Wostenholm-Projekt

Begonnen von McDeere, 21. Februar 2009, 11:11:00

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redmatze

Ich habe in letzter Zeit mit verschiedenen Pasten und Polierfilzen probiert. Da bekommt man so einiges weg & geglättet. Ob es bei Deinen Riefen am Messer funzt, lässt sich anhand der Bilder schlecht sagen.
Ansonsten würde ich mir ein Zweitmesser zu legen, für Experimente und dergleichen. Hatte am Anfang auch schon mal ne Todgeburt.
Und die Seuche alles auf Spiegelglanz zu kriegen hab ich auch hinter mir. Das wird schon,...noch lebt es.
gruß redmatze
Fällt wohl unter Lehrgeld ;)
Der Mund des Menschen, ist oft gefährlicher
als der Rachen eines Tigers.

urza

Zitat von: McDeere am 21. Februar 2009, 16:20:03
aber wie gesagt, das ist/ wird meine erste Restauration. Dass es fehlerfrei über die Bühne gehen würde, hatte ich sowieso nicht geglaubt.

Das ist ja genau das was den senser stoert, er dachte du waerst erfahren und wuestest was du tust. Ansonsten haette er dir ein uebungsmesser geschenkt an dem du deine ersten versuche machen kannst, damit du sie nicht an dem seltenen Wostenholm machen musst.
Von alter Briten habe ich keine ahnung, aber mir tat auch schon mal das herz weh, als ich ein sehr gut erhaltenes messer in anfaenger haenden zugrunde gerichtet sah, daher kann ich sensers veraergerung nachempfinden.

McDeere: mach dir jetz erstmal keine gedanken, mach weiter wie du denkst. Diesen Seidigen orignal Glanz kann man wohl nur schwer erzeugen, weswegen wohl ihn auch viele nicht zerstoeren wollen.
,,Handle nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, daß sie allgemeines Gesetz werde."

    – Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, S. 421 [Reclam S. 68]

Iltis

#17
Ich muss auch mein Senf zu diese Thema abgeben:

1) Diese Klinge ist locker 170 Jahre alt, insofern ist es nicht mit ein sogen. "Oldtimer" zu vergleichen, der mehr oder weniger industriell produziert wurde. Es wurde in Handarbeit gemacht, von Menschen die in der Lager waren, zu wenige Tausentelzoll zu arbeiten mit sehr (von heutigen Standpunkt gesehen) primitiven Mittel. Ohne sentimental zu sein, diese Menschen haben dafür buchstäblich mit ihren Leben bezahlt - der durchschnittssterbensalter von ein Schleiffer betrug 33 Jahren (Silikose). Das will respektiert sein.

2) Auch wenn solche Klingen damals "Massenwaren" waren, ist jeder davon inzwischen ein Unikat, mit sein eigenen Geschichte, der alleine selten ist weil die meisten Rasiermesser von diese Zeit verschwunden sind. Zeugen diese Geschichte sind die Spuren auf der Oberfläche; wenn einer diese Geschichtensspuren stört, ist er mit ein moderneres Messer besser bedient: das alles wegzuschmirgeln ist Kulturgeschichte zu vernichten, was, milde ausgedrückt, schade ist, weil es unwiederbringlich ist.

3) Nicht nur sind solche Messer Unikate, sie werden immer seltener - antike Rasiermesser sind ein sehr begrenzte Resource, und es ist ratsam, was es noch gibt zu erhalten, weil es irgendwann keine mehr gibt, desto schneller je unverantwortlicher man damit umgeht.

Das ganze gehört wahrscheinlich besser in der "Was verstehen wir unter Restauration?" Thread, aber ich habe den Eindrück, das keiner liest was darin steht bevor er sich in einen "Restaurationsprojekt" sturmt, deswegen diese Tirade.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Paysbas

Zitat von: Iltis am 21. Februar 2009, 21:26:02
1) Diese Klinge ist locker 170 Jahre alt, insofern ist es nicht mit ein sogen. "Oldtimer" zu vergleichen, der mehr oder weniger industriell produziert wurde. Es wurde in Handarbeit gemacht, von Menschen die in der Lager waren, zu wenige Tausentelzoll zu arbeiten mit sehr (von heutigen Standpunkt gesehen) primitiven Mittel. Ohne sentimental zu sein, diese Menschen haben dafür buchstäblich mit ihren Leben bezahlt - der durchschnittssterbensalter von ein Schleiffer betrug 33 Jahren (Silikose). Das will respektiert sein.

