V-A-E, die ganz persönliche Rasierseife für den Mann

Begonnen von Standlinie, 10. Januar 2020, 22:50:36

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Standlinie

V-A-E, die ganz persönliche Rasierseife für den Mann

Der Begriff ,,V-A-E" ist der Name einer ganz besonderen Rasierseife – meiner persönlichen Rasierseife. Ich wählte diesen Namen ganz speziell aus, nicht um irgendwelche Assoziationen mit dem Nahen Osten – hier den ,,Vereinigten-Arabischen-Emiraten" – zu wecken, sondern deshalb, weil der Name bereits aussagt, aus welchen Bestandteilen meine Rasierseife besteht. ,,V-A-E" steht bei mir für ,,Von-Allem-Etwas". Es ist eine Rasierseife aus Seifenresten, die nach der Leerung von Seifentiegeln und Cremetuben sowie bei aufgebrauchten Rasiersticks übrig geblieben sind.

Wenn man sich viele Jahre lang rasiert und für diese Rasuren die unterschiedlichsten Rasierseifenprodukte verwendet, was ja bei einem Nassrasurliebhaber durchaus nicht ungewöhnlich ist, werden sich diese Seifenprodukte naturgemäß aufbrauchen, die am häufigsten verwendeten Lieblingsseifen zuerst und die weniger geliebten Seifenprodukte etwas später. Das kann schon nach einem Jahr eintreten, manchmal vergehen darüber aber auch mehrere Jahre. Jedenfalls verbleiben am Ende nur noch gewisse Rasierseifenreste in einem Seifentiegel, die vielleicht gerade noch den Tiegelboden bedecken (siehe nachfolgende Abbildung). Vom ursprünglichen Rasierstick (in der Abbildung ist ein Stick von Chicman zu sehen) ist vielleicht nur noch ein schlecht zu handhabender kümmerlicher Stummel vorhanden und die Rasierseifentuben (hier LEA, Williams und Omega) sind bereits weitestgehend ausgedrückt, dass kaum noch etwas freiwillig aus der Tubenöffnung herauskommt. Die nachfolgende Abbildung 1 zeigt nur einen kleinen Ausschnitt meiner aufgebrauchten Rasierseifenprodukte, von denen ich mich nicht durch einfaches Entsorgen trennen wollte.




Abbildung 1:  Eine kleine Ansammlung von (nahezu) aufgebrauchten Rasierseifenprodukten.


Ich tue mich damit schwer, die verbliebenen Rückstände einfach so zu entsorgen, nur weil sie nicht mehr so wie früher aufgeschäumt werden können. Einen Chicman-Rasierstick wirft man auch nicht einfach weg, das wäre doch schon frevelhaft, denn der Stick ist eine ganz besondere Rasierseife. Und gewisse französische Rasierseifen oder andere Exoten, zum Beispiel aus dem Mittelmeerraum, sind mir vielleicht durch den langjährigen Gebrauch besonders ans Herz gewachsen. Jedenfalls reifte in mir der Gedanke, für diese Rasierseifenreste eine Nachfolgenutzung zu finden, die ich hier kurz vorstellen möchte. Als Nachfolgenutzung soll eine Weiter- oder Wiederverwendung erfolgen.

Für die Umsetzung der von mir geplanten Weiterverwendung werden alle Rasierseifenrückstände gemeinsam zu einer neuen Rasierseife vermischt, der Name V-A-E oder ausgeschrieben Von-Allem-Etwas bildet das Programm. Zuvor müssen dafür sämtliche festen Reststoffe mit einer Küchenreibe zerkleinert werden, um eine spätere gemeinsame und relativ homogene Vermengung zu ermöglichen (siehe Abbildung 2). Die Pastenreste aus den von mir aufgeschnittenen Rasiercremetuben kommen einfach dazu. Den Ablauf von der Zerkleinerung bis zur fertigen neuen Rasierseife habe ich mit den nachfolgenden Abbildungen festgehalten und teilweise textlich erläutert.




Abbildung 2:  Eine Küchenreibe wird für die Zerkleinerung der verbliebenen Rasierseifen und Rasiersticks verwendet.




