Die verflixte Suche nach dem Optimum....

Begonnen von napcap, 19. Februar 2017, 16:08:56

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napcap

Hallo zusammen,

ich finde es immer wieder beruhigend, dass man in diesem Forum Leute trifft, denen es anscheinend ähnlich geht wie mir....

Eigentlich hat man alles, was man zum rasieren braucht. Oft auch in mehrfacher und in verschiedener Ausführung. Trotzdem ist man immer wieder auf der Suche nach etwas Neuem.... was vielleicht noch etwas besser ist.... oder auch einfach nur anders....

Im Moment spukt mir mal wieder im Kopf rum, dass ich vielleicht doch noch einen neuen Pinsel brauche...

Mit meinen Pinseln bin ich eigentlich zufrieden und alle erfüllen ihren Zweck. Ich habe ein Semoque Schweinchen, ein Epsilon Pferd und einen STF 21.
Trotzdem ist der Drang, mal wieder etwas Neues zu haben, aktuell sehr groß  ;D

Auswahl gibt es ja genügend.... das Problem ist nur, dass man erst hinterher feststellt, ob man damit auch zufrieden ist und sich der Kauf gelohnt hat. Ausserdem muss, zumindest bei mir, auch die Optik stimmen.

Zur Zeit schwirrt mir z.B. ein 2-Band von Shavemac durch den Kopf. Die Simpson Chubbys gefallen mir optisch auch sehr gut, bis auf die hellen Griffe. Leider habe ich keinerlei Erfahrung mit dieser Art Pinsel und bin mir nicht sicher, ob sich diese Investition lohnt. Das wäre dann mein mit Abstand teuerster Pinsel.
Bei meinen Messern kann ich die Preise teilweise noch nachvollziehen, bei Pinseln ist das für mich schwer zu beurteilen. Da habe ich leider viel zu wenig Ahnung.

Daher hier mal meine Frage an euch. Wo liegt denn der Vorteil/Unterschied eines so hochwertigen Pinsels?
Ich schäume fast ausschließlich im Gesicht auf. Dabei finde ich mein Schweinchen und auch den STF schon sehr angenehm.
Was wäre bei einem hochwertigen 2-Band Dachs anders, damit sich der Preis rechtfertigt? Nur die exklusiven Haare, oder gibt es wirklich einen gravierenden Unterschied bei der Benutzung?

Ich bin kein Sammler, sonder möchte einfach nur Spaß an der Nutzung haben.

Hobel Stef

Ich versuche mal meine persönlichen Eindrücke der verschiedenen Haarsorten zu schildern. Ich hatte 8 Borsten, 5 Synthies und je einen Dachs und einen Gaul in meinem Besitz und davon 2/3 wieder verkauft. Bin reiner Gesichtsschäumer mit durchschnittlichem Bartwuchs und Dichte und auch durchschnittlich empfindlicher Haut und seit 2,5 Jahren in der traditionellen Nassrasur beheimatet!

Ein Dachs hat mit Sicherheit einige Vorteile. Er speichert viel Wasser, viel Schaum und hält den Schaum warm, das kann kein anderes Pinselhaar in der Ausprägung. Das Gefühl eines Dachses auf der Haut ist auch anders, da die Haare viel feiner sind und der Pinsel sehr dicht bestückt ist, bekommt man hier eine "Wall of Badger" zu spüren. Bei Synthie und Borste spüre Ich die Haare. Also das ist schon ein Gefühl das einen begeistern kann.

Anders ist beim Dachs auch der Schaum selbst. Da Dachse sehr viel Wasser speichern, Borsten viel Wasser speichern und Synthies kein Wasser speichern wird der Schaum anders aber nicht zwangsläufig besser oder schlechter. Ein Dachs gibt während des Schäumens Wasser in den Schaum ab, langsam und in kleinen Mengen, die Borste macht das auch aber nicht in dem Ausmass. Ein Synthie kann das nicht. Viele Seifen profitieren aber von einer kleinen und langsamen Wasserzugabe und der Schaum wird dann noch schlotziger. Mit entsprechender Technik kann man das ausgleichen, aber die Naturhaare haben das quasi eingebaut.

Den weiteren Unterschied beim Schäumen sehe Ich in der Feinheit und Menge der Haare. Borste am dicksten und wenigsten, Syntie Mitte und Dachs am Feinsten und Meisten. Viele feine Haare schaffen es leichter Volumen in den Schaum zu bringen, weniger dicke machen den Schaum dichter und joghurtartiger. Ist also eine Sache der persönlichen Vorliebe und durch Technik nur zu einem gewissen Grad ausgleichbar.

