Vincent, Thiers (Veritable Vincent, IC, Majestic, L'Express, Vauzy u.a.)

[Rockabillyhelge]

Ein sehr alter französischer Hersteller dessen Anfänger laut Makenbuch von Thiers mindestens auf das Jahr
1858 zurückgehen und dessen Gesellschaftsform öfters wechselte, so von anfänglich Vincent zu Vincent et Peny,
Vincent et Veuve Peny, Vincent Fils & Cie., Vincent & Compagnie, Roddier & Vincent, ein deutliches Anzeichen
einer scheinbar langen Reihe geschäftstüchtiger Schleifer und deren wechselnder Familienverhältnisse :-)

Marken der verschiedenen Vincent´s waren u.a.: Veritable Vincent, I.C., C.I, Majestic, Intrepide, Epatant,
L'Express, Le Roi de Tranchants, Vauzy, Veritable L. Vauzy, Dix-Mille, 10000, El Mundo und eine Reihe weiterer.

Das vorliegende Messer, ein Majestic Pour Peau Sensible (für extra-zarte Haut, vergleichbar mit Extra Hollow Ground
oder den sehr dünn ausgeschliffenen Solingern), stammt wahrscheinlich aus den 30er - 50er Jahren und erreichte mich
NOS. Die Marke Majestic wurde von Roddier-Vincent zuletzt 1920 verlängert bzw. eingetragen mit dem Wechsel der
Eigentümerverhältnisse / Geschäftsform.

Es ist 6/8" groß und wie das Special Sonnant schon andeutet auf Klang und sehr dünn (für französische Verhältnisse)
ausgeschliffen. Die Schalen sind wahrscheinlich aus Celluloid oder einem ähnlichen Kunststoff und mit einem damals
in Frankreich wohl sehr beliebten Storchenmotiv versehen.
Der Pappschuber ist mit einer Art Velour-Papier überzogen und dürfte im Auslieferungszustand recht flauschig gewesen
sein 

[Rockabillyhelge]

Mhh, also irgendwie hatte ich gedacht bei diesem doch vebreiteteren Hersteller etwas mehr Response zu sehen,
naja, hier ist auf jeden Fall noch eines 
Ein 13/16" Frameback mit versenkter Schraube und nachgerüsteten Celluloid Schalen, die Originalschalen bestanden
aus etwas grobschlächtigem Horn in Baguetteform (wer so einige Franzosen hat/te weis welche ich meine) mit starkem
Lochfraß, daher die an ERN und Gong erinnernden Celluloidschalen aus etwa dem gleichen Zeitraum (20er Jahre).

[efsk]

Aaaahhh.... Das suche ich auch nog, ein Frameback mit austausch-Klinge. Schönes Stück. Die da oben auch übrigens.
Wie rasiert so ein Messer (mit der austausch-Klinge meine ich)?

Mein eigener Vincent (IC) braucht nog was arbeit. Und neue Schalen. Komt nog.

[Rockabillyhelge]

Also die Framebacks mit Austausch Klinge rasieren in der Regel ähnlich den fest verbauten Framebacks da es sich meistens um die
gleichen Einsetz-Klingen handelt.
Meine Erfahrung ist das einige Wechselklingen Framebacks etwas mehr schwingen/kratzen im Klang da die Klinge ja nur an zwei Punkten
(an der Spitze und am Erl) wirklich fixiert sind, habe hier ein Leresche mit Hebel, das hört sich wirklich witzig an 

[BlueDun]

Hallo Helge,

also, dass Du etwas säuerlich ob der ausgebliebenen Response bist, kann ich gut verstehen! Das ist wirklich ein aussergewöhnlich schönes Stück. Hab den Post damals irgendwie verpasst, sonst hätte ich Da schon meinen Senf dazu gegeben. Wie Du weisst, hab ich ja auch ein paar Französinnen und ne Schwäche dafür.
Und wie rasiert es denn?
Also, pass gut darauf auf, bis Du es leid wirst und mir zur fachgerechten Entsorgung überlässt ... 

Gruss
Blue Dun

[Rockabillyhelge]

Hehe, also säuerlich bin ich nicht, nur halt etwas verwundert.
Schaue ich mir die RdT und die Rasurbilder an sehe ich so viele schöne Messer, aber irgendwie haben nur wenige so etwas seit einem Jahr
noch Lust diese auch vorzustellen, dabei haben wir mit dem "Messer-Alle Hersteller" ein Board das auf seine Art und Weise und von seinem dokumentarischen Anspruch her einzigartig in der Welt ist und an Ordnung schierer Menge das SRP schon überholt haben dürfte.

Hatte mir übrigens schon gedacht das du es übersehen haben könntest, wenn ich mal an die 3 NOS Schätzchen im Schönheiten aus Frankreich denke und anderen Franzosen deiner Sammlung (hehe, man kennt die Französinnenversteher  ).
Das Peaur Peau Sensible rasiert gut, aber ist etwas ungriffig des unserierten Erls wegen (der überdies auch noch sehr schmal ist).
Das Frameback dagegen ist ein sehr gute Abräumer, die Klinge ist sehr hart und gibt keinen 1/10 mm nach ohne dabei ein derbes Verhalten aufzuweisen, schnitthaltig wie Hulle ist es, ich glaube zusammen mit den dünnen Feaux-Framebacks wäre das Vincent eines der Art, welches ich einem Einsteiger in de FB-Kunde empfehlen würde :-)

[UbuRoy]

Tja, irgendwann hat sichs halt ausgesammelt und alle Bilder sind gepostet. Oder verschwinden halt im Nirvana, wenn man mal den Bilderhoster wechselt oder die eigene Homepage.
Alles ist vergänglich.

