Silberstahl

Begonnen von UbuRoy, 25. März 2010, 16:45:49

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UbuRoy

Irgendwie tote Hose im Fachbereich. Darum mal eine neue Info:

Es wurde hier oft behauptet, Silberstahl hieße nur so, enthielte aber kein Silber.
Das ist nicht korrekt!

Der erste, der ein geringes Quentchen Silber dem Stahl zumischete war angeblich Michael Faraday im Jahre 1820.
Er verbesserte damit eindeutig die Beherrschbarkeit von Rasiermesserklingen.

Also vermutlich bessere Schärfe dank feinerer Struktur oder was auch immer.

Quelle muß ich raussuchen: U.a. im Buch: "Der goldene Schnitt" von 1999. Autor usw. habe ich gerade nicht parat. Und dort wurde auch keine Quelle für die Information genannt. Ist halt nur Unterhaltungslektüre.

Also schlag ich mal etwas unter Michael Faradaye nach...

Buddel

Das wird oft geschrieben, wird dadurch aber nicht richtiger. Quellen für die Behauptung bitte  ;)

Silberstahl ist heute 1.2210 --> http://www.metallograf.de/start.htm?werkstoffkartei/2210/2210.htm

Da ist nun mal nachweislich kein Silber drin. Siehe auch folgender Kommentar:

http://www.messerforum.net/showpost.php?p=212182&postcount=6
Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

UbuRoy

Bei Wiki steht das:

"... Anfang 1819 begann Faraday gemeinsam mit James Stodart  (1760–1823), der chirurgische Instrumente herstellte, eine umfangreiche Reihe von Experimenten, die sich mit der Verbesserung von Stahllegierungen  beschäftigten. Er untersuchte zunächst Wootz, ein weit verbreitetes Ausgangsprodukt für Stahl, auf dessen chemische Zusammensetzung.[19]  Es folgten zahlreiche Versuche zur Veredelung von Stahl, bei denen unter anderem Platin und Rhodium zum Einsatz kamen.[20][21]  Die Stahluntersuchungen erstreckten sich über einen Zeitraum von etwa fünf Jahren und wurden nach Stodarts Tod von Faraday alleine fortgeführt. ..." ff

Hört sich also nicht ganz abwegig an.

redmatze

Hat mich auch schon immer gejuckt was das mit dem Silver Steel auf sich hat.

Habe gerade im Buch Straight Razor Collecting (R.A.Doyle) was gefunden (Seite 11):
,,in the year 1820 a scientist M.Faraday, discovered a way to add about 1/5 of 1% of silver to cast steel...

mhhhh Buddel, aber was meint U.Gerfin mit ,,blankgezogenes Material, das also mit blanker, silberheller Oberfläche geliefert wird``

Hat sich also ein Stahl der von der Oberfläche her silbern aussieht, siberstahl/silversteel schimpfen dürfen, obwohl kein Silber drin ist? Hab ich das richtig verstanden?

grüße
redmatze
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

Iltis

Soweit ich mich informieren konnte, experimentierte Faraday unter anderen mit Silber in Stahl, aber auch mit anderen Edelmetalle, hier ein paar Links:

http://www.tf.uni-kiel.de/matwis/amat/def_en/articles/wootz_advanced_material/wootz_steel.html

www.platinummetalsreview.com/pdf/pmr-v35-i4-222-227.pdf

Man muss bedenken, das zu der Zeit, wo Faraday aktiv war, Edelmetalle wie Gold, Silber oder Platin viel einfacher zu beschaffen waren wie Iridium, Mangan und die anderen Zutaten die spätere Legierungen - das änderte sich aber rasant, als mitte der 19Jh grosse metallurgische Schritte verlangt (und ermöglicht) wurden von der expandierenden Stahlindustrie. Silberstahl kann, muss aber nicht Silber enthalten (und tut es, glaube ich, meist nicht)

Der heutige Begriff "Silver Steel" bezieht sich auf ein Werkzeugstahl BS1407 (BS bedeutet "British Standard", so ähnlich wie din auf Deutsch), darüber kann man Hier lesen.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Buddel

Ich würde halt wirklich gern mal eine chemische Analyse eines solchen "echten" Silberstahls sehen. Ich bin immer noch nicht überzeugt, dass da wirklich Silber drin war. Ich persönlich halte das einfach für "Marketing". Auch heute gibt es "Goldstahl"  ;)

Hat sich also ein Stahl der von der Oberfläche her silbern aussieht, siberstahl/silversteel schimpfen dürfen, obwohl kein Silber drin ist? Hab ich das richtig verstanden?

Ich denke so hat er es gemeint  dh:
Mit dem Messer, rasiert sichs besser.

Wilhelm

Zu Silberstahl gibt es ja auch noch dort einen Eintrag wo man immer was findet,
bei Wikipedia.

http://de.wikipedia.org/wiki/Silberstahl

Interessant ist ja auch die Angabe der HRC-Werte.
Im Fernsehbeitrag zu den Mastro Livi Messern wurde ja gesagt, das er die fertigen
Klingen bei 280° C anlässt. Das würde bei der Verwendung von Silberstahl in der
Schneidlage immer noch für 61 HRC genügen.