Den nächsten großen Unterschied sehe Ich in der Pflege, da schneidet der Dachs am schlechtesten ab. Mit Pflege meine Ich setzt leicht Kalkseife an, muss intensiv ausgewaschen werden, trocknet langsam, Einweichen nötig, Haare sind empfindlicher.

Synthies sind mit Sicherheit am unkompliziertesten und auch am weichsten. Ich persönlich mag das unnatürliche Aufpilzen nicht. Die bleiben eben nicht im aufgepilzten Zustand und wollen wieder in den Ursprungszustand zurück, das fühlt sich für mich nicht so gut an. Wasserspeicherung und Abgabe siehe oben finde Ich bei Naturhaar auch besser.

In wie fern sich ein Dachs der Premiumklasse allerdings von meinem Zenith Dachs aus der mittleren Preisklasse unterscheidet kann Ich dir  mangels Erfahrung nicht beantworten. Einen Dachs solltest du auf alle Fälle mal probieren. Ich persönlich habe bewusst den Weg der mittleren Preisklasse gewählt und es nicht bereut!

napcap

Vielen Dank für deinen wirklich guten und ausführlichen Bericht.

Wenn ich das richtig verstehe, erzeugt ein Dachs also einfach einen "anderen" Schaum. Nicht unbedingt besser/schlechter.

Es muss ja einen Grund haben, warum so viele Leute viel Geld für einen Dachs ausgeben, anstatt eine günstiger Borste zu benutzen. Dazwischen liegen preislich ja wirklich Welten.

Ich habe hier sehr kalkhaltiges Wasser. Das ist sicherlich nicht vorteilhaft. Allerdings haben sich schon Generationen vor uns mit Pinseln rasiert und das hat auch anscheinend funktioniert, ohne sich da all zu viel Gedanken darüber gemacht zu haben. 

Vermutlich hast du auch Recht, dass ein Pinsel der mittleren Prreisklasse auch reichen würde. Eigentlich wäre mir das auch lieber. Hier gefallen mir aber meistens die Griffe nicht. Sonst würde ich vermutlich den 2-Band SOC probieren.
Außerdem hatte ich bei den Messern mit "Kompromissen" meistens Pech.

Herne

Ich denke, es gibt wie in anderen Bereichen auch Faktoren und Vorlieben, die sich nicht wirklich objektiv und oder erklären lassen.

Ich mag bei Synthies wie auch Borsten z.Bsp. einfach das Gefühl auf der Haut nicht (bin Gesichtsschäumer). Das hat aber nichts mit besser/schlechter, weicher/strammer ... zu tun.

Und die von Dir bereits angesprochene Optik fällt ja auch in diese Kategorie.

Noch was zu den Preiskategorien: Ich bin z.Bsp. von meinem Low Budget FS Pure Badger schwer begeistert, kam aber mit teuren, 'hochwertigen' 2 Bändern zum Teil gar nicht klar. Da hilft im Endeffekt nur Probieren!
Die Vorstellung, kenne ich einen, kenne ich alle, trifft zumindest bei mir auf Dachspinsel weitaus weniger zu als bei anderen Rasurutensilien.

blexa

Bei Entscheidungen ist der erste Gedanke oft der beste.Wenn dir schon ein Shavemac durch den Kopf schwirrt und du mit einem 2Band liebäugelst,machst du bei dieser Investition mit Sicherheit nichts falsch.
Ein Simpson Chubby ist ein Dreiband und ist nicht so fest wie das Haar von Shavemac.Ich z.B. habe meinen neuen  Simpson Chubby nach einer kurzen Testpase wieder verkauft da er mir zu soft war,andere lieben ihn.
Ich möchte hier jetzt auch nichts schmälern,aber jetzt sparen und später investieren ist auch im Pinselbereich oft falsch.Du wirst nicht Drumherum kommen es auszuprobieren.

Hobel Stef

Herne hat hier noch etwas sehr wichtiges angesprochen, dass ich vergessen habe: Kennst du einen kennst du alle, stimmt sicherlich nicht!

Das gilt aber auch für Borsten. Ich hatte 8, habe davon 5 wieder verkauft da sie mir nicht gefallen haben, sind aber alles Borsten! Am ähnlichsten sind in meinen Augen noch die Synthies, da gibt es mit dem L'Occitaine nur einen wirklichen Ausreisser (wobei Ausreisser jetzt per se nicht schlechter heisst, sondern anders)!

Herne

Ich habe zugegebenermaßen wenig Erfahrung mit Borsten oder Synthies.
Mir ging es nur darum, daß ich da alleine schon vom Mitlesen den Eindruck habe, daß es bei den Dachsen mehr Extreme gibt. Von beschnitten Rein Dachs Kratzbürsten bis superweiche Gel-Tips, von totalen Schlaffis, die schon bei einem leichten Windstoß umknicken, bis brettharten 2-Band Backbone-Königen ...

