Rasurschärfe - da gut noch was!?

Begonnen von Kurgan, 14. April 2009, 13:43:14

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Kurgan

Hallo zusammen,

seit gut einem Monat rasiere ich mich alle zwei Tage mit einem Messer (vorher nur Hobel).
Das Messer, ein Solinger 5/8 Profi-Rasiermesser ("Eigemarke" von  rasurpur.de) glaube ich grundsätzlich rasurfertig erhalten zu haben. Die Rasuren verlaufen eigentlich recht unblutig, wenn auch nicht so gründlich wie mit meinen Hobeln.
Ich habe aber das Gefühl, dass in Bezug auf die Schärfe noch so einiges geht. Der Haarstest klappt machmal, d.h. nicht mit jedem Haar sofort und an jeder Stelle. Ich und meine Frau, deren Haare als Alternative zur Verfügung stehen  ;), haben aber beide sehr dünnes Haar.
Daher habe ich nun folgende Fragen:

1.) Muss jedes Haar mit jeder Länge beim Haartest fallen, oder wie bei mir nur grundsätzlich, d.h. nicht bei jedem Versuch mit jedem Haar?

2.) Wie komme ich zu einer besseren Schärfe? Ich leder mit dem breiten Stoßriemen von rasurpur.de, der wildlederartig bzw. fleischseitig daherkommt, so 10-20 mal vor jeder Rasur ab.
Soll ich die TI-Schärfpaste benutzen, das Messer auf meinen inzwischen gebauten, aber noch nicht benutzen Chromoxid-Riemen legen oder die Kieselerdemethode ausprobieren?
Oder braucht mein Messer gar einen ganz neuen Schliff?

Vielen Dank für Eure Antworten.

Gruß
Kurgan


Lord Vader

der haartest ist immer nur eine hilfsmethode. messer, die den haartest nicht oder nurso eben bestehen, können trotzdem sehr gute rasierer sein während bravuröse haartester-messer unsanft und ungründlich sind. die rasur ist der eigentliche und einzige test, den das messer bestehen muss. wenn du das gefühl hast, dass da noch was an schärfe geht, dann wirst du damit bestimmt sicher liegen. ich glaube auch nicht, dass das messer durchs "einrasieren" noch deutlich besser wird, da du es ja schon recht häufig benutzt hast.

allerdings musst du abschätzen, ob du als anfänger eine bessere schärfe herstellen kannst als der verkäufer oder ob du das messer lieber noch eine weile benutzen willst. pasten würde ich vielleicht mal probieren, allerdings machst du damit dann auch die facette immer balliger, so dass die kieselerde ab einem gewissen grad nicht mehr funktioniert. die TI-diamantpaste (kenne sie nicht persönlich) soll recht aggressiv sein und in verbindung mit dem TI stossriemen bei selbigen messern sehr gute ergebnisse liefern. ein paar wenige züge auf dem stoßriemen (nicht die abziehseite bestreichen) wäre nach meinem denken vielleicht die beste methode. wenige züge heißt so 5 herum (oder wenige mehr, wie gesagt, kenne die paste selbst nicht) und dann ledern. wenns dann nicht besser wird, dann könntest du ja mal die kieselerdemethode mit anschließender chromoxidbehandlung probieren.

ich wünsche viel erfolg!

lg

lord vader

harrykoeln

Diesem Haartest solltest Du nicht zuviel Bedeutung beimessen und ich hege die Befürchtung, das Du zur Beurteilung der Schärfe Deines Messers eben den Haartest und nicht die Rasur zurate ziehst.

Wenn ich Du wäre, ich würde zusehen, das ich das Messer erstmal gescheit geschärft bekomme. Dann kannst Du getrost einen Unsicherheitsfaktor eliminieren, wirst ein gutes Jahr Ruhe haben und kannst Dich voll aufs rasieren konzentrieren. In einem halben Jahr, wenn Du die tägliche Messerrasur nebst dem täglichen Umgang und die tägliche Pflege des Messers gelernt hast, DANN kannst Du Dir Gedanken darüber machen, Schritt 65 zu machen der da heissen mag:

Zitat von: Kurgan am 14. April 2009, 13:43:14
...
Wie komme ich zu einer besseren Schärfe?

Sei mir nicht böse, aber ich schätze ich Dich derzeit vielleich bei Schritt 14... (oder so   ;)  ;) )

Dann, wenn Dir die Rasur mit reproduzierbaren Ergebnissen zügig von der Hand geht, dann, wenn Du mit den Basics gewappnet bist, dann kannst Du solche Gefilde erobern wie... Chromoxid, TI Diamantpaste und Ähnliches. Aber bis Du da weisst, was Du da tust und einfach nur machst und versuchst und probierst, weil Du gehört oder gelesen hast...
Beste Voraussetzungen, Dir die Schneide zu ruinieren.


