Scharf und/oder sanft - unterschiedliches Empfinden bei Messern!?

Begonnen von Tim Buktu, 23. September 2010, 08:31:20

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Tim Buktu

Regelmäßig wiederkehrende Diskussionen zur Auslieferungsschärfe, Liebhaberschärfe oder Rasurschärfe von Messern lassen mich vermuten, dass es nicht "die eine absolute Schärfe für alle" gibt. Ich denke, dass auch der Einsatz von so vielen verschiedenen Stein- und Poliermittelkombinationen die bei den Anwendern zum Erfolg führen, dafür ein Beleg sind. Der Eine klebt einfach, der Nächste doppelt, gar nicht oder wie auch immer ab. Auch die Erfahrung, dass Messer, die ich von Menschen erworben habe, denen ich bezüglich ihrer Schärfkünste vertraue, für mich nicht optimal geschärft waren, ist für mich ein Hinweis in dieser Richtung.

Die Klingenthreads der Hobler strotzen nur von gegensätzlichen Meinungen zur Rasurtauglichkeit von Klingen. Wieso also sollten Messerklingen, die von Hand geschärft werden und während der Rasur eine breiteren Variation der Anwendungsmöglichkeiten unterliegen, nicht mindesten genauso unterschiedlich empfunden werden?

Für mich gilt deshalb in der Regel: Nur die von mir selbst geschärften Messer sind für mich optimal.
Dagegen spricht die sehr gute Erfahrung vieler mit den Schärfdiensten erfahrener Mitglieder hier oder in anderen Foren. 
Vielleicht stelle ich meine Messer auf mich ein und derjenige der seine Messer von anderen schärfen lässt, stellt sich darauf ein.o)
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Dagobert

  " Für mich gilt deshalb in der Regel: Nur die von mir selbst geschärften Messer sind für mich optimal."

Genau so,ich habe auch schon die Erfahrung gemacht,das ein von mir geschärftes Messer,meinem empfinden nach sehr gut Rasiert hat.
Doch als ich einem bekannten das Messer,einige tage zur Probe überlassen habe,gab er es mir nach einer weile wieder,mit den Worten "war nicht so toll,da musst du wohl nochmal nach schärfen ".Darauf hin,habe ich das Messer wieder versucht,mit dem Ergebnis,das es für mich keinen Grund zum nachschärfen gab.Anders herum,habe ich schon Messer zur Probe bekommen,mit den Worten " probier das mal,Rasiert sehr gut",doch diese Meinung konnte ich absolut nicht teilen.So ist es schon einige male vorgekommen.Auch haben mir schon Leute Messer zum schärfen überlassen,mit denen ich mich rasiert habe und ich konnte absolut nicht verstehen,warum dieses Messer geschärft werden sollte,obwohl es nach aussage des Besitzers nicht zum rasieren taugt. Da kann man eigentlich nur zu der Schlussfolgerung kommen,das wohl jeder ein anderes Empfinden hat und eben Barthaar nicht gleich Barthaar ist.

Tim Buktu

Bei mir haben sich im Verlauf des letzten Jahres einige Messer angesammelt, die immer in der Rotation waren, aber nicht mehr zufriedenstellend rasierten. Da die Schärferei zwar Folge meines Hobbys ist, aber nicht zu den von mir geliebten Tätigkeiten gehört, sondern nur zum notwendigen Übel, hatte ich schon Überlegungen angestellt, sie schärfen zu lassen. Abgesehen von den Kosten, haben mich oben genannte Überlegungen dann dazu veranlasst doch wieder selbst Hand anzulegen. :)
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

In_Je_Ner

Ich Schließe mich den Worten von Dagobert an!
Es liegt an den Unterschieden des Barts , der Haut und auch das Persönliche Empfinden spielt eine echt große Rolle!

Sogar das Haartest fällt auch unterschiedlich aus und für mich nicht unbedingt ein objektives Maß für die Schärfe eines Messers!

Beispiele:
1. Das Messer besteht den Test und rasiert trotzdem Schlecht (insbesondere gegen den Strich fühlt sich das gar nicht mehr erträglich an!)
2. Das Messer besteht den Test mit meinen Haren aber mit den von Meiher gelibten nicht mehr! (Rasiert aber trotzdem sehr gut)
3. Das Messer besteht den Test mit meinen Haren und mit den Haren meiner geliebten, rasiert sehr gut, fühlt sich aber etwas rupig an!

Ein Rasiermesser ist eben ein sehr feines und empfindliches Werkzeug wo der Ansatzwinkel beim Rasieren, der Winkel der Schneide und auch das Grat eine besondere Role Spielen!
Willkommen in meiner Herstellerecke

Indian

Ist für mich auch eine Sache von Erfahrung und Vergleichsmöglichkeiten. Ich habe noch kein Messer vergleichen können, weil ich die meisten meiner Messer gebraucht gekauft und geschärft habe. Da muss ich mich eben auch auf mein Gefühl verlassen. Ich schärfe auch noch nicht so lange. ICh bekomme die Messer scharf, habe aber oft den Eindruck sie könnten sanfter sein.

