So habe ich das Messer geschärft

Begonnen von alvaro, 12. März 2020, 14:05:40

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Standlinie

Ihr seid auf einem richtigen Weg......
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

DailyDriver

#241



Mit einem sanften Lächeln scharf...
Eigentlich wollte ich mit dem Schärfen des Delage Nantes 5/8, dies ist das Messer mit dem vor einem 1/2 Jahr alles begann, noch warten, da es eine doch ,,lächelnde" Klinge hat. Ich war mir nicht sicher, ob meine Kenntnisse und Fähigkeiten schon ausreichen, nicht nur eine gute Schärfe hinzubekommen, sondern in diesem Falle auch eine optisch ansprechende, der Klingengeometrie geschuldeten Facette/Schneidkannte zu kreieren.

Ich mag mir natürlich nicht unbedingt ein Messer verhuntzen, zumal es mein erstes Messer war bzw. ist, so habe ich gestern noch einmal darüber nachgedacht und bin zu dem Schluss gekommen, es ist nun doch Steinzeit.

Progression (1 x Tape; 1 Satz sind 10 DS/DZ):
- Naniwa PS 1K Facette setzen
- Naniwa SS 5,8 und 10K, ab dem 5K jeweils 2Sätze op de Juchten ohne Tape geledert)
- La Lune (mit Glycerin/Wasser 50/50) 15 Sätze DS
- op de Juchten 5 Sätze; 2 Sätze beidseitig auf dem InjeNer Latigo/Juchten
- Final 5 Sätze op de Juchten, +2 Sätze fürs Gefühl und die Mondphase...

Zu Anfang habe ich wie immer, die Schneidkannte mit dem Edding markiert und die ersten Schübe auf dem 1K zeigten, dass ich die Schneidkannte sehr gut getroffen habe. Mit Konzentration und betont langsam folgten die ersten Schübe, immer wieder mit der optischen Kontrolle, ob ich auch über die gesamte Breite des ,,Lächeln" alles gut erwische. Siehe da, die Bewegung war recht ungewohnt, dennoch nicht unmöglich. Nach einer Weile stimmte das Handling und ich wurde auch sicherer mit dem dezenten Schwung...

Ab dem 8k kam auch wieder mein HT zur Kontrolle, nach dem 8K + ledern klappte er gut, nach dem 10K + ledern sogar sehr gut. Beim La Lune war es wie bei den Messern zuvor, nahm er erst ab und wurde dann so ab dem 8. Satz wieder gut und nach dem 15. Satz wirklich sehr gut. Beim finalen Ledern habe ich in der Mitte 2 Sätze beidseitig auf dem InjeNer (Latigo/Juchten) ,,eingebaut" bevor es nochmals 5 Sätze op de Juchten ging. Der finale HT versprach eine wirklich scharfe Klinge.

Die heutige Rasur, nachzulesen in RdT, bestätigte dies in vollem Umfang. Die Klinge hat eine sehr sanfte und gründliche Schärfe über die gesamte Länge angenommen. Lediglich am Ende ist beidseitig ein ca. 3mm breiter Bereich, da habe ich beim polieren die Schneidkannte nicht vollends erreicht.

Fazit:
Der Bewegungsablauf ist (noch) ungewohnt, das gesamte Handling an sich aber nicht soooo schwierig. Man muss sich nur die Zeit nehmen, konzentrieren und kontrollieren was man da macht, dann klappt das auch. Ich für meinen Teil bin wieder sehr zufrieden und bin gespannt, wie es weitergeht...
Gruß Gregor 👍
——————————
Als Zubehör/Werkzeug dienten mir u.a. bewährtes: Edding, Tesa Tape, Schußzähler, Uhrmacherlupe mit Stirnhalter, Bin-Mikroskop, ne' Schärfbrause und eine Menge Spaß am Ganzen!
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

alvaro


Standlinie

Zitat von: alvaro am 26. November 2023, 11:48:16
Zitat von: DailyDriver am 25. November 2023, 22:08:13ne' Schärfbrause

 ;D  ;D  ;D  ;D  ;D


Wenn man ihn nach der Schärfbrause berührt, könnte er möglicherweise schon scharf werden  ..... ;D
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

DailyDriver

Zitat von: Standlinie am 26. November 2023, 12:20:14Wenn man ihn nach der Schärfbrause berührt, könnte er möglicherweise schon scharf werden  .....