Zitat von: blexa am 20. Februar 2017, 06:27:44
Bei Entscheidungen ist der erste Gedanke oft der beste.Wenn dir schon ein Shavemac durch den Kopf schwirrt und du mit einem 2Band liebäugelst,machst du bei dieser Investition mit Sicherheit nichts falsch.
Dem kann ich nur zustimmen. Ich wollte meine oben erwähnten persönlichen Erfahrungen auch keineswegs als grundsätzliches Plädoyer für 'kauf dir nen HJM Billig-Dachs und laß das mit den teuren 2-Bändern' verstanden wissen. ;)


napcap

Zitat von: Herne am 20. Februar 2017, 11:45:51

Mir ging es nur darum, daß ich da alleine schon vom Mitlesen den Eindruck habe, daß es bei den Dachsen mehr Extreme gibt. Von beschnitten Rein Dachs Kratzbürsten bis superweiche Gel-Tips, von totalen Schlaffis, die schon bei einem leichten Windstoß umknicken, bis brettharten 2-Band Backbone-Königen ...


Ich hatte hier natürlich auch schon einige Sachen gelesen und genau diese Unterschiede in den Haarqualitäten haben mich auf Shavemac gebracht. Bei einigen anderen Herstellern scheint es schon mal vorzukommen, dass ein paar beschnittene Haare dazwischen sind, die dann piksen. Dies wollte ich möglichst vermeiden, da ich dann sicherlich nicht zufrieden bin und jeder bezahlte Euro zu viel wäre...

Das man es ausprobieren muss, um festzustellen was einem gefällt, ist schon klar. Das "Problem" dabei ist der Preis. Ich musste auch erst drei Borsten probieren, bis ich den für mich richtigen Borsten-Pinsel gefunden hatte. Da sprechen wir aber von anderen Beträgen, als dies bei hochwertigen Dachsen der Fall ist...

Was mich noch etwas irritiert..... man liest in diesem Forum, oder auch im Nachbarforum schon mal von Nutzern, die ihre Borsten-Pinsel lieber benutzen als ihre Dachse. Unter anderem, weil die Dachse durchaus mehr "scritch" haben als die Borsten. Ist dies abhängig von der Qualität der Dachshaare, oder kann dies generell der Fall sein?

baknip

#8
Zitat von: napcap am 20. Februar 2017, 14:49:27
... Bei einigen anderen Herstellern scheint es schon mal vorzukommen, dass ein paar beschnittene Haare dazwischen sind, die dann piksen. Dies wollte ich möglichst vermeiden, da ich dann sicherlich nicht zufrieden bin und jeder bezahlte Euro zu viel wäre...

Was mich noch etwas irritiert..... man liest in diesem Forum, oder auch im Nachbarforum schon mal von Nutzern, die ihre Borsten-Pinsel lieber benutzen als ihre Dachse. Unter anderem, weil die Dachse durchaus mehr "scritch" haben als die Borsten. Ist dies abhängig von der Qualität der Dachshaare, oder kann dies generell der Fall sein?

Rasierpinsel mit Zweibandhaarbesatz besitzen generell bearbeitete Haarenden, entweder sind sie beschnitten, chemisch modifiziert oder in sehr vielen Fällen beides. Die viel zitierten Gel-Spitzen zum Beispiel wären ohne eine entsprechende chemische Badeprozedur nicht möglich.

Klassisches Dreiband-Silberspitzhaar der höchsten Qualität besteht beispielsweise bei Thäter oder Shavemac aus Haaren, deren Spitzen nicht beschnitten oder chemisch modifiziert wurden (Mottenschutzmittel einmal ausgenommen). Deshalb neigt dieser Besatz bei intensiver / grober Nutzung (etwa durch kräftige kreisendes Aufdrücken in einem Aufschäumgefäß mit rauer Oberfläche) zur Fähnchenbildung, also zum Umknicken, was von vielen Nutzern als wenig schön angesehen wird. Solches Dreiband-Silberspitzhaar pikst in sehr guter Qualität und vorgeweicht überhaupt nicht und hat auch keinen "scritch". Kehrseite der Medaille: Ein solcher Rasierpinsel wird von vielen als zu weich, fluffig und rückgratlos empfunden.

Beschnitt und chemische Modifikation sind also nicht pauschal ein Negativ-Qualitätskriterium, sondern eine Möglichkeit, bestimmte Haar- und damit Rasureigenschaften zu erzielen, die die Natur von sich aus nicht hergibt.



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