[S]Hilfe bei Naturstein-Identifizierung

Begonnen von lesslemming, 27. Juni 2009, 12:13:12

Vorheriges Thema - Nächstes Thema

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

lesslemming

Hallo Leute,

die Tage habe ich einen kauf bei Egay getätigt. Es war ein kleiner Stein.
Ich hatte bis eben Null Ahnung was mich erwartet, da auch die Bilder sehr irreführend waren.
Aber der Preis war jut, der Versand war höher.

Eben bekomme ich das Päckchen und bin von dem Aussehen des Steines doch verwundert.
Er sieht aus wie ein blauer belgischer Brocken, hat auch ähnliche Zeichnungen.
Aber er hat eine andere, viel dunklere Farbe.

Der Stein war in miserablem Zustand, also musste ich ihn erstmal abrichten.
Das ging ganz erstaunlich schnell. Beim Abrichten bildete sich violetter bis grauer Schlamm,
der mich wieder an den BBB erinnert, abgesehen von dem deutlich dunklen, grauen Touch.
Der Stein gibt auch einen identischen Geruch ab, wie ein BBB.
Leider habe ich nur einen (7k) Naturjapaner, einen BBB und den Chinesen als Vergleich für Natursteine.
Mit Schiefern kenne ich mich generell nicht aus.

Der Stein ist extrem klein und es ist recht schwer ein Messer grade darauf zu legen.
Ich habe gleich ein Probemesser genommen und den Stein ausprobiert.
Wässrig angeschlämmt erscheint die Slurry nicht mehr violett, sondern weiß-gräulich.
Der Schlamm scheint ganz gut zur Sache zu gehen. Der Haartest nach dem Slurry ließ mich 8k schätzen,
er klappte nur widerwillig auf kurzer Höhe.

Danach kam das Messer ohne Slurry auf den Stein.
Die Schneide habe ich mit einer Lupe begutachtet und eine sehr schöne Mattierung festgestellt,
die aber im Licht noch deutlich spiegelt. Sehr fein.
Der Haartest war auf Anhieb und ohne Widerworte auf mehrere cm. bestanden. Hui, das war schön.
Am Unterarm kappt das Messer bei 0,5mm Abstand zur Haut die Haare. Auch nicht schlecht.
Und alles ohne Paste oder Leder.
Unter dem Mikroskop bei 100x bestätigt sich die Vermutung,
es zeigt sich eine seidige absolut kratzerfreie Schneide ohne Zähne oder Bart.

Das war der erste Test, weitere folgen natürlich um einen Fehler auszuschließen.
Jetzt rätsle ich natürlich um was für eine Sorte Stein es sich handelt.
Kann da jemand eine Vermutung äußern?

Anbei Bilderchen






Von der Seite:


..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

moviemaniac

Wenn der Schleifschlamm weißlich (mit oder ohne Farbeinschlag) wird und dessen Geruch an Kalk erinnert, dann ist es ein Schieferstein (Thüringer sind etwa auch Schiefer).
Herzliche Grüße aus Oberösterreich,
Klaus

Phobos

Ach verflixt, Movie war schon schneller :D
Aber ich hätte auch gesagt, dass das ein Thüringer ist, hört sich für mich zumindest so an. Mein Thüringer hat übrigens einen relativ dunklen Schleifschlamm, also eher nicht weißlich.

lesslemming

Danke für die Antworten; ich hab nochmal zwei weitere Messer auf dem Stein gehabt.
Die haben nun nicht ganz so hervorragende Ergebnisse gezeigt, so um die 8.000.
Kann aber auch an mangelhafter Vorarbeit liegen.
Zur Gegenprobe habe ich das Messer vom Beginn nochmal über den Stein geschickt,
mit besseren Ergebnissen. Ich werde sicherlich noch etwas experimentieren müssen,
morgen steht erstmal die Proberasur an
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

fenriswolf

Anhand der Fotos und Deiner Beschreibung tippe ich ebenfalls auf einen alten Thüringer.

1000meilen

Guten Abend allerseits

Ich will hier lesslemming nicht den "Thread stehlen", dachte aber, dass mein Anliegen dem Titel nach hier bestens hineinpasst. Ich habe zwei Steinchen - den einen aus einer Werkstattauflösung, den andern aus der Bucht - die ich als Neuling nicht identifizieren kann. Beides Natursteine, der eine ist in Farbe und Schichtung eher heterogen und recht weich. Er ist von gelblich-beiger Grundfarbe mit rötlichen Wolken, z.T. grünblaugraue Zonen. Den andern habe ich noch keine 2 Wochen und noch nicht benutzt. Zwei deutlich andere Gesteinsschichten sind vorhanden, unten eine dunkle, bläulichegraue, oben eine gelb-beige. Er gleicht einem GBB, allerdings habe ich noch nie einen solchen live gesehen und es kann sich durchaus nur um Wunschdenken meinerseits handeln...
Leider kann ich Euch zu den Steinen keine detaillierteren Angaben machen (Schlamm, Wirkung, Schliffbild unter Mikroskop etc.), vielleicht kann mir aber doch der eine oder andere helfen.
So, nun brauchts aber Bilder, damit ihr euch etwas vorstellen könnt. Erstmal der weiche Unbekannte:


Die folgenden zwei Bilder zeigen den vermeintlichen Belgier. Auf dem oberen Bild sind Pfeile zu sehen, sie markieren feine Risse, ich möchte wissen ob die schlimm sind und mir die ganze Arbeit zunichte machen können:



Bevor ich mir nun also meine Rasiermesser zu Schanden reite (meine Schärferfahrung bezieht sich bisher nur auf Holzbearbeitungswerkzeuge, Küchen- und Gebrauchmesser) möchte ich hier ein paar prüfende Fachaugen um Rat fragen. Danke für eure Hilfe!

Grüsse
1000meilen

P.S. Um Missverständnisse auszuräumen: Zum Schärfen von Rasiermessern habe ich mich gründlich eingelesen, mein Setup besteht zusätzlich aus einem 1000/6000er Kombistein und wird ggf. noch ergänzt. Es geht also nur um die Identifizierung der beiden Steine auf den Bildern.
Immer ist jetzt.

redmatze

der untere ist ein GBB
der andere :?
gruss
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

UbuRoy

#7
Nun, ich würde auch beim Oberen auf einen GBB tippen. Farbe und Einschlüße ähneln dem von mir, obwohl der Stein sehr dick und sehr hell ist.
Aber eher Alt, weil sich solche Stärken heute nicht mehr beim Abbau finden wenn es denn auch ein GBB sein sollte. Andererseits sieht er nicht sehr benutzt aus. Teste ihn mal an, check Geruch, Schlamm usw. und dann kann man mehr dazu sagen.
Der Untere ist auch einer sein. Zumindest nach dem mittleren Bild ganz sicher. Das untere dagegen sieht m.E. so gar nicht danach aus. Aber wer weiß.

Die beiden Risse sind erstmal nicht weiter schlimm.
Problematisch wird es aber, wenn Wasser in den Rissen verdunstet. Die übrigbleibenden Mineralien sprengen irgendwann den Stein. Ist mir mit einem GBB passiert, der allerdings neu und viel dünner war, dafür extra-extra.
Da Deins wohl eher ein alter Stein der viel benutzt wurde ist, scheint der mit den Rissen kein großes Problem zu haben.
Im Zweifelsfall vielleicht destilliertes Wasser bei der ARbeit darauf verwenden. Könnte hilfreich sein.
Steckt man aber nie drin, ist halt ein Naturprodukt.

1000meilen

Danke erstmal für die beiden Beiträge. Ich werde mich also demnächst ans Schärfen einer Klinge wagen (ist dann die erste), dafür muss ich allerdings erst ein Heft dafür machen (im Prinzip liesse sich die Klinge ja auch ohne Heft schärfen, ich will aber sofort das richtige Gefühl für's Schärfen entwickeln, also nur mit Heft. Ausserdem scheint es mir wenig sinnvoll vor dem "Heften" zu schärfen). Ich werde anschliessend meine Erfahrungen mit den Steinen hier posten.

Grüsse
1000meilen
Immer ist jetzt.

fenriswolf

Meiner Meinung nach handelt es sich bei beiden Steinen um gelbe belgische Brocken.

Der mit den rötlichen Einschlüssen dürfte aus einer jüngeren Abbauschicht stammen. Mein GBB-Bankstein sieht gleich aus.

Jener mit der dunklen Gesteinsschicht ist mit mit hoher Wahrscheinlichkeit ein alter gelber Brocken.

Bevor Du Deine Messer über die Steine schiebst würde ich dir empfehlen, diese mit Naßschleifpapier von Körnung #500 bis ca. #2000 plan zu schleifen und die Kanten zu brechen.

Diese Brocken decken meist den Körnungsbereich um #5000-6000 ab.



AlterFreund

Hi!
Also der untere ist auf jeden Fall ein GBB. Aber der obere?
Naja.. also die GBB sind ja von der Struktur her kompakte feste Steine,
der sieht für meinen Geschmack eher porös aus wie ein Sandstein oder sowas?

Tu mir mal einen Gefallen. Wenn du die Steine plangeschliffen hast ist die Oberfläche
auch sehr sauber. Und dann lass mal Wasser drauf tropfen und berichte was passiert.
Beim GBB sickert das Wasser nämlich nicht weg. Mal gespannt was das ergibt.

