Klingengeometrie und Facettenwinkel

Begonnen von Iltis, 12. April 2009, 22:46:00

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Iltis

Hallo Zusammen,
Zu diese Thema gibt es verschiedenen Beitragen in verschiedenen Threads, aber nirgends eine Zusammenfassung, deswegen mache ich hier ein Neuen auf. Meine Fragen:
Wie vermisst man am besten ein Messer (auch einen Rasierfertigen) ohne die Schneide zu beschädigen?
Gibt es ein idealen Facettenwinkel, und ist diesen abhängig von die Härte des Stahls? klar, da sind genaue Angaben unmöglich weil wir die Härte nicht messen können (Rockwell oder andere Härteskalen), aber kann man tendenziell was sagen?
Mein Anlass dazu ist das ich mich seit einige Zeit mit ein Taylors Eye Witness 5/8 Wedge rumschlage, ziemlich zerschliffen, beides Hone Wear (ca. 1,5mm am Schulter) sowie die gesamte Breite der Klinge (die Facette ist unregelmässig, aber bis ca. 1,5 mm breit, was schon ziemlich gross ist). Die Facettenwinkel beträgt, mit der Rücken abgeklebt, von 18,8 (am Kopf) bis 18,1 (zum Erl hin) grad, was mir relativ "Stumpf" erscheint. Jetzt überlege ich mir die Facette neu zu schleifen, ohne abgeklebten Rücken, was ein Winkel von 18,1 bis 17,4 grad ermöglichen wird. Es ist mir aufgefallen, das der Haartest sowie die Rasierverhalten im Erlbereich zufriedenstellender ist als am Kopfende, deswegen diese Überlegung, aber bevor ich von vorne anfange, hätte ich gerne ein paar "Drittmeinungen", und wie gesagt, ich denke eine Zusammenfassung von beobachtungen könnten im Allgemeinen hilfreich sein. Was meint Ihr?
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Tim Buktu

Hallo Herr Iltis,

was ist denn "Hone Wear"?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Iltis

Hallo Herr Buktu,
"Hone Wear" ist der Verschleiss am Schulter, den man vermeiden will insofern dass man der Messerrücken abklebt - wenn man ein Messer auf der Stein legt, wird nicht nur die Schneide, sondern auch die zweite Auflagefläche (=der Schulter) angeschliffen.
Gruß
Herr Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Tim Buktu

Die Vorgehensweise beim Schärfen abzukleben ist mir bekannt, aber die Bezeichnung "Hone Wesr" war mir bisher fremd. Danke für die Aufklärung Herr Iltis!  :D
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Piraten-Papa

Vielen Dank auch von mir.

Das mit der/dem "Hone Wear" liest man ja desöfteren bei Messern in der britischen Bucht.
Nun weis ich endlich was damit gemeint ist.

olddj

Was für Klebeband benutzt ihr denn, ich habe festgestellt das zwei Schichten vom dursichtigem Tesa am besten durchhalten.
Grüße von Mike aus Thüringen !  
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Langensalza

moviemaniac

Zitat von: olddj am 12. April 2009, 23:56:52
Was für Klebeband benutzt ihr denn, ich habe festgestellt das zwei Schichten vom dursichtigem Tesa am besten durchhalten.

Tesa Gafferband. Funktioniert prima.

Was den Winkel angeht: Darüber mache ich mir eigentlich nur dann Gedanken, wenn mit einem Messer was nicht stimmt. Normalerweise vertraue ich darauf, dass bei der Herstellung schon die optimale Wahl bei Klingenbreite und Rückendicke getroffen wurde.
Herzliche Grüße aus Oberösterreich,
Klaus

Iltis

Zitat von: moviemaniac am 13. April 2009, 08:28:30

Was den Winkel angeht: Darüber mache ich mir eigentlich nur dann Gedanken, wenn mit einem Messer was nicht stimmt. Normalerweise vertraue ich darauf, dass bei der Herstellung schon die optimale Wahl bei Klingenbreite und Rückendicke getroffen wurde.

Genau so ist es, aber wenn Probleme auftreten, was für gedanken machst du dir? und was kann man dagegen tun, ist, wie ich vermute, ein Facettenwinkel von fast 19 grad zu stumpf? oder liege ich da falsch.
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Senser

Ich glaube nicht, dass der Winkel, sofern er den Bereich zwischen 15-20° nicht verlässt, eine große Rolle spielt.
Nehmen wir als Beispiel ein neues Messer. Das Messer wird auf der Hexe gehohlt und dann auf diversen rotierenden Schleifwerkzeugen wie Lederscheiben und ähnliches fertig ausgeschliffen. Die letzen Schleifvorgänge nennt man "Pliesten" dabei wird die Klinge mit einer Schleifpaste auf der Lederscheibe auspoliert. Die Klinge ist jetzt bereits höllisch scharf, hat aber noch keine Facette und ist auch noch nicht rasiertauglich.
Erst jetzt geht der Schleifer hin und zieht die Klinge auf dem Stein ab. Dabei berührt der Rücken nicht den Stein und es entsteht eine feine Facette, die aber sichelich einen stumpferen Winkel aufweist, als den Winkel, der entsteht, wenn wir eine Klinge schleifen, indem wir die Schneide und den Rücken auf dem Stein auflegen. Selbst Abkleben verändert den Winkel nicht in dem Maße, wie es das freihändige Abziehen tut.
Ich messe deshalb dem Winkel keine entscheidende Bedeutung zu.
Gruß Senser

Tim Buktu

Das hört sich schlüssig an! Werde vorerst auch so vorgehen. Erfahrung mit Abkleben in Bezug auf den Winkel der Facette habe ich bisher nur beim 8/8 Friodur Kullenrücken. Sonst hab ich nur Messer abgeklebt deren empfindlichen Rücken ich schützen wollte, aber dabei nicht auf die Veränderung an der Facette geachtet. Bei 1-2 Lagen dünnem Klebeband hat sich das vermutlich auch nicht zu sehr ausgewirkt.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Iltis

Nachtrag:
Ich bin endlich dazu gekommen, der Taylors ohne Abklebung ganz neu zu schleifen/schärfen. Mit die etwas spitzere Facettenwinkel ist das Teil jetzt rasierscharf auf die ganze Klingenlänge. Generalisieren kann man davon nicht, aber in diesen Fall erscheint mir, dass die Facettenwinkel (auch zwischen 15-20°) eine Rolle spielt.
Hat sonst jemand sowas ähnliches beobachtet?
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Tim Buktu

Ich hatte Gestern mei 6/8 Oritza auf den Steinen. Diesmal relativ dick abgeklebt und dea Ergebnis:
Mit denselben Steinen, Chromoxid + Ledern ist es diesmal, mit dem etwas stumpferen Winkel sanfter geworden.
Bilde ich mir wenigstens ein.

Mein Eindruck ist, dass die Schneide des  Oritza aus verhältnismäßig weichem Stahl ist, und sich hier deshalb der stumpfere Winkel auszahlt. Kann das sein?
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Iltis

@ Herr Buktu: Kannst du sagen, was für ein Winkel deine Facette hat?
Gruß
Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Tim Buktu

Au ne, Herr Iltis, tut mir leid. Habe das einfach so Pi mal Auge nach Gefühl gemacht. Werde bei den nächsten Messern aber aufpassen und versuchen den Winkel festzustellen so lange die Klebebänder noch dran sind.
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!