Schadensursachen und Reparaturmöglichkeiten von Rasierhobeln aus Bakelit

Begonnen von Standlinie, 11. April 2023, 16:33:44

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Standlinie

Schadensursachen und Reparaturmöglichkeiten von Rasierhobeln aus Bakelit

Zusammenfassung
Bakelit ist ein vor gut einhundert Jahren entwickelter Kunststoff, der ganz neue Wege für die Herstellung unterschiedlichster Bauteile und Gehäuse ermöglichte. Aufgrund seiner physikalischen Eigenschaften zählt Bakelit zu den nicht brennbaren, verformungsresistenten und alterungsbeständigen Werkstoffen. Es ist zudem ein sehr spröder Werkstoff. Die fehlende Dehnungs- und Biegefähigkeit sorgen dafür, dass Bakelit bei einer Beanspruchung, die zum Beispiel durch den Fall auf einen harten Untergrund entsteht, zerbrechen kann. 
Schäden an Rasierhobeln aus Bakelit entstehen in der Regel durch einen Fall auf einen Fliesenboden /Biegebeanspruchung) oder aber durch eine falsche Handhabung (Torsionsbeanspruchung). Die hierdurch entstehenden Schäden werden erläutert und Wege zu ihrer Instandsetzung gezeigt.


Textgliederung
Einleitung
Was ist Bakelit?
Physikalische Eigenschaften
Verwendung
Zur Alterungsbeständigkeit
Schäden an Gegenständen aus Bakelit und an Rasierhobeln aus diesem Werkstoff
    - Bruchschäden an der Kopfplatte eines Rasierhobels aus Bakelit
    - Bruchschäden an der Grundplatte eines Rasierhobels aus Bakelit
    - Bruchschäden an Rasierhobelgriffen aus Bakelit
Die Reparatur eines schadhaften Bakelithobels, einige allgemeine Gedanken dazu
Für Bakelitreparaturen verwendbare Klebstoffe
    - Sekundenkleber
    - Pattex Kraftkleber Classic
    - UHU plus endfest 300   
    - UHU flüssig metall


Einleitung
In der ersten Dekade des zurückliegenden Jahrhunderts wurde der Werkstoff Bakelit entwickelt, der für sich in Anspruch nehmen kann, am Anfang der Entwicklung von Kunststoffen zu stehen. Die Vielseitigkeit dieses neuen Werkstoffes eröffnete dann auch ganz neue Wege für die Herstellung ganz unterschiedlicher Produkte für den privaten, den industriellen und natürlich auch für den militärischen Bedarf.


Was ist Bakelit?
Bakelit ist ein kunstoffartiger Werkstoff. Genau genommen ist es ein Duroplast, dessen Hauptbestandteile Phenolharz und Formaldehyd bilden. Werk- und Bauteile aller Art, die aus Bakelit hergestellt wurden und auch immer noch werden, entstehen in Formen, in die eine Kunstharzmasse gepresst wird. Unter dem Einfluss von Wärme und hohem Druck erfolgt die Aushärtung des Werkstückes in der Form selbst. Die Hauptbestandteile Phenolharz und Formaldehyd sorgen dafür, dass es für Bakelit lediglich zwei Farbtöne gibt, einmal braun und einmal schwarz. Andere Farbtöne können nicht gebildet werden. Die Oberfläche von Bakelit ist glatt und sie glänzt ganz leicht. Die Herstellungskosten von Bakelit sind relativ gering.