[Rockabillyhelge]

Da hast du leider Recht, obwohl sich je gewisse Möglichkeiten dann auch ergeben können 

Was ich übrigens noch zum schärfen sagen wollte, der Stahl ist sauhart und braucht (u.a. des Lächelns wegen) etwas Geduld und Hingabe, wer in Curve-Technik schleift oder das partielle Klingenschleifen beherrscht ist klar im Vorteil.

Und eine Eigenart die ich erst nach Erhalt eines NOS Wechselklingen-FB zu sehen bekommen habe, die Rückennut in welcher die Klinge sitzt war ursprünglich mit dickem Fett eingelegt zur Rostprävention.
Ist nicht unwichtig da die Klingen in festgeranztem Zustand nur schwer zu entfernen sind, hab mir dadurch mal ne Stunde in der Notaufnahme und zwei geklebten Fingern zugezogen (zugegeben, es war spät am Abend und groß Ahnung/Erfahrung hatte ich auch noch nicht).

[Rockabillyhelge]

Hehe, also langsam glaube ich den Thread hier alleine zu schmeißen 

In diesem Falle möchte ich euch ein Vauzy zeigen welches eine Marke von Vincent war, es stammt wohl etwa dem 3. 1/4 des 19.Jh. und stellt einen Archaetyp französischer Wedges dar, der leichte Knick am Erl-Rücken Übergang ähnelt einem Design welches auch bei W&B gerne benutzt wurde und macht die Linie des Messers für mich wirklich sexy, elegant und nicht langweilig.
Ansonsten gibts es über dieses Beispiel an Wedge welches im Buch "Das Rasiermesser" aus den 30er als "Knüppel wie ihn unsere Väter benutzten" bezeichnet wird, nichts wirklich aufregendes zu sagen, die Schalen sind aus sehr feinem, knochgekeilten Horn, die Nieten bestehen aus Stahl mit Messing Rosette (kleiner Hinweis auf eine spätere Fertigung, die älteren französischen Wedges waren meist einfach gestiftet), die Größe beträgt zwischen 6/8" und 13/16" bei vermutlich knapp 7/8" Ausgangsgröße.
Es ist allerdings kein True Wedge wie z.B. viele ältere Sheffielder sondern ein Near Wedge da eine leichte Hohlung (in der Ferne schon durch den Ansatz zu vermuten) erkennbar ist.
Der Stahl ist wie bei vielen der alten französischen Messern einfach herrlich und tadellos, ich möchte vermuten das es nur wenige Wedges gibt die sich derart unkompliziert auf Haartestschärfe bringen lassen wie ebenjene alten Franzosen dieses Stahles.

[Rockabillyhelge]

Kleiner Nachtrag, das Vauzy hat sich inzwischen zu einem meiner liebsten Messer gemausert, Grund es neben den schönen Hornschalen auch noch in eine Reisegewand zu hüllen, finde die schwere Lederhülle (ggf. einmal ein Brillenetui gewesen obgleich sie in den Maßen hervorragend fürs Messer passt) passt sehr gut zum Messer 

[efsk]

Gute Kombi, Messer und Hülle.

[efsk]

Hier auch ein Vauzy.



Vauzy ist in 1751 gegründet von Louis Vauzy. Es hat es lange selbstständig gegeben: Hier ein Dokument 4-6-1875 was die Marke Vauzy und das Logo beschreibt, mit Eigentümer L. Vauzy.


Später gehörte Vauzy zur Rousselon und Pral bevor es, ich weiss leider nicht wann, von Vincent übernommen wurde.


Klinge near wedge, Schalen Horn, Nieten Messing. Keil vermute ich Bein. Heute geschärft, morgen der Rasur.

[Grosser]

Top erhaltenes, schlichtes Messer!
Würde ich auf Wedges stehen, wäre ich neidisch!

[nietzschko]

Da reihe ich mich doch mal ein mit meinem: Veritable Vincent.

Es ist ca. 6/8 und hohl geschliffen, soviel kann selbst ich als Anfänger schon erkennen  

Wie alt könnte es ungefähr sein? Hat da eventuell jemand einen Hinweis? Oder woraus wohl die Heftschalen mit dem Blumenmotiv sind?

Ich habe es aus der Bucht gefischt und oberflächlich gereinigt. Eine Politur traue ich mir aufgrund der Ätzung noch nicht zu. Kann aber durchaus noch kommen. Fürs Erste habe ich es soeben auf Haartestschärfe gebracht und werde es im Laufe der nächsten Tage mal ins Gesicht halten.



Das Bild ist schon ein paar Tage alt. Da hatte ich es schon einmal geschärft, aber es ziepte und zupfte. Ausserdem bestand es auch den Haartest nicht einmal leidlich. Die dem Bild folgende Rasur war kein besonderes Vergnügen. Obwohl der Klang der Klinge schon zu erahnen war.



Das ist es heute. Nach einer weiteren Schleifsession 800er, 3000er, 8000er und abschliessend Kieselerde.









Also wie gesagt, falls jemand Hinweise bezüglich des Alters hat? Immer her damit


Cheers!