Tatara Muramasa Adjustable

Begonnen von Tim Buktu, 06. August 2023, 14:54:04

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Tim Buktu

Hier können Erfahrungen mit dem Tatara Muramasa Adjustable gepostet werden.  :)
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Tim Buktu



Ein Blick durchs Schlüsselloch des Muramasa auf den Muramasa:



Was man nicht gut erkennen kann: Der Hobel ist durch den Schlüssel, der zum Aufschrauben des Kopfes beiliegt, geknipst. Das Metallstück ist in Form des Emblems durchbrochen.

Nachdem ich ausreichend Gelegenheit hatte den Muramasa Adjustable zu testen will ich hier gern meine Eindrücke zum Besten geben.

Das Design finde ich ausgesprochen gut gelungen. Schon der Masamune gefällt mir sehr gut. Bisher bleibt Tatara bei einem durchgängigen Designkonzept. Auch die mattierte Oberfläche kommt meinem Geschmack entgegen. Wobei es sicher interessant wäre, diesen Hobel im Vergleich spiegelpoliert zu sehen. Mattiert ist er sicher weniger empfindlich.
Die Idee, Einstellstufen durch den durchbrochenen Griff, bzw. die drehbare Hülse, sichtbar zu machen gefällt mich ebenfalls sehr gut ist unauffällig stimmig und gut ablesbar.
Griff, Verstellhülse und Kopf sind wie aus einem Guss. Dass der Kopfdeckel die Klinge umschließt, macht den Rasierer im Gegensatz zum Masamune meiner Ansicht nach von der Optik her noch "runder".
Außergewöhnlich ist, wie der Muramasa über die Bewegung der Schaumkanten die Aggressivität beeinflusst. Das Rasurverhalten lässt sich zwischen 1 und 5 regulieren, wobei auf Stufe 5 die Schaumkanten am weitesten zurückgezogen sind und die Klinge am weitesten frei liegt.

Wenn man sich das Video zum Muramasa ansieht, könnte man meinen man müsste den Rasurwinkel spätestens in der Stufe 5 anpassen Dazu aber später.

Die Verarbeitung ist meiner Meinung nach sehr gut. Ich gehöre allerdings auch nicht zu denjenigen, die ihre Rasierer mit der Lupe auf Fehler untersuchen. Es sei denn es handelt sich um Rasiermesserklingen. :)
Das Rasiergerät liegt angenehm schwer, nicht zu schwer, in der Hand und machte sich auch mit nassen Händen zwischen den Fingern nicht selbständig.
Der Verstellmechanismus ist ohne Rastung und nicht zu leichtgängig. Es besteht also nicht die Gefahr, dass sich der Rasierer während der Rasur verstellt. Ich war allerdings beim Verstellen versucht, den Rasierer am Kopf festzuhalten, damit sich der Griff beim Verstellen nicht löst. Dabei habe ich mich an eine böse Schnittwunde beim Verstellen des Merkur Futur erinnert. Rutscht einem der Kopf mit eingelegter Klinge zwischen den Fingern durch, dann ...

Getestet habe ich den Muramasa mit Gilette Nacet und Feather. Nur mit der Feather ab Stufe 4 war es mir möglich Blutpunkte zu sammeln. Auf Stufe 4 einer, auf Stufe 5 waren es dann an meinen bevorzugten stellen unterhalb des linken Mundwinkels schon 5. Allerdings nur beim 3. Durchgang gegen den Strich. Hier würde ich zukünftig noch etwas mit dem Winkel variieren. Ein etwas flacherer Winkel der Klinge zur Haut bzw. größerer Winkel vom Griff zur Haut mildert die Rasur sicher ab.
Der Muramasa ist also, entgegen der etwas martialisch wirkenden Figur an der Unterseite des Kopfs, doch ein recht gutmütiger Geselle. Man gerät auch auf aggressivster Tour in Kombination mit der Feather nicht in die Gefahr, sich ganze Körperteile abzutrennen. Es sei denn man verstellt den Hobel mit eingelegter Klinge wie oben beschrieben. Dann könnte schon richtig Blut fließen.
Auf Stufe 1 mir der Nacet ein sicherer Alarmstartrasierer. Die Rasur ist dann oberflächlich betrachtet noch sauber, aber auch nach 3 Durchgängen nicht wirklich glatt (gegen den Strich gefühlt). Um den Hemdkragen muss man sich aber auch in der sanftesten Stufe keine Sorgen machen.
Meine besten, sprich angenehmsten, gründlichsten und nachhaltigsten Rasuren hatte ich auf den Stufen 4 und 5 mit der Nacet.

Zur Reinigung lässt die der Hobel unter Zuhilfenahme des beigelegten Schlüssels ohne langes Studieren einer Bedienungsanleitung leicht zerlegen und reinigen.

Vor dem Versand an Nightdiver (Gestern ging der Hobel auf die Reise) hab ich bis auf die Hülse mit den Zahlen alle Teile desinfiziert. Bei der Hüle war ich mir nicht sicher, ob rote Dichtung und Zahlen nicht Schaden nehmen würden.

Der Muramasa Adjustable weckt die Gier in mir. Der Preis wird mich vermutlich nicht abhalten ihn zu kaufen. Was mich für die nächste Zeit davon abhalten wird ist eher meine Vermutung, dass es irgendwann OC-Einsätze  in Kombination mit den CC-Einsätzen zu kaufen gibt.
Schau mer mal...   :-\ ;)



Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

RalfB



Nach demn ich den Tatara Muramasa eine Woche lang testen konnte, möchte ich meine Einschätzung teilen.
Was mir gefällt:
Der Rasierer ist perfekt gefertigt. Eine absolute Präzisionsmaschiene.
Da wackelt nichts und die Passungen im Verstellmechanismus sind erstklassig.
Die Oberfläche ist trotz der Mattierung gleitfähig und funktioniert auch mit wehnig Schaum.