"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Senser

Woran machst du denn die vermeintlich fehlende Schärfe fest? Hakt die Klinge bei der Rasur oder fährt Sie gar unverrichteter Dinge über die Stoppeln?
Rückblickend möchte ich behaupten, dass ich mir vor Ablauf des ersten halben Jahres im Umgang mit dem Messer eigentlich kein Urteil über die Schärfe eines Messers erlauben konnte. Da gibt es so viel Wichtigeres zu lernen und zu verinnerlichen.
Haartest bei dünnem Haar geht, ist aber schon hart an der Grenze. Aussagekräftiger ist ein Rasurstrich an einer unkomplizierten Stelle. Am Hals oder auf der Backe. Ein sauberer Strich und dann an dieser Stelle fühlen und beurteilen. Die ganzen Kurven und Gräben und Oberlippe und was weiß ich, die kriegst du erst mir der Zeit rasurtechnisch in den Griff. Wenn aber ein einfacher Strich schon hoppelt oder nicht gründlich ist, dann hast du tatsächlich ein Schärfe Problem.
Gruß Senser

Kurgan

Ich denke schon, dass man Schritt 65 vor Schritt 4 machen kann.
Als ich mit 15 mein erstes Mofa bekam, war ich fahrtechnisch auch nicht so weit, einen GP zu gewinnen. Mit meinen Freunden schrauben, konnte und wollte ich aber schon am zweiten Tag. Warum? Weil es Spaß machte. Um von A nach B zu kommen, hätte ich auch mein Fahrrad nehmen können. ;)

Genauso sehe ich das auch bei der Messerrasur. Ich muss mich nicht mit verbundenen Augen rasieren können, um Spaß an einem (richtig) scharfen Messer zu haben. Deshalb kann man sich doch schon mit dem Schärfen beschäftigen. Ich denke, fast alle hier haben nicht nur einen Hobel oder ein Messer, eine Seife und einen Pinsel. Das würde ja zur Rasur eigentlich reichen. Aber wir haben Spaß an der Materie.

Meine Rasur mit dem Messer ist halt im Vergleich zum Hobel auch an einfachen Stellen wie Wange relativ ungründlich. Ich denke, dass liegt nicht nur an meiner Technik, die sich hoffentlich von Rasur zur Rasur verbessert. Hals ist schon stoppelig und gegen den Strich geht am Hals bisher gar nicht.
Sollte mein Messer nun nicht richtig scharf sein, bringt es auch nichts, damit weiter die richtige Technik zu üben.

Iltis

Zitat von: Kurgan am 14. April 2009, 20:34:02
Mit meinen Freunden schrauben, konnte und wollte ich aber schon am zweiten Tag. Warum? Weil es Spaß machte. Um von A nach B zu kommen, hätte ich auch mein Fahrrad nehmen können. ;)

Genauso sehe ich das auch bei der Messerrasur.
... wir haben Spaß an der Materie.


Mein Vorschlag: Hol´ dir ein "Übungsmesser", ein 1000/6000er und ein Pastenriemen, und probier mal aus. Wenn du in der Mitgliederhandel fragst, bekommst du sicher was zum üben. Ein King oder Suntiger kostet in der Bucht nicht die Welt, und du kannst ausprobieren. Ich schlage sowas vor, weil die Gefahr erstmal alles zu "verschlimmbessern" relativ gross ist, und so machst du nichts kaputt. Harrys vorschlag, dein Messer von ein "alte Hase" schärfen zu lassen halte ich auch vor sinnvoll, dann hast du ein Referenz, was "richtig scharf" ist. Spass hat man schon an der Materie, aber oft in der Anfangsphase auch Frust.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

harrykoeln

Lass Dir vielleicht ein Detail, das Senser dort anführte einmal auf der Zunge zergehen...

Zitat von: Senser am 14. April 2009, 18:11:24
...
Rückblickend möchte ich behaupten, dass ich mir vor Ablauf des ersten halben Jahres im Umgang mit dem Messer eigentlich kein Urteil über die Schärfe eines Messers erlauben konnte. Da gibt es so viel Wichtigeres zu lernen und zu verinnerlichen.
...

Aber lieber Kurgan, Du hast natürlich vollkommen recht, letztendlich ist es ja auch Dein Ding. Mach wie Du es für richtig hältst, dann wird das schon.  dh: dh: dh:
"The two most common things in the universe are hydrogen and stupidity.
There is more stupidity around than hydrogen, and it has a longer shelf life."
Frank Zappa (1940-1993)

Lord Vader

mit ein bissl pasten und mit der kieselerde wirst du das messer schon nicht nachhaltig schädigen. allenfalls ist die schärfe dahin, dann musst du es zu jeamdem schicken, der dir das messer wieder flott macht. dafür hast du dann allerdings auch die garantie, dass es richtig scharf ist. allerdings meine ich, dass die messer von rasurpur auch scharf ausgeliefert werden... egal, mach mal wie du denkst!

lesslemming

Kurgan ich sehe das ähnlich wie du;
ich wollte auch von 0 auf 100,
bin damit aber eben manchmal auch auf die Nase gefallen
und hab mir den Schliff total versaut.
Das war aber nicht schlimm, denn ich habe nicht an meinem Alltagsrasierer experimentiert.

