Feigling? oder doch sinnvoll?

Begonnen von Honka, 17. Februar 2011, 19:23:34

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Eumel

Ich habe neben meinen drei Hobeln noch zwei Wilkinson Hydro5 (je einer in weiß, einer in schwarz), einen Gillette Fusion ProGlide und einen Gillette Fusion Silvertouch. Benutzt werden sie aber nur noch gaaaanz selten.

Ich war jetzt am Wochenende im Kurzurlaub und hatte den Wilkinson mit dabei, weil mir das Hobel-Prozedere zu umfangreich und umständlich im Hotel ist. Zudem hatte ich kaum Zeit, also Dosenschaum ins Gesicht und ratzfatz drei Durchgänge mit dem Systemie. War ganz ok und so bewahrt man sich die Vorfreude aufs Hobeln zuhause. Das war dann auch gleich das erste was ich nach dem auspacken der Koffer getan habe. :)
Hobelkultur seit 2012

Peter123

Bevor ich in den Foren las, benutzte ich Dosenschaum mit Mach3 und nichts anderes. Ich wusste nicht, dass man Wasser zur Barterweichung nutzen kann. Ich wusste nicht, dass man mehrere Durchgänge unternimmt und nicht mit viel Druck so viel wie möglich auf einmal runter nimmt. Ich wusste nicht, dass man gegen den Strich rasieren kann – für ein gründlicheres Ergebnis.

Die wesentliche und größte Verbesserung brachten die genauere Vorbereitung mit warmem Wasser sowie Dachshaarpinsel und Rasiercreme oder Seife. Alle anderen technischen Zugaben sind zwar nett und befriedigen den Spieltrieb, bringen bei mir aber nicht unbedingt unglaublich viel mehr, außer im Detail. Wesentlich ist ferner meine persönliche Rasurtechnik. Heute kenne ich meine Haarwuchsrichtung, straffe passend die Haut und habe eine genau festgelegte Reihenfolge, wann ich wo im Gesicht rasiere. Übertrage ich die mit Hobel oder Messer erlernten Techniken auf die Systemrasur, sind die Ergebnisse nur marginal unterschiedlich.

Eine einzige, offenere Klinge hat die Tendenz, das Maximum an Gründlichkeit und vor allem an Nachhaltigkeit herauszuholen, erhöht aber im Vergleich zum Mehrklingen-System tendenziell die Gefahr eines kleinen Schnitts bzw. der Hautreizung. Bei mehreren Klingen oder einer einzigen sehr breiten Klinge ist die Auflage größer und damit die Druckbelastung auf der Haut geringer, das Ergebnis ist bei mir eine sanftere Rasur als bei einer einzigen kurzen Klingen wie im Hobel.

Letztlich ist das Rasurgerät nicht so entscheidend, ich verwende daher wieder gern ein System. Der Kostenfaktor ist absolut marginal, wenn man sieht, was man sich im Lauf der Zeit gekauft hat. Im Alltag ist es für mich besser, nicht perfekt nachhaltig rasiert zu sein, dafür aber keine roten Stellen oder Blutpünktchen zu haben – die beim Hobel eher vorkommen können. Wäre dem nicht so, wäre die Erfindung von Systemen absolut sinnlos gewesen. Das sehe ich nicht so, Systeme haben ihre Berechtigung.

Spieltrieb (bei mir) und Sammelfreude (bei anderen) verhindern aber nachhaltig, dass man sich einmal zufrieden gibt und die Suche beendet. Was heute gilt, gilt morgen nicht mehr unbedingt. Lobten einige den Hobel in den Himmel, sind sie nun Messeranhänger oder Systemfreunde und umgekehrt. Eine Fluktuation findet statt und was man heute sagt, muss morgen nicht mehr so sein, weil Veränderungen aufgetreten sind.

Empfindliche Haut, Schulter verrenkt, dünneres Blut, alles Mögliche oder eben wieder der Spieltrieb und die Sammelfreude...
"40 Jahre brauchst Du, um an der richtigen Stelle das richtige zu sagen, fast das ganze Leben, um an den richtigen Stellen zu schweigen." – frei nach dem alten Phrasendrescher Churchill.

nessuno

Zitat von: Eumel am 07. Juli 2013, 17:38:31
......weil mir das Hobel-Prozedere zu umfangreich und umständlich im Hotel ist. Zudem hatte ich kaum Zeit.......

Ich komme ums verrecken nicht drauf was da umfangreich und umständlich ist. Kannst Du mich bitte erleuchten?
Kaum Zeit...Rasiercreme auf den Pinsel und los geht's. Wenn dafür keine Zeit ist, dann weiß ich auch nicht. Für mich sind das alles nur Ausreden. Fünf Minuten früher aufstehen scheint heutzutage zu überfordern.

