Infothread: Schärfsteine

Begonnen von moviemaniac, 12. Mai 2008, 11:04:43

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Behrendt

Hallo,

hier eine Geschichte aus dem Leben. Ich habe einen älteren Herren mal von meinem Hobby "Messer, Steine,Rasiermesser usw."
erzählt. Er wohnt in meinem Ort und wie sich heraustellte war er Sprengmeister in einem nahegelegenen Steinbruch.

Er hat mir nun dieses Teil geschenkt

und erzählt, das vor dem Krieg immer mal die Bader vorbeigeschaut haben und sich diesen Stein als Polierstein besorgten.
Es handelt sich geologisch um grünen Schiefer, landläufig auch Speckstein genannt, der in diesem Bruch über 100 Jahre abgebaut wurde.
Ich habe dieses Stein natürlich gleich mal ausprobiert und muß euch sagen der poliert wirklich gut. Er ist sehr weich was ich nicht verstehen kann, da sonst dér Schiefer ja als hart gilt.

Kennt einer von Euch diese Art von Stein und kann dazu was sagen.

Robert



DER FRANKE

wernerscc

@lesslemming,
vielen Dank für die fundierte Bescheibung der Choseras, die ich zwar schon längst erwartet hatte, aber unglücklicherweise bisher übersehen habe und gerade erst endeckt habe. Nun weiß ich was ich bei eden zu tun habe. ;).
Was lange währt wird endlich gut!

lesslemming

Ein neues kleines Review,
leider ohne Bilder. Allerdings sind Bilder vom Stein im Netz zu finden:
suehiro-toishi.com/gokumyo/gmseries.html
japan-messer.shop.de

Es handelt sich um eine eher neue, bzw. unbekannte Art von Steinen, eines eher "underdog"-Herstellers.
Der Name Suehiro ist in diesem Forum nicht oft gefallen, obwohl ich schon länger (auch im Messerforum)
von meinem Suehiro Gold 8.000 berichtet habe, den ich -zu meinem heutigen leidwesen- verkauft habe.
Schade, denn der hat sich im Nachhinein als Spitze erwiesen.

Suehiro hat nun eine neue Serie der gehobenen Klasse auf den japanischen Markt gebracht.

Ich konnte den Gokumyo 20.000 einige Tage lang und an einigen Klingen ausprobieren.



Copyright: suehiro-toishi.com

Der Stein selbst ist in einem angenehmen, großen Format und hat eine standfeste Basis aus Hartgummi.
Die Basis, auch wenn ich Steine ohne Basis bevorzuge, ist deutlich praktischer als die von Naniwa.

Zuerst habe ich ein Rasiermesser bis zum Naniwa Superstone 10.000 aufpoliert.
Die Facette war unter 30x Vergrößerung frei von Kratzern und hochglanzpoliert.
Die Schneide war sehr fein, sodass man mit einer Paste ledern und sich rasieren könnte.

Der Haartest (ein Haar gegen die Wuchsrichtung gehalten und geschnitten) war auf ca 0,5cm möglich.

Es folgten einige wenige Schübe auf dem Gokumyo 20k. Der Stein hat ein sensationelles Feedback.
Er schleift sich angenehm sahnig und keineswegs glatt wie Glas. Schon nach kurzer Zeit gibts dunklen Abrieb,
was zeigt dass der Stein für seine Feinheit deutlich abträgt.

Nach ca. 40 Schüben habe ich die Facette erneut kontrolliert. Ohne Vergrößerung sah die Facette hell poliert aus,
allerdings hat sie an dunkler Brillianz (im Vergleich zu Superstone 10k) verloren.
Unter 10x Vergrößerung war ein deutliches, sehr gleichmäßiges und feines Kratzmuster erkennbar.
Obwohl ich sehr auf die Politur einer Facette achte, ist das Kratzmuster derart homogen und fein, dass es nicht stört.

Das feine Kratzmuster lässt sich sehr gut mit der Fähigkeit des Steines abzutragen vereinbaren;
der Suehiro 20k scheint mir einen sehr hohen Anteil an Schleifkörpern, bei gleichzeitig hoher Härte der Matrix zu haben.
Daher sind die Schleifpartikel gezwungen die Facette abzutragen, statt zu polieren.