Unterschiedliche Erfordernisse könnten evtl. auch durch die eigene Technik kommen. Jeder führt das Messer anders und braucht deshalb eine darauf abgestellte Klinge? Wie ist das mit unterschiedlichen Messerformen? Die dürfte darauf ja auch Einfluss nehmen, oder?
Viele Grüße Peter

Iltis

Es scheint wirklich eine Geschmacksfrage zu sein. Neulich hatte ich ein Messer in der Hand, das von ein sehr erfahrener Messerschärfer geschärft wurde, der die HT nach extrem scharf war, aber in die Rasur extrem kratzig und agressiv war. Lag, m.M.n. daran, das die letzte Abzug mit Diamantpaste gemacht wurde. Messer, die ich geschärft für anderen (erfahrenen) Forianer haben Reaktionen von "Scharf aber etwas ruppig" bis "Super gründlich und irrsinnig sanft" (beide Messer der gleichen Typ) hervorgerufen. Objektivität sucht man bei sowas, glaube ich, vergebens.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Drei

Ich glaube, dieses persönliche Schärfeempfinden hat auch ein bisschen mit Gewöhnung zu tun. Bei Messerrasierern darf man möglicherweise eine etwas fundiertere Meinung zur entsprechenden Klinge erwarten, denn wer verwirft nach einer einzigen Rasur schon gleich das Messer? Bei Klingen gilt eher: wozu soll ich mich eine Rasur länger quälen als erforderlich.

Das Warum (das unterschiedlich empfunden wird) wundert mich weniger. Jede Bart-/Hautkombi ist individuell. Im eigenen Gesicht komme ich an den Wangen mit nicht ganz so scharf geschliffenen Klingen gut aus, am Kinn jedoch kann jeder Strich mit der gleichen Klinge sehr schmerzhaft werden.

marki

Ich habe feststellen können, dass die jeweilige Tagesform einen extremen Einfluss auf meinen Bartwuchs haben kann. (habe recht drahtiges Barthaar)

Da gibt es Tage, da ist die Rasur ungewohnt ruppig, man bekommt das Gefühl, das Messer muss unbedingt wieder mal auf die Steine. Paar Tage später ist die Rasur wieder super sanft. (Am Ledern liegt das bestimmt nicht).

Wenn solche Schwankungen schon bei einem selbst auftreten wie sollen dann verschiedene Leute ein Messer beurteilen können?

Gruss

BeBerlin

Mein Reden seit vielen Jahren. ich denke, daß wir uns rasch darauf einigen können, was ein rasierfertiges Messer ist: Es entfernt Barthaare. Alles darüber Hinausgehende ist a) subjektiv, b) variabel und c) mitunter schwarzmagisch. Was den Haartest angeht, empfehle ich die Lektüre der entsprechenden Ausführungen auf coticule.be (die jemand man in's Deutsche übersetzen sollte): Ein guter Test für den Schärfer, um die Konsistenz seines Fortschritts zu messen - für alle Anderen Hokuspokus.

Was ich seltsam finde, ist ein  Anfänger, der mit seinem (üblicherweise doppelt so dicken, vor Pomade triefenden und verkehrt herum (wir erinnern uns: Haare bestehen aus lustigen Schuppen) gehaltenen) Haar herumnölt, daß sein neues Messer nicht rasiert. Ebenso nervig ist in meinen Augen aber auch der Pawlowsche Reflex, das Messer "professionell" schärfen zu lassen. Das ist meiner Meinung nach nur bei wirklichen Problemfällen nötig.

Aber das ist nur meine unmaßgebliche Meinung.

Iltis

Ich wurde jeder Anfänger empfehlen, wenn er nicht sicher ist ob sein Messer richtig scharf ist, es von einen erfahrenen Schärfer beurteilen und ggf. Schärfen zu lassen. Weil ohne die nötige Erfahrung kann man nicht beurteilen, ob ein Messer scharf ist, und selbstverständlich fehlt man als Anfänger diese Erfahrung. Hat man ein Anhaltspunkt, wie ein scharfes Messer sich "anfühlen" soll, ist man viel besser bewaffnet wenn man sein erste Selbstschärfversuch starten will. Noch besser ist es, sich das Schärfen zeigen zu lassen, wenn man einen Hilfswilliger auftreiben kann. Da sind einige Forianer bereit, sowas zu machen.

Sicherlich ist der erste Kriterien ein Rasiermesser zu beurteilen, das es  Barthaare entfernt, aber alle anderen Kriterien als zu subjektiv eine Rolle zu spielen halte ich für übertrieben - ein Austausch von Erfahrungen, Eindrücke u.d.gleiche ist sicherlich sehr hilfreich, solange man es nicht überbewertet. Ich erinnere mich noch sehr gut an der Wahn um die hochgepriesene, sündhaft teueren japanische Natursteine vor ein paar Jahren, oder der Latigomode, der imzwischen auch mehr oder weniger ausgeklungen ist. Der Nassrasur, wie das Kochen z.B., ist keine genaue Wissenschaft.

Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

BeBerlin

Das ist exakt das, was ich meine. Was den Versand zu Schärfprofis oder -liebhabern angeht: Das ist immer dann eine Option, wenn glaubhafte Zweifel an der Rasurfähigkeit eines Messers bestehen. Also bei jedem Kauf auf einer Auktionsplattform zum Beispiel. Nicht jedoch - meiner Erfahrung nach - bei Käufen von Neuproduktionen. Die Messer von Wacker, Revisor und Dovo, die ich bisher in den Fingern hatte, waren alle "rasurfähig". Der Rest ist, wie gesagt, subjektives Empfinden - und etwas mehr geht fast immer.

Daß ein Neukauf keine Garantie ist, steht dabei außer Frage. Ich hatte letztens ein wirklich teures sog. "Custom" in den Händen, mit dem man nicht einmal hätte Petersilie schneiden können. Um das Ganze noch schlimmer zu machen, hatte das Ding eine perfekte Spiegelpolitur und eine wirklich grauenvolle Scherfacette. Natürlich mache ich mich bei einem solchen Messer nichts selbst an's Werk sondern überlasse es einem Profi.

Wo ich persönlich einen Strich ziehe, ist das implizite Argument, daß jemand mit einer Batterie (möglichst teurer) Steine automatisch außerirdische Schärfe produziert. Ich habe inzwischen um die 100 Messer von verschiedenen Menschen schleifen lassen. Mein persönliches Fazit: Entweder jemand kann schärfen, oder er kann es nicht. Ich jedenfalls bin nicht in der Lage, bei einem Blind(!)test eine Coticule-Klinge von einer Shapton/japanischer Naturstein/€500 Escher-Klinge zu unterscheiden. Wohl dem, der das kann, aber ich unterstelle dabei in aller Freundschaft ein Stockholm-Syndrom.

Insofern denke ich, daß wir letztlich dasselbe meinen, wenn auch aus leicht unterschiedlichen Richtungen kommend.

G-H-L

Zitat von: BeBerlin am 13. Januar 2011, 08:29:34
Das ist exakt das, was ich meine. Was den Versand zu Schärfprofis oder -liebhabern angeht: Das ist immer dann eine Option, wenn glaubhafte Zweifel an der Rasurfähigkeit eines Messers bestehen. Also bei jedem Kauf auf einer Auktionsplattform zum Beispiel. Nicht jedoch - meiner Erfahrung nach - bei Käufen von Neuproduktionen. Die Messer von Wacker, Revisor und Dovo, die ich bisher in den Fingern hatte, waren alle "rasurfähig". Der Rest ist, wie gesagt, subjektives Empfinden - und etwas mehr geht fast immer.

Volle Zustimmung! Ich kann auch nicht verstehen wenn, nach der ersten Messerrasur überhaupt, noch Stoppeln stehen bleiben gleich geraten wird, das Messer zum Schärfen wegzugeben. Es dauert seine Zeit, bis man den optimalen Winkel gefunden hat und auch die Übung, sich mit dem Messer zu rasieren.

War am Anfang bei mir auch so. Zuerst dachte ich auch, das Rasiermesser wäre nicht richtig scharf. Ein Forumsmitglied sah sich das Messer mal an und meinte ich solle mich erst ein paarmal damit rasieren. Das ist nun über ein halbes Jahr her und ich rasiere mich mit dem Messer beinahe täglich. Die Rasuren sind mittlerweile fast genauso gründlich wie mit dem Hobel. Den Haartest schafft es nur mit Mühe. Aber solange die Rasuren gründlich und einigermaßen sanft sind, pfeife ich auf den Test.

Gruß
Gerhard

Adler1

#12
Das wäre natürlich eine perfekte Ausrede für einen Verkäufer, bei dem der Kunde das Messer als stumpf reklamiert  ;)

Aber ich bin doch auf Eure Seite, weil ich Skeptiker bin und Liebhaberschärfe für mich ein esoterischer Begriff ist.
Ich glaube nur an das was ich selber sehen und füllen kann und nicht auf die pauschalen Aussagen. In diesem Zusammenhang möchte ich auch Best Brand erwähnen, mit dem ich mich ab und zu rasiere, was für die Mehrheit unglaubwürdig klingt.

Anderseits sind die Leute in dem benachbarten Forum alle mit der Arbeit z.B. von Bartisto sehr zufrieden, ich habe noch nie gehört, dass von Ihm ein Messer nicht optimal scharf wäre.
Ich habe zwar meine Messer nie von jemanden schärfen lassen, aber bin mir ganz sicher, dass ich mit seiner- oder evtl. anderen Schärfeprofi- Arbeit zufrieden wäre.

Bis jetzt habe ich die Aussage: "Scharf und/oder sanft - unterschiedliches Empfinden bei Messern" immer nur in einer Richtung gesehen. Und zwar so, dass die Leute gibt, die auch mit nicht optimal geschärften Messer sich rasieren können, aber mit einem optimal-geschärften Messer kämme jeder klar. Ich lasse mich gerne überzeugen ich möchte gern überzeugt werden, dass es nicht so wäre!

Und noch eins:
Es gab noch keine DE-Klinge, mit der ich mich NICHT rasieren konnte.



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Gruß, ^^(°v°)^^ Adler1