Grüße!
Meine Ausrüstung: Rasierseifen:25 / Rasiercremes:32 / After-Shaves:19 / Rasierpinsel:13 / Rasierhobel:5 / Rasiermesser:46 / Schleifsteine: 16
Haute Montagne - Lang und hoch lebe mein geliebter Pyrenäen-Dachs !     ;D

harrykoeln

Der untere scheint mir sogar ein naturverwachsener GBB zu sein, will sagen, würd mich gar nicht wundern, wenn der dunkle Träger ein BBB ist. Ist ein sog. Riemchen.
Beim Oberen kann ich auch nur empfehlen: plan schleifen und gegen den anderen Gelben prüfen.
Der Tropfen Wasser lässt dann lediglich Rückschluss auf nen dichten Stein zu. Bei vielen synthetischen Steinen sickert das Wasser in den Stein.

"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

1000meilen

Guten Tag allerseits!

Nun, ich habe die beiden Steine mit Schleifpapier und glasplatte bearbeitet und einen ersten Schärfversuch darauf unternommen.
Zum Schärfhergang: Das Messer stammt aus Solingen von der Firma Kama. Da es sich um ein altes Messer handelt, habe ich von Grund auf geschärft. Zum Einsatz kam dabei als erstes ein 1K/6K Kai/Shun, den mir jemand geschenkt hat. Dann die beiden Steine aus diesem Thread, zum Schluss Pastenriemen und Leder. Haartest ging einigermassen, Rasur ging auch, aber sanft? Nein! (Habe nach der ersten Wange schnell zum Thiers gegriffen...)
Zu den Steinen: Der untere ist wohl tatsächlich ein naturverwachsener GBB/BBB, Farbe des Schleifschlamms, Optik der Oberfläche und Geruch deuten darauf hin. mit etwas über 26cm Länge und im Schitt 4.7cm Breite ausreichend um damit vernünftig schärfen zu können. Wahrscheinlich (wie von einigen vermutet) handelt es sich beim oberen ebenfalls um einen GBB, der an zur Verfügung stehender Fläche schon an einen grösseren Bankstein reicht. Das verhalten beider (gelber) Flächen beim Abrichten war sehr ähnlich, auch rochen beide Steine nach frischem Sommerregen in einem Kiesbachbett und erzeugten sehr ähnliche Arbeitsspuren auf der Facette (sofern mein ungeübtes Auge mit 20x Vergrösserung das beurteilen kann).

Danke für eure Hilfe, die ich gerne an anderer Stelle wieder in Anspruch nehme (meine Schärfkünste lassen noch zu wünschen übrig...)-

Grüsse
1000meilen
Immer ist jetzt.

Oldengaerde

Also meiner Meinung nach ist Lesslemmings Stein kein Escher/Thüringer/Hunsrücker.  Der Dimensionen, leichter Streifung, und bräunlicher Einschlüsse wegen denke ich eher an die Pyrenaeïschen Natursteine wie die von Herrn Cuminetti aus Arriège. Rozsutec ('Ösi') wäre auch eine Möglichkeit.

Das obere Bild von 1000meilen zeigt uns, würde ich sagen, 'Grès'. GBB-ähnlich, nur harter mit weniger Spessartin, daher meistens zu langsam zum schärfen aber oft ausgezeichnet als 'Finisher'. Die Übergang zu BBB ist fließend ohne klare Abgrenzungen wie bei üblichen GBB. Auf English oft als 'green coticule' bezeichnet.

Guilty

Habe hier 3 Steine bei denen ich mir nicht sicher bin.Auch der gute Iltis war sich nach seiner Begutachtung nicht sicher.Bein ersten Stein dachte ich das es sich um einen GBB handelt.Er scheint aber härter zu sein und weißt eine andere Maserung auf wie der GBB auf dem zweiten Bild.




Der zweite Stein scheint weicher zu sein und hinterlässt nach dem anreiben einen hellen Schleifschlamm.




Der dritte schmale war in einem Holzkästchen geklebt.Beim anreiben mit einem Thüringer stellte Iltis einen leicht metallischen Geruch fest.Diesen Stein habe ich zur Probe nach einem 8000er Naniwa angewendet.Rein Gefühlsmäßig habe ich keinen Unterschied was die Bissigkeit der Schneide betrifft festgestellt.Allerdings hat er die Facette leicht mattiert und verursachte leichte Ausbrüche an der Schneide die ich dann nachträglich mit dem 8000er Mühelos entfernen konnte.(Kann daran liegen das der Stein nicht richtig geplant ist)