Aufarbeitung T.R.Cadman, Fragen/Meinung

Begonnen von MrJingles, 10. Oktober 2011, 19:50:34

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MrJingles

Hallo zusammen,

nachdem ich nun 2 Messer erfolgreich rasurbereit bekommen habe, will ich mich so langsam
auch an weitere Aufarbeitungen wagen, als nur Rost entfernen und polieren.

Dieses schöne Stück hab ich schon vor einiger Zeit erstanden und schon entrostet,
Klinge soll jetzt fast so bleiben nur nochwas am Erl arbeiten.

Aber mein Problem ist das Heft, es ist ziemlich hart und auch verzogen, so das das besser schräg ins Heft fährt.
Entweder ist es hartes Plastik oder aber diese Hartgummi Variante von Heften (bin mir da nicht so ganz sicher).
Habs schon in Öl eingelegt als ich merkte es saugt sich gerne voll (weil es extrem trocken war).
Auch weil es in wamen/heißen Wasser dazu neigt weißlich anzulaufen glaube ich eher an Hartgummi, richtig ?

Pressen danach hat leider nicht geholfen, gibts da noch ne chance das wieder gerade zu bekommen,
alternativ würde ich mich auch gerne am Hefttauschen versuchen, wäre ja ein guter Kandidat dafür, dachte evtl. an ein dunkles
Naturholz von Revisor (E-0017, 18, 19 oder 21). Denke doch das das Messer es Wert wäre.

Also was meint ihr:

- Heft begradigen, aber wie ?

- Heft tauschen ?

- Vorschläge für andere Hefte, bitte mit Bezugsquelle

Gruß
Peter

Hier jetzt die Bilder:







Iltis

Hallo MrJingles,
Wenn das Messer die Schalen nicht berührt beim (vorsichtig) schliessen (so sieht es in die Fotos aus), würde ich sie so belassen, wie sie sind. Ich vermute das es sich um einen frühen Kunststoff handelt, kein Hartgummi - wenn es Hartgummi wäre, war es ein grosse Fehler die Schalen in Öl zu legen - Öl verursacht, das Gummi sich auflöst. Um das Material näher bestimmen zu können, empfehle ich dir das Wort "glühende" in die Suchmaske einzugeben - da findest du einige Beiträge über wie verschiedene Kunststoffe riechen wenn man sie punktuell erhitzt.
Die Frage, ob du die Schalen ersetzst oder nicht ist z.T. einen der Ästhetik - da wage ich keine Aussage. Zum Teil ist es auch die Frage ob du ein Originalobjekt aus ca. 1890-1914 (so schätze ich dein Messer ein) erhalten möchtest ober lieber verändern willst. Wie gesagt, die Funktion wird es nich verbessern. Zu bedenken wäre, das dein Messer nicht ganz häufig vorkommt - normalerweise haben die Messer aus der Manufaktur T.R. Cadman die Markenzeichen "Bengall" - das eins der Herstellermarke alleine trägt habe ich sonst nie gesehen, und das wäre für mich ein zusätzliches Argument, die Integrität des Messers zu erhalten. Im allgemeinen finde ich es schade, Messer zu verumstalten wenn es nicht nötig ist - wenn es so weiter gehen würde, wie in die letzten paar Jahre, gibt es keine historische Messer mehr in Originalzustand, und wir haben mit unsere schöne Hobby ein ganzen Stück Kulturgeschichte zerstört.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Zocker2104

Hallo

ich finde es sollte dir gefallen wenn du lieber holz willst baue dir welches hin die schalen kannst du ja aufheben (ich habe ein john watts mit ähnlichen) dieser kunststoff geht ziemlich schlecht kaputt ;-) wenn du es wieder orginal willst einfach umnieten

das machst du am besten wie es dir gefällt

wieso willst du dir fertige schalen kaufen? und nicht selbst bauen? selbergebautes hat immer etwas besonderes finde ich und du hast ein messer was du so schnell nicht weggeben wirst

gruß

daniel

MrJingles

Hallo,

natürlich mache ich es letzten Endes so wie es mir gefällt, aber Meinungen und Anregungen kann man ja immer sammeln,
und so erfahre ich auch nochwas über das Messer, hatte zb bisher auch nur Cadmans mit der Begall "Marke" gesehen.

Und das die Schalen nur schwer kaputt gehen ist auch schonmal ein guter Hinweis, hatte nur bemerkt das man die ordentlich biegen kann
und nix passiert. Also wenn dann Nieten abschleifen oder ausbohren, daran werd ich schonmal denken.
Evtl bekommt man die ja in losem Zustand wieder gerade.

