Merkur Futur, das unerkannte Monster

Begonnen von kretzsche, 19. Dezember 2007, 11:31:05

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Frank OZ

Dann ist alles prima. Neuer als in der neuen Box geht nicht. Das Ding ist sowas von solide, ich bin so schwer beeindruckt, wie der Futur sich anfühlt. Dass satte "Klack", wenn der Kopf einrastet, bestens. Und dann: krrrrrrrr. :D

krähe

Wobei "Neuer" bei Merkur nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist, bei bestimmten Modellen waren die "Alten" Ausführungen, oft die besseren.
"less is more-more or less" Ludwig Mies v.d. Rohe

Sapone da Barba

In der US-Bucht ist jetzt ein Hoffritz-Futur (also rebrandeter Merkur Futur) für $ 70,00 weggegangen. Ich hatte schonmal davon gelesen, daß jemand einen Hoffritz-Futur besitzt, das war allerdings das erste Mal, daß ich Bilder von einem gesehen habe.

Ich werde den abgelaufenen Link nicht posten, aber man findet ihn noch in der US-Bucht wenn man unter dem Link "advanced" nach "Hoffritz"  und "completed listings" sucht. Ein Bild möchte ich wegen des Urheberrechtes lieber nicht posten. Der eigentliche Unterschied zum Merkur ist eigentlich auch nur, daß auf dem Klingendeckel "Hoffritz" eingraviert ist.

Hier ist die Geschichte der Firma Merkur kurz umrissen und demnach wurde der Futur 1983 von Wolfgang Hannemann, dem damaligen Besitzer der Marke Merkur, patentiert:

http://www.shaving101.com/index.php/product-reviews/safety-razors/261-merkur-futur-adjustable-safety-razor.html

Demnach feiert der Futur nächstes Jahr seinen 30. Geburtstag.


infabo

Der Zustand war aber eher bescheiden für den Preis. Da ist das Geld besser in einem nagelneuen Futur angelegt.

Sapone da Barba

Stimmt. Man ist in US-Foren der Meinung, daß die alten Hoffritz-Hobel den Merkur-Hobeln in punkto Verarbeitung haushoch überlegen ist. So kommt es auch schon mal vor, daß ein Hoffritz Slant mit Abplatzern der Beschichtung höhere Preise erzielt als ein neuer 37er, das soll einer verstehen.

Alles was den Namen Hoffritz hat und aus der Merkur-Manufaktur kommt wird höher beboten, weil da ein Hype entstanden ist. Meinen sehr gut erhaltenen Hoffritz habe ich z.B. 2007 für $ 26,70 ersteigert, heute wird für ein gleich gut erhaltenes Exemplar das fünf- bis  sechsfache hingelegt.

Eigentlich wollte ich auch nur bemerken, daß der Futur auch unter dem Hoffritz-Label verkauft wurde. So selten man den allerdings sieht, scheinen nur kleine Mengen verkauft zu sein oder die Besitzer verkaufen die einfach nicht mehr. In den US-Foren wird der Hoffritz Futur eigentlich auch kaum erwähnt.

krähe

Der Schwachpunkt des ansonsten grundsoliden Futur, liegt ganz klar bei den beiden "Federstangen", die zur Befestigung des Deckels dienen. Durch die Bewegung, schaben sie die Oberflächenbeschichtung an den Haltepunkten ab. Das führt bei unregelmässiger Reinigung zu Korrosion. Die "Federstangen" lösen sich und der Kopf wird unbrauchbar.

"less is more-more or less" Ludwig Mies v.d. Rohe

infabo

krähe, Bingo! dh:
Diese Federnbefestigung des Deckels sind ein totaler Konstruktionsfehler. Die halten nicht ewig und fallen irgendwann mal raus und dazu das Problem mit der Abnützung und der einhergehenden Korrosion.

Stellar

Einige Jahre dürften die Federn schon halten. Hat jemand Erfahrungswerte dazu? Wenn ich jetzt nach 10 Jahren den Futur ersetzen müsste ginge die Welt nicht unter. Natürlich fände ich es cooler, wenn meine Urgrosskinder sich auch noch damit rasieren könnten.

