Von Klingen, die rosten

schlenk · 09. Juli 2009, 09:36:00

Interessante These, Brauer!
Habe daher mal den Gegentest mit meinem PROGRESS 500 (Chrom) gemacht. Nach der ersten (etwas ruppigen) Rasur und nach ca. 12 Stunden Abtrocknen im gespülten und locker geschraubten PROGRESS sah die Klinge so aus:

<img src="http://lh4.ggpht.com/_Gx37pFINTlU/SlWaudZVf1I/AAAAAAAAARs/Bhto5Sfu2dk/s800/rapira_supersteel03.jpg" />

Das Bild ist zwar nicht sehr gut, erinnert mich aber trotzdem an die alten Bilder aus dem Einsatz mit dem GILLETTE. Die Klinge ist zwar nicht ganz so übel verfärbt, hat aber deutlich sichtbar braune Verfärbungen. Ich sehe schwarz für den russischen Superstahl...

Eine Rasur gebe ich Ihr noch.

herzi · 09. Juli 2009, 09:38:29

Wennst welche übrig hast würd ich mir das gerne aus der Nähe anschauen. Könnte Dir im Gegenzug russischen Überstahl (schwarze Rapira) schicken.

schlenk · 09. Juli 2009, 09:52:23

"Überstahl"! Hypersteel! Sehr gut! Was gibts den noch?

@Herzi: Können wir machen. Habe noch drei. Zwei gehen heute an Dich raus. Kannst Sie ja mal in verschiedene Hobel stecken.

Brauer · 09. Juli 2009, 19:52:16

Hallo Schlenk, ich habe vorhin was dazu geschrieben wurde irgenwie verschluckt, scheiß Technik (oder ich blöd).
Woher hast Du deine Rapiras? Es sind sehr viele China Fakes auf dem Markt, ein Händler sagte mir auch das es
bei denen vorkommen kann dass man 2te Wahl erwischt. Sprich vom Hersteller aussortiert von russichen Schwarzmarkthändlern aus dem Schrott gefischt und auf Märkten verkauft, sowas gibt es wirklich.
Nach Chinesischen sehen mir Deine nicht aus. Ich kann nur nochmal sagen, bei mir hat außer im Gillette Zahnkamm
noch keine von denen gerostet. In sofern keine These, sondern meine persönliche Erfahrung.

schlenk · 09. Juli 2009, 19:58:42

Waren eine freundliche Beigabe. An Fakes glaube ich auch nicht so richtig, aber 2.Wahl kann schon sein.
Ist auch alles nicht so schlimm, habe ja genug 1.Wahl-Klingen im Depot...

Mal sehen was Herzi dazu meint, zwei der RAPIRAs sind zu ihm auf dem Weg.

Gillette · 10. Juli 2009, 08:30:54

Ich habe ein wenig geforscht

und hier http://www.wuerth.de/de/service/dino/02rost-verbindelemente.html folgendes gefunden: Die Beständigkeit von Edelstahlegierungen ist abhängig von der Materialpaarung, der Temperatur und dem pH. Wie der Tabelle auf der Seite zu entnehmen ist, gibt es sogar Bedingungen, bei denen Edelstähle völlig unbeständig sind, z.B. 10%ige Salzsäure. Die Materialpaarung, d.h. die elektrochemische Korrosion muß ebenfalls beachtet werden: Zitat. Kontaktkorrosion entsteht, wenn zwei Bauteile unterschiedlicher Zusammensetzung sich in metallischem Kontakt befinden und Feuchtigkeit in Form eines Elektrolyten vorhanden ist. Hierbei wird das unedlere Element angegriffen und zerstört. Ein schönes Beispiel: Kupferelemente auf dem Dach (Nägel, Schrauben, Bleche usw.), darunter eine verzinkte Dachrinne. Jetzt kommt Regen (leicht sauer durch im Wasser gelöstes CO₂ und schon haben wir ein elektrochemisches Element (Batterie) und den schönsten Lochfraß im Zink. Wenn ich hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Elektrochemische_Spannungsreihe richtig gelesen habe, hat die Paarung Kupfer-Zink ca. 0,9 V.