👍😂
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alvaro

Zitat von: Standlinie am 26. November 2023, 12:20:14Wenn man ihn nach der Schärfbrause berührt, könnte er möglicherweise schon scharf werden  .....

Ich schließe mich natürlich wieder einmal deiner Fachkompetenz an.
Nach der 10ten Schärfbrause kann ich mich sogar mit dem Rücken rasieren, ..........denke ich zumindest  ;D  ;D  ;D

Paula

Ohne Schärfbrause aber mit Kaffee habe ich am Vormittag mein zweites Kamisori geschärft.



Es ist ein kleines scharfes Ding mit einer Klingenlänge von lediglich 42mm die an der breitesten Stelle 20mm misst.
Laut Verkäufer 1stone ist es ein Kikuani / Yasuki Typ. Azuma. "Yasuki" bezeichnet die Stahlsorte und steht in lateinischer Schrift auf dem Griff. Ich habe aber nicht versucht, die japanischen Schriftzeichen auf der Ura Seite der Klinge zu entziffern. 


Auf einem 1k/6k habe ich wieder größtenteils im Verhältnis 1:7 (Ura : Omote) abgezogen. Dieses mal hatte ich aber beide Seiten an der Auflagekante mit einfachem Tesaband abgeklebt. Für diesen Zweck ist das Haushaltstesaband nicht unbedingt zu empfehlen. Auf der Omote Seite scheuerte sich das Band ruckzuck durch, sodaß ich mehr mit Bandwechsel beschäftigt war, als mit dem Abziehen. Nach dem 6k kamen noch ein 8kNSS und schließlich der Thüringer auf dem Foto, angerieben, verdünnt und Endabzug mit Wasser/Glycerin.

Am Kopfende habe ich die Schneikante ganz minimal verrundet. Es ist einfach unnötig, wenn eine Schneidkante so extrem abrupt im 90° Winkel endet und man sich bei der Rasur die Haut aufschlitzt. Wie man auf den Fotos sehen kann, ist das Kopfende auch so, immer noch scharf genug.

Geledert habe ich auf der Juchtenseite des Herold Schraubspannriemens, der mittlerweile schon seit einer gefühlten Ewigkeit im Dauereinsatz ist. Die erste Rasur war OK, es wäre bestimmt mehr drin gewesen, wenn ich vielleicht länger auf 6k/8k geblieben wäre, aber das Band hat genervt und ich wollte einfach nur fertig werden. Ich benutze das Kikuani jetzt mal eine Weile und dann wird das schon.

DailyDriver

Zitat von: Paula am 10. Dezember 2023, 17:37:24Ohne Schärfbrause




Vielleicht hätte es mit Schärfbrause beim ,,nervigen" Tesabandwechsel etwas zur Gelassenheit beigetragen...🍺😅

Davon abgesehen, schöner Bericht! Vielen Dank! 👍
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alvaro

Schöner Bericht

(Ich denke der Tipp von @DailyDriver ist sehr gut, mit Schärfbrause geht das alles besser)

Tim Buktu

Das erinnert mich daran, dass ich meine Kamisoris auch scharfen sollte.  :P
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Paula

Zitat von: DailyDriver am 10. Dezember 2023, 17:47:57Tesabandwechsel
Ja, beim nächsten Mal verwende ich wieder Elektrikerband. Mit der kurzen Klinge bin ich jedenfalls am Hals und auch sonst überall prima dran gekommen und ganz glatt geworden. Nur spannte die Haut später etwas und fühlte sich minimal gereizt an.

Zitat von: Tim Buktu am 11. Dezember 2023, 06:37:34meine Kamisoris auch scharfen sollte.
Das Kikuani habe ich ungeschärft, NOS noch in Originalschachtel gekauft. Es war stumpf wie ein Butterbrotmesser und hat nicht einmal die Armhaare geschnitten. Ich hatte also gar keine andere Wahl als es zu schärfen.