Die Schneide fühlt sich nach dem Suehiro 20k sehr sehr fein an.
Eine Vergrößerung ergab keine Ausbrüche/Zähne. Der Haartest war auf einem höheren Niveau als auf dem Superstone 10.000 möglich:
ca. ab 1cm, eventuell sogar 1.5cm vom Haltepunkt entfernt sanft und klanglos, direkt vom Stein.
Ich bin mir sicher man hätte auf dem unbehandelten Leder abziehen können und eine hervorragende Rasur genießen.

Um zu sehen ob noch mehr möglich ist, habe ich den Winkel des Rasiermessers erhöht:
Ich habe eine weitere Lage Isoliertape auf den Rücken geklebt.

Nach nur weniger als 20 Schüben eine Überraschung: Der Suehiro 20k hat eine neue Facette aufgebaut!
Ich hatte damit gerechnet, dass ein winziger Teil der Facette poliert wird,
stattdessen hat der Suehiro eine komplett neue, klar definierte Schleiffläche (Mikrofase) erzeugt.
Das heißt der Stein trägt wirklich viel Material ab für seine Feinheit. 
Eventuell ist er sogar direkt nach einem 5.000er verwendbar, so schnell ist er.

Die Mikrofase hat beim Haartest keine nennenswerte Verbesserung erbracht.

Um den Vergleich nicht zu scheuen habe ich den Suehiro 20k gegen das beste Pferd in meinem Stall antreten lassen:
Den Nakayama Kiita mit Maruka Stempel und Nashiji. Nach wenigen Zügen fühlte sich die Schneide kaum besser an.
Natürlich begiebt man sich hier auf subjektives Gebiet, aber der Haartest war meiner Meinung nach einen klitzekleinen Funken besser als auf dem 20k. Der Haartest war immernoch auf 1-2cm möglich.
Einen eindeutigen Sieger in Sachen Feinheit gibt es nicht. Beide sind *sehr* fein!
Allerdings ist der Suehiro 20k deutlich schneller.

Für Kochmesser verhält es sich ähnlich; der Stein ist schnell genug um die größeren Facetten der Messer zu handeln.
Trotz seiner Feinheit ist er auch für große Klingen sehr angenehm zu verwenden, kein Festkleben, kein Stocken und keine Glasoberfläche.
Ein feines Gefühl. Die Schneide ist ultrafein. Der Druckschnitt ist natürlich hervorragend.


Fazit: Bisher hat noch kein Stein es geschafft die Politur des Naniwa Super 10.000 zu verbessern.
Lediglich der Franke von der berliner Seifensiederin hat die Politur erhalten.
Wer sich nicht daran stört eine hell polierte Facette mit homogenen und leichten Schleifmuster unter Vergdrößerung zu erzeugen
und sich direkt nach dem Stein rasieren will, oder den ultimativen Finisher sucht,
wird beim Suehiro 20k nicht enttäuscht und mit einem sehr angenehmen und schnellen Stein belohnt.
Der Suehiro 20k ist vom Verhalten am ehesten vergleichbar mit den Chosera, würde ich sagen.
Mir wurde gesagt das gemahlene Schleifkorn des 20.000 (Al2O3) hat eine Feinheit von ~0.5µm und ich denke das kommt hin.


..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

Dullblade

Das erinnert mich irgendwie an meinen Spyderco Ultrafein. Lediglich bei härtesten Stählen (z.B. Kamisoris) ist dieser ungeeignet, da er zu aggressiv arbeitet. Der Haartest klappt zwar hervorragend, aber die Rasur ist grausam.Wäre interessant, wenn Du das Mal mit den Suehiro testen könntest. 

lesslemming

Schon passiert: Die Rasur war prima, keinesfalls grausam  8)
Nackter Suehiro 20.000 mit Mikrofase, unbehandeltes Leinen und Leder und eine gute Seife.
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Piraten-Papa

Schöner Bericht.  dh:

Zitat von: lesslemming am 01. Juni 2010, 08:26:31
Es handelt sich um eine eher neue, bzw. unbekannte Art von Steinen, eines eher "underdog"-Herstellers.