Onkel Hannes

Naja, praktischer und schneller ist der Dosenschaum wohl schon. 5 Sekunden gegen mindestens 1 Minute... Faktor 12. Auswaschen/Trocknung des Pinsels nicht berücksichtigt. Ob er natürlich besser ist, ist eine andere Frage.

Zurück zum eigentlichen Thema: Ich hatte damals, in Anfangszeiten, für den Systemie gestimmt.

Mittlerweile sehe ich das ganz anders. Mit dem Hobel und vertrauter Klinge rasiere ich mich heute genauso sicher und schnell wie mit dem Systemie. Zu meinem Contour greife ich zuweilen noch aus Nostalgie oder selten mal zum Nachputzen, wenn was in die Hose gegangen ist - so z.B. bei meinen aktuellen ersten stümperhaften Rasiermesserversuchen.

Bin ich da der einzige, der seine Sicht der Dinge geändert hat? Sollte man die Abstimmung vielleicht mal änderbar machen? Wobei das Ergebnis 126:13 ohnehin schon Bände spricht... ;)
Hungrig vom schlafen und müde vom essen.

Nightdiver

Oh ohh, nicht wieder Dosenschaum....  ;) ;D

Also ich bin komplett weg von Systemie und Konserve. Ich habe, ähnlich wie Onkel Hannes, auch mal den einen oder anderen stümperhaften Shavetteversuch gestartet, aber die Schmach immer mit einem Hobel ausgebügelt.
Die Schaumkonserve habe ich sogar noch deutlich vor dem Systemie ad akta gelegt. Der Umstieg auf Pinsel und RC/RS hat fast sofort bei mir eine deutliche Verbesserung des Hautbildes nach der Rasur ergeben. Nach dem erweiterten Umstieg auf den Hobel gab es für en paar Tage einen kleinen Rückschritt. Aber seit dem hat meine Haut, vorallem am Hals, noch nie so gut nach der Rasur ausgesehen. Von Dauerrasurbrand zu einfach nur gut rasierter Haut. Selbst mit solchen Sparschälern wie dem R41 zeigt sich meine Haut mittlerweile sehr gelassen.

Systemrasierer gibt es bei uns im Haus nur noch bei meiner Frau. Die traut sich nicht an den Hobel... :angel:
Gruß Kay

Es heißt: MOIN! – Moin Moin ist schon Gesabbel. - Norddeutsche Weisheit

Meine Pinsel-Ecke hier im Forum
Kontakt: Nightdivers Manufactory

Herne

Zitat von: Onkel Hannes am 09. Juli 2013, 23:30:17
.... Sollte man die Abstimmung vielleicht mal änderbar machen? Wobei das Ergebnis 126:13 ohnehin schon Bände spricht... ;)
Das Abstimmungsergebnis finde ich im GRF nicht überraschend, aber auch zweitrangig, da gerade die
Gewohnheiten, Rasur-Lebensläufe, Veränderungen hin zu oder wieder weg von.... doch das interessantere
in dem Thread sind, oder?
Ich meine, die Abstimmung an sich mal zu verändern, könnte sicherlich nicht schaden.
Die Fragestellung glänzt ja nicht gerade mit Differenzierung ;D.
So nach dem Motto. Jeden Tag Fleisch oder Veganer ???

AndreasTV

Guten Morgen :).
Bezeichnend finde ich Persönlich das zumindest zu Anfang des Threads die User entweder ihrer Technik oder dem verwandtem Gerät (Hobel) entgegen ihrer sonstigen Aussagen wohl doch nicht so ganz "Trauten"; so in der Art das etwa vor wichtigen Terminen bzw. "Wo´s Drauf ankommt" dann doch eher zum sicheren Systemei gegriffen wurde.

Zudem ist doch der Threadtitl schon etwas "Provozierend" formuliert, oder?

Vielleicht sollte so mancher User mal einfach einen Hobel und / oder Systemei nutzen - die anderen "Spielvarianten" Gut wegpacken So als wenn Diese gar-nicht existent wären ...

So wird der Umgang mit jedwedem Gerät Automatisch "auf Feinschliff" gebracht und am Ende so einer "Testphase" könnte sich die eigene Erfahrung Anders darstellen als zuvor / erwartet / gedacht.

Zudem entfällt So auch eine - zumindest bei mir Persönlich - eigentlich fast immer bei einer Rasurgerätumstellung erforderliche kurze Umstellungszeit Was die z. Bspl. manchmal speziellere Handhabung betrifft; bei verschiedenen Rasierpinseln & - seifen / - cremes empfinde ich ebenso.