Der Name Silberstahl könnte ja auch damit zusammenhängen, das dieser Stahl als
blank (silbern) gezogener Stahl geliefert wird. Alle anderen Stahlsorten hatten eine
Zunderschicht, und waren schwarz und oder rostig. Zumindest als ich mal
Werkzeugmacher gelernt habe.
Zuviel des Guten
kann wunderbar sein!

Mae West

Sonnenschein

Kurek, Franz / Klein, Werner, 1951: Schneidwaren. Ein Fachbuch für die Praxis, insbesondere für den Nachwuchs:

"In der Eisen schaffenden Industrie hat man bisher unter Silberstahl immer nur besonders maßgenau und blankgezogenen Stahl, eigentlich nur Rundstahl, verstanden. Bei den letzten Verhandlungen des Normenausschusses war sogar vorgschlagen worden, DIN 175 in der Überschrift den Namen 'Silberstahl' beizufügen, wobei vorgesehen war, eine Begriffsbestimmung für Silberstahl auszuarbeiten. Diese Arbeiten sind aber noch nicht abgeschlossen. Da der Fachverband Schneidwarenindustrie Solingen gemeinsam mit der Solinger Handelskammer im Jahr 1949 für die Verwendung des Wortes Silberstahl auf Rasiermessern bestimmte Mindesterfordernisse (1 bis 1,4 % Kohlenstoff, 0,5 % Chrom bzw. 1 % Wolfram, Härtegrad 60 Rockwell) festgelegt und darüber hinaus gefordert hatte, dass derartige Rasiermesser mit der Bezeichnung Silberstahl stets mit der Firma oder dem Warenzeichen des Händlers versehen sein müssten, hatte der Verein Deutscher Eisenhüttenleute in Düsseldorf vor einiger Zeit angeregt, diese Stellungnahme erneut zu überprüfen, um möglichst zu einer einheitlichen Begriffbestimmung zu kommen. Es ergab sich jedoch, dass ein einheitlicher Nenner in diesem Fall nicht zu finden war. Zwei verschiedene Fragenkomplexe sind nämlich hier scharf zu trennen, einmal die rein werktechnische Begriffsbestimmung eines Ausgangsmaterials, eines blankgezogenen Rundstahls, und andererseits die eingebürgerte, wettbewerbsrechtlich bedeutsame Bezeichnung einer Fertigware bestimmten Materialgefüges und entsprechender Verarbeitung. Die Bezeichnung 'Silberstahl' wird seit Jahrzehnten in der Rasiermesserbranche für einen legierten Stahl verwandt, der bei sorgfältiger Verarbeitung eine besonders wirksame Schnitthaltigkeit gewährleistet. Dies geschieht nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch die englische Stahlwarenindustrie in Sheffield verwendet gleichfalls die Bezeichnung 'silversteel' für einen bestimmten hochwertigen Rasiermesserstahl, obwohl von einem Werkzeugstahl in werktechnischem Sinne keine Rede sein kann. An sich wäre es kein Schade, wenn die Kennzeichnung Silberstahl auf Rasiermessern in Fortfall käme. Solange aber die Sheffielder Industrie dieses Wort auf Rasiermessern dortiger Erzeugung schlägt oder ätzt, können die Solinger Rasiermesserhersteller aus Exportgründen auf dieses Kennzeichen, das sich zudem seit Jahrzehnten bei den in- und ausländischen Fachkreisen als Qualitätsbegriff eingebürgert hat, nicht verzichten."

Barth

Da soll nun einer durchblicken  . . .
Was wohl passieren würde wenn man vorm Candyman stünde und 5 x  hintereinander -''Spiegel''- sagen würde . . .

Sonnenschein

Zitat von: Barth am 30. März 2010, 23:16:23
Da soll nun einer durchblicken  . . .

Silber ist jedenfalls nicht im "Silberstahl", so viel dürfte feststehen.

Zeit2weise

Und bis wann wurde Silberstahl verwendet?

Ist ja später von "besseren" Stahlqualitäten abgelöst worden, odr?

LG
Ein mehr von Meer geht mit einem weniger von Landschaft einher.

BastlWastl

Der sog. Silberstahl wird nach wie vor verwendet, nahezu jeder heutzutage Gesenkgeschmiedete Rohling besteht aus 1.2210 (Dem Silberstahl, früher wurde 1.2516 als Silberstahl bezeichnet).

Es wurden tatsächlich auch Versuche unternommen Silber als Legierungselement zu verwenden, teils erfolgreich, aber mann kann dennoch sagen dass Silber und Eisen keine wirklich gute Verbindung eingehen.

Nachzulesen unter anderem in Die Kunst des Messerschmiedens (Landrin/Schmidt, 1836).

Grüße Wastl.