Für die erste Rasur hatte ich eine blaue Personna eingelegt und am zweiten Tag direkt auf Feather gewechselt.
Die Rasuren waren mit beiden Klingen top. Im unteren Verstellbereich von 1 bis 2 ist es absolut sanft aber nicht so effektiv.
Von 3 bis bis 5 war dann alles wir gewünscht, gründlich und angenehm. Es gibt absolut nichts auszusetzen.

Was mir nicht gefällt:
Die Zahlen im Verstellmechanismus sind mit meinen Augen nicht mehr zu erkennen. Ich benutze zum Rasieren einen 2 Dioptrin Lesebrille. Damit konnte ich die Zahlen nicht mehr ablesen. Dazu muste ich auf meine Gleitsichtbrille wechsen. Da kann zwar der Rasier nichts für, ist aber für mich persönlich blöd.
Der zweite Punkt ist, das man intuitiv den Griff fest hält um den Rasierer zu verstellen. Dabei lockert man die Kopfplatte. Zum Verstellen muss man den Hobelkopf seitlich fassen. Geht, ist aber noch nicht perfekt gelöst.

Mein Fazit:
Ein toller Rasierhobel mit perfekter Verarbeitung. Das Rasieren ist eine Freude aber keine Offenbarung. Ein ordendlicher Gibbs hält da locker mit.
Die Preisklasse ist bestimmt angemessen, in meinen Augen aber nicht unbedingt zu vertreten.

Ich danke Allen, die dieses Passaraound ermöglicht haben. Zumindest kann ich jetzt mitreden.

Viele Grüße Ralf

MRetro

Danke euch beiden für die Berichte. :D
Beide Berichte sind sehr interessant, da sie auch andere Schwerpunkte legen. dh:

MRetro

Zitat von: RalfB am 25. September 2023, 14:19:54...
Die Zahlen im Verstellmechanismus sind mit meinen Augen nicht mehr zu erkennen. Ich benutze zum Rasieren einen 2 Dioptrin Lesebrille. Damit konnte ich die Zahlen nicht mehr ablesen. Dazu muste ich auf meine Gleitsichtbrille wechsen. Da kann zwar der Rasier nichts für, ist aber für mich persönlich blöd.
...

Bisher ist mir dieser Punkt auf Produktfotos nicht so sehr ins Auge gefallen. Aber auf deinem Foto sieht das ,,Fensterchen" schon echt krass klein aus.
Ne, der Rasierer kann nichts dafür, die Konstrukteure allerdings schon. Im Ami-Land mussten wegen solcher Verfehlungen schon Webseiten dicht machen (Stichwort: ADA Compliance).

RalfB

Zitat von: MRetro am 25. September 2023, 16:34:46die Konstrukteure allerdings schon
Waren bestimmt alles junge Leute. Dehnen fällt das nicht auf. Erst Menschen ab 40.

Tim Buktu

Aus dem Blickwinkel hab ich die Zahlen bisher nicht betrachtet. Stimmt schon. Ganz leicht abzulesen sind sie nicht. Das macht den Hobel nicht wirklich barrierefrei(er).
Hier folgt die Funktion der Form. Optisch gefällt mir das. Die Handhabbarkeit kann das aber schon einschränken.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

RalfB

Die Funktion muss sich doch eigentlich nicht verstecken.
Das Verstellen ist doch das technische Highlight. Das sollte man auch sehen.

Standlinie

Die Größe der Ziffern hängt mit der Konstruktion der Verstellmechanik zusammen. Das lässt sich nicht mal eben anpassen. Und es ist schon eine Meisterleistung, fünf (5) Indexe nur auf einer Seite der Verriegelungsschraube einzugravieren. Die gleiche Anzahl der Indexe erscheint auch auf der gegenüberliegenden Seite der Verriegelungsschraube.

Dieser Muramasa ist eine feinmechanische Meisterleistung, die sicherlich auch partiell optimiert werden kann. Die Größe des Rasierhobels und der Verstellmechanismus setzen dem allerdings Grenzen.

Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Grosser

Jetzt freue ich mich noch mehr aufs Testen. Danke für die Beiträge!
Viele Grüße, Christoph

Standlinie

#10
Tatara Muramasa, ein außergewöhnlicher portugiesischer Adjustable

Im Rahmen eines Passaround in unserem Rasurforum konnte auch ich den vom Hersteller Tatara hierfür zur Verfügung gestellten Tatara Muramsa mehrere Tage lang testen, um diesen außergewöhnlichen verstellbaren Rasierhobel kennenzulernen. Vielen Dank dafür an das Tatara-Team!

Ich spreche hier von einem außergewöhnlichen Rasierhobel, da dieser von Tatara entwickelte Adjustable durch seine horizontal wirkende Rasierklingenspielverstellung für sich ein absolutes Alleinstellungsmerkmal auf dem Rasierhobelweltmarkt in Anspruch nehmen darf. Auf dieses Alleinstellungsmerkmal gehe ich an späterer Stelle noch ein.

Jeder Tatara-Kunde, der den Tatara Muramasa erwirbt oder zumindest für eine kurze Zeit testen darf, bekommt diesen Adjustable in einer ansprechenden Transportbox (Bild 1).



Bild 1:  Die Transportbox mit aufgedruckter Rasierhobelbezeichnung und einer Samuraifigur.


Öffnet man die Transportbox, erfährt man gleich eine Überraschung. Nach dem Entfernen der englischsprachigen Bedienungsanleitung findet man den Muramasa mit seinem Zerlegeschlüssel in einer Verpackung aus Kork (Bild 2).



Bild 2:  Die Transportbox des Muramasa ist mit Kork ausgefüllt. Ein passendes Zusammenspiel für diesen portugiesischen Adjustable.


Dieser Anblick sprach mich sofort an, da ich Kork immer mit gutem Wein assoziiere. Und der steht bei mir für Genuss in Verbindung mit einer Wohlfühlatmosphäre. Sollte das für diesen Tatara Muramasa auch gelten und soll er zum Genießen einladen? Meine Neugier auf diesen außergewöhnlichen Rasierhobel war also geweckt.