Wenn´s wirklich mal "Drauf ankommen" sollte nutze ich halt Etwas Was mir - logischer-weise - eben sehr vertraut ist im Umgang, das kann ein Hobel, Systemie oder halt zur Not auch mal ein E  -Brummer sein, auch beim Einschäummittel braucht´s dann keine "stundenlange Vorausplanung" ;).

Vielfalt bezüglich der zur Verfügung stehenden Produktpalette kann ergo meiner Ansicht nach letztendlich dann doch wieder Limitierend sein ...

MfG

Andreas

Frank OZ

#97
Ein schönes Thema und wieder einmal schade, dass der kenntnisreiche und formulierungsfreudige Initiator dieses Fadens ins Stoppelfeld geschickt wurde.

Zitat von: AndreasTV am 10. Juli 2013, 05:58:39
... Bezeichnend finde ich Persönlich das zumindest zu Anfang des Threads die User entweder ihrer Technik oder dem verwandtem Gerät (Hobel) entgegen ihrer sonstigen Aussagen wohl doch nicht so ganz "Trauten"; so in der Art das etwa vor wichtigen Terminen bzw. "Wo´s Drauf ankommt" dann doch eher zum sicheren Systemei gegriffen wurde.

Ist das nicht immer noch so? Systemerl suggerieren halt `ne schnelle und sichere Nummer, was allerdings mit Vorsicht zu genießen ist, denn wer erinnert sich nicht an einen Jalousieschnitt? Wenn's Autsch macht, dann beim Systemerl gern auch gleich zum Mitzählen. Und wie war das mit den - terminunabhängigen - eingewachsenen Haaren?

Überhaupt: Gibt es wirklich wichtig-wichtige Termine? Ja, mag schon sein: Abtanz, Vorstellungen, Hochzeiten, Beförder- und Beerdigungen werden im Kalender besonders markiert. Aber sollte das einen Unterschied für die Rasur ausmachen, sollten besondere Ereignisse das kleine Ritual aus dem Ruder laufen lassen? Sag' ich's mal so: Mein erster wichtiger Termin findet jeden Morgen statt, egal wo und egal, was den Tag über noch passiert. Denn was genau passiert, kann Mann ja sowieso nie wirklich wissen, weswegen ich hier den sich in einem mit Nitroglycerin vollbeladenen Lastwagen rasierenden Peter van Eyck aus Lohn der Angst zu Wort kommen lasse: "Wenn ich schon ne Leiche abgeben soll, dann soll sie einigermaßen sauber sein. Man hat seinen Ehrgeiz." ;)

Sogenannte besondere Termine machen nur nervös und bereiten eine unsichere Hand, ganz gleichgültig welcher Schnitter sich im Anschlag befindet. Und wenn's bei aller Nervosität dann doch mal Autsch macht, ist Contenance geboten. Cuts trägt Mann am besten mit Würde und einem Lächeln. :D

Zitat von: AndreasTV am 10. Juli 2013, 05:58:39
... Vielfalt bezüglich der zur Verfügung stehenden Produktpalette kann ergo meiner Ansicht nach letztendlich dann doch wieder Limitierend sein ...

dh: Darin liegt eine große Weisheit!

Eumel

Zitat von: nessuno am 09. Juli 2013, 22:17:59
Ich komme ums verrecken nicht drauf was da umfangreich und umständlich ist. Kannst Du mich bitte erleuchten

Aber sicher doch: Für die Hobelei müsste ich extra noch mein Hobelgeschirr mitnehmen und das hobeln selbst kriege ich nicht in 10 Minuten hin. Ich weiß, es gibt dafür Reisesets, aber sowas habe ich nicht und lohnt sich bei mir auch nicht. Zuhause brauche ich in Ruhe mindestens 45 Minuten dazu. Hinzu kommt die höhere Gefahr von kleinen Cuts, was mir mit dem Wilkinson Hydro nicht passiert.
Das sind alles Gründe, warum ich mich unterwegs anders rasiere. Wie gesagt, es steigert umso mehr die Vorfreude auf den heimischen Hobel.

Ich hoffe, die Rasur-Taliban sieht von einer Steinigung ab. ;D ;)
Hobelkultur seit 2012

MadScientist

45 Minuten !?  :o - Das nenn ich mal zelebriert! Aber so soll es ja auch sein, schön genießen.
Man kann auch ohne Spaß Alkohol haben.