Als "underdog" würde ich Suehiro allerdings nicht bezeichnen, da die zweite Marke der Firma (Cerax) eigentlich recht bekannt ist.
http://www.feinewerkzeuge.de/suehiro-stones.html

lesslemming

Ich war mir nicht sicher ob Cerax wirklich zu Suehiro gehört, da ich keinerlei Info über Cerax gefunden habe,
auch keinen Verweis auf der Suehior Seite. Aber ich hatte da auch etwas in der Art in Erinnerung.
In dem Fall gehört Suehiro (unter dem Namen Cerax) natürlich zum standart Repertoire
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Dullblade

Zitat von: lesslemming am 01. Juni 2010, 08:41:02
Schon passiert: Die Rasur war prima, keinesfalls grausam  8)
Nackter Suehiro 20.000 mit Mikrofase, unbehandeltes Leinen und Leder und eine gute Seife.

Was für ein Messer (Stahl) war es denn? War es ein Kamisori? Härteste Stähle neigen meiner Meinung nach zu, auch mit Lupe und Mikroskop kaum erkennbaren, Microausbrüchen, die den Haartest bestehen lassen, aber die Rasur dennoch ruppig erscheinen lassen. So ein Verhalten habe ich bisher nur bei einem Dorko, bei meinem New Generation und eben bei meinen Kamisoris erlebt. Alle deren Stähle gelten als sehr hart, Rockwell 62 aufwärts. Ein Friodur im Gegensatz erreicht auf den Spydercos eine extreme gute Schärfe, die Stahlhärte liegt deutlich unter 60 Rockwell, ich habe mal was von 56-58 gelesen. Ähnliches dürfte pauschaliert für viele Edelstahlmesser gelten, ersteres für hochangereicherte Kohlenstoffstähle, nicht rostfrei.

lesslemming

Brüchiger Stahl neigt zu Mikroausbrüchen. Diese können meiner Erfahrung nach aber recht gut durch Sorgfalt vermieden werden (abgesehen von einfach schlechtem Stahl).
Das verwendete Messer war ein Bijou De France Thiers Issard, sowie einige restaurierte Schätzchen.

Ich denke ich kann unterscheiden zwischen einem Haartest wie er nach dem DMT 600 (!) möglich ist (ausbrüche)
und einer guten Rasur  ;D


An die Mods:
Wenn noch weitere Fragen sind schlage ich einen extra diskussionsthread vor, damit hier alles etwas übersichtlich bleibt
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Lord Vader

tolle berichte lesslemming! vielen dank!

Barth

Hier noch nicht genannt und vorgestellt Kunst Arkansas  :






Die grobe ockerfarbene Seite wird so bei 300 liegen die feine schätzungsweise bei ca. 6000 - damit schweizer Messer auf Rasurschärfe zu bringen stellt kein Problem dar , nach der Wende war das mein erster ´´West- Abziehstein ´´ und ich verwende sie bis heute für alles mögliche hab bestimmt 5 Stück davon .

Bisher hab ich damit alles vom Taschenmesser , Hobel ,Stemmeisen , Küchenmesser , Bohrer scharf bekommen - bei Taschen und Küchenmesser ist dann auch nach diesem Stein schluss , weil reicht vollkommen aus.

Als die Sache mit den Rasiermessern dazu kam wurde das natürlich auch extra auf einen nagelneuen Probiert und hat bestens funktioniert .

Danach kommt dann für gewöhnlich noch ein Thüringer , ein GBB , oder einer der unbekannten Steine die man so rum liegen hat , und dann noch paarmal auf den Pastenriemen .

Ich bin sehr zufrieden mit den Steinen - auch wenn die scheinbar keiner kennt  ;) und das beste ist der Preis , mit nen 15 € ist man dabei und zum Glück gibts die sogar bei mir um die Ecke.
Was wohl passieren würde wenn man vorm Candyman stünde und 5 x  hintereinander -''Spiegel''- sagen würde . . .

