Hart Steel Rasiermesser

Begonnen von Lord Vader, 10. Juli 2010, 17:37:10

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Senser

Zitat von: Stoppelfeld am 30. Oktober 2010, 19:28:34
...Für die Qualität ist es besser die Beschriftung langsam aufzubauen, d.h. man baut die gesamte Beschriftung in zB 20-30 Einzelschritten auf. Dabei wird pro Schreibvorgang nur ein Teil der Beschriftung aufgebaut, im nächsten Schritt ein weiterer bis die Beschriftung fertig ist. Etwa so:
. . . . .   erster Schreibvorgang
..........  zweiter
______  dritter
...

Verehrter Stoppelfeld, ich vermute mal, dass bei der Prototypenherstellung von Kleinserienprodukten der Preis keine nennenswerte Rolle spielt. Im wirtschaftlichen Alltag geht es um Maschinenlaufzeiten, die bei Laser oder CNC Technologie in Sekunden abgechnet werden. Da kann eine Ausführung wie du sie beschreibst den Preis des Messers für den Endverbraucher schnell um 20 $ in die Höhe treiben.
Aber was soll denn bei diesen Hartsteel Messern die Erbsenzählerei?
Auch etablierte Hersteller wie beispielsweise TI liefern zum Teil unterirdische optische Qualität und trotzdem rufen die wesentlich höhere Preise für Ihre Produkte auf.
Hier maßt sich mal wieder jemad an, ein vermutlich ordentliches Produkt in Grund und Boden zu schreiben, obwohl er es noch nicht mal in Händen hat. Und selbst wenn er es besäße könnte er es rasiertechnich kaum beurteilen, denn seinen Bart reibt er sich bei der morgentlichen Wäsche noch mit dem Handtuch ab.  (Hier meine ich nicht Stoppelfeld)
Dass aber Einer, der dieses Messer besitzt und für sehr gut befindet, wird einfach ignoriert.
Gruß Senser




Stoppelfeld

Hoch geschätzter Senser, ja im Prinzip gebe ich Dir recht, wenn man ein einzelnes Stück beschriftet ist das alles richtig gedacht. Nahezu kein Hersteller von Rasiermessern der Welt kann es sich heutzutage leisten ein einzelnes Stück zu fertigen. Fertigt man eine (Klein)Serie sieht es auch auf einer Beschriftungsanlage gleich ganz anders aus. Ich kann ca. 30 Rasiermesserkligne auf unsere kleine Anlage nehmen. Die Bearbeitungszeit pro Stk. sinkt, da das Rüsten/Bestücken/Einstellen der Anlage für 30Stk. gemacht wird. Man kann dann auch das sequentielle Beschriften durchführen ohne das man Zeit verliert. Für 20USD ist sehr viel auf einer Beschriftungsanlage möglich, vorausgesetzt wir sprechen von Seriearbeit und nicht von Einzelanfertigung.

Keines meiner drei Dovo Rasiermesser und keines der drei Wacker Messer hat derart ausgefranste Schriften wie bisher in diesem Thread zu sehen waren. Schlechte Qualität hat nicht unmittelbar etwas mit dem Preis zu tun. An der Wirtschaftlichkeit liegt es von daher für mich nicht das solche Ergebnisse zu Stande kommen. Die, auch hier im Forum immer verschmähte, Firma Dovo erzielt bessere Qualität. Qualität ist messbar, quantifizierbar und steuerbar und hat mit Geschmacksache oder Erbsenzählerei eines einzelnen nichts zu tun.

Das Hart Steel offenbar auch andere Beschriftungen in den Erl bekommt sieht man deutlich in der Galerie auf der Homepage. Also scheint es technisch doch zu gehen. Irgendwie passt diese leicht rustikale Beschriftung auch zu diesem Messer.

Senser

Hallo Stoppelfeld
Ich weiß, dass ich jetzt abschweife. aber die Thematik interessiert schon allein unter technischen Gesichtspunkten.
Nehmen wir an, dass man 30 Rohlinge auf die Maschiene packt. Wie lange braucht man, um für die 30 Stück Anlagepunkte zu definieren?
Gruß Senser

Stoppelfeld

Fachliche Abschweife sollte man noch machen dürfen.