Solange Merkur/Dovo exisitiert ist alles kein Problem, da einem diese Teile ersetzt werden.
Für den Fall, dass die mal aufgeben, möchte ich ja schon gerne noch einige Ersatzteile (Klingenauflage mit Federn, Deckel, Feder) bunkern.
Einen Ersatz-Futur habe ich ja jetzt sicherheitshalber schon.

egmac

Zitat von: Sapone da Barba am 23. Januar 2012, 12:09:30
Stimmt. Man ist in US-Foren der Meinung, daß die alten Hoffritz-Hobel den Merkur-Hobeln in punkto Verarbeitung haushoch überlegen ist. So kommt es auch schon mal vor, daß ein Hoffritz Slant mit Abplatzern der Beschichtung höhere Preise erzielt als ein neuer 37er, das soll einer verstehen.

Bei den älteren Modellen, z.B. dem Slant (37c), stimmt die Höherwertigkeit auch, denn der Hobel ist nicht verchromt, sondern vernickelt und die Griffhülse sogar versilbert mit sehr feinem Knurling. Da ist alles feiner verarbeitet, bis hin zu dem perfekten Schluss des Kipfdeckels.......Der 37c ist heute leider wirklich eine ziemlich schlampige Angelegenheit, was sicher auch auf die Abnutzung der Produktionsgeräte zurückzuführen ist. Allein die Verchromung des 37c ist manchmal skandalös schlecht, was erst richtig sichtbar wird, wenn man ihn neben einen HoFFritz legt! Es ist wirklich die Frage, wohin der Weg von Merkur im Bereich Hobel führt, wenn da nichts Entscheidendes passiert.....gilt eigentlich für die meisten Modelle.
"....das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich." (Ferdinand Raimund: "Der Verschwender")

krähe

Zitat von: Stellar am 23. Januar 2012, 13:01:17
Einige Jahre dürften die Federn schon halten. Hat jemand Erfahrungswerte dazu? Wenn ich jetzt nach 10 Jahren den Futur ersetzen müsste ginge die Welt nicht unter. Natürlich fände ich es cooler, wenn meine Urgrosskinder sich auch noch damit rasieren könnten.

Solange Merkur/Dovo exisitiert ist alles kein Problem, da einem diese Teile ersetzt werden.
Für den Fall, dass die mal aufgeben, möchte ich ja schon gerne noch einige Ersatzteile (Klingenauflage mit Federn, Deckel, Feder) bunkern.
Einen Ersatz-Futur habe ich ja jetzt sicherheitshalber schon.

Sicherlich hält ein Futur auch ohne Reinigung mehrere Jahre. Vermutlich müssten Deine Urenkel, jedoch auf ihn verzichten. Etwas Pflege, verlängert seine Lebensdauer ungemein.
Merkur ist für guten Kundenservice und Kulanz bekannt...
"less is more-more or less" Ludwig Mies v.d. Rohe

Hobeler

Gibt es eigentlich eine Anleitung (wenn möglich bebildert),wie man den Futur zu Reinigungs sowie zu Instandhaltungszwecken auseinander- und auch wieder zusammenbaut?

Scheint mir doch recht kompliziert zu sein.

Nur für die Zukunft... ;D
Liebe Grüße
Thorsten

***Schalke ist der geilste Club der Welt***

...Pura Vita...

krähe

#581
Nochmal zum Schwachpunkt: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,4095.0.html

Zur Montage gibts hier irgendwo noch ne bebilderte Anleitung von Henning...

...Ah hier: ab Antwort 223 https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,594.msg120164/topicseen.html#msg120164
"less is more-more or less" Ludwig Mies v.d. Rohe

egmac

Zitat von: krähe am 25. Januar 2012, 23:30:37
Nochmal zum Schwachpunkt: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,4095.0.html

Zur Montage gibts hier irgendwo noch ne bebilderte Anleitung von Henning...