Der Tatara Muramasa wird aus Edelstahl über eine CNC-Bearbeitung hergestellt und wiegt 106 Gramm. Nahezu alle Edelstahloberflächen sind über eine Sandbestrahlung außenbehandelt worden, der Rasierhobelgriff wurde zusätzlich mit vielen kegelförmigen Einsenkungen versehen, die sich um den Griff winden und deren Tiefe zum Griffende hin ausläuft. Die Sandstrahlbehandlung verleiht dem Muramasa ein mattiertes Aussehen und sorgt zudem für eine höhere Rutschfestigkeit bei Nässe. Die Abmesssungen des Muramasa betragen 88 x 44 x 25 mm, der Griffdurchmesser beträgt aufgerundet 12 mm. Und so sieht der Tatara Muramasa mit seinem ansprechenden Design aus.



Bild 3:  So sieht der Tatara Muramasa aus.


Und hier folgen nun weitere Bilder, die den Muramasa von allen Seiten zeigen.



Bild 4:  Ansicht des Muramasa von schräg vorne.



Bild 5:  Ansicht des Muramasa von schräg hinten. Die eingestellte Klingenspielstufe ,,5" ist nahezu versteckt.



Bild 6:  Ansicht des Muramasa von oben. Die kegelförmigen Einsenkungen im Rasierhobelgriff springen ins Auge.



Bild 7:  Ansicht des Muramasa von schräg hinten.



Bild 8:  Seitenansicht des Muramasa mit seinem massiven Rasierhobelkopf.



Bild 9:  Ansicht des Rasierhobelkopfes des Muramasa schräg von oben.


Schraubt man den Rasierhobelgriff auf, zeigt sich der Muramasa als dreiteiliger Rasierhobel. Er besteht aus der Kopfplatte, einer Grundplatte mit dem innenliegenden Verstellmechanismus für das Rasierklingenspiel und dem Rasierhobelgriff.



Bild 10:  Der Muramasa besteht eigentlich nur aus drei einzelnen Teilen.


Betrachtet man den Hobelkopf etwas genauer, erkennt man die beiden Stege unterhalb der Kopfplatte, die für die Zentrierung einer eingelegten Rasierklinge sorgen. Die Passungen zwischen diesen Stegen und ihren in die Grundplatte eingefrästen Schlitzen sind sehr eng ausgeführt. Es gibt keine Tolleranzen, die Rasierklinge sitzt stramm und wackelt nicht.



Bild 11:  Ansicht der Grund- und der Kopfplatte bei geöffnetem Rasierhobelkopf.



Bild 12:  Die drei Einzelteile des Muramasa und das Werkzeug zum Öffnen des Rasierhobelkopfes.



Bild 13:  Unterseite des Rasierhobelkopfes mit der Verstellmechanik.


An dieser Stelle möchte ich kurz auf die Außenbehandlung der Oberflächen des Muramasa eingehen. Der Hersteller gibt an, dass er alle Metalloberflächen mit Sand bestrahlt hat. Durch die Sandbestrahlung werden vorhandene Metallspäne, Metallgrate und sonstige Rückstände der CNC-Bearbeitung entfernt. Gleichzeitig werden alle so behandelten Metalloberflächen aber auch aufgeraut, was in Folge dafür sorgt, dass man den Muramasa mit feuchten oder nassen Händen anfassen kann, ohne dass er dann aus den Fingern rutschen wird.

Die folgenden beiden Bilder 14 und 15 entstanden unter einem Mikroskop mit 20facher Vergrößerung. Sie zeigen die durch die Sandstrahlbehandlung aufgerauten Metallflächen. Das Bild 14 zeigt einen Ausschnitt der Kopfplattenoberfläche. Dort hat die Sandbestrahlung viele kleine Mikrokrater entstehen lassen. Das Bild 15 zeigt einen Detailausschnitt unterhalb des Hobelkopfes. Hier befindet sich die etwa 12 mm dicke Verstellhülse des Muramasa, in die viele kleine Bohrungen eingesenkt wurden. Eine Bohrung ist durchgängig und es ist dort eine Zahl sichtbar. Die hier sichtbare Zahl ,,5" gibt die Verstellstufe für das Rasierklingenspiel an. Der Muramasa wurde so konstruiert, dass er im Unterschied zu vielen anderen Adjustables keine äußeren und hervorstehenden Verstellringe benötigt. Durch die innenliegende Mechanik konnte die gesamte Rasierhobeloberfläche glatt gehalten werden.



Bild 14:  Ausschnittvergrößerung (20fach) der Kopfplattenoberseite des Muramasa.



Bild 15:  Ausschnittsvergrößerung an der Verstellhülse (20fach) mit dem Anzeigenfenster für das eingestellte Rasierklingenspiel.


Das nun folgende Bild zeigt alle Einzelteile, aus denen sich der Muramasa Adjustable zusammensetzt. Alle Bauteile bestehen aus Edelstahl. Der Rasierhobel besteht – von links nach rechts gesehen – aus der Kopfplatte, einer Grundplatte mit zwei Schaumkantenplatten, die oberhalb und unterhalb der Grundplatte angeordnet liegen. Rechts neben der Grundplatte ist eine Verstellhülse angeordnet, die mit der rechts daneben liegenden schwarzen und mit Zahlen gravierten Schraubhülse mit der Grundplatte verschraubt wird. Daneben liegt der Zerlegeschlüssel und darunter der Rasierhobelgriff. In eine der beiden Schaumkantenplatten ist der Name des Rasierhobels eingelassen ,,Muramasa", in der anderen Schaumkantenplatte ist die Samuraifigur eingraviert.



Bild 16:  Der Muramasa Adjustable besteht aus nur sieben einzelnen Teilen.