Senser zu Deinen Fragen:

Prinzipiell hat man eine Fläche in der Anlage auf der die zu beschriftenden Baugruppen (in unserem Fall Rasiermesser ohne Griffschale) aufgelegt werden. Bei mir ist diese Fläche magnetisierbar. d.h. ein metallischer Gegenstand wird, nach erfolgter Positionierung, sehr gut gehalten.

Für das Positionieren/Ausrichten von 30 Stk. Klingen kann man zwei Wege gehen:

1.) Jedes einzelne Werkstück von Hand ausrichten, mit dem Laserstrahl den Nullpunkt definieren usw. usf. Das benötigt sehr viel Zeit, ich würde mit 2min pro Stk rechnen. Allein das Rüsten dauert 1h. Über Wirtschaftlichkeit brauchen wir dann nicht mehr zu diskutieren. Das kann man u.U. noch für eine Prototypen oder Null-Serie machen, aber selbst das ist nicht wirtschaftlich. Die Arbeitprozesse der Vorserien werden so angelegt und definiert das man anschliessend sofort mit einer Serie-Produktion beginnen kann. D.h. jede Arbeitsabfolge wird im Vorfeld so geplant als sei es die Serie.

2.) Man fertigt als erstes eine Positionierschablone welche die Position der zu beschrifteten Werkstücke fest definiert und reproduzierbare Ergebnisse in der Positionierung liefert. Mit dieser beträgt die Rüstzeit wenige Minuten, ich würde mit 10sec pro Werkstück rechnen. Hat man das Beschriftungsfile und die Positionierschablone einmal im CAD erstellt ist diese für die gesamte Produktion nutzbar. Gerade bei Klingen ist das kein Problem, Rücken und Erlende sind die Fixpunkte für die Positionierung, den Ausschnitt legt man für ein 8/8 Messer aus und jedes kleinere Messer kann ebenfalls in dieser Schablone positioniert werden. Alle Messer reinlegen, Auflagefläche magnetisieren, Maschine starten. Der reine Prozess der Beschriftung wird durch die Maschine selbst absolviert, d.h. man benötigt keine Person die daneben steht und zu schaut. Die Kosten für eine solche Schablone sind verglichen mit der Rüstvariante in 1.) sehr schnell amortisiert.


Noch einmal etwas zum prinzipiellen Verfahren. Bei blankem Stahl wird von einer Anlassbeschriftung gesprochen, d.h. die Oberfläche wird mittels der Laserenergie soweit erhitzt bis sich eine Oxidation einstellt. Oft geht das einher mit einem Umschmelzen des Materials in diesem Bereich, die Farbe verändert sich wie in unserem Fall hin zu dunkelgrau/braun und man erhält eine sehr kontrastreiche Beschriftung. Es können dabei Strichbreiten von unter 20um (my-Zeichen fehlt!) = 0.02mm problemlos erreicht werden.

Piraten-Papa

@Stoppelfeld

Vielen Dank. Wieder was gelernt. dh:

Senser

@ Stoppelfeld
Danke für die ausfühliche Antwort.
Gruß Senser

fonthunter

@Stoppelfeld, ich habe auch viel gelernt! Danke!  :)
           Grüße aus Budapest, Béla

UbuRoy

Mir gefällt es, abgesehen vom Preis eigentlich gut. Wobei der Preis nicht zu hoch ist für das Messer, sondern ich es vorziehe, alte Messer zu verwenden.

Es hat schöne Proportionen, ist sauber verarbeitet und die Form sehr ansprechend. Die Ätzung ist besser als die der teuersten TIs. Und Kunststoffhefte wurden schon immer verwendet. Ich finde eigentlich die klobigen und zu dicken Holzschalen, so schön sie für sich auch sind, viel unpassender für Rasiermesser
Also was solls. Wenns gut rasiert hab ich jedenfalls kein Problem damit. Und der Preis ist gebongt, für Manufakturarbeit.

