Was gibt's Schöneres?

Begonnen von moviemaniac, 01. April 2008, 20:46:22

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moviemaniac

Meine Herren,

jetzt muss ich mit euch etwas teilen:
heute Nachmittag bis jetzt war ich Messer schärfen, ein neues Bengall, ein "Rochister Steel" und ein gut 200 Jahre altes Bengall.
Das Uralt-Bengall hatte kaum Schärfspuren, aber eine sehr eigenwillige, gewellte Klingenform, die an den Mittelteil eines auseinandergezogenen "S" erinnerte. Erst dachte ich mir, das wird nichts. Doch dann hab' ich die Klinge auf dem Stein immer so hochgehoben oder niegergedrückt, dass ich immer ein kleines Stück schärfen konnte. Auf dem 6000er sog es richtiggehend an, den Thüringer ließ ich aus aber dann dad volle Programm auf den Pastenriemen - Chromoxid und Eisenoxid. Keine Auffälligkeiten. Dann auf die Juchte. 10x abgezogen und er war da: Der unbeschreibliche Sound einer rasurfertigen Facette. Dennoch ~100x abgeledert. Unterarmtest: Grandiosestens auf voller Länge. Haartest sehr gut. Ich freu mich schon so auf die Rasur morgen, es ist so ein ubeschreiblich tolles Gefühl, so ein Schätzchen rasurfertig gemacht zu haben.

Achja, was ich auch noch einbringen wollte: Ich verzichte mittlerweile beim Schärfen auf zwischentests wie Rasurtest am Unterarm nach dem 1000er, Haartest nach dem 6000er etc. pp. Auch keine Lupe, das hält mich nur unnötig auf. Alles was ich brauche, ist (ganz wichtig!) das Gehör, einen scharfen Blick (nach dem 4000er sehe ich sowieso schon frei Auge ob die Facette gut ist) und Gefühl. Hat bei allen Messern bis jetzt geklappt :)

Naja, das wollte ich nur mit euch teilen,
schönen Abend,
mm

UbuRoy

Na Glückwunsch. Mach mal ein bildchen!
So ein uraltes 7/8 Bengall hab ich vermutlich auch. Super Rasierer trotz heftiger Rostmarken am Kopf. Ich liebe diese alten Hornhefte...

Was das schärfen angeht, ich machs genauso. Lupe, Mikroskop, dauernden Haartest  und den ganzen Firlefanz lass ich weg, außerdem hab ich eh kaum noch Haare am Körper von dem ewigen testen ;-).
Inzwischen verlasse ich mich absolut aufs hören und fühlen ich, ob der Grat rasurfertig ist. Ich höre und erfühle inzwischen auch schon, ob ich auf dem tausender oder GBB fertig bin oder nicht. Früher habe ich noch die Züge gezählt usw. Ist alles obsolet, weil ichs jetzt einfach spüre wenns fertig ist.

Ist schön, eine solche Routine zu entwickeln. Aber bis heute etwa 400 Messer und viele Monate hat es auch gedauert schätze ich mal so ...
Auch schön, wenn dann ein positives Feedback der Käufer nach der Rasur kommt. Freut mich immer besonders. Bei etwa 300 verkauften Messern war nicht einer dabei, der sich hinterher beschwert hat.
Was gibt positiveres.  :)

harrykoeln

Hi movie
na mein Lieber, das hört und lässt sich doch alles gut an.
Wenn die Theorie und das Material passt, dann passiert auch was an den Schneiden, gell?
Ist ja echt phänomenal, das Du nach den "paar" Messern schon das Gefühl für die Schärfe entwickelt hast.
Weiter so!


Ich bediene mich jedenfalls gerne meines Firlefanzes um meine Messer während des Schleifens zu beobachten und zu sehen, wie sich die Facette entwickelt. Ausserdem kann ich meine Schleifarbeit und die Gerätschaften den Erfordernissen entsprechend anpassen. Und das wird auch so bleiben.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

moviemaniac

@UbuRoy: Nein, kein 7/8, sondern ein uraltes, zum Erl hin zulaufendes, derbes Messer. An der Spitze hat es 5/8, zum Erl hin wird es dünner. ein Bild davon gibt's im "Das hab' ich heute bekommen"-Thread.
400 Messer hab' ich noch nicht geschliffen, aber mein Gehör war schon immer gut. Ich kann es auch nicht beschreiben, auch nicht das Gefühl in den Fingern, aber jeder, der es kennt, weiß es, wie es sich anhört und anfühlt, wenn ein Messer "bereit" ist. So wie der Blick einer jungen Maid, wenn sie "bereit" ist - den kann man auch nicht beschreiben  >D

@Harry: Jepp, ich war selber ganz überrascht, wie schnell das auf einmal ging. Erst fluchte ich noch herum und dann kam die Konzentration, das Hinhören, hinfühlen und - zack - es gibt. Einfach so, als ob ein Schalter umgelegt wurde.  8)

Firlefanz benutze ich natürlich trotzem - besonders die Lupe am Anfang, um die Schneide mal einstufen zu können oder wenn ich weiß, dass ich eine Scharte ausschleifen muss. Ansonsten und bei "normalen" Messern zwischendurch lasse ich sie weg.

UbuRoy

#4
Firlefanz besitze ich auch, nutze ihn aber selten, weil immer wenn man ihn wirklich bräuchte, ist er eh' nicht parat. Nu' seid mal nicht gleich angefasst wegen des Begriffs, der kann nix dazu, das ich mich gern flapsig ausdrücke:

"Der Firlefanz (vom altfranzösischen virelai) war ursprünglich der Tanz zu einem Ringellied."

Frohes Tanzen noch :}

harrykoeln

Oh nein UbuRoy, ich bin überhaupt nicht angefasst.
Und einjeder soll das auch so halten, wie er es für richtig befindet. Und einjeder soll für sich selbst werten. Für Dich ist es "weglassbarer" Firlefanz, oder wegen meiner auch ein "weglassbarer Tanz zu einem Ringellied".

Ich seh das eben anders und das gestehst Du mir bitte auch zu! Für mich ist es essenzieller Bestandteil meiner Arbeit und keinesfalls "weglassbares" Werkzeug.

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

UbuRoy

Genau! Ein jeder mag zuTanzen zum Ringellied seiner Facón! Tandereitanderei.

Hab nicht vor, Dir irgendwas in Abrede zu stellen. Hätte ich auch ohne Ausrufezeichen gemacht ;-)