Die Verstellmechanik für das Rasierklingenspiel des Muramasa
In der von Tatara konstruierten Verstellmechanik für das Rasierklingenspiel begründet sich die Einzigartigkeit dieses außergewöhnlichen Rasierhobels. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, dass diese Verstellmechanik das Alleinstellungsmerkmal des Muramasa bildet, wodurch sich der Muramasa von allen aktuell verfügbaren Adjustables unterscheidet.

Bei den heute erhältlichen Rasierhobeln mit Rasierklingenspielverstellvorrichtung (Adjustables) wird das Rasierklingenspiel durch einen Mechanismus in ,,axialer" Richtung verstellt. Hierbei wird die auf einer Grund- oder Auflageplatte liegende Rasierklinge in Richtung der Rasierhobelgriffachse – also axial gerichtet - verschoben. Adjustables wie Gillette Slim, Gillette Fatboy, Merkur Futur, Merkur Vision, Merkur Progress, Gibbs Réglable, Le Coq Réglable, Rex Ambassador, Personna Precision, Palmera, Pearl Flexi, Vikings Blade, L´Essor, Razzia, Erfa Rasant, Apollo Mikron, Seagull und viele andere verwenden diese Verstellvorrichtung.

In der Vergangenheit gab es zusätzlich noch einige wenige Rasierhobel, bei denen die Konstruktion der Kopf- und Grundplatte für ein an beiden Schaumkanten festes aber sich unterscheidendes Rasierklingenspiel sorgte. Diese Rasierhobel wurden meines Wissens nach nur in Frankreich hergestellt. Es waren dies der Bohin, einige Rasierhobel von Gibbs (die Kopfplatte war mit ,,+" und ,,-" gekennzeichnet), Zahnkammhobel von Le Coq (die Zahnlänge beider Schaumkanten unterschied sich) und Zahnkammhobel von Gardette (unterschiedliche Zahnleisten).

In der Vergangenheit, in den 30er Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts, gab es nach meinem Kenntnisstand nur einen einzigen Hersteller, hier wieder in Frankreich, der einen Réglable entwickelt hat, bei dem das Rasierklingenspiel in ,,radialer" Richtung – also senkrecht oder quer zur Rasierhobelgriffachse – durch ein horizontales Verschieben der Rasierklinge auf der Grundplatte verstellt werden konnte. Der Rasierhobel wurde Renox Réglable genannt, ist aber nahezu unbekannt geblieben. Die Informationen zu diesem Rasierhobel sind spärlich.

Tatara hat die Technik der horizontalen Verstellung des Rasierklingenspiels in eine andere Richtung entwickelt. Im Unterschied zum Renox Réglable wird beim Muramasa keine Rasierklinge durch einen Mechanismus horizontal verschoben, sondern eine Verstellmechanik sorgt beim Muramasa dafür, dass die beiden Schaumkanten im Rasierhobelkopf horizontal verschoben werden können. Damit lässt sich der zwischen der Gesichtshaut und der Rasierklingenschneide bestehende Kontakt von sehr sanft in Richtung sehr intensiv verstellen.



Bild 17:  Darstellung einiger exemplarischer Adjustables mit axial wirkender Rasierklingenspielverstellung (obere Anordnung) und radial wirkender Verstellung (untere beiden Rasierhobel).



Bild 18:  Nur die in diesem Bild gezeigten beiden Rasierhobel Muramasa (oben liegend) und Renox (darunter liegend) verfügen über eine radial wirkende Verstellung des Rasierklingenspiels.


Verstellmechanik des Muramasa für das Rasierklingenspiel
Man muss den Rasierhobelkopf des Muramasa zerlegen, um den Verstellmechanismus für das Rasierklingenspiel freilegen zu können. Dazu verwendet man das beigefügte Zerlegewerkzeug. Der Zerlegeschlüssel wird, wie es in dem Bild 19 zu erkennen ist, in die Schraubhülse eingeführt und im Gegenuhrzeigersinn aufgeschraubt. Danach kann die Verstellhülse von der Grundplatte abgehoben werden. Die Grundplatte befindet sich nun in einem im Bild 20 gezeigten Zustand.



Bild 19:  Zur Zerlegung des Muramasa-Hobelkopfes muss die Schraubhülse mit dem Zerlegeschlüssel aufgeschraubt werden.



Bild 20:  Nach dem Aufschrauben der Schraubhülse und Abheben der Verstellhülse liegt die Grundplatte mit ihren beiden Schaumkantenplatten vor. Rechts daneben liegt die Schraubhülse.


Der Verstellmechanismus besteht aus der Grundplatte, zwei horizontal verschiebbaren Schaumkantenplatten und einer Verstellhülse. Die Details dazu zeigt das Bild 21.



Bild 21:  Darstellung des gesamten Verstellmechanismus; er besteht aus vier einzelen Bauteilen.


In die Grundplatte wurden zur Aufnahme der zwei horizontal verschiebbaren Schaumkantenplatten Taschen eingefräst. Die bei der CNC-Bearbeitung einzuhaltenden Toleranzen sind so gering gewählt, dass sich eine Schaumkantenplatte nur mit Kraftaufwand in die entsprechende Tasche in der Grundplatte einschieben lässt. Der sich daraus ergebende konstruktive Vorteil liegt darin, dass der Verstellmechanismus durch seine ,,klemmenden" Passungen ohne Feststellfedern auskommt. In jede der beiden Schaumkantenplatten ist auch eine kreisförmige Vertiefung eingefräst worden, deren Länge etwa 60 Grad beträgt. Diese Nute dient als Führung und regelt den Verstellweg der Schaumkantenplatte.



Bild 22:  Der Verstellmechanismus im Detail.