2) Auch wenn solche Klingen damals "Massenwaren" waren, ist jeder davon inzwischen ein Unikat, mit sein eigenen Geschichte, der alleine selten ist weil die meisten Rasiermesser von diese Zeit verschwunden sind. Zeugen diese Geschichte sind die Spuren auf der Oberfläche; wenn einer diese Geschichtensspuren stört, ist er mit ein moderneres Messer besser bedient: das alles wegzuschmirgeln ist Kulturgeschichte zu vernichten, was, milde ausgedrückt, schade ist, weil es unwiederbringlich ist.

3) Nicht nur sind solche Messer Unikate, sie werden immer seltener - antike Rasiermesser sind ein sehr begrenzte Resource, und es ist ratsam, was es noch gibt zu erhalten, weil es irgendwann keine mehr gibt, desto schneller je unverantwortlicher man damit umgeht.

@ Iltis,

ohne es zu wissen hast Du mir einen richtigen Impuls gegeben für mein nächstes Projekt, der Wade und Butcher. Er darf alt aussehen und seine Spuren haben. Hauptsache er ist scharf und gebrauchsfertig.
Herzliche Grüße aus Oberschwaben, 
Paysbas

McDeere

Ich kann euch ja alle verstehen. Wahrscheinlich seh ich das in zehn Jahren genauso. Momentan fehlt mir da wohl der Sinn für Nostalgie.

Ich mach jetzt einfach so weiter wie geplant, auch wenn mir die Lust ein wenig vergangen ist. Mal sehn, was dabei rauskommt.

Schönen Sonntag noch, mfg,
Harry

Iltis

#20
Zitat von: McDeere am 22. Februar 2009, 08:34:49
Momentan fehlt mir da wohl der Sinn für Nostalgie.

Schönen Sonntag noch, mfg,
Harry


Das hat mit Nostalgie nichts zu tun, das ist Verantwortung, Kulturgut gegenüber.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

Tim Buktu

Zitat von: McDeere am 22. Februar 2009, 08:34:49
Ich mach jetzt einfach so weiter wie geplant, auch wenn mir die Lust ein wenig vergangen ist. Mal sehn, was dabei rauskommt.

Schönen Sonntag noch, mfg,
Harry

Da muss Dir die Lust nicht vergehen Harry. Fehler passieren. Wenn man Dinge tut, sie öffentlich macht und nach Ratschlägen sucht, setzt man sich auch (ungeahnter) Kritik aus. Auch wenn es mit der Restaurierung nicht so wird, wie Du oder Andere es sich vorstellen - es gibt den nächsten Versuch trotzdem.  ;)
Schon alleine die Tatsache, dass Du dich mit alten Rasiermessern beschäftigst und Dir eines herrichten willst finde ich lobenswert!  dh:

Mach weiter, ist ein geiles Hobby!!!
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

jazzman

Zitat von: Tim Buktu am 22. Februar 2009, 10:54:00

Mach weiter, ist ein geiles Hobby!!!

Kann ich absolut bestätigen, ..ausserdem durch Fehler lernt man. ;) ..

Gruss
jazz
Wir beginnen das zu begehren, was wir jeden Tag sehen!

Lord Vader

Zitat von: Chopchop am 21. Februar 2009, 16:09:37

Ich persönlich kenne es nur vom Restaurieren von Old-Timern. Dort ist
man bestrebt alles so original zu halten wie man kann (also teilemäßig), nicht
aber was den Lack mit Kratzern oder die Flecken auf den Chromscheinwerfern be-
trifft. ;) Die dürfen gern dem "alten Glanz" weichen! Denke so kann man es auch
bei alten Messern halten. Aber das ist nur meine bescheidene persönliche Meinung.


MfG.: Chopchop

das ist so nur teilweise richtig. auch da kann eine tolle patina mehr wert sein als eine komplete und perfekte restauration. z.b. bei den oldtimer-traktoren gab es auch mal eine zeit, in der alles wie geleckt aussehen musste und ein restaurierter schlepper in einem besseren zustand versetzt wurde als wie er damals ausgeliefert wurde! das ergebnis war, dass auf den treffen haufenweise charakterlose hochglanzobjekte rumstanden, alle mehr oder weniger gleich. die wenigen verbeulten im originalen arbeitszustand verbliebenen objekte, die eine geschichte bzw. noch die spuren ihres arbeitslebens tragen, sind heute die absoluten blickfänge und teilweise mit einer schönen patina mehr wert als ein hochglanzschlepper. auf normale oldtimer ist das sicherlich nciht 100%tig übertragbar, da die fahrzeuge ja nutzbar sein müssen. bei museumsstücken gilt das allerdings auch bei normalen oldies! bei ähnlichen arbeitsgeräten wie rasiermesser kann man allerdings schon parallelen ziehen. natürlich muss man bei zu viel rost sowohl bei den einen als auch bei den anderen eine komplettsanierung durchführen, an deren ende wieder hochglanz vorherrscht.