Drei

Zitat von: Frank OZ am 10. Juli 2013, 08:22:28
...
Sogenannte besondere Termine machen nur nervös und bereiten eine unsichere Hand,...
Nervös oder unkonzentriert. Für beide Fälle bevorzuge ich einen modernen Systemi, keinen Dreiklinger aus dem vorigen Jahrzehnt, der den bekannten Triplecut ermöglicht.

Der Cut alleine stört mich nicht, die maximal mögliche Sauerei dagegen schon. Die kann beispielsweise anfallen, wenn sich die Verletzung nur schwierig versiegeln lässt. Wenn sie dann noch im Einflussbereich des Hemdkragen liegt, kommt es fast zwangsläufig zu Verzug im Zeitplan und das ist bei sog. besonderen Terminen meist unerwünscht.

Peter123

Ich rasier mich mittlerweile fast nur noch mit hochwertigen Systemen (Dorco, Personna, Gillette) und der Feather AC SS, mit letzterer aber bestimmt niemals vor einem wichtigen Termin, denn die Möglichkeit einer absolut sanften, gründlichen, perfekten und äußerst nachhaltigen Rasur wird mit der Möglichkeit eines Cuts erkauft  ;)
"40 Jahre brauchst Du, um an der richtigen Stelle das richtige zu sagen, fast das ganze Leben, um an den richtigen Stellen zu schweigen." – frei nach dem alten Phrasendrescher Churchill.

Tartuffe

Nach dem Lesen dieses Threads habe ich es heute Morgen auch getan und nach mehreren Wochen Hobelei probeweise den Wilkinson Hydro 3 reaktiviert. Es gab zwar keinen wichtigen Termin, aber ich wollte einfach mal den Vergleich haben. Also etwas Vorspiel, Arko RS im Gesicht aufgeschäumt und ab dafür.

Nach dem ersten Durchgang mit dem Strich dachte ich, ich sehe nicht recht: um das Kinn und die Wangenknochen herum haufenweise blutige Pünktchen im Schaum. Das hatte ich früher, also vor dem Hobeln, nie gehabt. Nach Rasur und gründlicher Nachbearbeitung mit Tüff Senstiv und einem milden Balm war ich aber durchaus angetan: alles glatt und geschmeidig.

Mein persönliches Fazit: Spaß hat's keinen gemacht mit dem Systemie, aber das Ergebnis kann sich nun einmal sehen lassen. Die Aggressivität führe ich darauf zurück, dass ich vielleicht (a) nach diversen Rasuren mit Astra, Derby & Co. einfach keinen großen Respekt mehr vor so einem Plasteteil habe und dass (b) die Klinge (bzw. der Klingenblock) schon uralt war. Den Hydro hatte ich in das Kästchen für in Ungnade gefallene Rasierer gelegt, als die Klinge schon eine ganze Weile auf dem Buckel hatte, und da schmorte er noch einmal gut drei Monate vor sich hin. Wenn sich jetzt nicht wieder das alte Problem mit eingewachsenen Haaren einstellt - und nur dann - wiederhole ich den Versuch bei Gelegenheit mit einer frischen Klinge und kaufe mir vielleicht doch noch mal eine neue 4er-Packung. Der Systemie kommt dann aber nur an diesen gewissen Tagen zum Einsatz, wenn mich der Hafer sticht. Aber nicht unbedingt vor einem besonderen Termin.
Der Dachs - Ihr starker Partner, wenn's ums Schäumen geht!

mikri

Na gut, wenn es schon hier steht, will ich mich hier doch auch verewigen.

Zitat von: Honka am 17. Februar 2011, 19:23:34

....Oder ist derartig souverän, daß er sich auch in diesen wichtigen Lebensituationen im Verlass auf seine Fähigkeiten selbstverständlich mit dem Hobel oder dem Messer rasiert?


Ich würde sagen: "stimmt für mich" ;D Ich würde vielleicht nicht an diesem Tag einen neuen Hobel und eine unbekannte Klinge verwenden.
Mit Verarzten dauert's länger

http://nassrasieren.blog

Nachtschatten

Ich hobele immer! Und wenn die Welt untergehen sollte, dann werde ich mit dem Hobel in der Hand ins Gras beißen - wenn schon sterben, dann wenigstens gut rasiert.

Allerdings sorge ich vor, damit ich eben vor dem Termin keinen Cut abbekomme. Da lege ich ich einen Ölteppich unter den Rasierschaum und schon gibt's keine Cut's und Reizungen. Ach ja, und ich nehme mir keinen offenen Zahnkamm - dann lieber meinen Mühle R89. Hab auch nichts anderes mehr - weder Systemi noch E-Fräse.