Physikalische Eigenschaften
Der Werkstoff Bakelit weist eine hohe Festigkeit auf, er verfügt aber über keine elastischen Eigenschaften. Bakelit wird deshalb als sehr spröde eingestuft, das heißt, eine Dehnfähigkeit, die man von heutigen Kunststoffen her kennt (Polyethylen, PVC, u.a.), existiert nicht. Für die Praxis bedeutet dies, dass ein aus Bakelit hergestelltes Bauteil beim Aufprall auf den Boden in der Regel bricht. Bakelit lässt sich nicht biegen. Deshalb entsteht schon bei der leichtesten biegenden Beanspruchung ein Bruch. Bakelit ist nicht brennbar. Es verformt sich auch nicht unter dem Einfluss von Wärme. Der Geruch von Bakelit ist in der Regel neutral. Er wird allerdings als stechend empfunden, sobald dieser Werkstoff bearbeitet wird, zum Beispiel durch sägen, bohren oder durch schleifen. Bakelit ist säurebeständig und außerdem sehr alterungsbeständig. Bakelit kann nicht recyclet werden.  Die Grundsubstanzen dieses Werkstoffes schließen eine spätere Recyclingfähigkeit, wie man sie von heutigen Kunststoffen erwartet, aus. 

 
Verwendung
Die Materialeigenschaften von Bakelit führten dazu, dass in der Vergangenheit (30er bis 60er Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts) viele Dinge aus diesem für die damalige Zeit idealen Werkstoff hergestellt wurden. Dazu möchte ich einige Beispiele nennen:
- jede Art von Gehäuse (mechanische und elektrische Schalter, Sicherungskästen, Telefone, Volksempfänger, Autobatterien, Lampen, Transformatoren, Mikrofone, Kompasse, Dosen, sonstige Behältnisse);
- sonstige Bedarfsgegenstände (Aschenbecher, Füllfederhalter, Föhne, Messergriffe, Isolatoren, Zündspulen, Zündkerzenstecker, Verteilerkappen, Beschläge von Militärwaffen (u.a. für MP 40 und MG 42, Bajonettgriffe, u.v.m.), Bürogegenstände, Griffe aller Arten, Rasierhobel, Rasurzubehör, u.v.m..

Bakelit lässt sich hervorragend bearbeiten, das heißt sägen, bohren, befeilen und schleifen. Bei zu erwartender stärkerer Beanspruchung (z.B. bei größeren Gehäusen) wurden geeignete Verstärkungselemente direkt bei der Herstellung mit eingeschlossen. Das konnten verstärkende Rippen sein, eine aus Metalldraht bestehende zusätzliche Armierung oder aber bei den Rasierhobelgriffen eine eingesetzte Gewindehülse aus Aluminium oder aus Messing.     

In dem folgenden ersten Bild sind einige bekannte und auch weniger bekannte Alltagsgegenstände zu erkennen, die entweder vollständig aus Bakelit bestehen oder aber bei denen einzelne Komponenten aus Bakelit hergestellt wurden.




Bild 1:  Gegenstände aus Bakelit wie Rasierhobel-Transportbehälter, Rasierhobel oder Teile davon, eine Seifenstickdose, ein Rasierklingenschärfer, drei Kompasse und ein Brotmessergriff.


Zur Alterungsbeständigkeit
Bakelit ist ein sehr alterungsbeständiger Werkstoff, der im Gegensatz zu anderen Kunststoffen nicht vorzeitig unter dem Einfluss von Wasser, Wärme und der Sonnenbestrahlung altert und sich hierdurch zersetzen oder auflösen könnte. Verglichen mit einfachem unbehandeltem Stahl und mit Zinkdruckguss ohne eine Schutzbeschichtung (Vernickelung, Verchromung) hat Bakelit eine höhere Lebensdauer, da an Luftsauerstoff und Luftfeuchtigkeit gebundene Oxydationsprozesse Bakelit nicht beeinflussen. Damit wir uns eine Vorstellung davon machen können, wie alterungsbeständig Bakelit tatsächlich ist, möchte ich einige Beispielbilder zeigen. Das folgende Bild 2 zeigt eine im Außenbereich an einem Torpfeiler angeschraubte inzwischen 80 Jahre alte und und immer noch funktionsfähige (!) Außenklingel.




Bild 2:  Außenklingel an einem Torpfeiler, Ansicht von vorne.


