Alte Stähle sind besser

Begonnen von Drei, 22. Januar 2008, 16:28:27

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Drei

Was sagen die Experten, sind alte Stähle wirklich besser? Wenn sie besser sind, woran merkt man das? Rasieren die besser, sanfter oder lassen sie sich besser schärfen?

henning

Hallo Drei
Ich selber kann dazu nur sagen, daß es sich bei meinen Messern fast ausschließlich um alte Klingen handelt. Ich kam mit dem nagelneuen Prima Klang nie so gut zurecht, wie zum Beispiel mit meinem zweiten gekauften Messer, einem uralten Böhler 5/8. Danach habe ich etliche Messer ersteigert die alle wohl zwischen 40 - 150 Jahre alt waren. Ausnahmen, sowohl vom Alter als auch vom Stahl, sind die Friodur, bei denen ich das Alter nicht kenne und mit denen ich sehr wohl zurecht komme. Mit allen alten Messern komme ich wunderbar zurecht. Das Klang werde ich demnächst hier verkaufen, weil ich es einfach nicht benutze. Ich möchte nicht ausschließen, daß das ein subjektives Empfinden von mir ist, evtl. beeinflußt vom Design des Klang. Oder ich verbinde es innerlich und unbewußt immer mit meinen ersten miesen Messererfahrungen, die ich auf dem damals stumpfen Klang machte.
Allerdings hat sich Guilty mir gegenüber auch schon derart geäußert, daß alte Stähle besser seien.
Ciao

mecky messer

die friodurs sind ca.45 jahre alt.finde sie gehören zum "alten stahl".ich persönlich finde auch das die alte stahlqualität heute nicht mehr so gut ist

Bartisto

Hallo Drei,

ein generelles Urteil abzugeben, das ist eine gewagte Sache. Was Schnitthaltigkeit (Standzeit) betrifft, so lasse ich auf die Stähle, die vor dem 2. WK und bis ins 19, Jh. hinein gemacht worden sind überhaupt nichts kommen. Wenn eine Klinge aus dem 19. Jh. nach drei Monaten täglicher Rasur unmittelbar nach der Rasur immer noch den Haartest besteht, dann spricht das für sich. Das sind Stähle, die nicht aus der Puste kommen. Hier benötigt man kein Wechselmesser, damit eine Erholungsphasen von 48 Stunden eingeplant werden kann.
Unter den neuen habe ich so eins noch nicht gefunden und meine Sammlung ist nicht klein.

Gruß
Bartisto

Senser

Ich habe zwar einige neue Messer, möchte aber bezweifeln, dass deren Klingen auch aus neuem Stahl sind. Bisher scheinen wohl die meisten Hersteller noch auf alte Klingenrohlinge zurückgreifen zu können. Von daher kann ich mir da kein richtiges Urteil erlauben, zumal ich auch zuwenig von Stahl verstehe.
Vorstellbar ist jedoch, dass ungeachtet der Legierung, die alten Klingen in ihrem Gefüge "zur Ruhe" gekommen sind. Mein Prima Klang war und ist allerdings auch ein hervorragendes Messer. Ich würde es nicht abgeben, zumal es offensichtlich bei diesem Messer Qualitätsunterschiede gibt. Ich habe mich seinerzeit etwa 6 Monate fast täglich mit dem Klang rasiert, es ist bis Heute noch nicht auf dem Stein gewesen und rasiert noch immer einwandfrei. Ich habe aber auch schon neue D... Messer zum Schärfen bekommen, da spürte ich bei der Arbeit sofort, dass mit diesen Klingen nicht viel los ist. Die neuen Böker kenne ich nicht, möchte aber mal behaupten, dass dort niemand mehr arbeitet, der auch nur halbwegs so etwas wie ein altes "King Cutter"
zu schleifen, zu polieren und zu veredeln versteht. In diesem Fall könnte ich mir aber vorstellen, dass es sich zumindest bei den Klingen um alte Rohlinge handelt. Oder warum sollte wohl jemand auf die Idee kommen, eine neue Rasiermesser Serie in 3/8" aufzulegen.
Ich würde aber bei neuen Messern wissen wollen, wie alt die Klingen tatsächlich sind. Solange es noch genug alte und auch "neue" alte Messer auf dem Markt gibt, braucht man sich über wirklich neue Klingen auch noch keine Gedanken zu machen.
Gruß Senser

Drei

Ich möchte mir in diesem Jahr ein "neues" Thiers gönnen. Jetzt bin ich natürlich etwas ratlos, was die Auswahl angeht. Alter Stahl neu geschmiedet, neuer Stahl neugeschmiedet oder gar alter Stahl vom alten Meister? Mich interessiert, ob die Preisdifferenzen eher ideeller Natur sind oder da ein spürbarer Unterschied vorhanden ist.

Henning, warum bist Du mit Deinem neuen Prima-Klang nicht so gut zurecht gekommen?

Bartisto, die Schnitthaltigkeit scheint also nicht nur an der reinen Härte des Stahls zu liegen?

mecky messer

senser hast wieder recht du fuchs.qualitäts unter dovos gibt es in der tat.man kann 100 die gleichen klingen haben aus einer serie,jede klingt und fühlt sich anders an auf dem stein.dann kommt noch bei zb d.... hinzu wer den hohlschliff gemacht hat.hat man glück,war es mein vorbild,der 1947 den facharbeiterbrief mit sehr gut bestanden hat und das obwohl er gebürtiger berliner ist,das war damals ein plaver in solingen.oder die klinge wurde von jemand anderen hohlgeschliffen,das merkt man.

meiner meinung nach ist ein alter rohling immer besser.wenn er auch alt ist,und nicht als alt auf den markt geworfen wird.