TeGe

#38
Liebe Freunde der stilvollen Rasur,
bei RasurPur habe ich von den Hart Steel Rasiermessern gelesen und bin neugierig geworden. Eine kleine Gruppe Begeisterter fertigt in USA qualitativ hochwertige Rasiermesser von Hand nach alter Väter Sitte in Kleinsterien, die Rasureigenschaften sollen sehr gut sein. Man hat die Wahl zw. 6/8 und 7/8, Rund- oder Geradekopf, derber Schliff, die Klinge minimal angeordnet, 70 bzw. 84 Gramm Gewicht. Die Optik hat ich nicht so angemacht (eigenwilliges Schalendesign, schwarzes Hartsilikon als Standard), mit knapp 300 Ocken nicht gerade ein Schnäppchen.
Habe dann im MH eines gefunden und gekauft - und ich bin einfach nur begeistert von diesem Messer! Es ist völlig unproblematisch zu handhaben, ich hatte noch keine gründlichere und sanftere Rasuren als mit diesem. Ich komme fast besser damit zurecht wie mit meinem wunderschönen Frederick Reynolds ("Prince of Wales", knapp 8/8, lächelnde derbe Klinge), was ich aus optischen und "geschichtlichen" Gründen sehr schätze.
Einschränkend muss ich dazu sagen, dass ich noch ziemliches Greenhorn bin. Rasiere mich erst seit 2 Monaten mit dem Messer, bin aber schon bei (an guten Tagen) fast Baby-Popo ohne Hautreizungen und ohne mit dem Hobel nachzuarbeiten :-))
Hat noch jemand (vielleicht ein erfahrener Messerrasierer, der schon viele Messer an seine Backe hatte) Erfahrung mit Hart Steel? Wie findet ihr die Messer?
Bin gespannt auf Eure Erfahrungen und danke hiermit auch dem Forum für die wunderbaren Beiträge und die vielen extrem hilfreichen Tipps!
Thomas

Beitrag an bereits existierenden Strang angehangen.
Bitte SuFu nutzen!

KäptnBlade

TeGe


TeGe

So, mittlerweile bin ich nicht mehr so ganz Greenhorn und ich wollte einfach noch mal von meinen Erfahrungen mit dem Hart Steel berichten. Ich kann es kurz machen: Es ist nach wie vor eines meiner Lieblingsmesser. Wunderbar sanft und gründlich, liegt super in meinen großen Händen, nimmt auf den Steinen sehr gut die Schärfe an - ich bereue die Anschaffung nicht im Geringsten!

Noodles

Das hört sich doch ganz gut an und macht irgendwie neugierig. Wäre es möglich von deinem Messer noch ein Foto hier im Thread zu posten, da es recht wenig Bilder von diesen Messern gibt.
"Nicht den Tod sollte man fürchten, sondern dass man nie beginnen wird zu leben." Marc Aurel

"Mit dem Bart im Gesicht ist es wie mit dem Golfrasen: nur kontinuierliche Pflege und Schur bringen ihn zur Perfektion." Tonsus

bartener

#42
Good evening Gents,

vor einigen Wochen aus der US Bucht eingetroffen.
Schwer, schwarz, mächtig,
6/8 = 20,5 mm, 82 gr. schwer, 170 mm über Alles groß





Das hart-steel wurde als gebraucht verkauft, tatsächlich war die Facette nicht durch geschärft.
Das ließ sich Problemlos ändern, bis zum 8000er Naniwa auf die Steine, dann Leinen/ Leder.
Eine gute aber ungeübte Rasur folgte, was ein Schwert, ich brauche Training. :)

Ein 6/8 Vergleich hart-Steel versus Greaves


Gruß vom bartener

Rockabillyhelge

Also die Schalen sind in ihrer Form so gar nicht meins aber die Klinge in amerikanischer Form und dann noch etwas solider verspricht echt Spaß,
die könnte mir gefallen  :D dh: dh:

Wie dick sind die Schalen und wie schwer? Könntest du evtl. eine Draufsicht im geschlossenen Zustand online stellen?
Auch mit Bart immer gut rasiert :)

bartener

#44
Bitte sehr: Dicke Griffleiste 3 mm, an der ,,Spitze" schlanke 9,5 mm.

Die Griffe werden in einigen Tagen durch eine schlankere Version ersetzt.
Dann folgt das Gewicht.



bartener