Seife sieden

[Nikita]

Und ich meinte das, weil aus Syrien demnächst evt. viel fehlen wird....da wäre das eine nette Alternative. Sie gehört halt in die orientalische Richtung. Ob du nun Tunesien, die Türkei, Syrien, Ägypten oder Marrokko nimmst. Die Traditionen sind sich ja doch sehr ähnlich.

[ron]

ich meinte ...

Und ich meinte ...

Und ich meinte ...

Wir meinens doch alle nur gut.

[Nikita]

...aber echt...

[herzi]

ich meinte ...

Und ich meinte ...

Und ich meinte ...

Wir meinens doch alle nur gut.

Meinst?

Die Alepposeifen werden wohl seltener werden in Zukunft. Stimmt. Olivenölseifen gibt es aber genug Andere auch.

[ron]

Das die, zumindest vorübergehend, seltener werden, nehm ich auch an. Wird sich aber wieder einpendeln.
Olivenölseifen gibts genug, das stimmt. Aber ich weiß nicht, wieviele davon der Aleppo ähnlich, einen hohen Anteil an Loorbeeröl haben.

Deshalb hab ich mir gedacht, ich komm mal dem Thread-Titel nach und zeig Euch wie ich meine Lorbeerölseife mache. Um den Engpass zu überbrücken.

Man benötigt Olivenöl. Am besten von der ersten Pressung, also Native. Mit dieser Bezeichnung wird sehr viel Schindluder getrieben, das beste Olivenöl gibts immer noch, direkt vom Olivenbauern ums Eck.
Mein Olivenöl bekomme ich von der Schwester eines guten Freundes aus Griechenland. Aber natürlich könnt ihr auch das Olivenöl aus dem Supermarkt verwenden.
Weiters benötigt ihr Lorbeeröl. Es nennt sich Öl, ist aber ein mittelfestes Fett.
Und das wichtigste zum Schluss, einen Stabmixer.

Ich mache diese Seife meist mit einem 25%igem Lorbeeranteil.
Also zum einfachen rechnen:
1000g Olivenöl
250g Lobeeröl
Ätznatron (NaOH), gibts in Plätzchenform in der Aphotheke.
Destilliertes Wasser

So, nun habe ich die Ausgangsstoffe.
Um herauszubekommen wieviel NaOH ich für meine Öl-Menge benötige, muss ich ein wenig rechnen. Dafür brauche ich die Verseifungszahlen beider Öle.
Kurzer Chemieunterricht:
Was ist die Verseifungszahl?
Die Verseifungszahl ist eine chemische Kennzahl zur Charakterisierung von Fetten und Ölen.
Genau gesagt, ist die Verseifungszahl ein Maß für die in einem Gramm Fett vorkommenden gebundenen und freien Säuren. Sie gibt an, wie viel Lauge in mg notwendig sind, um die in 1 g Fett enthaltenen freien Säuren zu neutralisieren und die vorhandenen Esterbindungen zu spalten, also zu verseifen.

Im speziellen hier für
Olivenöl   0.1345       und für
Lorbeeröl   0.1405

Mit diesem Faktor wird die jeweilige Ölmenge multipliziert.
Also:
Olivenöl;  1000*0,1345 = 134,50g NaOH
Lorbeeröl;  250*0,1405 =  35,13g NaOH
Total;                          169,63g NaOH      
Damit habe ich nun die nötige Menge NaOH berechnet um die Öle vollständig zu verseifen. Um einen Pflegeeffekt zu erzielen will ich aber einen Teil der Öle (vor Allem das Lorbeeröl) unverseift in der Seife.
Dazu verringere ich die NaOH Menge um 7% auf 157,75g. Das ist dann die Überseifung.
Die benötigte Menge an Wasser für die Lauge, berechne ich mit ca. einem Drittel der Gesamtmasse. Eher etwas weniger damit das Ganze nicht zu flüssig wird.

Kurze Zusammenfassung:
1000g Olivenöl
250g Lorbeeröl
157,75g NaOH
ca 400g dest. Wasser

Bevor es nun ernst wird und ihr das nachmacht, muss ich Euch dringend darauf hinweisen, dass hier mit gefährlichen, ätzenden Chemikalien hantiert wird. Also unbedigt große Vorsicht walten lassen und Schutzausrüstung verwenden.