Der Torpfeiler hat eine nordöstliche Ausrichtung. Das Klingelgehäuse selbst war über alle Jahre den ständigen und jahreszeitlich bedingten unterschiedlichen Witterungseinflüssen ausgesetzt. Wie es aussieht, wird diese Außenklingel auch weiterhin genutzt werden, zumindest solange, bis sich ein neuer Grundstückseigentümer dazu entschließt, sie gegebenenfalls durch eine moderner aussehende und damit zeitgemäßere Klingeleinrichtung zu ersetzen.
Die Außenklingel ist trotz der langen Nutzungsdauer unbeschädigt geblieben. Die Einflüsse der Sonneneinstrahlung, des Frostes und von Regen haben lediglich die Oberfläche des im Neuzustand ursprünglich glatten und dunkelbraun glänzenden Gehäuses stumpf werden lassen. Bei einem anderen Kunststoff wären die Weichmacher schon längst entwichen, so dass sich Schrumpfungsrisse gebildet hätten, die als solche auch deutlich sichtbar wären. Das Gehäuse der Außenklingel ist aber unbeschädigt geblieben. Die jetzt matte Oberfläche ist über die Jahre etwas aufgehellt und die Oberflächenstruktur erinnert von ihrem Aussehen her an altes Graugusseisen. Trotz der optischen Veränderungen hat die Funktionsfähigkeit darunter nicht gelitten.




Bild 3:  Außenklingel an einem Torpfeiler, hier eine seitliche Ansicht.


Das nächste Bild zeigt vier unterschiedliche Rasierhobel aus Bakelit, die ich zum Vergleich nebeneinander gelegt habe. Alle vier Rasierhobel stammen aus den 30er und 40er Jahren des zurückliegenden Jahrhunderts. Die Unterschiede bestehen darin, dass die beiden auf der linken Seite liegenden Rasierhobel (hier ein Torsions- und ein Schrägschnitthobel) neuwertig sind und so gut wie nie für eine Nassrasur eingesetzt wurden. Sie lagerten außerdem in einer dunklen Umgebung (Transportbox und Schublade), auch jetzt noch, so dass keine Sonneneinstrahlung und auch keine sonstigen Einflussnehmer über längere Zeit auf die Rasierhobeloberflächen eingewirkt haben oder einwirken werden. Deshalb glänzen die Oberflächen nach wie vor und entsprechen dem ursprünglichen Neuzustand. Eine farbliche Veränderung ist nicht eingetreten und auch nicht sichtbar.




Bild 4:  Ansicht von vier unterschiedlichen Rasierhobeln aus Bakelit, bei denen die rechts liegenden Hobel regelmäßig genutzt wurden.


Im Gegensatz zu diesen gewissermaßen neuwertigen Bakelithobeln sehen die beiden rechts daneben gelegten Rasierhobel (oben ein GI & CO., unten ein Shavex) etwas ,,gebrauchter" aus. Die Hobelköpfe bestehen bei diesen Rasierhobeln aus verchromtem Messing, nur die Hobelgriffe bestehen aus Bakelit. Beide Rasierhobel stammen aus der Zeit des zweiten Weltkrieges und wurden seit dieser Zeit über viele Jahre lang regelmäßig zur Nassrasur eingesetzt. Ich verwende sie auch heute noch für meine Rasuren.