Abbildung 3:  Hier wird ein Seifenreststück mit der Küchenreibe zerrieben.




Abbildung 4:  Die Tubenreste wurden bereits verwertet.


Die Abbildung 5 zeigt eine Rührschüssel, die ich mit allen zerkleinerten Rasierseifenprodukten gefüllt habe. An der roten Skalierung links ist zudem auch noch die Trockenmenge des gesamten Stoffgemisches ablesbar: fast 1 Liter. Diesem Seifengemisch kann man jetzt noch nach Lust und Laune Duftöle oder die Duftproben von Parfümerien hinzugeben, wenn man darauf Wert legt, dass die spätere neue Rasierseife eine eigene dezente Duftnote erhalten soll.




Abbildung 5:  Die Abbildung zeigt das vorläufige Endprodukt für die spätere neue Rasierseife V-A-E.




Abbildung 6:  Das ursprüngliche trockene Stoffgemisch wird mit heißem Wasser eingeweicht und dann zusätzlich mit einem Löffel zerrieben.


Damit sich alle Seifenrückstände gut miteinander mischen, habe ich 400 ml heißes Wasser hinzugegeben. Das Wasser lasse ich etwa fünf Minuten einwirken. In dieser Zeit können die einzelnen Seifenreste quellen und gut einweichen, so dass ich noch verbliebene größere Bestandteile mit einem Löffel umrühren und zusätzlich am Schüsselrand zerreiben kann, um eine möglichst homogen aussehende Seifenmasse zu erzeugen (siehe hierzu die Abbildungen 6 und 7). Die auf diese Weise entstandene Seifenmasse bleibt danach eine gute halbe Stunde unangetastet stehen. In dieser Zeit verdunstet bereits ein kleiner Wasseranteil und die ursprünglich noch leicht verflüssigte Seifenmenge verfestigt sich zu einem pastenartigen steifen Brei. Dieser pastenartige Seifenbrei kann nun in bereitgestellte Seifentiegel gefüllt werden.




Abbildung 7:  Nach einer gut halbstündigen Einwirkungszeit entsteht eine relativ homogen aussehende viskose Seifenmasse.


Das Endergebnis kann sich sehen lassen, insgesamt habe ich sechs frisch aufgefüllte Rasierseifentiegel erhalten, die mein Rasurvergnügen wieder über viele Tage bereichern werden.




Abbildung 8:  Fertig befüllte Seifentiegel. So sieht die Rasierseife V-A-E letztendlich aus.


Meine selbst hergestellte Rasierseife V-A-E verfügt über einen ganz dezenten Duft. Sie lässt sich mit dem Rasierpinsel sehr schnell im Mug oder direkt auf der Gesichtshaut aufschäumen. Der entstandene Rasierschaum ist hierbei sehr feinporig und trocknet selbst nach einer vierminütigen Einwirkungszeit noch nicht ab. Der Rasierschaum hinterlässt ein sehr angenehmes Hautgefühl, sowohl beim Einweichen der Bartstoppeln als auch bei der nachfolgenden Rasur. Ich bin mit dem erzielten Ergebnis sehr zufrieden.

Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

alvaro

Wieder einmal Klasse. dh:

Ich habe das auch schon gemacht, nur im kleineren Stil.
Für mich immer wieder erstaunlich was für tolle Ergebnisse dabei heraus kommen.

MRetro

Schöner Bericht.  dh:
War der blau-creme-farbige Puk auf dem Teller im 2. Bild eine vorherige VAE?
Falls du es schon öfters umgesetzt hast, hält die neue Seife auf Dauer gut zusammen?
Wie empfindest du die neue Duftnote? Sind einzelne Seifenreste dominant oder ist der neue Duft ,,undefinierbar" dezent gewesen?

Mav 71

das werde ich mal nachmachen. Damit hätte ich meine ganz eigene persönliche Rasierseife.
Früher ein ungeliebtes Muß,heute ein Genuß.

godek

Kann man machen.