Schutzbrille!!!
Schürze, besser Labormantel (lange Ärmel) !!!
Gummihandschuhe!!!

Beim Anrühren der Lauge entstehen giftige, ätzende Dämpfe und hohe Temperaturen. Nicht darüber beugen oder gar einatmen!!!
Am besten unter der Dunstabzugshaube die ins freie bläst(voll aufdrehen!) oder im Freien anrühren!!!

Geeignete Gefäße zum anrühren der Lauge sind Plastik oder Glasbehälter, der sicher und fest stehen muss! Nicht in der Hand halten, das Gefäß wird durch die exotherme Reaktion ziemlich heiß!

Nun schütte ich das abgewogene Ätznatron in das vorbereitete Gefäß mit dem Wasser und rühere vorsichtig bis sich die Plätchen vollständig gelöst haben. Diesen Behälter stelle ich nun auf einen sicheren Platz und lasse den etwas auskühlen.
Während dessen wiege ich die Öle ein und bringe Diese leicht auf Temperatur (ca 40-50°). Das Lorbeeröl in ein separates Behältnis um erst die gesamte Olivenölmenge zu verseifen und somit die Überfettung fast ausschließlich durch das Lorbeeöl zu erhalten.
Die Töpfe in denen die Seife gesiedet wird sollten aus Edelstahl oder emailiert sein.

Bevor ich nun die Lauge beimenge stelle ich den Stabmixer und eine vorbereitete mit Packpapier oder Frischhaltefolie ausgelegte Form, in welche ich die Seife gieße bereit. Das kann jede belibiege Form, vom Holzkasten bis zur Kuchenform sein. Sichergestellt sollte nur sein, dass Erstens, ich die Seife da wieder rauskriege   und Zweitens, die ganze Seifenmasse darin platz findet. Am besten eigenen sich diese Silikon-Kuchen-Formen welche auch nicht mit Backpapier ausgelegt werden müssen.

Also die Lauge vorsichtig unter leichtem rühren mit einem Kunststoff-Kochlöffel, in das Olivenöl gießen. Das klare Öl trübt sofort ein, die Reaktion findet statt.
Nun nehme ich den Stabmixer und Rühre ein paar Minuten bis die Masse etwas ihre Konsistenz ändert, bevor ich das Lorbeeröl beimenge. Weiter mit dem Stabmixer bis der Seifenleim eine Pudding ähnliche Konsistenz annimmt. Das dauert ca 15 - 30 min.

Alles vorsichtig in die Form gießen, gut mit zB. mit einem Badetuch gut abdecken und isolieren, dass die Reaktion bei ca 80° weiter laufen kann. Die Seife gelt.
Nach 24h ist die Seife soweit ausgehärtet, dass sie aus der Form genommen werden kann und in handgerechte Stücke geschnitten wird. Sie braucht jetzt mindestens 4-6 Wochen um zu reifen, zu trocknen und die Restreaktion vollständig abzuschließen.
Ich lagere sie immer für mindestens ein halbes Jahr in einem trockenen luftigen Raum. So bekommt die grüne Seife auch außen die typische beige Farbe.

Farbzusätze oder beduftung sind hier fehl am Platz, da das Lorbeeröl einen intensiven krautigen Duft und eine tiefe grüne Farbe hat.
Ich werde morgen bei Gelegenheit Fotos von einer frischen und einer 1,5 Jahre alten Lorbeerseife hochladen.

Ich hab lange überlegt, ob ich das hier so reinschreiben soll, da hier wirklich mit gefährlichen Stoffen hantiert wird.
Aber da alle diese Stoffe im freien Handel erhältlich sind und hier im Forum alles volljährige und mündige Leute sind, dachte ich mir ihr könnt sicher selbst einschätzen ob ihr Euch befähigt und in der Lage fühlt. Dies evtl. nachzumachen.
Außerdem gibt es sehr viele Seifenrezepte im Internet, bei denen nicht auf die Gefährlichkeit von der verwendeten Lauge hingewiesen wird. Welche dann zum leichtsinnigen nachmachen animieren.
Passt wirklich auf, ich hatte selbst schon Seifenleim im Auge und weiß wie unangenehm das sein kann. Auch die Untersuchungen in der Augenambulanz waren nicht schön. Gar nicht zu sprechen vom eventuellen Verlust des Augenlichtes!
Ich wünsch Euch trotzdem viel Spaß beim nachmachen!