Direkt beim ersten Hefttausch auch neue bauen traue ich mir jetzt nicht zu und da fehlt mir glaub ich auch ein wenig Werkzeug für, aber für später
ist das mal aufm Plan. Hätte zb 150 Jahre alte Eiche hier in Massen rumliegen, aus meinem alten Haus.
Das wollte ich irgendwann mal verarbeiten, wenns nicht zu hart ist.

Auf jeden Fall soll es seinen Charakter soweit möglich erhalten, man soll das alter sehen, also kein Spiegel,
und auch keinen neues leuchtendes Kunststoffheft soll dran.

Wie würde ich denn die abmontierten Schalen am besten wieder gerade bekommen ?
Sonst sammel ich gerne noch Vorschläge für neue Hefte, Revisor, *** und razor-handles kenn ich soweit. Gibts noch wo welche ?

Gruß
Peter

Iltis

Um zu wissen ob du die Schalen begradigen kannst, ist es erst notwendig zu wissen, um welchen Kunststoff es sich handelt (s. mein letzten Beitrag). Meines Wissens, der einzige Kunststoff aus diesen Zeit mit thermoplastischen Eigenschaften ist Zelluloid, aber ob Zelluloid sich nach so lange Zeit nochmal aufwärmen und verformen lässt weiss ich nicht. Ich würde es nicht probieren. Ohne dich zu nahe treten zu wollen, MrJingles, wenn man das Messer sein alter ansehen darf ("kein Spiegel"), warum gilt das nicht für die Schalen? Sie erfüllen immer noch ihren Zweck.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

MartinH

Hallo Peter,

klingt nach nem interessanten Projekt.
Stecke selbst gerade in der gleichen Situation wie Du und habe auch noch ein paar Messer vor mir, die ich wieder aufarbeiten möchte :)

Ich denke, die Ausführungen von Iltis klingen sehr vernünftig. Sollten die Schalen noch zu retten sein, wäre es auf jeden Fall einen Versuch wert.
Habe mal auf die Website von razor-handles.de geschaut. Kann man dort auch Jemanden per Email erreichen?
Sehe irgendwie keinen Hinweis uaf den Inhaber oder eine Kontaktmöglichkeit.

Bräuchte nämlich auch ein paar schöne Bullseye-Nieten...

Gruß,
Martin

Gut rasiert - gut gelaunt ;)

MrJingles

@Martin

ups razor-handles kenn ich zwar als seite aber auch nie Kontakt gefunden, ich glaube aber das war jemand ausm Forum,
aber Frag mich blos nicht wer ;) Ich meinte auch gar nicht die Seite sondern ClassicShaving.

@iltis
ne keine Bange fühle mich nicht auf den Schlips getreten, dafür Frage ich ja nach Meinungen, generell find ich ja auch original Hefte besser.
Ich weiss nur nicht ob man das auf den Bildern richtig erkennen kann, die eine Seite des Heftes ist noch ganz ok, die andere sehr verwunden.
Evtl bekomm ich noch nen besseres Foto hin.

Es führt dazu das die Klinge nicht senkrecht von oben, sondern ich sag mal in leichtem Winkel schräg ins Heft geht und da war auch mit Nieten
klopfen nix zu machen, da das Heft in sich verwunden ist. Ich kanns aber schliessen ohne das es anschlägt, sieht halt nur nicht so schön aus.
Die Verdrehung ich ist auch vor allem zum Erl hin.

Ansonsten ist das Heft noch gut in Schuß.

Ziehe deinen Rat aber auf jeden Fall in Betracht, Heft tauschen kann ich auch noch an anderen Messern üben.
Nur wenns dran bleibt, finde ich sollte es auch einigermaßen gerade sein, muss nicht perfekt sein.

Falls ich das erwärmen (nach genauer Materialprobe) doch in Betracht ziehe, dann wie warm, also womit und wie weit erwärmen,
(ca. angaben reichen, der Rest muss das Gefühl hergeben), habs nur noch nie gemacht ?

Auf jedenfall schonmal Dank für die Meinungen bisher.

Gruß
Peter

jollo74

Zitat von: MrJingles am 11. Oktober 2011, 09:23:27
...
Falls ich das erwärmen (nach genauer Materialprobe) doch in Betracht ziehe, dann wie warm, also womit und wie weit erwärmen,
(ca. angaben reichen, der Rest muss das Gefühl hergeben), habs nur noch nie gemacht ?
...

Moin Moin, also ich habe das Richten von verzogenen Kunststoff-Heften so hinbekommen:

WARNUNG: Man kann sich hierbei böse verbrühen oder das Heft vermurksen! Also Vorsicht und Nachahmung auf eigene Gefahr! Kinder: nicht zu Hause ausprobieren!

1. Wasserkocher vollmachen und anstellen.
2. Heft in den aus der Gieß-Öfnnung austretenden Wasserdampf halten.
3. Weniger ist mehr! Immer nurz kurz reinhalten und versuchen, es zurechtzubiegen.
4. Für's Biegen habe ich einen Löffelstiel zwischen die Schalen gesteckt und damit gebogen.