Habe die erste selbst gemacht Rasierseife die gar nix taugte auch mit ein bischen anderer Seife kombiniert und nutze die jetzt als Handseifen.

Mein erster Gedanke eben war aber "Projekt 4017" :-)

mfg
godek

Standlinie

Zitat von: MRetro am 10. Januar 2020, 23:39:34
Schöner Bericht.  dh:
War der blau-creme-farbige Puk auf dem Teller im 2. Bild eine vorherige VAE?
Falls du es schon öfters umgesetzt hast, hält die neue Seife auf Dauer gut zusammen?
Wie empfindest du die neue Duftnote? Sind einzelne Seifenreste dominant oder ist der neue Duft ,,undefinierbar" dezent gewesen?

Danke für Deine Meinung.   :D

Und Du hast richtig hingesehen, MRetro. In die neue Rasierseife sind auch Seifenreste einer älteren und teilweise aufgebrauchten VAE eingeflossen. Die blauen Bestandteile kommen übrigens von einem Wilkinson-Rasierstick.

Da ich die Bestandteile alle ziemlich zerkleinert und gut gemischt habe, können sich die einzelnen Seifenreste in Verbindung mit dem heißen Wasser gut miteinander verbinden. Da fällt nichts auseinander, allerdings erreicht meine selbstgemischte Seife nicht den Zusammenhalt herkömmlicher Seifen, die von ihrem Aufbau her ein homogenes Stoffgemisch bilden. Meine Seife ist vom Aufbau her dagegen inhomogener. Es könnte vielleicht anders ausgehen, wenn ich meine Seife einfach aufkochen würde. Durch den Kochvorgang würden sich alle Bestandteile besser zu einem homogenen Gemisch verbinden. Der Aufwand war mir allerdings zu hoch und würde eher zum Aufgabenbereich eines echten Seifensieders zählen. Dagegen bin ich nur ein Laie.

Nun zur Duftnote. Bestimmte normale Rasierseifen verfügen sehr oft über einen ganz speziellen Duft/Geruch, an dem sie auch relativ leicht erkannt und unterschieden werden können. Es lassen sich beispielsweise Seifenprodukte von Proraso, Valobra oder einfach nur von Arko recht einfach "erriechen". Der Chicmanstick riecht dagegen sogar eher leicht muffig. Durch meinen Mischvorgang sind diese speziellen Düfte untergegangen, so dass der eigentliche Duft eher in Richtung zu einem neutralen Duft geht. In meine Seife hatte ich den Inhalt von sechs Parfümproben einer Drogerie hinzugegeben, alles Herrendüfte und jeder für sich bestimmt recht dominant. Diese Einzeldüfte der Probefläschchen sind in dem Seifengemisch untergegangen, wahrscheinlich auch durch den Einfluss des heißen Wassers bedingt. Der jetzige Duft ist dagegen allenfalls als sehr dezent zu bezeichnen. Da ich im Gegensatz zu unseren Forenkollegen Baknip und Guilty nicht über eine feine Nase verfüge, kann ich den entstandenen dezenten Duft nicht beschreiben, außer dass ich ihn ein wenig wahrnehmen kann und er mir angenehm erscheint.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Standlinie

Zitat von: godek am 11. Januar 2020, 00:47:06
....
Mein erster Gedanke eben war aber "Projekt 4017" :-)
....

Eine Frage an Dich, Godek. Was meinst Du mit "Projekt 4017". Ich hab das noch nicht verstanden.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Observer

Zitat von: godek am 11. Januar 2020, 00:47:06
Kann man machen.

Dem würde ich mich so auch anschließen. Kann man machen, aber mein Fall wäre es nicht. Wenn es sich dabei nicht um irgendeine ganz besondere Seife - wie z.B. den Chicman-Stick - handelt, dann habe ich relativ geringe Skrupel bröselige Reste, die sich nicht mehr wirklich verwenden lassen, einfach zu entsorgen. Beschleunigt auch den Abbau von Überschüssen.

godek

Zitat von: Standlinie am 11. Januar 2020, 13:17:00
Zitat von: godek am 11. Januar 2020, 00:47:06
....
Mein erster Gedanke eben war aber "Projekt 4017" :-)
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Eine Frage an Dich, Godek. Was meinst Du mit "Projekt 4017". Ich hab das noch nicht verstanden.

