Vom Schleifen oder Schärfen

Begonnen von Sicknote, 02. März 2010, 22:32:21

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Stoppelfeld

Zitat von: UbuRoy am 03. März 2010, 09:27:29
Schleifpapier... Naja. Eigentlich heißt es "Schmirgelleinen"... und in meiner Metallerlehre wurde ich durchaus vom Meister angehalten, Bohrer und Drehmeißel zu schärfen, nicht zu schleifen. Steht in jedem Tabellenbuch.

Ich hab mir einmal den Spass gemacht und in einem meiner fünf Tabellenbücher Metall nachgeschlagen, darüber hinaus in diversen Publikationen von Hildebrand, S., irgendwie haben alle vergessen Schärfen im Index aufzulisten...schon eigenartig.

Barth

Vielleicht könnte man sich ja so einigen :

Schärfen : Schnittfähigkeit (wieder)-herstellen

Schleifen : etwas in Form bringen (mit geometrisch unbestimmten Mitteln)
Was wohl passieren würde wenn man vorm Candyman stünde und 5 x  hintereinander -''Spiegel''- sagen würde . . .

UbuRoy

Zitat von: Stoppelfeld am 03. März 2010, 10:16:51
Ich hab mir einmal den Spass gemacht und in einem meiner fünf Tabellenbücher Metall nachgeschlagen, darüber hinaus in diversen Publikationen von Hildebrand, S., irgendwie haben alle vergessen Schärfen im Index aufzulisten...schon eigenartig.
Mag daran liegen, das meine Metalltechnik Fach- und Tabellenbücher halt aus den 60er/70er Jahren stammen. Meine Rasiermesserbücher u.a. von 1935 und 1865. Da ist ausschließlich von Schärfen die Rede.
Ist halt heute alles nur noch schnulli, harhar.

frankyle

Ab jetzt schleife ich meine Fotos und schärfe meine Werkzeuge ??? ;D

Ich denke auch Werkzeuge werden geschlieffen (Schleifsteine, Schleifschlamm, Schleifwinkel, Feinschlieff) ..die Schärfe stellt nur
die mechanische Eigenschaft des Schliffs da. Also wie Fein, was fürn Winkel usw...
Daraus würde folgen das "scharf machen, Schärfdienst, Schärfkosten" schon dierichtige Begriffe sind, da dieser sich ja auf die Eigenschaft des Werkzeuges beszieht, erreichen tun sie dies im allgemeinen durchs schleifen. Und daraus folgt doch, dass das Verb "schärfen" an sich falsch ist in Bezug auf Metall, oder ? Vielleicht als Adverb "nachschärfen"  richtig ?

(Trennen -> Schleifen -> Werkzeugschleifen [Winkel] -> Schärfe).

Gruß

Iltis

Zitat von: Barth am 03. März 2010, 10:51:51
Vielleicht könnte man sich ja so einigen :

Schärfen : Schnittfähigkeit (wieder)-herstellen

Schleifen : etwas in Form bringen (mit geometrisch unbestimmten Mitteln)

Das ist ziemlich gut auf den Punkt gebracht, meine ich; jetzt werde ich selber pedantisch ;D. Eine neue Facette formen, bzw. ein vorhandenes verändern (z.B. auch bei ein neues Messer, der mit angehobenen Rücken geschärft wurde) - das ist Schleifen. Die Verfeinerung und Politur diese Facette bzw. Behandlung, das der Grat entsteht - das ist Schärfen. Also, in der Regel machen  auch wir beides.

Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

1000meilen

Um da bei der Fachsimpelei auch noch mitzumischen: In der Metallbearbeitung hat Schärfen durchaus seinen Platz, nämlich beim Schmieden: "Schärfen" ist eine der Grundtechniken bei der handwerklichen Warmumformung, gemeint ist das verjüngen eines Werkstückes zu einem Ende hin. Tut hier ja eigentlich nichts zur Sache, aber sollte der Vollständigkeit halber auch noch genannt werden, da ja jedes Messer auch einmal geschmiedet wurde (wenn auch heute "nur" noch im Gesenk). Ich schärfe mit dem Hammer, schleifen tu ich auf den Steinen.