allerdings kann ich nur dazu raten, bei einem einigermaßen gutem zustand auch der patina eine chance zu geben... das beispeil bei den alten traktoren zeigt, wohin ein übermäßiger "putzwille" führen kann. immerhin sollte man sich bewusst sein, was man da wegpoliert!

aber bitte versteht mich jetzt nicht falsch, ich möchte nicht die obige aktion anprangern, sondern lediglich einen denkanstoss für die zukunft geben...

lg

lord vader

UbuRoy

Wäre sicher hilfreich, gerade als Anfänger eine rostige Grotte zu bearbeiten, als so ein schönes und altehrwürdiges W&B.

Schade drum.

Kann Senser gut verstehen. Zu dem Zweck hätte ich es auch nicht verkauft.
Wenn Du ein hochglanz Messer haben willst, kauf doch einfach ein neues.

Wie gesagt: Schade drum.

Senser

Ich glaube, wir sollten es jetzt mal gut sein lassen. Er hat schon kapiert und nun können wir sowieso nichts mehr ändern. Was ich auf keinen Fall möchte, ist, dass Mc Deere jetzt generell die Lust an der Aufarbeitung verliert.
Gruß Senser

Iltis

Zitat von: Senser am 22. Februar 2009, 18:10:12
Was ich auf keinen Fall möchte, ist, dass Mc Deere jetzt generell die Lust an der Aufarbeitung verliert.

Sehe ich genauso. Nix zum Ungut.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

shaved

Tip von mir: Wenn du noch keine Klinge rasurfertig abgezogen hast, übe lieber mit einer anderen.
Stumpfe Messer schärft man. Schleifen ist etwas anderes.

Iltis

Zitat von: shaved am 22. Februar 2009, 18:26:33
Tip von mir: Wenn du noch keine Klinge rasurfertig abgezogen hast, übe lieber mit einer anderen.

Genauso, und vielleicht bevor du übst, lass der Wostenholm von jemand der es gut beherrscht schärfen (gibts genug hier im Forum), das du ein Referenz hast, was wirklich scharf ist. Dann mit ein "Ubungsmesser" üben. Es lohnt sich.

Gruß

Iltis
de gustibus, aut bene aut nihil

McDeere

Also Leute, langsam hab ichs echt kapiert: es war ein absoluter Frevel, die Klinge so zuzurichten.

Zudem ist es entgegen der mittlerweile vorherrschenden Meinung nicht so, dass ich mich blind auf die Wostenholm-Klinge gestürzt habe. Ich habe auch vorher schon Klingen aufpoliert, aber das zähle ich nicht unter "Restauration", sondern es diente mehr zur Übung, da die Klingen eher zum Briefe öffnen taugen (darunter beispielsweise ein Wittex).

Es soll das erste vollständige Restaurationsprojekt werden, wo ich eine Klinge, die die Arbeit auch wert ist, wieder aufpoliere und ihr ein neues Heft schenke. Klar bin ich auf dem Gebiet absoluter Neuling; d.h. aber nicht dass das hier sofort zum Scheitern verurteilt ist.
Die Bilder sind eben auch riesig und zeigen die Macken extrem brutal.

Auch mit dem Schärfen der Messer befasse ich mich seit längerem und erziele ganz brauchbare Ergebnisse (Mit einem von Bartisto auf Endschärfe gebrachten Rasiergerät können sie sicher nicht mithalten, aber sie bringen meine Haare zum Fallen). Dass man ein Wedge wieder anders schleift und gewisse Dinge beachten muss, ist mir soweit klar.

Aber alles zu seiner Zeit.

Nochmals sorry an alle, die ich mit der Aktion verärgert habe; aber ich wäre dankbar, wenn sich die zukünftigen Posts auf Tipps zu und nicht gegen mein Projekt beziehen würden...jeder hat mal klein angefangen!