Wie funktioniert nun der Verstellmechanismus des Tatara Muramasa? Sehen wir uns dazu das Bild 22 genauer an. Das Bild zeigt die Grundplatte mit ihren beiden Schaumkantenplatten. Diese sind etwas nach außen verschoben. Die Verschiebung dieser Platten erfolgt über die rechts im Bild liegende Verstellhülse. Auf ihrer glatten Unterseite sind zwei um 180 Grad versetzte Führungsstifte angeordnet. Im zusammengeschraubten Zustand (siehe hierzu Bild 19) steckt die Verstellhülse auf der Grundplatte und wird mit dieser über eine Schraubhülse verschraubt. In diesem Zustand stecken die beiden um 180 Grad versetzten Führungsstifte in den Führungsnuten der Schaumkantenplatten. Verdreht man nun diese Verstellhülse, verdrehen sich die beiden Führungsstifte mit und schieben die Schaumkantenplatten über die Führungsnuten entweder nach außen oder nach innen. Im Unterschied zur Konstruktion des Renox Réglable behält die Rasierklinge beim Maramusa ihren festen Sitz bei. Sind nun beide Schaumkantenplatten maximal nach außen verschoben, hat die Rasierklingenschneide den größten Abstand zur Gesichtshaut und wird diese nur ganz sanft berühren. Die hierfür verantwortliche Schaumkantenstellung (ganz ausgefahren) entspricht der Rasierklingenspieleinstellung Stufe ,,1". Wird die Schaumkantenplatte nun zunehmend eingefahren,  verringert sich der Abstand zwischen der Rasierklingenschneide und der Gesichtshaut. Das Rasierklingenspiel nimmt jetzt zu. Und damit erfolgt ein direkterer und damit auch zupackenderer Zugriff der Rasierklinge. Vorhandene Bartstoppeln werden auf der Gesichtshaut tiefer abgekappt, was zu einem nachhaltigeren Rasurergebnis führen wird. Möglicherweise könnte der eine oder andere Nassrasurliebhaber eine Rasur mit dem Muramasa mit einem auf Stufe ,,5" eingestellten Rasierklingenspiel schon als ziemlich intensiv empfinden. Auf jeden Fall wird das Rasurergebnis keine Wünsche offen lassen.


Die jeweils eingestellte Rasurstufe ist beim Muramasa über ein kleines rundes seitliches Fenster zu erkennen. Die dort sichtbaren Zahlen sind von ihrer Größe her sehr klein. Dem ein oder anderen Nassrasurliebhaber könnten sie als zu klein erscheinen. Dem möchte ich entgegenhalten, dass sich der gesamte Verstellvorgang des Muramasa auf einen nur 60 Grad langen Weg beschränkt. Bei einem Griffdurchmesser von gerade mal 12 Millimetern und einem Schraubhülsendurchmesser von 9 Millimetern, müssen für die Darstellung der insgesamt fünf Rasurstufen fünf Zahlen auf der Schraubhülse abgebildet werden und dies sogar auf zwei sich gegenüberliegenden Seiten (siehe hierzu das Bild 20). Das hängt mit dem Schraubgewinde zusammen, da es zwei Gewindeansätze gibt, die das Einschrauben der Schraubhülse mit der Grundplatte erleichtern. Auf der recht dünnen Schraubhülse steht für die Darstellung der fünf Zahlen deshalb nur ein Darstellungsfenster von rechnerisch 7 mm Länge zur Verfügung (jeweils beidseitig). Das kann jeder über den Kreisumfang nachrechnen. Ein größerer Darstellungsbereich ist konstruktiv nicht zu erreichen. Solche Einzelheiten zeigen mir, dass die Konstrukteure des Muramasa ihre Rasierhobelkonstruktion bis in Kleinste Details durchdacht haben.

Das folgende Bild 23 zeigt den Tatara Muramasa über seinem zeitlichen Vorgänger, dem Renox Réglable. Diese Rasierhobel sind die einzigen mir bekannten Rasierhobel mit einem in Radialrichtung verstellbarem Rasierklingenspiel. Beim oben liegenden Muramasa werden dazu die Schaumkantenplatten verschoben, beim Renox Réglable wird dagegen die Rasierklinge über einen Einstellnocken versetzt. Zwischen beiden technischen Konstruktionen liegt ein Zeitraum von rund 90 Jahren.



Bild 23:  Ansicht der einzigartigen radial wirkenden Verstellvorrichtung für das Rasierklingenspiel beim Tatara Muramasa und beim Renox Réglable.


Mir fiel bei der Zerlegung des Muramasa auf, dass der von der Verstellhülse bedeckte Verstellmechanismus nicht mit Sand bestrahlt wurde und deshalb noch alle Spuren der CNC-Bearbeitung sichtbar geblieben sind. Diese Restspuren passen einfach nicht zu einem so hochwertigen Rasierhobel wie dem Muramasa. Hierzu möchte ich nicht ausschließen, dass es sich bei dem von Tatara für den Passaround zur Verfügung gestellten Muramasa noch um ein Vorserienexemplar handeln könnte. Die folgenden beiden Bilder 23 und 24 zeigen diese deutlich sichtbaren  Bearbeitungsspuren in der Vergrößerung und sind wieder unter meinem Mikroskop entstanden.



Bild 24:  Sichtbare Bearbeitungsspuren von der Ausfräsung der Führungsnuten.



Bild 25:  Im gesamten Bereich um die Führungsnuten sind die Bearbeitungsspuren der Fräsarbeiten deutlich zu erkennen.


Die englischsprachige Bedienungsanleitung des Tatara Muramasa enthält eine Tabelle, in der den einzelnen Verstellstufen (,,1" bis ,,5") ein zugehöriges Rasierklingenspiel (Blade Gap) zugeordnet wird. Die entsprechenden Werte führe ich hier auf.

                           Rasierklingenspiel
   Rasurstufe 1:          0,60 mm
   Rasurstufe 2:          0,70 mm
   Rasurstufe 3:          0,75 mm
   Rasurstufe 4:          0,80 mm
   Rasurstufe 5:          0,90 mm

Am Muramasa habe ich die einzelnen Werte des Rasierklingenspiels mit einer Fühlerlehre nachgemessen, um zu überprüfen, ob die Zahlenwerte, die bei der Konstruktion dieses Rasierhobels möglicherweise von einem CAD-Programm errechnet wurden, auch tatsächlich am Rasierhobelkopf eingestellt werden können. Als Testklinge diente mir eine Rasierklinge von Mühle.