Immer ist jetzt.

DeinName

Zitat von: UbuRoy am 03. März 2010, 09:27:29
'Türlich ist schärfen abrasiv. Sonst würde wohl kaum jemals eine Klinge scharf werden.

Außerdem ist ein Schleifstein ein Schleifstein und ein Schärfstein ein Schärfstein.

Schleifsteine werden in der Regel mechanisch bewegt (meist achsial drehend) während das zu schleifende Gut oder auch der Schleifstein/-scheibe/what ever durchaus unbewegt und/oder mechanisch/manuell nachgeführt sein kann (muß aber nicht).

Ein Essen zu schärfen stelle ich mir schwierig vor. Ich würze in der Regel nur, wodurch es durchaus auch schärfer werden kann.

Deiner Lobrede darob der Klarheit von Fachtermini in der deutschen Sprache widersprichst Du also eigentlich selbst. Nicht schlimm, aber schön das wir mal drüber geredet haben ;-)

Schleifpapier... Naja. Eigentlich heißt es "Schmirgelleinen"... und in meiner Metallerlehre wurde ich durchaus vom Meister angehalten, Bohrer und Drehmeißel zu schärfen, nicht zu schleifen. Steht in jedem Tabellenbuch. Heisenbergsche Quantentheorie haben wir dafür eher seltener zu Rate gezogen...

Ist wie mit Schraubenzieher (Schraubendreher), Schieblehre (Meßschieber), Zollstock (Gliedermaßstab, übrigens mit dezimaler Zentimetereinteilung...). Glühbirne (Glühlampe, die heutzutage oft "angeschalten" werden, mannmann...) usw. Könnte ich noch Dutzende weitere sehr "unscharfe" Begriffe anführen, die - zumindest ich - auf der Werft damals nie verwendet habe, weil sofort eine blöde Bemerkung der Kollegen gekommen wäre...

Deutsche Sprache ist eigentlich ideal für klare und eindeutige Definitionen 8natürlich mit Ausnahmen). Um so trauriger, das heutzutage selten jemand unter 40 Lenzen in der Lage ist, dieses mächtige und schöne Werkzeug wirklich gut zu bedienen. Aber das ist ja nix Neues.

@UbuRoy: Dein Beitrag zu diesem Diskurs ist wie immer sehr schleifsinnig... äh, scharfsinnig  ;D

Ich persönlich wurde bis jetzt überhaupt nur im Zusammenhang mit Rasiermessern mit dem Begriff "Schärfen" konfrontiert. Die Fachbegriffe für den Unterhalt von Holzbearbeitungswerkzeugen kenne ich als "Schleifen" und "Abziehen", wobei "Schleifen" sowohl die Formgebung als auch das Korrigieren - "Herausschleifen" von Verletzungen an der "Schnittkante" bezeichnet. "Abziehen" bezeichnet den letzten Arbeitsgang beim Schleifen bzw. das Scharfhalten eines geschliffenen Werkzeuges, ist nur gering Abrasiv (oder polierend) und besorgt den 2ten Schneidewinkel. Wird der 2te Schneidewinkel nach mehrfachem Abziehen zu stumpf, ist wieder Schleifen angesagt.

Natürlich ist "Schärfen"/Abziehen und sogar Polieren Abrasiv. An meinem Fahrrad kann man z.b gut sehen, dass Spandex in der Lage ist eloxiertes Aluminium zu polieren, nach xtausend kilometern mit messbarem Abtrag.

Zugegebenermassen besitze ich selber keine "Schärfsteine". Meine Schleifmaschine von Tormek verfügt über einen Schleifstein und eine Lederabziehscheibe. Meine Naniva Superstones (1000, 3000, 5000, 8000) werden vom Händler als Abziehsteine deklariert   ;)