Ich hatte 2-3 günstig geschossene Messer aus der Bucht
und eine Shavette als Referenz.
Besser ging es nicht, hab ich Bockmist verzapft hatte ich Ersatz und wusste wie es richtig gehört.

Wenn du ganz schlau bist schießt du dir wirklich ein günstiges Messer aus dem Handel hier
und schleifst einfach drauf los! Daran ist nichts auszusetzen, solange du nicht an deinem einzigen Messer experimentierst,
dass im Fall des Falles dann erstmal unbrauchbar ist und du warten musst,
bis es einer auf Vordermann gebracht hat.

Wenn du mit deinem Übungsmesser Ergebnisse erzielst,
die dem von Rasurpur ebenbürdig sind,
oder sie übertreffen, kannst du getrost dazu übergehen auch dein eigenes Alltagsmesser zu schärfen.
Übungsgegenstände und Referenzen sind das a und o

ansonsten, happy Schärfing.
p.s: versuch das Messer 10-30 Züge auf glatt aber dick ausgelegtem Zeitungspapier zu geben,
und danach druckloses, langsames und aufmerksames Ledern mit wenigen Zügen,
ebenfalls 10-30 und dann nochmal Haartest.
Ich habe anfangs oft das Messer Ver-Ledert.

Zum Haartest, nicht jedes Haar eignet sich für den Haartest,
meine Haare haben sogar Tagesformen wo es besser oder schlechter geht.
Wenn es bei der Rasur nicht ziept und die Haare an einfachen Stellen wie der Backe gleichmäßig absäbelt,
ist es zumindest nicht Stumpf, sondern gebrauchsscharf.
Die Gründlichkeit der Rasur hängt übrigens auch viel vom Rasierenden selbst ab!
..:: Wer mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht ::..
..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

Kurgan

Ich denke ja auch, dass ich das Messer rasurfertig bekommen habe. Rasur klappt ja auch.
Möchte auch nicht falsch verstanden werden: Kontakt, Beratung und Lieferung waren super.

Meine Frage war ja auch nur, wie kann ich als Anfänger diese Rasurschärfe noch verbessern, um
a) bessere Rasurergebnisse (auch an den einfachen Stellen) zu erzielen,
b) natürlich auch ein besseres Gefühl für die machbare Schärfe zu bekommen und
c) meinen Spieltrieb befriedigt zu wissen.
Da hier verschiedene Möglichkeiten vorgestellt und diskutiert werden, wollte ich Tipps für den Anfängerhausgebrauch.

Aber ich glaube, verstanden zu haben:
Mit dem Referenzmesser an der Technik feilen.
Mit extra Überungsmesser Gefühl für das Schärfen und die Schärfe bekommen und damit Spieltrieb befriedigen.

lesslemming

so isses  ;D
denn als Anfänger kriegt man keine Profi-Schärfe hin.
Wenn das mit der Profi-Schärfe klappt, ist man per Definition kein Anfänger mehr  ;)

Die Schärfe zu verbessern bedeutet im Übrigen auch nicht immer die Sanftheit bzw. Rasur zu verbessern,
aber das wirst du alles noch selbst merken
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..:: bekommt nie eine frische Unterhose ::..

Lord Vader

Zitat von: lesslemming am 15. April 2009, 09:42:00

denn als Anfänger kriegt man keine Profi-Schärfe hin.


wenn der schliff stimmt, dann kann etwas nachbehandlung schon noch eine leichte verbesserung bringen, die gefahr, dass man als anfänger das messer dann allerdings verschlimmbessert, ist sehr hoch. das sollte jedem klar sein.

Senser

Schärfen ist kein Voodoo.
Ran an den Speck. Es gibt hier eine Schärfanleitung mit deren Hilfe auch Anfänger eine ordentliche Schärfe hinkriegen.
Gruß Senser

UbuRoy

Lernen tut man 'eh nur aus den eigenen Fehlern.  8)

Danach dann aber Messer einschicken von wegen "geht doch nicht" ist dann aber unsportlich.
Da muß mann dann auch die Konsequenzen meistern.  >D

shaved

Wenn es mit der Rasur nicht läuft, dürfte es an Vorbereitung, Technik oder der Klinge liegen.

Letztere kannst du durch Einschicken (mit etwas Glück gibt es dann noch eine Analyse dazu), oder durch ein Messer aus dem Mitgliederhandel, ausschliessen. Ausserdem hast du dann eine Referenz.

Selbst schärfen ist natürlich eine Option, dabei veränderst du allerdings die Steigung der Lernkurve und die benötigte Frustrationstoleranz. Wie fast immer muss man nur alles richtig machen und die Fehler vermeiden. Übungsklinge benutzen wäre ratsam.
Stumpfe Messer schärft man. Schleifen ist etwas anderes.