Viele Grüße
Jörg

MartinH

Ich fand diesen Thread sehr hilfreich:

https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,3593.0.html

Dafür müsstest Du die Schalen aber "entnieten". Und zu überlegen wäre noch, ob sich Plastik genauso verhält wie Horn....
Martin

Gut rasiert - gut gelaunt ;)

MrJingles

Hi zusammen,

so ich habe jetzt mal die "Feuerprobe" gemacht, mit einem kleinen Schnipsel und auch mit Nadel
an der nicht sichbaren Stelle im Heft.

Es will gar nicht brennen, qualmt auch so gut wie gar nicht,
und ich würde sagen wenn ist der geruch leicht wie verbranntes Papier oder Pappe.

Hab den kleinen Schnipsel auch auf Metall gelegt und mal versucht anzuzünden, da tut sich gar nix
das nenn ich mal schwer entflammbar.

Und von den vorherigen Bearbeitungen weiss ich halt, es saugt sich gerne voll, ob mit Wasser oder Öl.

Das erinnert mich an einen Thread hier in dem es um Hefte aus gepresster "Pappe" ging Vulkanfieber mein ich
hieß das ganze, oder jemand noch ne andere Idee ?

http://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanfiber

Na mal sehen ob ich das wieder gerade bekomme, an sich ists ja nen schönes Heft und noch gut erhalten,
mitm nem schönen Bleikeil.

Gruß
Peter

Iltis

Hallo MrJingles,
Hier ist eine Diskussion zu Schalen aus Vulkanfiber. Wenn sie tatsächlich aus Pappe sind (kannst du versuchen, ein aussagekräftigeres Foto zu machen?), denke ich, das der Versuch sie zu begradigen traurig ausgehen könnte - da würde ich mit diese leichte Assymetrie leben und mich freuen, das ich ein seltenes Messer in ein seltenen Kleid habe. Wie gesagt, der Funktion tut es keinen Schaden.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

MrJingles

Hallo,

so ich habe mal Macroaufnahmen gemacht, so gut das mit meiner Kamera und Kustlicht eben Abends geht.

Und ich hab es geschafft das Heft soweit zu begradigen, das es mir gefällt, dazu noch bissl Nieten nachgeklopft.
Nachdem das Messer hier mit furztrockenen Schalen die bretthart warensehr verzogen ankam und ich eben merkte
es saugt sich gerne voll und es tut ihm gut (heft wurd etwas weicher und geschmeidig) gab es über Nacht noch eine
kleine Ölbesprühung, dann mit zwei dicken Pappstangen und zwei klemmen gepresst bei geöffnetem Messer.
Dazu 2-3 Bierdeckel um die Weite vorzugeben wo die Klinge reinläuft zwischen beide Schalen geschoben.

Und siehe da es hat gewirkt, läuft zwar noch minimal schräg ins Heft, aber so kann es bleiben.
Heft bleibt also dran, auch wenns nicht der Knaller ist (rein optisch), aber es sieht noch gut
aus und ist original.

Mal sehen ob ich am WE Zeit habe noch den Rost am Erl zu entfernen, dann kann es auf die Steine.

Und wenn ich die Daten aus dem Thread und die Optik der Bilder dort vergleiche würde ich sagen es ist dieses Vulkanfieber,
was meint ihr ?

Hier die Bilder:





Gruß
Peter

Iltis

Hallo MrJingles,
Insofern das eine Ferndiagnose 100% sein kann, meine ich das dein Heft eindeutig aus "Pappe" ist - ob Volkanfiber oder was anderes ist, glaube ich schwer bis unmöglich zu sagen. Zwecks begradigen habe ich ziemlich viel nachgedacht, und bin zu der Schluss gekommen, das wenn ich das machen wollte, ich würde die schalen bügeln!
Und zwar so: ich würde 3 oder 4 Lagen nasser Baumwolle auf der Werkbank legen, dann die Schale, mit die Sichtseite nach unten dan wieder 3 Lagen nasser Baumwolle. Darauf würde ich der kalte Bügeleisen legen und einschalten, dann warten bis das ganze gut heiss ist (max. Einstellung der Bügeleisen). Danach würde ich die obere Stoffschichten entfernen und das Teil versuchen, glattzubügeln. Nacher abkühlen mit ein Gewicht darauf das die Schale flach bleibt. Ob es klappt, weiss ich nicht, aber das erscheint mir das vernunftigste (haha) Möglichkeit.
Gutes Gelingen!
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

strawinski

ich habe mal solche schalen mit nem fön grichtet. ging ganz gut.....
Das Licht kam in die Finsternis. Doch die Finsternis begriff es nicht.