Antikes TI Le Grelot: "Negativ lächelnde" Klinge, zu breiter Rücken.

Begonnen von UbuRoy, 19. August 2009, 11:57:08

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UbuRoy

Moinsen die Herren.

Um das unsägliche Sommerloch mal mit leben zu füllen:

Ich habe mein erstes und einziges altes Le Grelot von Thiers in Froonkraisch erstanden.

Sah auf den Bildern nicht soo schlecht aus. Jetzt, hier auf meinem Tisch sieht es anders aus:

Rückseitige Beschalung mehrfach gebrochen. Muß ich leider tauschen. Schade, hatte schöne Schalen und Alpaca Logo. Aber nicht soo tragisch. Habe hier wunderschöne passende Schildpattimitat schalen liegen. ;-)

Die Klinge guckt mich aber mit derart heruntergezogenen Mundwinkeln an, das mir graut.
Das war wohl mal ein 6/8 oder gar breiteres Messer zur Zeit der Fertigung (so um 1920 herum?). Jetzt erreicht es noch knapp 5/8.

Leider hat der ursprüngliche Besitzer es irgendwie geschafft, in die Mitte einen Bogen reinzuschleifen, der sich gewaschen hat. Unglaublich: Über 2mm ist die Schneide ganz vorn und ganz hinten Breiter als in der Mitte.

Ich hab das auf einem 400 Stein ausgeglichen. Sie ist jetzt wieder gerade. Die Facette war mit dem 1000er relativ schnell gemacht.
Unterarm rasur nach diversen Japanern und GBB war gegeben.
Ordentlich gepastet und geledert und als Ergebnis:

Das Teil ist total stumpf ???????

Ich hab irgendwo gelesen, dass Moviemaniac und Senser ebensolche Probleme mit TI Messern hatten?
Falls ja, wäre ich sehr an der Lösung interessiert, weil ich kein Bock habe, wie bei dem ollen Damastteil zwei Wochen sinnlos meine Zeit zu vergeuden, indem ich versuche ein Messer zur schärfen, das nicht schärfbar ist.

Also: Tips are welcome.

Vermutlich ist nun der Rücken zu breit für die stark verschmälerte Klinge. Da stellt sich jetzt natürlich die Frage, wie gleiche ich denn eigentlich einen zu BREITEN Rücken aus?
Zu schmal klebe ich ab, zu breit??? Abtragen auf dem Stein?

lesslemming

oh je, so einen Fall hatte ich die Tage auch. Ein viertelhohles erich ern,
sah echt prima aus, aber eben auch dieser Recurve.

Der entsteht übrigens wenn der urpsrüngliche Besitzer das Messer über Jahrzehnte auf einem Leder schärft,
natürlich mit irgendeiner Schleifpaste, völlig ohne Steine.
Dadurch entsteht diese unübliche Form. Auf der anderen Seite ist es ein Zeugnis dafür dass das Messer dem Besitzer wohl gefallen hat
und jahrelang gute Dienste geleistet.

Das war letztendlich der Ansporn mein Messerchen doch nicht in die Tonne zu kloppen.
Mein Problem war, dass ich erst gar nicht bis zum 1000er gekommen bin.
Ich habe es nicht geschafft dass sich die beiden Seiten zu einer Schneide treffen,
und das auf einem 400er Diamantstein.

Was ich getan habe war den Rücken zu opfern. Tape ab.
Das hat beim Schruppen eh gestört.
Dadurch wurde wirklich viel Material abgetragen,
ein kumpel meinte "welcher depp hat denn das so gemacht ^^"

Ist wirklich nicht schön, aber es hat funktioniert.
Aber du hast ja zum Glück den schwierigsten Teil hinter dir,
das begradigen des Recurves. Also sollte Rücken abnhemen eigentlich nicht nötig sein

Es rasiert jetzt übrigens ganz hervorragend... es ist halt nur echt schmal  :P

Mach doch folgendes; errechne mal den Schneidwinkel.
Hier geisterte doch mal eine "honing matrix" rum,
ansonsten poste einfach Dicke des Rückens
und Breite des Messers von der Schneide bis zum beginn des Hone Wear.
Daraus lässt sich der Winkel errechnen,
aber wenn der nicht grade 40° beträgt sollte es dennoch rasieren,
meine ich.

TI sind in der Tat nicht unbedingt immer leicht zu schärfen,
zumindest meins nicht,
aber eher so dass es nicht hervorragend (im Gesicht) rasiert,
nicht dass es gar nicht erst scharf wird!
Ich habe dafür die Härte der Messer im Verdacht,
man geht zu früh von den mittleren Steinen
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

Guilty

Zitat von: lesslemming am 19. August 2009, 12:58:37


Der entsteht übrigens wenn der urpsrüngliche Besitzer das Messer über Jahrzehnte auf einem Leder schärft,
natürlich mit irgendeiner Schleifpaste, völlig ohne Steine.
Dadurch entsteht diese unübliche Form. Auf der anderen Seite ist es ein Zeugnis dafür dass das Messer dem Besitzer wohl gefallen hat
und jahrelang gute Dienste geleistet.