Diese jahrelang genutzten Rasierhobel waren in dieser Zeit unterschiedlichen Einflüssen ausgesetzt, zu denen das normale Tageslicht, vielleicht auch eine direkte Sonnenbestrahlung und natürlich die Einflüsse einer regelmäßigen Nassrasur zählen. Die Oberflächen der Hobelgriffe glänzen auch nicht mehr, sie sind mit der Zeit stumpf geworden. Die Griffe weisen in der Nähe zum Hobelkopf hellere Stellen auf. Warum gerade dieser Griffbereich davon betroffen ist, könnte unmittelbar mit der Nassrasur in einem Zusammenhang stehen, denn an dieser Stelle wird ein Hobelgriff üblicherweise während der Rasur mit den Fingern gehalten. Und dieser Griffbereich wird während der Rasur regelmäßig mit Wasser und den Schaumresten der verwendeten Rasierseife benetzt. Das nächste Bild 5 zeigt diesen Einfluss. Während der Rasur wird der die Gesichtshaut bedeckende Rasierschaum von den Rasierklingenschneiden weggeschoben. Der mit Bartstoppelresten durchsetzte Rasierschaum sammelt sich unmittelbar hinter dem Rasierhobelkopf und benetzt dort den vorderen Teil des Hobelgriffes.




Bild 5:  Ansicht der typischen Griffhaltung während der Rasur, wobei übertretender Rasierschaum den vorderen Teil des Hobelgriffes benetzt.


Trotz der an den Hobelgriffen sichtbaren optischen Veränderungen wurde die Funktionsfähigkeit beider Rasierhobel hierdurch nicht eingeschränkt. Werkstoffbedingte Einschränkungen liegen auch nicht vor, so dass ich beide Rasierhobel auch weiterhin und regelmäßig für Rasuren nutzen kann.


Schäden an Gegenständen aus Bakelit und an Rasierhobeln aus diesem Werkstoff
Bakelit ist ein sehr spröder Werkstoff ohne irgendwelche Dehnfähigkeit. Fällt ein aus diesem Werkstoff bestehender Gegenstand (z.B. ein Telefon) auf einen harten Untergrund (z.B. auf einen gefliesten Fußboden), entsteht ein sofortiger Schaden, in der Regel ein Bruchschaden. An kleineren und eher filigran gestalteten Gegenständen, zu denen auch unsere Rasierhobel zählen, brechen meist vorstehende Ecken ab, es können aber auch andere Teile abbrechen. Bei kompakteren und massiveren Gegenständen wie bei einem Telefongehäuse können großflächige Brüche entstehen, manchmal platzen aber auch nur Ecken und Kanten ab. Betrachtet man die Bruchflächen an der Schadenstelle, weisen diese eine feinporige Struktur auf.

Ein Rasierhobel aus Bakelit kann ein klassischer Dreiteiler sein, bei dem alle Komponenten Kopfplatte, Grundplatte und der Hobelgriff aus Bakelit bestehen (z.B. Sonnal oder Ile de France), oder aber ein Rasierhobel, bei dem nur eine Komponente aus Bakelit besteht, wie zum Beispiel die Grundplatte beim Schrägschnitthobel Walbusch B5. Bei den aus Bakelit bestehenden Rasierhobeln oder Teilen dieser Rasierhobel können Bruchschäden an allen Einzelteilen, also an der Kopfplatte, oder an der Grundplatte und auch am Hobelgriff entstehen.


Bruchschäden an der Kopfplatte eines Rasierhobels aus Bakelit
Warum kann an einer aus Bakelit bestehenden Kopfplatte ein Bruchschaden entstehen? Diese Frage lässt sich einfach beantworten, denn die potentielle Bruchstelle resultiert aus der Konstruktion der Kopfplatte selbst. Die Kopfplatte ist von ihrer Konstruktion her filigran gestaltet (siehe hierzu Bild 6). Die Materialstärke oder -dicke  ist relativ gering. In der Kopfplatte aus Bakelit befindet sich von wenigen Ausnahmen abgesehen zudem noch eine Gewindeschraube aus Metall (Aluminium oder Messing), die bei der Herstellung eingelassen wurde. Gewindeschrauben aus Bakelit kommen eher selten vor. Aufgrund der Werkstoffunterschiede können Bakelit und Metall bei einer Zusammenführung keine homogene Verbindung eingehen. Das Grundmaterial Bakelit kann die Metallschraube lediglich umschließen. Und dieser Bereich, den ich als ,,Umschließungszone" bezeichnen möchte, bildet deshalb eine konstruktionsbedingte Schwachstelle in der Kopfplatte. Durch diese von mir als Schwachstelle bezeichnete Stelle können später einmal zwei Schadensbilder entstehen. Das erste Schadensbild ergibt sich durch eine falsche Handhabung, das zweite Schadensbild tritt als Bruchschaden nach einem Fall auf. Die im weiteren Text beschriebenen Schadensbilder gelten auch für Kopfplatten, deren Gewindestift aus Bakelit besteht.