Es gibt ja hier irgendwo Threads das man es nicht schafft, seine Vorräte aufzubrauchen. Da ist dann die Rede davon das man bis 3017 braucht.

wenn man jetzt noch Reste so recyclet dauert es eben noch tausend Jahre länger.

HTH
godek

Standlinie

Zitat von: godek am 11. Januar 2020, 18:05:55
Zitat von: Standlinie am 11. Januar 2020, 13:17:00
Zitat von: godek am 11. Januar 2020, 00:47:06
....
Mein erster Gedanke eben war aber "Projekt 4017" :-)
....

Eine Frage an Dich, Godek. Was meinst Du mit "Projekt 4017". Ich hab das noch nicht verstanden.

Es gibt ja hier irgendwo Threads das man es nicht schafft, seine Vorräte aufzubrauchen. Da ist dann die Rede davon das man bis 3017 braucht.

wenn man jetzt noch Reste so recyclet dauert es eben noch tausend Jahre länger.

HTH
godek

Danke für die Antwort. Da ich als sparsamer Mensch so erzogen wurde, werfe ich nichts so ohne weiteres weg. Und der Anreiz, etwas selber herzustellen, ist schon groß und für mich überaus befriedigend. Meine Rasierseifenvorräte reichen selbst dann nicht für einen gut 1000jährigen Zeitraum.  :D
Sie decken höchstens einen 0,33prozentigen Zeitraum ab. Und damit kann ich sehr gut leben.   ;D
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

MRetro

Zitat von: MRetro am 10. Januar 2020, 23:39:34
Schöner Bericht.  dh:
War der blau-creme-farbige Puk auf dem Teller im 2. Bild eine vorherige VAE?
Falls du es schon öfters umgesetzt hast, hält die neue Seife auf Dauer gut zusammen?
Wie empfindest du die neue Duftnote? Sind einzelne Seifenreste dominant oder ist der neue Duft ,,undefinierbar" dezent gewesen?
Zitat von: Standlinie am 11. Januar 2020, 13:13:53
...
Da ich die Bestandteile alle ziemlich zerkleinert und gut gemischt habe, können sich die einzelnen Seifenreste in Verbindung mit dem heißen Wasser gut miteinander verbinden. Da fällt nichts auseinander, allerdings erreicht meine selbstgemischte Seife nicht den Zusammenhalt herkömmlicher Seifen, die von ihrem Aufbau her ein homogenes Stoffgemisch bilden.
...
Durch meinen Mischvorgang sind diese speziellen Düfte untergegangen, so dass der eigentliche Duft eher in Richtung zu einem neutralen Duft geht.

Danke an @Standlinie für die schnelle Beantwortung meiner Fragen.  :)  dh:
Dann werde ich mal meine nächsten Seifenreste auch so recyceln. Die Reste aufzukochen wäre nämlich auch nicht so mein Ding (und wahrscheinlich nicht das meiner Ehefrau  ;D ).

herzi

Sehr interessant und anschaulich, Standlinie. Ich würde die Seifen auch nicht aufkochen. Es muss ja "nur" zusammenpappen.
Schwinden die Seifen in den Tiegeln, welche momentan nicht gebraucht werden, recht? Ich könnte mir vorstellen, dass sich ein Spalt am Rand bilden wird.

Ich hatte einen kleinen Rasiertiegel ähnlich dem "klassischen Rasiertiegel" hier (Innendurchmesser ca 5cm). Diesen Tiegel habe ich randvoll gefüllt mit Seifenresten. Ich nannte das Iwank Seife. Hat nichts mit der Gummikuh irgendwelcher Despoten zu tun, es heißt einfach Interessant-was-als-Nächstes-kommt. Leider waren Tiegel und Fliesen nicht kompatibel. Und ich hab dann alles mit den Scherben weggeschmissen.
Gruß,
Stefan