Bist Du Dir da sicher?
Habe mich in den letzten Jahren mit einigen Friseuren und in die Jahre gekommenen Messerrasierern unterhalten.Früher war es üblich das Messer mit einer "achter" Bewegung auf dem Stein zu schärfen.Und nur mit dieser Methode bleibt der mittlere Teil der Schneide permanent auf dem Stein.
Das ist auch die einzige Erklärung die mir einleuchtet wie es zu einer aushöhlung des mittelteils der Schneide kommt.

harrykoeln

Zitat von: lesslemming am 19. August 2009, 12:58:37
...
Ich habe dafür die Härte der Messer im Verdacht,
man geht zu früh von den mittleren Steinen

Das ist auch meine Vermutung. Die brauchen wirklich Aufmerksamkeit, wenn Du (wie bei einem "normalen" Messer) meinst auf einem Stein fertig zu sein, schieb ruhig noch 30, 40 Züge pro Seite nach. Mit nem 7/8 Fox and Rooster hab ich folgendes erlebt. Gemäß Lupe, gemäß Rückmeldung von Klinge und Stein, gemäß Gehör war ich fertig auf dem 1000er. Haare Unterarm - Nix! Und weiter und weiter... Ich weiss nicht, wieviele Züge noch auf dem 1000er. Bestimmt noch 150 - 200 bei Wende alle 2 Züge. Auf einmal fiel ein Haar, dann fünf, und ein paar Züge weiter büschelweise, da konntest Du echt zugucken. Von Zug zu Zug überzeugender.
Seit dem Moment, räume ich bei TIs einfach ein Stündchen mehr Zeit hin. Es lohnt sich.
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

lesslemming

Auf jeden Fall lohnt es sich, mein TI ist mein absolut bester rasierer.
Besonders zu unterstreichen ist, wenn TI länger brauchen bis sie "durch" sind
und du vorher stundenlang mit einem 400er geschruppt hast,
kannst du dir umso sicher sein dass sie noch mehr aufmerksamkeit auf dem 1000er brauchen.
Hier würde ich sogar breadknifing in Betracht ziehen,
also die schneide nochmal stumpf machen
und vom 1000er oder etwas gröber einen neuen Grat aufbauen

@guilty: wie soll man auf einem flachen Stein einen Recurve einschleifen?
ausgenommen sind vielleicht extrem schmale Steine, aber die meisten waren mindestens halb so breit wie eine Klinge.
Leder waren früher deutlich schmaler und die meisten Privatleute hatten keine Steine
(ein merkmal der Recurves ist ja auch, dass man mit einem planen Stein den mittelteil gar nicht erreicht)
sondern Kalk oder Graphit oder Asche auf ihre Leder geschmiert.
Ist schon interessant, wenn man ein altes Stück Geschichte hat und versucht rauszufinden,
was damit passiert ist  :D
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Guilty

Habs jetzt einfach mal mit der Praxis probiert.
Ausgangsmesser war ein sagen wir mal nicht so dolles Messer.
Angewand habe ich die achtermethode auf einem 1000er damit ich nicht jahrzenhte brauche.Die Umdrehungen habe ich nicht gezählt.Für das sichtbare Ergebniss habe ich aber nicht länger wie 15 Min gebraucht.







UbuRoy

Ja, das begradigen ging eigentlich recht schnell. Ne knappe Stunde, dann lag die Schneide nahezu komplett plan auf.

Auf dem tausender habe ich in der tat nicht mehr abgezogen als für andere Klingen auch. Dann liegt wohl da der Hase im Pfeffer.

Also heute Abend nochmal ab 1000 aufwärts und das intensiv.

Merci für den Hinweis.

Da ich bislang noch nie ein TI in den fingern hatte spart das sicher viel rumprobieren.

harrykoeln

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

UbuRoy

Zitat von: harrykoeln am 19. August 2009, 15:25:35
Mach laaaangsaaaaaam, nimm Dir Zeit...
Alln's chlor.

Bei der Hitze geht schnell sowieso gar nicht ;-)

lesslemming

..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

UbuRoy

Thema erledigt.

Heute nochmal etwas intensiver über den 1000der und no problem bei den folgenden. Haartest wird ganz gut bestanden.

Jetzt kommt die Rasur damit.

Hier sind die Bilder. Ist ein altes Le Grelot etwa 1920 - 1930. Die Schalen sind leider nicht Original, da zerbrochen. Aber sehr ähnliches Logo und Schildpattimitat mag ich sehr gern.
Außerdem ist die Einlage aus Echtgold (kommt auf den Fotos nicht richtig raus, ist hoch leutend und wunderschon).

http://fotos.web.de/joerg_scheffler/Thiers_Issard_Le_Grelot

cond

Hallo,

ich habe von Guilty 4 stumpfe Messer erstanden, um das Schärfen zu üben.

Eines dieser Messer von "Donaty" erinnert mich sehr an dein TI, ist die Klingenätzung "special pour peau sensible" für Frankreich typisch?

Es war/ist ebenfalls absolut stumpf, da mein gröbster Stein ein 1000er ist, habe ich schon ca 2-3h Material abgetragen,
Ergebnis ist jetzt, in der Mitte senst es meine Armhaare nur so weg, vorne und hinten muss ich allerdings noch arbeiten,
da ziept es bisher nur.

Besteht da eventuell eine Verwandschaft der Messer?

Ich freue mich sehr darauf, dieses Messer irgendwann mal benützen zu können, es ist richtig schön schwer.







UbuRoy

Hört sich zumindest ähnlich an. Die Ätzung taucht bei Franzosen recht häufig in der form oder ähnlich auf.

Ja, die dinger sind sauhart. Das schärfst bis der Arzt kommt. Aber das wird irgendwann. Spaß macht es allerdings eher weniger ;)

cond

Da es so mit das erste Messer ist, was ich schärfe, macht es schon noch Spaß :)

Ich denke nur, beim letzten Drittel werde ich Probleme bekommen, wenn ich nicht gerade die Mitte wieder mitschleife, oder entsprechend "anhebe", mal sehen, werde vllt. heute abend weitermachen.