DailyDriver

#251
Zwilling Friodur INOX #50 1/2  (5/8)


Als ich das Zwilling Friodur 5/8, welches ich vor kurzem bei KA gebraucht erworben habe, auspackte und zum ersten Mal näher betrachtete, war ich halbwegs erschrocken. Bereits das Heft wies Verformungen auf, aber gegen den Zustand der Klinge bzw. der Schneidkannte hatte das Heft etwas von NOS. Mit dieser Klinge ist etwas geschnitten worden, für dass das Messer definitiv nicht gemacht wurde. Die Schneidkannte hatte im vorderen 1/3 quasi eine Art Wellenschliff und auf einer Seite einen heftigen Grat dazu.

Nachdem sich mein Ärger etwas gelegt hatte, gingen die Gedanken in Richtung ,,Wie bekomme ich das wieder hin...?." , evtl. nur mit  Hammer & Amboss? Wem auch immer sei Dank, damit nicht. Ich erinnerte mich, in diesem Forum und ,,Nebenan" etwas über die sog. ,,Daumenperle" gelesen zu haben. Kurz in den Foren gesucht, gefunden und für evtl. sinnvoll befunden, wollte ich es so probieren, dem ,,Wellenschliff" beizukommen. Ich habe allerdings nicht meinen Daumen dazu benutzt, sondern jew. einen Holzbleistift mit rundem und eckigen Schaft. Zuerst der Runde, dann der Eckige immer wieder unter leichtem Druck die Schneidkannte entlang, tatsächlich stellte sich eine Legalisierung der Schneidkannte ein. Der nicht unerhebliche Grat auf einer Seite ging aber so nicht weg, im Gegenteil, es droht ein Einfalten des Selbigen. Da kam mir der Gedanke, es auf einem Riemen zu probieren. Letztendlich wurde daraus mein ,,Koppel-Riemen" geboren. Mit Hilfe des Riemens konnte ich den Grat beiderseits der Schneidkannte bereinigen. Minimalste Reste der Beschädigungen müssen beim Gang über die Steine bereinigt werden, zur Not muß hier eine etwaig unschöne, aber dafür praktikablere Lösung in Form einer breiteren Facette her.

Anm.: Im Nachhinein betrachtet, schiebe ich es auf meine Laune, vom Lieferzustand des Messers keine Bilder gemacht zu haben. Ich hatte wirklich nicht daran gedacht, sondern nur, wie ich das Problem lösen konnte...Sorry!

Trotz der unschönen Vorzeichen, war sehr auf das Verhalten meiner ersten INOX-Klinge des Friodur gespannt, mein vorheriges Studium der Quellen im Forum und Netz besagten ja doch irgendwie, dass diese Klingen wohl etwas ,,zickig" sind und vor allem eins benötigen: Zeit...und viele D-Schübe, schön dabei ist...Ich habe beides...

Die Progression (1 x Tape):

Naniwa SS 800 -> um mit den ersten Zügen die Schadstelle zu bearbeiten
Naniwa PS 1K -> Facette setzen
Naniwa SS 5K, 8K und 10K (zwischen den Steinen jew. gut 20 DZ auf Juchten)
La Lune (mit Glycerin/Wasser 50/50)
op de Juchten / Latigo/Juchten (InjNer) / op de Juchten