...Ah hier: ab Antwort 223 https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,594.msg120164/topicseen.html#msg120164

Funktioniert an und für sich sehr leicht, man benötigt nur etwas Kraft im Daumen! ;D
"....das Schicksal setzt den Hobel an und hobelt alles gleich." (Ferdinand Raimund: "Der Verschwender")

Standlinie

Zitat von: Stellar am 23. Januar 2012, 13:01:17
Einige Jahre dürften die Federn schon halten. Hat jemand Erfahrungswerte dazu? Wenn ich jetzt nach 10 Jahren den Futur ersetzen müsste ginge die Welt nicht unter. Natürlich fände ich es cooler, wenn meine Urgrosskinder sich auch noch damit rasieren könnten.
..................

Mein Futur stammt aus den frühen 80er Jahren. Ich habe ihn gebraucht erworben. Anfang 2000 haben sich die besagten Federn auch bei meinem Hobel gelockert. Da ich damals noch keine Foren kannte und auch nicht wußte, dass man bei Merkur ein Ersatzteil hätte bekommen können, habe ich entschieden, dem Problem eigenständig zu Leibe zu rücken. Wer sich den Hobelkopf mit den Federn ansieht, entdeckt schnell, dass die zwei Federstege nur eingeklemmt sind. Im Laufe eines jahrelangen Einsatzes kann sich diese Klemmverbindung lockern. Die Federn können dann die Hobelkopfplatte nicht mehr richtig einspannen. Als Folge schlackert der Kopf und die Klinge läßt sich nicht mehr richtig justieren. So war es bei meinem Futur. Außerdem wird die Oberflächenbeschichtung an den beiden Zentrierstiften der Kopfplatte mit der Zeit abgeschabt, was konstruktions- und werkstoffbedingt nicht zu umgehen ist.

Als Abhilfe habe ich einen feinen Meissel und einen kleinen Hammer genommen und die Klemmstellen selber verdämmt. So konnte ich die Funktion der Federstege wieder herstellen. Zusätzlich kann man diese Stellen noch mit etwas UHU-Endfest-300 stabilisieren. Es darf aber nur eine winzige Menge dieses Metallklebers aufgetragen werden, damit nicht der ganze Federsteg verklebt wird.

Die Reparaturmaßnahme hat sich über die Jahre bewährt. Die im Laufe der Zeit an den Zentrierstiften entstandenen punktuell blanken Stellen habe ich mit Silikonöl behandelt, um so einer Oberflächenkorrosion entgegenzuwirken. Der Hobel funktioniert nach wie vor tadellos. Zusätzlich trockne ich ihn nach jeder Rasur ab. Eine sich entwickelnde und fortschreitende Korrosion konnte ich bisher nicht feststellen.

Hier noch eine Anmerkung zur Konstruktion der Merkur-Futur-Kopfplatteneinspannung über Federstege. Die von Krähe und Infabo geäußerte Kritik, dass die Federstege einen Konstruktionsfehler und eine Schwachstelle bilden sollen, mag aus ihrer Sicht berechtigt sein. Dennoch möchte ich diese geäußerte Kritik nicht kommentarlos stehen lassen, denn die dahinterstehende Aussage ist zumindest teilweise unrichtig.

Die technische Konstruktion der Merkur-Futur-Kopfplatteneinspannung über Federstege ist für damalige Verhältnisse als einzigartig und damit revolutionär anzusehen. Bis zu diesem Zeitpunkt erfolgte eine Einspannung der DE-Klinge bei allen anderen Hobelkonstruktionen entweder durch eine Verschraubung der Kopfplatte mit der Klingenauflageplatte oder durch einen Butterflymechanismus. Allein schon aus diesem Grund trägt der Merkurhobel seinen Namen zurecht. Die Technik war schon außergewöhnlich und somit irgendwie futuristisch. Und dies gilt auch heute noch. Mir ist kein DE-Hobelhersteller bekannt, der einen Hobel mit einer ähnlichen oder verbesserten Kopfplatteneinspannung vertreibt. Auch wird der Futur immerhin schon seit mehr als 30 Jahren hergestellt und vertrieben. Das spricht doch irgendwie dafür, dass sich diese futurisch anmutende technische Konstruktion am Markt bewährt hat und immer noch auf der Höhe der Zeit steht. Die Federstege können allerdings in ihrer Funktion im Laufe der Zeit geschwächt werden, weil sich ihre Einspannstelle lockern kann, so wie bei meinem Futur (s. o.). Diese Lockerung der Einspannstelle entsteht aber nicht zwangsläufig bei jedem Hobel, sie wird also zahlenmäßig nur bei einer geringen Hobelanzahl auftreten. Insofern dürfte diese Lockerungserscheinung allenfalls einem ganz normalen und mit der Zeit üblichen Verschleiß zuzurechnen sein. Die Kritik, dass die vorhandenen Federstege ein totaler Konstruktionsfehler sein sollen, trifft für den Futur nicht zu. Die Realität zeigt uns genau das Gegenteil.