Bartisto

Zitat von: Drei am 23. Januar 2008, 16:42:40
Ich möchte mir in diesem Jahr ein "neues" Thiers gönnen. Jetzt bin ich natürlich etwas ratlos, was die Auswahl angeht. Alter Stahl neu geschmiedet, neuer Stahl neugeschmiedet oder gar alter Stahl vom alten Meister? Mich interessiert, ob die Preisdifferenzen eher ideeller Natur sind oder da ein spürbarer Unterschied vorhanden ist.

Henning, warum bist Du mit Deinem neuen Prima-Klang nicht so gut zurecht gekommen?

Bartisto, die Schnitthaltigkeit scheint also nicht nur an der reinen Härte des Stahls zu liegen?


Hallo Drei

Natürlich ist die Schnitthaltigkeit ist bei einem Rasiermesser ein ganz entscheidender Punkt.
Sie hat nicht unbedingt etwas mit der Härte zu tun.
Wichtig ist Folgendes.
Der Stahl sollte hart sein, das ist eindeutig.
Hinzu kommt aber, er sollte trotzt seiner Härte ein Gefüge haben, dass so zäh und so dicht ist, dass er nicht ausbricht.
Bespiel: Ich habe ein DORKO 15/16 aus Carbonstahl. Ein begehrtes Teil. Der Stahl neigt aber zum Bilden von feinsten Ausbrüchen gerade dann, wenn er vom feinsten Stein kommt. Für mich ein Zeichen von zu großer Härte bzw. fehlender Zähigkeit.
Mit Feingefühl bekommt man ihn hin. Dann ist er unschlagbar gründlich und schnitthaltig.

Bei allen neuen TI, die ich bisher in allen Qualitätsstufen geschärft habe, habe ich die Kombination von hoher Härte UND Zähigkeit gefunden. Der Stahl kommt aus Sheffield.
In dieser Weise unterscheiden sie sich nicht von meinen alten Messern aus Thiers.

Zur Härte: Nach Informationen aus dem alten Forum liegt der Sheffield von W & B bei 61 HRC, die neuen Thiers sollen etwas darüber liegen, der Friodur liegt bei 56,3, gleicht dies durch andere Eigenschaften aber wieder aus.

Auf das Herumgerede ,,Alter Rohling" lasse ich mich nicht ein. Hier kann viel erzählt werden.


Gruß
Bartisto



Bengall Reynolds

Zitat von: mecky messer am 23. Januar 2008, 20:20:45
...hat man glück,war es mein vorbild,der 1947 den facharbeiterbrief mit sehr gut bestanden hat und das obwohl er gebürtiger berliner ist,das war damals ein plaver in solingen.oder die klinge wurde von jemand anderen hohlgeschliffen,das merkt man.

()

Danke, das habe ich gebraucht!
Kannst Du nicht mal ein gutes Wort bei Herrn Stremmel für mich einlegen bevor ich ihm meine Bewerbung schicke?
Ich würde gerne die Nachfolge des Berliners antreten  ;D

Was bitteschön ist ein "plaver"?????
On a long enough timeline, the survival rate for everyone drops to zero.

mecky messer

einen aufstand.er wird wohl einen teil seines können mit ins grab nehmen.zwei wollter er anlernen,einer hat eine firma und hat keine zeit,der andere hat das handtuch gworfen.er ein "heimarbeiter"

harrykoeln

Palaver ist Gerede... sowas in der Art Geschwätz...
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Bengall Reynolds

Ach so, PALAVER

Ich dachte es geht wirklich um PLAVER und das es sich um einen Solinger Fachbegriff handelt!?!

@ MeckyMesser

ist es denn tatsächlich noch so, dass die Schleifer in Solingen ihre eigenen Kotten oder Schleifbuden zu Hause betreiben?
Ich dachte das wäre schon lange vorbei und zumindest Dovo hätte da einige Hohlschleifer, die ihre Dienste im eigenen Werk verrichten?
On a long enough timeline, the survival rate for everyone drops to zero.

henning

@Drei
Das habe ich erklärt. Es war mein Anfängermesser. Ich war natürlich zuerst untalentiert, aber das Klang war auch stumpf, wie Guilty schnell feststellte. Hatte es von einem Waffenhändler. Mein zweites Messer war ein uraltes Böhler aus der Bucht, daß von Guilty hervorragend geschärft wurde. Obwohl beide 5/8 und Vollhohl waren, kam ich auf Anhieb mit der alten Schwarte viel viel besser zurecht. Es war schärfer aber auch sanfter.
Herzi hat mein Klang im Moment und kommt eher gut damit zurecht, wobei er sich ja wohl noch generell mit Messern schwer tut. Seit der Zeit jedenfalls, war mir das Klang irgendwie zuwider.
Ciao

Senser

Das hat doch alles nichts mit altem oder neuem Stahl zu tun. Ihr beschreibt hier nur, was Handwerker aus dem Material gemacht haben. Genau wie in meinem Job, gibt es wohl auch bei den Messermachern nur noch ganz wenige gute Leute. Jeder Stümper kann auch aus dem besten Stahl ein Stück Schrott machen. Gute Arbeit war früher noch eine Selbstverständlichkeit, Sie war sozusagen Ehrensache. Ich glaube, dass es eher damit zu tun hat, dass den meisten Leuten heutzutage eben dieses Verständnis von ihrer Arbeit abgeht, und nicht damit, ob der Stahl alt oder neu ist.
Gruß Senser

henning

Jeder kann glauben was er will.