Das war die Theorie, die Praxis dürfte so aussehen, daß die Passivierungsschicht auf der Klinge nicht ganz vollständig ist, ev. am Hobel vielleicht die Chrom- oder sonstige Schicht nicht oder nicht mehr ganz geschlossen ist und sich durch die Rasierseife Elektrolyte (z.B. Natriumhydroxid) im Wasser befinden. Beim Einspannen der Klinge können und werden wohl auch kleinste Beschädigungen der Oberflächen auftreten, was das Ganze noch begünstigt. Gleicher Effekt wie oben, es bildet sich ein elektrochemisches Element und die Klinge als der "unedlere" Teil rostet. Da bei jedem die Bedingungen anders sind (Temperatur, Seife, Hobel, Klinge) tritt die Korrosion mal früher und mal später oder auch gar nicht auf, z.B. weil die Klinge zu früh entsorgt wird.

schlenk · 10. Juli 2009, 08:54:53

Respekt, Brauer!!! Ich denke inzwischen, dass Du von Anfang an den Daumen

drauf hattest! Sicherlich ist der RAPIRA Stahl nicht das Maß aller Dinge, aber der viel entscheidendere Aspekt scheint die Materialmischung mit meinem GILLETTE Zahnkamm zu sein. Das habe ich spätestens heute morgen gemerkt, als ich nach der DERBY Extra geschaut habe, die zZ eingelegt ist und mit der ich mich erst einmal rasiert habe...

<img src="http://lh5.ggpht.com/_Gx37pFINTlU/SlbjOZ0dYKI/AAAAAAAAATg/Rt-gflzVEBQ/s800/derbyextra_rost.jpg" />

Scheint also doch an der Mischung zu liegen und das ausschliesslich(?) oder vorranigig mit den einfachen Stainless Klingen.
Mit der SCHICK Platinium jedenfalls gab es diese Probleme im GILLETTE nicht.

Brauer · 10. Juli 2009, 20:12:59

Gillette gebührt ein Extralob aufgrund seiner ausführlichen Berichterstattung mit Quellenangabe !!!

Gillette · 11. Juli 2009, 19:24:17

Danke

Brauer · 12. Juli 2009, 17:05:13

Hallo Gillette, Ehre wem Ehre gebührt! Aber Dein Bericht hat auch meine Erfahrungen bestätigt.

schlenk · 12. Juli 2009, 17:07:36

Sorry, Gillette! Ich hatte die ausführlichen Ausführungen Brauer zugeschrieben...

Ergo: Respekt Euch beiden!!!

henning · 12. Juli 2009, 17:24:10

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß verschiedene Klingenmarken rosteten (falls das übberhaupt Rost ist), wenn man die Hobel nach Benutzung nicht gründlich genug ausspült und weglegt und zudem ständiger Nässe aussetzt. Ich lege die Hobel, die ich jeweils verwende, gerna am Beckenrand ab. Wenn sie da z. B. beim Händeswaschen ständig neuer Nässe ausgesetzt werden, rosten die Klingen. Legt man sie so ab, daß sie auch abtrocknen können, habe ich dieses Phänomen nicht mehr, so daß ich Seifenwasser und/oder ständige Nässe als Übertäter ausmachte.

Ciao

H. Herdick · 12. Juli 2009, 17:36:21

@ henning

Wäre eine Möglichkeit. Ich habe irgendwann, irgendwo voriges Jahr hier im GRF geschrieben, das die Merkur-Klingen in China anfängen zu rosten. Wo ich in China war (Sub-Tropen), ist die Luftfeuchtigkeit fast 100% - also die Klingen wurden eigentlich nie richtig trocken.

medler · 12. Juli 2009, 21:18:09

GEM blue star SE nach 14 Tagen im Hobel, 3-maliger Benutzung trotz abtupfen mit Klopapier

herzi · 15. Juli 2009, 08:41:32

ich hab jetzt eine Klinge der schlecnkschen Rapira durch. Eingesetzt im alten Rotbart Mond Zahnkamm. zum Spülen habe ich den Hobel nicht aufgeschraubt und auch nicht locker geschraubt trocknen lassen. Rost auf der Oberseite keiner. Auf der Unterseite rostet sie in zwei Zahnzwischenräumen wo wohl etwas Seife habeim Ausspülen hänengeblieben ist leicht. Das hab ich auch schon mit einigen anderen Klingen so erlebt. Rostmäßig ist bei mir die Rapira absolut unauffällig.