Und nun noch ein Hinweis zu der geäußerten Verschleißerscheinung punktuell abgeschabte Oberflächenbeschichtung an den Zentrierstiften der Hobelkopfplatte. Ich will es als ein Faktum setzen: Dieser Verschleiß ist unumgänglich, betrifft aber nur kleine Ausschnitte der Oberfläche der Zentrierstiffte, schmälert aber nicht die Funktion der festen Einspannung einer DE-Klinge. Die Rasureigenschaften werden hierdurch auch nicht verschlechtert! Der Verschleiß tritt auf, da die Kopfplatte des Futur aus Messing hergestellt ist, welches zur Minimierung der Oberflächenkorrosion beschichtet wurde. Wäre dieselbe Kopfplatte aus Edelstah hergestellt worden, wäre die Verschleißerscheinung punktuell abgeschabte Oberflächenbeschichtung kein Thema für uns. Zum Zeitpunkt der Entwicklung des Futur wurde Edelstahl als äußerst widerstandsfähiger Werkstoff für Hobel so gut wie nicht verwendet. Wir sollten uns daran erinnern, das Edelstahl als Hobelwerkstoff erst durch thailändische Hobel (Ikon), sowie durch Feather-, Pils- und den Lux-Hobel in unserem Forum bekannt wurde. Vor 2009 hat kaum jemand über Edelstahl gesprochen. Aus diesem Grund bildeten Zinkdruckguss und Messing die für Hobel bevorzugt verwendeten Werkstoffe. Einfach in der Herstellung, relativ leicht zu bearbeiten und preislich gesehen nicht zu hoch angesetzt. Allerdings haben diese gängigen Hobelwerkstoffe eine entscheidende Schwachstelle. Sie neigen dazu, unter bestimmten die Oberfläche dieser Werkstoffe angreifenden Umständen (säurehaltiges Milieu, Feuchtigkeit) an ihrer Oberfläche zu korrodieren.
Aus diesem Grund wurden und werden die Oberflächen unserer Hobel mit einer Oberflächenbeschichtung (Versiegelung) versehen. Die bekanntesten Oberflächenbehandlungsarten sind die Versilberung, die Vernickelung, die Vergoldung und die Verchromung. In Abhängigkeit von der Beschichtungsdicke (im My-Bereich) und der tatsächlich auftretenden mechanischen Belastung wird aber auch diese Oberflächenbeschichtung im Laufe der Zeit durch äußere Beanspruchungen angegriffen und so geschwächt. "Steter Tropfen höhlt den Stein" sagt ein Sprichwort und das Ergebnis können wir an unseren alten Hobeln sehen. Gebrauchte Hobel zeigen nun einmal an gewissen Stellen, dass sie gebraucht wurden. Selbst bei überaus penibler Pflege wird ein Verschleißprozess nur verzögert. Aber er wird auch dann unweigerlich entstehen, vielleicht erst nach Jahren. Und das gilt in gleichem Maße auch für den Futur. Für ihn gilt wie eigentlich für alle Hobel, dass ein gewisses Mindestmaß an Pflege selbstverständlich sein sollte, um so die zuverlässige Funktion über viele Jahre zu erhalten. Da die Kopfplatte nun eimal nicht aus Edelstahl hergestellt wurde/wird und es auch nicht zu erwarten ist, dass einmal ein Edelstahlersatz verfügbar sein wird, sollten wir die Zentrierstiffte bei jedem Rasierklingenwechsel abtrocknen und sie gelegentlich fetten oder ölen. Auf diese Weise können wir aktiv dazu beitragen, punktuell auftretende Korrosionserscheinungen an diesen Stiften zu beseitigen.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Stellar