit dem Kokosfett reicht es, den Hobel immer gut nass zu halten. Ich rasiere mich mit einem 39c. Einmal einschmieren für drei Durchgänge.

Das ganze hat für mich drei Vorteile und einen Nachteil gegenüber der klassischen Seifenrasur. Dazu muss ich vlt auch nochmal darauf hinweisen, dass ich Barträger bin und mir die Wangen und den Halsbereich rasiere.

Vorteile:

1.) So sanft und ohne Hautirritationen habe ich mich noch mit keiner Seife rasiert.
2.) sicher, da ich keinen Schaum im Gesicht habe, sehe ich meine Bartkonturen genau und kann daran entlang rasieren.
3.) schnell, ich spare das Seifenaufschlagen und einseifen bei drei Durchgängen reduziert das den Zeitaufwand von 20 Minuten auf ca. 10

Aber das ist dann auch wieder der Nachteil. Die fehlende Seife, besser gesagt, der Seifenduft beim Aufschlagen und einschäumen. Ich liebe holzige Rasierseifen, und wenn ich die rote Proraso aufmach und aufschäume, beseelt mich allein schon der tolle Duft. Das geht dem Öl leider ab. Das Sommerset riecht wie das Waffenreinigungsöl beim Bund, und das Kokosfett ist geruchslos.
Jetzt bin ich auf das Crew gespannt. Vlt stell ich ja ne Mischung mit Kokosfett her, denn ich merke, dass dieses Kokosfett generell einen sehr guten Einfluß auf mein Hautgefühl hat. Für mich ist die pflegende Wirkung klasse.

Einen Nachteil könnte ich vlt noch anführen bei der Kokosfettrasur: Der Rasierer sieht danach nicht sonderlich appetitlich aus, sollte spätestens nach jeder zweiten Rasur zerlegt und gereinigt werden. Auch das Waschbecken braucht danach eine Behandlung mit dem Seifenschwamm, einfaches Abspülen mit heißem Wasser ist fruchtlos.
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tintin1

Zitat von: Frank OZ am 12. Februar 2014, 22:48:02
Interessant: Öl und Alk. Kann das funktionieren?

Gruß, Frank

Warum nicht? WD 20 30 pur  ;D

Frank OZ

@ Seggl:  ;D dh: Deine Palmin-Panade finde ich absolut lustig! Ich habe zwar inzwischen auch zur Olivenölflasche aus der Küche gegriffen, aber auf das Kokosbrikett wäre ich nicht gekommen.

Das designierte Rasieröl, welches Deinem Experiment am nächsten kommen dürfte, ist die Schwerölvariante von olle Taylor. Das Zeug quillt aus der fiesen Plastikflasche wie sich der ,,Blob – Schrecken ohne Namen" 1958 über die Leinwand wälzte. Und wahrscheinlich mieft es auch so ähnlich wie verkochtes Weltall.

Mit dem American Crew wirst Du dann vergleichsweise sportlich unterwegs sein. Diese Pfütze ist sehr dünnflüssig und bisher die einzige, die sich ohne Mühe aus dem Freßbrett des Hobels spülen lässt. Nur möglicherweise wird es Deinem Wunsch nach einer opulenten Duftentfaltung (wenn ich Dich richtig verstanden habe) nicht gerecht. Das einzige mir bekannte Rasieröl, welches einen nachvollziehbaren Anspruch auf einen speziell kreierten Duft erheben kann ist Cade. Alle anderen Rasieröle duften irgendwie und mehr oder weniger nach den verwendeten Betriebsstoffen.

Deine Panade hat möglicherweise den Riesenvorteil, dass Du damit störrische Hobel und müde Klingen durchaus noch einmal auf den Pfad der Tugend führen kannst. Dazu noch einmal der Blob von olle Taylor: Das Zeug legt keinen Ölfilm mehr auf, sondern die volle Kurpackung. Auf so einer Basis verliert selbst der Garstige den Biss und eine runtergerammelte Merkur-Klinge schrappert noch einmal durchs Unterholz, als wäre sie frisch dem Spender entsprungen.

Zwar nimmt jedes Rasieröl ungeschlachter Hardware die Ecken und Kanten, die spackigen Tropfen von olle Taylor zähmt sie aber zum Lämmle.

Mein Resümee: Blade Blobs machen Grob den Garaus.

Bin gespannt, was Du vom Crew berichten wirst!

Glatter Gruß, Frank

herzi

Seggl, hast Du das sogar gefilmt? ;)

Wenn Dir holziger Geruch gefällt dann hätte ich vielleicht eine Idee für Dich http://www.hautcreme24.de/monoi-tiare-tahiti-koerperoele/monoi-tiare-sandelholz.html Ich habe mich mal beklagt, daß das Öl bei Raumtemperatur nicht aus der Flasche kommt. Allerdings könnte man es ja einmal erwärmen und dann umfüllen. In einer leeren Cremedose könnte es ganz gut sein.
Gruß,
Stefan

Tartuffe

Hmmmmm, Kokosnuss! Da gibt's doch noch mehr Fans, die Lobeshymnen anstimmen: http://youtu.be/1wg_L0wGTyA  ;D
Der Dachs - Ihr starker Partner, wenn's ums Schäumen geht!

hanspech

#218
@Seggl: Vielen Dank für deine ausführliche Beschreibung. Es lebe der Pioniergeist!

