Rasiermesser aus Krupp-Stahl

Begonnen von STIFFupperLIP, 02. April 2009, 11:58:03

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UbuRoy

#15
Rostträgen Stahl gibts aber erst seit dem 20ten Jahrhundert.
Im Wicki steht sicher irgendwo das genaue Datum, bin grad zu faul nachzuschauen.

Irgendwo um 1900 herum glaube ich wurde erst das - heute schon lange wieder veraltete - Bessemer Verfahren entwickelt. Vorher, so ab 1870 gabs nur Siemens-Martin Stahl (oder noch früher Cast Steel), die beide meines Wissens noch nicht mit Chrom, Vanadium, Mangan, Wolfram usw. legiert wurden.

Hochlegierte Stähle (Nirosta, INOX, SS, VA etc.) wurden erst erheblich später erzeugt, vielleicht so um 1920 - 1940 oder gar noch später?

Auf jeden Fall sicher 'ne deutsche Kriegswichtige "Erfindung", wie so oft...

urza

Da Friodur stahl der erste Rosttraege stahl war aus dem man rasiermeser machen konnte (laut Zwilling :) ) und dieser von 1933 ist, vermute ich das es Rostfreie rasier messer seit 1933 gibt.
,,Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde."

    – Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 421 [Reclam S. 68]

ReLachs

Laut Hersteller-Website ist "Nirosta" seit 1922 ein geschütztes Warenzeichen. Da steht aber nichts über Rasiermesser, was beim Schwerpunkt der Tätigkeiten des Krupp-Konzerns zu dieser Zeit für mich keine Überraschung ist.

Quelle: http://www.nirosta.de/1687-1957.80.0.html

bartmann

#18
Das ist es doch.
Form, Schalen, Verpackung, alles 19.Jahrhundert.
Mir ist kein " Nirosta Material " aus der Zeit bekannt.

Woher kommt die Information überhaupt das dieses Messer rostträge sei, und womit ist sie belegt?

urza

diese information existiert nicht. Ich sagte lediglich unter der annahme nieroste stehe fuer niemals rostend. Wurde aber geklaert das dem nicht so ist. Aussagen die unter einer Falschen Annahme getroffen wurden sind immer wahr, aber ueberfluessig, weis jeder der bissel ahnung von logik hat. Beispiel:
Wenn(in bedeutung von falls, nicht sobald) ich Jonglieren kann, ist der Mond aus Kaese.
Die ausage ist richtig, aber nicht wirklich sinnvoll. (Dran denken keine Diskusion zum thema logik starten.)
,,Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde."

    – Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 421 [Reclam S. 68]

bartmann

#20
Zitat von: STIFFupperLIP am 02. April 2009, 15:48:55
Also Villa Hügel ist das Einfamilienhaus ;) (lt. Katasteramt der Stadt Essen) der Krupps und dort befindet sich eine ständige Ausstellung der Familie bzw. Firma Krupp und hätte ich das kleine Schildchen neben dem Messer mitfotografiert, dann wäre es unzweifelhaft ein Krupp Messer aus Nirosta Stahl. Es sind auch die Krupp-Ringe eingestanzt.
Ich wollte einfach nur wissen, ob jemand ein Krupp Rasiermesser sein Eigen nennt.

So, der Punkt ist:
Hat sich der Kurator mit dem Schildchen geirrt, oder sehen Nirosta Messer von Krupp ab1920 aus wie Sheffields aus dem 19ten. Wenn das Schild die Wahrheit sagt dann ja. Für mich persönlich eher unwahrscheinlich. Ich meine,das Messer sieht so aus als sei es vor der Erfindung von Nirosta entstanden, Gussstahl eben.

Tim Buktu

Wenn ich mal ein bisserl OT dazwischen fragen darf:
Ist Gusstahl das Gleiche wie geschmiedeter Stahl? Ich kenne nur den Ausdruck Gusseisen (von den Pfannen).
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

bartmann

#22
Gußstahl kann seine Form durch die Gußform, als auch durch nachträgliches Schmieden erhalten. Früher nannte man auch verschmiedeten Stahl Gußstahl, wenn das in der Schmiede verarbeitete Material auf  "englische Art" dem Tiegelgußverfahren erzeugt war.
Das ist verwirrend. Um es zu verstehen, hilft es die Verarbeitungsprozesse zu kennen.

Soweit mir bekannt, konnten nur in England die Komponenten des Stahls flüssig so vereint werden, das eine Qualität entstand die zäh und hart zugleich war.
Im Rest Europas war das nur durch Verschmieden von zwei Sorten möglich, einer besseren spröde,harten(Cementstahl) und einer weichen.
   
Für die Klingenschmiede England/Frankreich um 1830 ergab sich daraus:

Die Engländer konnten an der Stange schmieden, mußten aber eine niedrigere Verarbeitungstemperatur einhalten. Das ging auf Kosten der Härte. Schwierig im Handling, aber grenzenlos in der Formenvielfalt der Anwendungsmöglichkeiten.

Die Franzosen schmiedeten in der Tülle (forgeage en bobèche) ,d.h. eine Klammer minderwertigen Stahls umgab eine Stange Cementstahl. Die Tülle schützt den Cementstahl und man kann dem Werkstück die nötige Wärme zuführen die sich dann mit dem Hammer auf die größere Härte auswirkt. Aufwändiger,einfacher in der Verarbeitung, begrenzt in der Formgebung.

In Deutschland hat man wohl auf ähnliche Art gefertigt wie in Frankreich.

Das Englische Caststeel vereinte in sich die Vorzüge, die sonst nur schmiedetechnisch erzielt werden konnten.
Daher war man vornehmlich in Frankreich und Deutschland bestrebt, das dazu nötige Verfahren nachzuerfinden. 
 
Am 12. Januar 1811 meldet der "Verkündiger" das Andreas Küller und Co. in Wald einen Gussstahl erfanden, der dem englischen gleichwertig ist. Sie gründen die ,,Walder Gußstahlerfindungsgesellschaft". Die Firma Krupp in Essen kauft später die Aufzeichnungen von dem Wundarzt Fries.

1853 wird die C.Grossmann Stahlguss GmbH in Solingen gegründet.

Vor ca. 1920 gab es meines Wissens nach keinen rostträgen Gußstahl, ob verschmiedet oder nicht, und da sind wir wieder beim Thema:

Sieht das Messer in der Vitrine der Villa Hügel aus wie ein modernes deutsches Messer um 1920 ?





Tim Buktu

Ah ja, danke! Wieder was gelernt!
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!