Das Messverfahren zur Feststellung des Rasierklingenspiels ist sehr einfach und kann von jedem Leser für seine eigenen Rasierhobel angewendet werden. Für die Messung benötigt man eine Fühlerlehre, die man im KFZ-Bedarfshandel erwerben kann. Die Abstufung der verschiedenen Fühlerlehrenblätter sollte bei 0,05 mm betragen. Der Messvorgang ist in einem Bild der Muramasa-Bedienungsanleitung erkennbar.



Bild 26:  Bildausschnitt aus der Bedienungsanleitung des Muramasa, in der der Rasierklingenabstand BG = 0.9 dargestellt wird.


Zur Messung nimmt man ein Fühlerlehrenblatt, zum Beispiel das Blatt 0,50 mm, und schiebt dieses von der Oberkante der Schaumkantenleiste ausgehend unter die freistehende Rasierklinge. Das Rasierklingenspiel ist dasjenige Maß, das sich genau dann einstellt, wenn das auf der Schaumkantenleiste aufliegende Fühlerlehrenblatt die Rasierklinge gerade berührt und parallel zu ihr verläuft. Im Bild 26 wird hierzu der Abstand BG = 0.9 dargestellt. Zur Steigerung der Genauigkeit empfiehlt es sich, an mehreren Stellen zu messen und aus den Messwerten das arithmetrische Mittel zu bilden. Hierzu werden alle Messwerte addiert und durch die Anzahl der Messungen dividiert.

Ein Beispiel dazu. An einer beliebigen geraden Schaumkante eines Rasierhobels wird an beiden Schaumkantenecken (jeweils 0,5 mm) und in der Mitte der Schaumkantenleiste (hier 0,6 mm) der Rasierklingenabstand gemessen. Es ergeben sich drei Messwerte. Danach geht man zur anderen Schaumkante und wiederholt den Messvorgang für diese Seite (an den Ecken jeweils 0,5 mm, in der Mitte 0,55 mm). Alle sechs Wert werden danach aufsummiert und durch sechs dividiert. Das Ergebnis lautet: 0,525 mm, abgerundet 0,5 mm.

Das Ergebnis meiner Messung für den Muramasa war eindeutig. Die Fühlerlehre bestätigte die Angaben für den Tatara Muramasa.

Zahlenwerte sind zuerst einmal nur theoretische Werte und sagen deshalb nicht viel aus. Sie werden von ihrer Aussagekraft erst dann konkret, wenn sie durch vergleichbare Ergebnisse widerlegt oder bestätigt werden. Dazu habe ich mit der oben genannten Testklinge nach der Vorlage für den Tatara Muramasa das Rasierklingenspiel einiger anderer Rasierhobel gemessen und für diese die nachfolgenden Werte für deren Rasierklingenspiel ermittelt. Der Leser kann sich, wenn er sich mit dem ein oder anderen der nachfolgend aufgeführten Rasierhobel schon einmal rasiert hat, nun ein eigenes Urteil bilden, wie eine Rasur mit dem Muramasa für ihn womöglich ausfallen wird. Und die schon oft gehörte Aussage, der Muramasa rasiere mit den ersten beiden Rasurstufen wie ein ,,Gillette Tech", lässt sich jetzt auch quantifizieren. Das Rasierklingenspiel eines ,,Gillette Tech" fällt mit konstruktiv 0,50 – 0,55 mm sehr gering aus. Damit rasiert ein ,,Tech" gefühlt sehr sanft und hautschonend aber eben nicht nachhaltig.

Für die nachfolgenden Rasierhobel habe ich folgende unterschiedliche Rasierspielwerte gemessen.

Gillette Tech (England):   0,55 mm
Gillette Tech (Germany):   0,50 mm
Gibbs Réglable, Stufe N:   0,65 – 0,70 mm
                          Stufe 4:   0,80 mm
                          Stufe 5:   0,90 mm
Tatara Masamune:   0,70 mm
Mühle Rocca R94 CC:   0,80 mm
Pils 101 NE:   0,80 mm
Blackland Blackbird:   0,85 mm/td]
Yaqi-Ultima, Stufe 0 (1):   0,80 mm
                    Stufe 1 (2):   0,95 mm
                    Stufe 2 (3):   1,10 mm
Timor CC:   0,60 – 0,65 mm
Barbaros TR 1:   0,75 mm
Olyfa (Frankreich):   0,65 – 0,70 mm
Razorock Mamba:   0,50 mm, mit einer untergelegten Abstandsklinge etwas mehr (0,65 mm)
Henson:
   0,60 mm, fest zugedreht (mit originaler ALU-Kopfplatte)
Henson:   0,65 – 0,70 mm, nicht ganz so fest zugedreht
Henson mit Yaqi-Kopfplatte:   0,70 mm, fest zugedreht (Edelstahl-Kopfplatte von Yaqi)
Henson mit Yaqi-Kopfplatte:   0,80 mm, nicht ganz so fest zugedreht
Merkur Progress, Stufe 3:   0,80 – 0,85 mm, je nach vorhandener Toleranz
Ikon OC, 1. Serie:   0,40 mm, Zahnkammhobel haben ein anderes Spiel
Yaqi Sentinel:   1,10 mm

Bei meinen Testrasuren mit dem Muramasa und anderen Rasierhobeln, die ein vergleichbares Rasierklingenspiel aufwiesen, ist mir allerdings auch aufgefallen, dass der Rasurablauf trotzdem unterschiedlich ausfallen kann. Ein Beispiel dazu. Der Vergleich des Muramasa (eingestellt auf Stufe ,,5", 0,9 mm) mit dem Blackbird (0,85 mm) zeigte, dass der Muramasa im Unterschied zum Blackbird etwas sanfter rasiert. Der Blackbird rasiert viel zupackender und damit wesentlich direkter, ohne dass es danach Unterschiede beim erzielten Rasurergebnis gegeben hat. Hätte ich dagegen den Ikon OC der 1. Serie eingesetzt, könnte ich sein Rasurergebnis nur mit dem Ergebnis des Muramasa vergleichen, wenn dieses auf die Stufe ,,3" oder Stufe ,,4" eingestellt worden wäre. Es scheinen demnach auch noch andere Faktoren als das Rasierklingenspiel auf den Rasurablauf einzuwirken, zum Beispiel die Länge der vorstehenden Schaumkantenleiste vor der Rasierklingenschneide. Das bedarf aber einer gesonderten Untersuchung, die ich an dieser Stelle nicht vornehmen möchte.
 