Beim surfen durch das Internet bin ich auf diese Pre-Shave Öle aufmerksam geworden: Maggard Pre Shave Oil
8 Dollar für 60ml Öl finde ich ziemlich fair. Hat jemand Erfahrungen mit dem Öl gemacht?

Grüße
Peter
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"Planung ersetzt Zufall durch Irrtum."
Albert Einstein

Hobeler

Ich sollte meine Probe von dem Maggard Preshave Oil mal testen. Liegt schon seit Wochen unbenutzt herum... ;D
Liebe Grüße
Thorsten

***Schalke ist der geilste Club der Welt***

...Pura Vita...

Seggl

Cherry sandalwood vanilla ... Das klingt spannend. Aber bei dem Gedanken, aus USA zu bestellen, packt mich das kalte Grausen. Die Versandkosten sind ja jenseits von Gut und Böse ....
Wenn Du nicht überzeugen kannst - verwirre!

Frank OZ

Das klingt nach einer Mixtur, die kaum Rückstände an der Klinge oder im Becken hinterlassen dürfte: Traubenkernöl, Rizinusöl, Mandelöl, Avocadoöl, Olivenöl, Glycerin, Vitamin E und dann die Beduftungsöle. Günstig ist es auch, aber ob sich der weite Weg tatsächlich lohnt?

Hobeler, Morgen ist Sonntag, da wäre es doch mal eine Idee, eine spezielle Ölrasur mit Deiner Maggard-Probe durchzuziehen, oder?  :)

Gruß, Frank

Hobeler

So siehts aus. Morgen wird das Öl getestet. Bei Gefallen werde ich mir überlegen, ob ich vielleicht mal etwas bestelle. Habe gerade an meiner Probe geschnüffelt...riecht lecker. ;D

Also,bleibt neugierig bis morgen.
Liebe Grüße
Thorsten

***Schalke ist der geilste Club der Welt***

...Pura Vita...

maranatha21

Wir sind neugierig, und wie!!!  :)

Das Ölfeld scheint ebenfalls unbegrenztes Potential an Versuchsmöglichkeiten zu bieten, ganz zu schweigen von der Möglichkeit selbst Ölmixturen zu entwerfen. Ich habe in der Zwischenzeit die beiden Körperöle von Alverde (dm) und mein Eigenmix (das zugegebenermaßen nichts besonders kompliziertes ist) auf die Ölrasurtauglichkeit hin für mich getestet.

Die Alverde-Öle (Sport- und Massageöl Arnika; Pflegeöl Wildrose/Sanddorn) eignen sich beide bei mir tadellos. Sie sind allerdings etwas dickflüssiger und ziehen beim Einreiben für die Rasur bei mir auch schneller ein als z.B. das Crew und das TSS (welches ich nicht mehr nehme, da ich beim TSS nach der Rasur noch lange wie eine Speckschwarte glänze). Ich muss also gleich nach dem Einreiben neu befeuchten. Die Rasureigenschaften allerdings sind bei mir aller ehrenwert. Es funktioniert prima. Ich habe zwar den Eindruck, als ob diese die Haare nicht ganz so gut einweichen, da diese Eigenschaft bei meinen Barthaaren jedoch anscheinend nicht so schwer ins Gewicht fällt, stelle ich keine Nachteile gegenüber dem Crew oder Cade u.a fest. Wer intensivere Einweichung benötigt, könnte das also bemerken.
Die Düfte sind natürlich Geschmackssache. Mir sagen sie beide zu. Das Arnikaöl "schmeckte" mit persönlich besser. Es beginnt sehr zitrisch, fast Limone und mischt sich dann mit dem schwereren Duft der Arnika, ohne aber den zitrischen Charakter zu verlieren. Es bleibt schon recht lange für ein Öl auf der Haut wahrnehmbar, passt aber meiner Frau nicht. Es erinnert sie an irgendeinen Abflußreiniger/Orange. Da kann man nichts machen. Das Pflegeöl ist aber ebenfalls eine gelungene Mischung, die auch weniger intensiv bei mir auf der Haut wahrnehmbar ist. Mir dominiert allerdings die Rose etwas zu stark. Mehr Sanddorn täte ihm meiner Meinung nach gut.

Die Eigenmixtur ist nichts anderes als Oliven-/Calendula-/Jojoba- und Mandelöl zu gleichen Teilen. "Gewürzt", da die Mischung an sich sehr geruchsneutral ist (lediglich die Olive drückt sich ein wenig durch), mit fünf Spritzern (auf 15ml) von meinem Parfum, das nach der Rasur eh aufgetragen wird. Es ist dünnflüssiger als die Alverdeöle und zieht vor der Rasur nicht so schnell weg. Die Hautoberfläche bleibt feuchter, was bei mir auch dem Umstand des hin und wieder zusätzlichen Einschäumens entgegenkommt. Rasur gelingt einwandfrei. Mit ätherischen Ölen (Sandelholz, Bergamotte, Vetyver und Rosmarin) habe ich es auch schon angerührt. Ist ebenfalls lecker.