Dadurch, das die Klinge auch ein minimales Lächeln hatte, ging ich mit etwas mehr Respekt an die Sache heran. Die noch vorhandenen Schöden der Schneidkannte ging ich mit einem 800'er Naniwa an und das klappte erstaunlich gut und schnell. Rasch konnte ich auf den K1 wechseln, um die Facette zu setzen. Man merkte aber schon, dass der Stahl etwas länger braucht, dafür aber auch ggü. Druck nicht ganz so empfindlich ist, so war aber auch das Bearbeiten der Schäden einfacher.. Das Lächeln der Klinge stellte bis auf 4-6mm am Ende der Klinge keine große Schwierigkeit dar und nachdem der Haartest am Arm bzw. Bein über die gesamte Länge möglich war, ging es auf die 5K,8K und 10K. Nach dem 8K mit anschließendem Ledern war bereits ein HT möglich. Stetige optische Kontrolle ließ mittlerweile die vorherigen Schöden nur noch erahnen und so langsam stellte sich auch bei mir ein Lächeln ein. Nach dem 10K und Ledern wurden die vielen, vielen Schübe und Züge mit einem guten HT über der gesamten Schneidkannte belohnt. Das Finish übernahm wieder der La Lune mit Glycerin/Wasser-Gemisch (50/50), wobei hier der Stahl der Klinge bei dem eh schon sehr langsamen Stein doch schon arg an der Geduld nagte...
Final ging es ob de Juchten, den InjNer und zum Abschluß nochmals op,den Juchten.



Mit Geduld ist letztendlich die Facette/Schneidkannte wohl gelungen.

Kleines Fazit:

Der INOX-Stahl des Friodur bedarf schon etwas mehr Zeit, ist aber auch gerade deshalb etwas gutmütiger in Sachen Abtrag. Eine feine, doch recht schmal gebliebene Facette/Schneidkannte ohne Reste der  Beschädigungen ist als Ergebnis für mich sehr zufriedenstellend, den Rest wird die erste Rasur zeigen. Was das verformte Heft angeht, werde ich noch überlegen. Wenn ich ein Paar originaler Heftschalen finden würde, werde ich sie austauschen lassen, wenn nicht, bleibt das Messer so.

Gruß
Gregor

——————————
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Paula

Das nenne ich eine geglückte Notoperation! Glückwunsch, die Facette ist gerettet und sieht auf dem Foto super aus. Würde mich wundern, wenn das Friodur kein prima Rasierer wird.
Es gefällt mir sehr gut, daß Du es einfach mal versucht hast, systematisch vorgegangen bist und das Ganze mit Erfolg belohnt wurde. Grundsätzlich zeigt es auch, wie flexibel und biegsam der dünne Stahl ist.

Auch wenn Du kein "vorher" Foto gemacht hast, kann ich es mir gut vorstellen. Ein RM mit fiesem Wellenschliff (6/8 Puma barbe dure) war mir mal auf dem Flohmarkt begegnet. Der Vorbesitzer hatte es anscheinend als Schnitzmesser benutzt. Zum Heulen, sowas. Jedenfalls wurden wir wegen überzogener Preisvorstellungen nicht handelseinig.

Zitat von: DailyDriver am 22. Dezember 2023, 17:21:49Heftschalen finden würde, werde ich sie austauschen lassen, wenn nicht, bleibt das Messer so.
Die Schalen sehen doch gar nicht so schlimm aus. Noch ist alles original und wenn keine Gefahr besteht, daß Du die Schneidkante beim Zuklappen beschädigst, dann würde ich es so lassen.

DailyDriver

Zitat von: Paula am 22. Dezember 2023, 18:19:55Das nenne ich eine geglückte Notoperation! Glückwunsch
Vielen Dank, ich bin heilfroh, dass es am Ende mit der Schneidkannte/Facette gut ausgegangen ist,
aber ich war an dem Tag nicht wirklich in der ,,Laune" da Bilder zu machen. Ich hatte erst gedacht, beim Vorbesitzer über KA nachzuhaken, aber wie üblich "...Keine Garantie, Keine Rücknahme...". Als ich dann die kleinen Erfolge in der Schadensbegrenzung
erkannte, machte ich natürlich da mit Nachdruck weiter...falls ich nochmal ein beschädigtes Messer bekomme, werde ich mich hoffentlich weniger ärgern und daran denken, Bilder zu machen.

Mittlerweile ärgere ich mich mehr um die fehlenden Bilder als um die (legalisierten) Schäden.   ;D
LIEBER HABEN OHNE ZU BRAUCHEN ALS GAR KEIN SPASs! 😎

alvaro

Sehr schön geworden, meinen Glückwunsch