Allgemeine Handhabung
Der Muramasa zählt mit einem Gewicht von 106 Gramm eher zu den schwereren Vertretern seiner Zunft. Das störte bei der Rasur aber nicht, was wohl mit den Proportionen dieses Rasierhobels in einem Zusammenhang steht. Mit dem Muramasa kann man sich wie mit jedem andern normalen dreiteiligen Rasierhobel rasieren. Seine technische Gestaltung lässt diesen Eindruck entstehen, da er im Unterschied zu vielen anderen Adjustables über keinen hervorstehenden Einstellring oder über sonstige vorstehende Kanten oder Überstände verfügt.

Bei meinen Rasuren erwies sich der Muramasa als sehr führig, er ließ sich an allen zu rasierenden Stellen ohne Fehl und Tadel herumführen. Selbst der sensible Oberlippenbereich unterhalb der Nase bildete kein zu beachtendes Hindernis und ließ sich gut ausrasieren. Die Länge des Rasierhobelkopfes setzt ein mögliches Verletzungsrisiko herab, da keine eingelegte Rasierklinge an den Kopfseiten hervorsteht.

Beim Muramasa kann man das Rasierklingenspiel über fünf Rasurstufen individuell einstellen. Dazu verdreht man die Verstellhülse einfach im Uhrzeigersinn von ,,1" nach ,,5". Die ersten beiden Rasurstufen ( ,,1" und ,,2") bewirken sehr sanfte Rasuren und erinnern an Rasuren mit dem Gillette Tech. Entsprechend fiel dann auch das Rasurergebnis aus. Es war nicht nachhaltig und befriedigte mich nicht, weil meine Bartstoppeln schon viel zu früh nachwachsen konnten. Eine effektivere Bartstoppelentfernung ist bei mir erst ab der Rasurstufe ,,3" möglich. Die Rasurstufen ,,4" und ,,5" kamen meinen Ansprüchen an eine gründliche Rasur besonders entgegen, denn hier sorgte das jeweilige Rasierklingenspiel für eine gründliche und zupackende Rasur, ohne dass die Gesichtshaut hierdurch besonders stark beansprucht wurde.

Aufgrund der mattierten oder satinierten Griffoberfläche mit vielen darin eingesenkten kleinen Bohrungen spielte es bei mir keine Rolle, ob ich den Hobel mit feuchten oder mit nassen oder auch mit Rasierschaum benetzten Fingern gehalten habe. Ein ausreichender Halt war immer vorhanden und sorgte dafür, dass mir der Muramasa nicht aus den Fingern rutschen konnte. Vergleichsrasuren mit dem Tatara Masamune zeigten, dass die Griffoberfläche des Muramasa sogar noch mehr Halt gegen Weg- oder Abrutschen bietet. Als Grund dafür führe ich die vom Durchmesser größeren Einsenkungen beim Muramasa an und den minimal dickeren Griff (12 mm; 11 mm beim Masamune).

Der Rasurwinkel des Muramasa stellte sich bei meinen Rasuren von selbst ein. Er beträgt 30 Grad bei eingestellter Rasurstufe 5.
 
Eine Rasierklinge läßt sich beim Muramasa sicher einlegen. Sie wird einfach auf die Unterseite der Kopfplatte gelegt und von den dort befindlichen zwei Stegen zuverlässig und verkantungsfrei gehalten. Allerdings ,,klebte" die Rasierklinge nach der Rasur jedesmal auf der Grundplatte, sobald ich die Kopfplatte entfernt habe und behinderte so eine einfache Entfernung. Das folgende Bild 27 belegt diesen Zustand. Als Grund für die anhaftende Rasierklinge sehe ich den langen Hobelkopf des Muramasa (44 mm), denn beim Masamune mit seinem um 2 mm schmaleren Hobelkopf (42 mm) trat dieser Zustand nicht auf.



Bild 27:  Nach der Rasur ,,klebt" die Rasierklinge bei geöffnetem Rasierhobelkopf aufgrund vorhandener Kapillarkräfte auf der nassen Grundplatte.
 

Aufgrund der sehr geringen Toleranzen lässt sich die Verstellhülse zum Verstellen des Rasierklingenspiels etwas schwergängig verdrehen. Die Zerlegung des Muramasa mit dem beigefügten Zerlegeschlüssel ist einfach, sollte aber zur langfristigen Schonung des Verstellschraubengewindes nur sporadisch erfolgen, zum Beispiel einmal im Vierteljahr. Dieses Zeitintervall empfiehlt sich ohnehin für die Reinigung der innenliegenden Verstellmechanik des Muramasa, da sich dort Rasurrückstände ablagern können. Bei meinem Passaround reichten bereits sieben Rasuren aus, um sichtbare Ablagerungen zu erzeugen. Sichtbar waren:
- Schaumablagerungen auf dem Außenrand der Verstellhülse,
- Bartstoppel- und Schaumreste im Zwischenraum zwischen Grundplatte und den beiden verschiebbaren Schaumkantenplatten (ohne Funktionsbeeinträchtigung).

Eine zusätzliche Schmierung der beweglichen Teile mit Armaturenfett aus dem Sanitärhandel könnte auch nicht schaden, hier besonders beim O-Ring der Schraubhülse und die Verstellnuten in der Grundplatte.