[Nikita]

Nein ron, das kannst du ruhig...ich würde nur die Angabe für das NaOH rauslassen und lieber einen Seifenrechner dafür verlinken mit dem der "Nachmacher" selbst in der Verantwortung steht. Ich stelle gerne mal ein abschreckendes Foto meines rechten Unterarms ein.  Der hat in dieser T-Shirt Saison wieder gelitten.

Schade nur das uns laut Kosmetikverordnung der Einsatz von Lorbeeröl verboten ist. Als ich noch mehr Zeit hatte, hab ich die für den Hausgebrauch auch selbst gemacht. Durch die andere Siedeart ist sie überfettet und wie ich finde noch besser als das Original.
Ich weiche immer etwas ab und nehme noch einen kleinen Anteil Kokosöl. Das lässt die Seife etwas mehr schäumen und die Seife trocknet besser...folglich weicht sie bei Benutzung nicht so auf und wird auch nicht schleimig, wie manche Olivenölseifen.

[ron]

Danke Cathy!
Ja das mit den Verätzungen ist immer so ein Risiko. Noch dazu, ist Lauge schwerer abzuwaschen als Säure, da diese bei Kontakt etwas schmierig ist. Da hab ich, bei Schulungen und Vorträgen die wir beruflich jedes Jahr besuchen müssen, wirklich arge Bilder von Verätzungen gesehen. Am besten ist, direkt auf der Haut zu neutralisieren, mit zB Essig. Wasser macht die Sache Anfangs sogar blöder.
Ein Seifenrechner wäre evtl. auch eine Möglichkeit gewesen. Ich wollte aber die Überfettungsmethode darstellen. So ist das ganze besser verständlich.
Bitte rechnet die NaOH-Angaben nochmals durch und nach einem Seifenrechner kann ja jeder googeln.
Die Seifen sind in der Tat, da kalt gesiedet, mMn etwas pflegender als die Original. Kokosfett wäre auch eine gute Möglichkeit um der Seife mehr Schaum und Festigkeit zu geben. Festigkeit beim beutzen, trocken sind die Dinger steinhart.

Also wie versprochen hier noch die Vergelichsbilder:
Rechts im alter von ca 1,5 Jahren, links noch keinen Monat alt.

[Nikita]

Ja, immer wieder genial die Farbe. 

[octav]

Ich hab mir jetzt auch mal Natriumhydroxyd besorgt, in den Apotheken gibts das aber nicht mehr. Aber wir haben ja Köster und Bömke in Dortmund.
Jetzt brauch ich noch Lorbeeröl. Das gibts wohl lustigerweise am ehesten im Reiterfachhandel als Mittel zur Hufpflege :-)

[ron]

Na dann viel Spaß beim sieden.
Achte aber darauf, dass das Lorbeeröl rein ist. Bei den Hufpflegeölen sind meist Zusatzstoffe drin.

Und Bilder oder mindestens einen Bericht wollen wir hier auch sehen.

[Nikita]

Nee, das Lorbeeröl für die Pferde kannst du nicht nehmen. 

[Nikita]

google nach Lorbeeröl (Oleum Lauri expressum) DAB 6)

[octav]

Danke für den Tip, Cathy!

Was ist denn mit dem Lorbeeröl für Pferde? Da gibt es doch auch 100%, ansonsten heißt das in den Angeboten doch Huf-fett? Ich hab allerdings einen Anbieter gefunden und gleich 400g bestellt, mal sehn, was man damit noch so anstellen kann. Vielleicht schmier ich mir das auf die Hufe.

[Nikita]

Das für die Pferde dient nicht unbedingt kosmetischen Zwecken....und Huffett hat nur einen ganz kleinen Anteil Lorbeeröl. Ich bin mir nicht sicher, aber der Rest vom Fest könnte aus Erdölderivaten bestehen. Das kannst du dann auch gar nicht verseifen. Ich hab seit 28 Jahren Pferde...ich hab so was gar nicht. Sehr unnötig irgendwie. 

[Adler1]

Selbst wenn ich selbst wahrscheinlich nie Seife seiden würde, hat sehr viel Spass gemacht das Bericht von Ron und die Tipps von Cathy zu lesen!!!
Vielen Dank dafür!!! Besonderes für die Erklärung der Verseifungszahl!