Alle drei (oder vier) ziehe ich dufttechnisch den bisherigen "professionellen" Rasurölen auf jeden Fall vor. Das erkenne ich mittlerweile bei einigen Ölen als Schwachpunkt für mich. Es kann eigentlich ja kein Problem sein, Öle auf den Markt zu bringen, die in Sachen Duft wirklich was zu bieten haben. Da wurde irgendwie bisher ein bisschen was versäumt. Die Öle riechen sehr oft so, als ob man durch den Geruch überzeugt werden soll, dass das mit Öl anstatt mit Seife auch wirklich geht. Ähnlich wie bei Medikamenten: schmeckt nicht, also hilft's!! Auch in dieser Hinsicht große Neugier auf das Maggard.

Die Reinigung stellt bei mir bei keinem bisher getesteten Öl wirklich ein Problem dar. Keines schneidet schlechter ab als Seife oder Creme. Ich denke, wenn dieser Punkt bei dem ein oder anderen für Unbehagen sorgt, dann sollte die Dosierung verändert werden. Weniger ist da mehr, auch beim Rasurergebniss.

Gruß
       Jens

Seggl

Heute kam das American Crew, und ich konnts natürlich nicht abwarten. normalerweise rasier ich mich immer sonntagabends, aber da der Bart schon zwei Tage alte war .... Also auf in den Kampf.


Heißes Wasser ins Becken, Handtuch rein und erst mal das Stoppelfeld einweichen. Die Feather im 39c hatte erst einen Einsatz hinter sich, also Wechsel noch nicht notwendig. Nach dem Einweichen war ich gespannt, denn beim Schnüffeln an der Flasche war nicht wirklich ein Geruch wahrnehmbar. Aber dann in der Hand. Wow! Schön herb würzig, das gefällt. Also ne ordentliche Pfütze in der nassen Hand verrieben und dann ab ins ebenfalls noch nasse Stoppelfeld. Da kamen mir dann schon die ersten Bedenken, denn das Crew verschwand noch schneller in der Haut als das Somerset. Als ich am Hals fertig war, waren die Wangen staubtrocken  :o Nicht gut ...

Ich habs dann vier Minuten wirken lassen und mir gedacht, das ist so trocken, da nehm ich jetzt nicht nur Wasser. Also nochmal etwas Crew in die die diesmal nassere Hand und die erste Wange wieder eingeschmiert und den Hobel angesetzt. Kratzig und rau sind die Begriffe, die das am besten beschreiben, was dann kam. Und das schon beim Rasieren mit dem Strich. Ein ähnliches Erlebnis hatte ich erst einmal, mit der total unterirdischen Trumper Sandelholz RS. Keine gute Vorzeichen. Zweite Wange neu geschmiert, nicht mit Wasser gespart, ähnliches Ergebnis. Also runter zum Hals. Und dann gab es ein Novum: Blut beim ersten Durchgang mit dem Strich. Das mißfiel mir immer mehr.

Nach dem Durchgang erneute "Gesichtsdusche" und zweiter Durchgang, quer zum Strich. Ähnlich kratzig wie der erste Durchgang, und absolut ungründlich. Soviel Stoppeln bleiben nach dem zweiten Durchgang eigentlich nie stehen  :(

Dritter Durchgang, und jetzt kann auch ich von meinem ersten Blutbad berichten. Es waren keine Cuts dabei, und es tat auch nicht weh, trotzdem lief mir das Blut am Hals runter. Unzählige kleine Pünktchen, die nicht aufhören wollten zu bluten. Über die Gründlichkeit will ich hier jetzt mal gar keine Worte mehr verlieren, mein Hals war nach dem dritten Durchgang immer noch ein Reibeisen.

Also hab ich ganz tief in die Dose mit dem Kokosfett gegriffen und habe es pur, nicht als wässrige Emulsion am Hals verschmiert ( sah interessant aus mit dem ganzen Blut  ;D ) und nen vierten Durchgang dran gesetzt, mit dem ich die gewohnte Gründlichkeit wieder hergestellt hab.


Unterm Strich ist das Crew für mich persönlich eine absolute Enttäuschung. Ob es an meiner Haut oder an meinem Bart liegt, keine Ahnung. Aber die Rasur mit dem Crew war für mich bis jetzt nach der Trumper Sandalwood die schlechteste Rasur überhaupt. Ich verspüre auch keinerlei Lust, diesem ersten einen zweiten versuch folgen zu lassen. Jetzt, 30 Minuten nach der Rasur, stellt sich auch langsam ein sattes Brennen am Hals ein. Die Rasur mit dem Somerset war um Welten besser. Aber mein Favorit bleibt nach wie vor mein hundsgewöhnliches Kokosfett aus der Küche. Vielleicht werde ich mit dem mal experimentieren und ätherische Öle zusetzen. Weiß jemand, wo man sowas herbekommt?
Wenn Du nicht überzeugen kannst - verwirre!