Verbesserungsvorschläge
Der mir über den Passaround zur Verfügung gestandene Tatara Muramasa Adjustable ist ein gutaussehender und wertig verarbeiteter Rasierhobel, für den ich allerdings noch einen gewissen Verbesserungsbedarf sehe, um den wertigen Gesamteindruck über einen langen Zeitraum zu erhalten.

Generell sollten beim Tatara Muramasa sichtbare Bearbeitungsspuren der CNC-Fertigung soweit überarbeitet werden, dass alle Metallflächen ein gleichmäßiges satiniertes Aussehen erhalten. Wird dies versäumt – der von mir getestete Tatara Muramasa bildet dafür ein gutes Beispiel  - , trübt dies den Gesamteindruck des ansonsten gut und wertig verarbeiteten Rasierhobels, der von den Anschaffungskosten her in der absoluten Oberliga spielt. Es dürfen auch keine Spuren von einer maschinellen Einspannung auf dem Rasierhobelgriff sichtbar sein. Die auf den Innenseiten des Hobelkopfes vorhandenen und sichtbaren Bearbeitungsspuren könnten über eine nachträgliche Sandbestrahlung überarbeitet werden.

Die Länge des Rasierhobelkopfes trägt dazu bei, dass eine eingelegte Rasierklinge mit ihrer ganzen Fläche auf der Grundplatte aufliegt. Allerdings saugt sich die Rasierklinge in Verbindung mit Wasser und Rasierschaumresten auf dieser Grundplatte fest (siehe hierzu das Bild yy) und muss dann umständlich vor einer Entfernung verschoben werden, was ich nach jeder meiner Rasuren erlebt habe. Damit besteht ein gewisses Risiko sich zu verletzen, da die Finger die Klingenschneiden berühren können. Beim Tatara Masamune tritt dieser Kappilareffekt nicht auf, sein Rasierhobelkopf ist 2 mm weniger lang. Die Hobelkopflänge des Muramasa liesse sich entsprechend anpassen, ohne dass dies einen Einfluss auf den Gesamteindruck nehmen würde.

Bei der CNC-Bearbeitung aller Tatara Rasierhobel (Masamune, Masamune Nodachi und Muramasa Adjustable) könnten gewisse Synergieeffekte genutzt werden, wenn die Geometrien der Stege unterhalb aller Kopfplatten und der in den Grundplatten eingefrästen Nuten angepasst und so vereinheitlicht würden. Für den Muramasa würde dies den Fertigungsablauf vereinfachen und möglicherweise zu einer Abnahme der Fertigungskosten führen.

Der Einstellbereich des Rasierklingenspiels ist beim Muramasa konstruktiv sehr klein. Das Spiel deckt deshalb auch nur einen Bereich zwischen 0,6 mm und 0,9 mm ab. In der Rasurpraxis werden die Rasurstufen 1 und 2 sehr wahrscheinlich keine praxisgerechte Rolle spielen, da mit ihnen keine nachhaltigen Rasurergebnisse erzielt werden können. Die Rasurstufen ,,1" und ,,2" des Muramasa entsprechen der festen Rasurstufe des Gillette Tech. Der Anschaffungspreis für den Muramasa mit eigentlich nur drei nutzbaren Einstellvarianten ist dafür zu hoch angesetzt und wird allenfalls nur von sehr wenigen Hobelliebhabern akzeptiert werden.

Die Schraubhülse für die Verstellhülse der Rasierklingenverstellmechanik ist mit einem O-Ring versehen. Dieser O-Ring könnte mit der Zeit reißen oder zumindest beschädigt werden. Da der Muramasa aus meiner Sicht eine lange Nutzungszeit erleben wird, sollte ihm weitere O-Ringe als Ersatz beigefügt werden.
 
Der Muramasa ist wegen seiner außergewöhnlichen Rasierklingenspielverstellmechanik ein hochpreisiger Rasierhobel, der – so vermute ich – deshalb nur von wenigen Rasierhobelliebhabern angeschafft wird. Mir würde dagegen schon eine vereinfachte Variante des jetzigen Muramasa als dreiteiliger Rasierhobel ohne Rasierklingenspielverstellvorrichtung ausreichen. Bei diesem Dreiteiler müsste bei gleicher Größe ein festes Rasierklingenspiel vorgegeben werden, welches der Stufe ,,4" oder besser noch der Stufe ,,5" entspricht. Der Verzicht auf die Verstellmechanik sollte den Anschaffungspreis auf ein vertretbares Maß herabsetzen.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Dattelpalm

Danke Standlinie, tolle Arbeit!
Dein Beitrag beantwortet wohl so ziemlich alle Fragen, die man haben könnte ;)

Zitat von: Standlinie am 09. Oktober 2023, 21:37:57Mir fiel bei der Zerlegung des Muramasa auf, dass der von der Verstellhülse bedeckte Verstellmechanismus nicht mit Sand bestrahlt wurde und deshalb noch alle Spuren der CNC-Bearbeitung sichtbar geblieben sind. Diese Restspuren passen einfach nicht zu einem so hochwertigen Rasierhobel w

Könnte es sein, daß bei den beweglichen Teilen höchstmögliche Maßhaltigkeit wichtiger war als ein unsichtbares Finish?

owlman

Zur Verwendung von Kork in der Box: Das hat neben der Ästhetik auch mit Lokalpatriotismus zu tun. Portugal ist der weltgrößte Korkproduzent mit einem Anteil von etwas mehr als 50%.

Dattelpalm

Zitat von: owlman am 10. Oktober 2023, 00:31:24Portugal ist der weltgrößte Korkproduzent
dh:
Meine Küchen–Korkuntersetzer sind auch aus Portugal, 2 cm dick. Diese Qualität habe ich nur bei einem portugiesischen Anbieter gefunden.

MRetro

Danke für die ausführliche Darstellung @Standlinie. dh: