Gebrüder Krumm (Solingen-Gräfrath)

[Tammy_0105]

Ich möchte wieder einmal ein Messer zeigen. Diesmal von einem Hersteller, den ich bis vor Kurzem nicht kannte.
Es ist ein Messer der Gebrüder Krumm aus Gräfrath. Die Firma wurde 1907 gegründet und es gab sie mindestens bis Ende der 1950er Jahre.
Hier eine Werbeanzeige aus dem Buch ,,Solingen und sein Industriebezirk" von 1922, die das Produktsortiment zeigt.



Die Stahlwarenfabrik war in Gräfrath in der Bimericher Straße 13/15 angesiedelt und die Inhaber waren Louis und Emil Krumm.
Anzeigen, die in Zeitschriften der 1930er bis 1950er Jahre veröffentlicht wurden, bewarben vor allem Tischbestecke aus Silber.
Zu einem späteren Zeitpunkt firmierten sie als Großversandhaus Krumm, dessen Adresse ebenfalls die Bimericher Straße 13/15 war.
Hier ein paar Werbeanzeigen aus den 1950er Jahren, die Umstellung von Gebr. Krumm auf Großversandhaus Krumm erfolgte demnach zwischen 1952 und 1953.



Heute ist von der ehemaligen Stahlwarenfabrik und dem Versandhaus nicht mehr viel zu erkennen. Dort steht jetzt ein Mehrfamilienhaus.

Das Messer ist ein einem gutem Zustand. Die hochglanzpolierte Klinge trägt auf dem Erl das typische GK-Zeichen. Das Kunststoffheft hat eine kleine Perlmutt-Einlage als Verzierung und umschließt die Klinge fest und mittig. Auf der Erlseite scheint der Kunststoff etwas gealtert zu sein, was an der leicht dunklen Verfärbung erkennbar ist.
Die Klinge mißt 5/8" in der Breite, ist sehr dünn ausgeschliffen (ich hoffe, man kann das auf dem letzten Bild erkennen), ließ sich unglaublich leicht schärfen und begleitet die Rasur mit einem ausgeprägten Geräusch.
Ein, wie ich finde, schönes Stück Solinger Zeitgeschichte.
Hier nun die Fotos des Messers:

[UbuRoy]

Schön, das sich hier nach all den Jahren immer noch mal ab und an ein paar neue alte Hersteller finden.

Sehr schönes Messer.

[EasyRider]

@Tammy_0105 Deine historischen Recherchen sind beeindruckend!   Und das diesmal gezeigte Messer eine sehr elegante Rarität.

[MRetro]

Wieder ein schöner und umfassender Bericht, @Tammy_0105.

Aber das Angebot umfasste:
Armbanduhren, Porzellan, Tafelbesteck, Werkzeugmesser, Scheren, etc. ... Rasiermesser nicht einmal erwähnt ...

Ich(!) glaube nicht, dass es sich hier um den Hersteller des Rasiermessers handelt, sondern dass Rasiermesser zur Vervollständigung des eigenen Angebots dazu gekauft wurden.

Oder gibt es da weitere Belege?

[Tammy_0105]

Vielen Dank für Eure Kommentare.

Ich(!) glaube nicht, dass es sich hier um den Hersteller des Rasiermessers handelt, sondern dass Rasiermesser zur Vervollständigung des eigenen Angebots dazu gekauft wurden.

@MRetro, da sprichst Du einen guten Punkt an. Ich denke auch, daß Rasiermesser eine absolute Nische für die Gebrüder Krumm waren und es liegt nahe, daß sie Rasiermesser nicht in ihrer eigenen Fabrik herstellen ließen. Zwei Möglichkeiten halte ich für denkbar: Sie haben Rasiermesser komplett von einem spezialisieren Hersteller zugekauft, oder sie hatten einen oder mehrere kleine Schleifer als Auftragnehmer, denen Sie die Rohlinge zur Verfügung gestellt haben und die sie in Heimarbeit für die Gebrüder Krumm geschliffen haben. Beides war damals üblich. Genaueres läßt sich höchstwahrscheinlich heute nicht mehr in Erfahrung bringen.

[MRetro]

Na ja, nach heutiger Gesetzeslage hast du ja sogar recht.

Als Hersteller gilt nach dem Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) jeder als Hersteller, der ein Produkt herstellt oder entwickelt oder herstellen lässt und dieses Produkt unter seinem eigenen Namen oder eigenen Marke vermarktet.
Sozusagen: Wer draufsteht ist Hersteller.

Für mein Empfinden, sollte diese Person/ dieses Unternehmen aber wenigstens wichtige Arbeitsschritte an diesem Produkt mit eigenem Personal oder Maschinen selbst getätigt haben. (Das Gesetz spricht dann hier vom Produzenten.)

Aber wer kennt schon diese Unterschiede oder will sich übehaupt auf diese Weise damit auseinandersetzen.