Adler1

#71
Hallo Barth,
ich habe auch solche Kunst Arkansas. Die gelbe Seite mit 300 kommt hin, aber die weiße Seite ist zwar sehr glatt, aber die ist ca 1200 Grit (habe ich gelesen)
Hast du dich nicht zufällig verschrieben?
Edit: ich lasse mich natürlich auch eines Besseren belehren
_____      ,  ,       _____
Gruß, ^^(°v°)^^ Adler1

Barth

1200 wär mir jetzt von Gefühl her bissel grob - also wenn ich da mit den Fingern drüber fahr ist das richtig gut glatt , also mein GBB fühlt sich an wie ne glatte Fliese oder wie ne Glasscheibe - wie gesagt alles grob geschätzt , ich hab so mit den Steinen verglichen die ich so habe .Was genaues kann ich da nicht sagen .

Allerdings brauchts nach dem Stein dann auch net sehr viele Züge auf nen feineren ehe ich dann zum Pastenriemen übergehe .

Wo hast du das gelesen mit den 1200 ? Gibts da ne Seite ?
Was wohl passieren würde wenn man vorm Candyman stünde und 5 x  hintereinander -''Spiegel''- sagen würde . . .

Adler1

#73
Zitat von: Barth am 02. Juni 2010, 17:47:05

...Wo hast du das gelesen mit den 1200 ? Gibts da ne Seite ?..

Link aus Nachbarforum. Guck mal bitte den Kommentar von stahl999:
http://forum.nassrasur.com/showtopic.php?threadid=1046&highlight=super%20arkansas

Ich zitiere:
Zitat...ich bin mir nicht ganz sicher aber so wie du den Stein beschreibst klingt das nach dem selben stien wie auf LEO´s schärfseite. Nun ich habe von Lindner eine super  arkansas  gekauft und ich denke mal es ist fast der selbe Stein wie deiner. Als erstes diese Steine sind meistens keine NAtursteine sonder künstlich. der dunkle hat so ne Körnung von ca. 300 ist für dein Rasiermesser viel zu grob. Der weise hat so zwischen 800-1200 ist also zum schleifen gedacht aber nur als erster stein...


Hier ist eine nicht geprüfte Quelle, wo der Stein sogar als 600-800 bezeichnet wird:

http://www.woodworking.de/cgi-bin/forum/webbbs_config.pl/noframes/read/13464


_____      ,  ,       _____
Gruß, ^^(°v°)^^ Adler1

Barth

Naja nach Jap. Tabelle , weiß grad nicht was in unseren einheiten bedeuted - kann gar net glauben das der so grob sein soll , wie gesagt Taschenmesser mach ich damit ohne Probs rasierscharf danach kommt dann nur noch Lederriemen ohne Paste, und die RM kommen danach nur noch auf GBB oder Thüringen aber auch net lang , komisch,komisch ich hatte eben auch den Müller schon mal angeschrieben aber da kam keine Antwort.

Ich mein die Spielerei mit den Namen Arkansas und Brocken ist schon bissel verdächtig bis anrüchig , aber es ist ein echt guter Stein ich bleib dabei.

Ich steh ja auf so Sachen die im Grunde billig aber doch extrem gutes Preis/Leistungsverhältnisse haben wie eben Arkostick , Palmolive , Hobelklingen aus dem www und der Stein fällt für mich ebenfalls in diese Kategorie - mehr Stein für´s Geld hab ich bis jetzt noch net endeckt .

Vielleicht könnten sich ja noch paar Leute dazu entschließen so einen Stein mal anzutesten - kost ja net viel - und wer mit den Rasiermessern net zurecht kommt - für die Küche geht er allemal , und wenn alle Stränge reißen nehm ich sie euch ab, aber nicht zuviele .


Übrigens : Ich kann beweisen das ich net mit dem Hersteller verwandt, verschwägert oder identisch bin  ;D !
Was wohl passieren würde wenn man vorm Candyman stünde und 5 x  hintereinander -''Spiegel''- sagen würde . . .