Der Gewindezapfen (egal ob aus Bakelit oder aus Metall bestehend) verbindet zusammen mit dem Hobelgriff alle drei Einzelteile des Rasierhobels. Beim Zuschrauben des Hobelgriffes wird dieser Gewindezapfen immer auf ,,Zug" belastet. Schraubt man den Hobelgriff ohne Feingefühl und mit Krafteinsatz auf den Gewindezapfen der Kopfplatte auf, sorgt die beim Aufschrauben auftretende axiale Belastung dafür, dass die Gewindegänge des aus Bakelit bestehenden Zapfens an ihrer Spitze abscheren können (erkennbar an einem später ,,ausgelutschten" Gewinde) oder aber der Gewindezapfen aus Metall aus der Kopfplatte ausreißt. Der Bruchschaden entsteht hier durch eine falsche Handhabung (erstes Schadensbild).
Beim zweiten Schadensbild kann die Gewindeschraube bei der Bakelitausführung aber auch einfach nur abbrechen oder bei einer Metallausführung ausbrechen, wenn der Rasierhobel auf einen Fliesenboden fällt und die Kopfplatte hierbei zuerst aufschlägt. Das folgende Bild 6 zeigt die Kopfplatte eines auf den Boden gefallenen Walbusch-Schrägschnitthobels. Bei diesem Schrägschnitthobel bestehen alle Einzelteile (Kopfplatte, Grundplatte und Hobelgriff) aus Bakelit. Durch den Aufprall ist an der Kopfplatte eine Schaumkantenecke ausgebrochen. Weiterhin ist auch eine Bruchstelle in der so genannten ,,Umschließungszone" entstanden. Das den Gewindezapfen umschließende Material ist als Folge des Aufpralls auf den Boden gerissen, was im nachfolgenden Bild an der linken Kopfplatte gut zu erkennen ist. Die ursprünglich feste Verbindung zwischen dem Gewindezapfen und der Kopfplatte ist bei diesem Beispiel nicht mehr gegeben.




Bild 6:  Darstellung der ,,Umschließungszone" in der rechts liegenden Kopfplatte und entstandene Bruchschäden an der linken Kopfplatte.


Bruchschäden an der Grundplatte eines Rasierhobels aus Bakelit
Eine Grundplatte aus Bakelit ist in der Regel nur zwei bis vier Millimeter dick. Vorhandene Zähne (siehe hierzu den Torsionshobel im Bild 4), eine freistehende gerade Schaumkante und auch die Grundplattenecken sind filigran ausgeführt und können bei einem Fall auf einen harten Untergrund brechen. Das folgende Bild 7 zeigt einen an einem Sonnal-Rasierhobel entstanden Bruchschaden. Weitere Informationen zur Reparatur dieser beschädigten Grundplatte sind unter diesem Link zu finden:  https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,29041.0.html.




Bild 7:  Abgebrochene Schaumkante von einer Grundplatte eines Sonnal CC Bakelithobel.


Bei manchen Rasierhobeln wie zum Beispiel beim Walbusch Schrägschnitthobel B5 ist die Grundplatte weitaus massiver ausgeführt (siehe Bild 8). Wenn solch ein Rasierhobel auf einen harten Untergrund fällt, entstehen Brüche in der Regel nur an denjenigen Stellen, wo die vorhandene Materialstärke konstruktionsbedingt geringer ausfällt. Deshalb entstehen Brüche meistens auch nur an den äußeren Ecken der Schaumkanten. Das nachfolgende Bild 8 zeigt einen solchen Bruchschaden, bei dem die Ecke einer Schaumkante einer Walbusch-Grundplatte abgeplatzt ist. Die Bruchfläche selbst weist eine feinporige Struktur auf. Der Reparaturbericht zu diesem Bruchschaden kann hier nachgelesen werden: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,17009.0.html.




Bild 8:  Abgebrochene Schaumkantenecke an der Grundplatte eines Walbusch-Schrägschnitthobels.


Bruchschäden an Rasierhobelgriffen aus Bakelit
Gebräuchliche Bakelitgriffe sehen den im nachfolgenden Bild 9 gezeigten Griffen meist sehr ähnlich. Sie können einen unterschiedlichen Durchmesser aufweisen, sie können unterschiedlich geriffelt sein, um auch mit feuchten Fingern sicher gehalten zu werden, und sie können mit einer Gewindebuchse aus Metall (Aluminium oder Messing) ausgestattet sein, müssen es aber nicht. Bakelithobelgriffe sind an ihrer Farbe leicht erkennbar. Es gibt sie nur in braun oder in schwarz. Andere Farbvarianten sind beim Werkstoff Bakelit nicht möglich.




Bild 9:  Rasierhobelgriffe aus braunem und schwarzem Bakelit und mit unterschiedlicher Gewindeausführung.


Jeder Rasierhobelgriff aus dem Werkstoff Bakelit weist eine konstruktionsbedingte und nicht vermeidbare Schwachstelle auf, an der später ein Riss- oder ein Bruchschaden entstehen kann. Die potentielle Schadenstelle beschränkt sich auf den vorderen Teil des Rasierhobelgriffes, es ist dies die Stelle mit dem eingelassenen Gewinde oder der eingelassenen Gewindehülse aus Messing oder Aluminium. Der Griffbereich verfügt im Unterschied zu dem sich daran anschließenden und aus Vollmaterial bestehenden Griff an dieser Stelle über eine geringere Materialstärke.
Der Gewindebereich besteht entweder in einer in den Rasierhobelgriff eingelassenen Bohrung, in die ein Gewinde eingeschnitten wurde oder aber als eine eingelassene Bohrung, in der sich eine Gewindehülse aus Metall befindet (siehe hierzu den rechten Griff im Bild 9). Wie bei der Kopfplatte auch umschließt das Grundmaterial Bakelit die metallene Gewindehülse. Und weil Metall und Bakelit auch hier keine gemeinsame homogene Verbindung eingehen können, liegt auch hier wieder eine ,,Umschließungszone" vor, die eine konstruktiv bedingte Schwächezone im Rasierhobelgriff darstellt.

Wie kann an dieser von mir als ,,Schwächezone" bezeichneten Stelle ein möglicher Schaden entstehen? Solch ein Schaden kann ungewollt im ganz normalen Rasuralltag auftreten. Der Rasierhobelgriff wird regelmäßig beim Aufschrauben beansprucht. Die Beanspruchung entsteht durch eine Drehbewegung (Torsion) oder einfach nur Verdrehung. Ist diese Verdrehung zu stark, entsteht ein Schaden, der anfangs als solcher noch nicht erkennbar ist. Schraubt man den Rasierhobelgriff an den Hobelkopf und wendet hierbei etwas zuviel an Kraft auf - wir erinnern uns an den Spruch ,,nach fest kommt ab" – bildet sich der Schaden durch eine Beschädigung des Innengewindes. Befindet sich im Bakelitgriff nur ein einfaches eingeschnittenes Gewinde, also keine Aluminium- oder Messinghülse, scheren die profilierten Einkerbungen der Gewindeinnenwand durch die zu starke Verdrehung ab, so dass die Gewindegänge der Gewindeschraube der Kopfplatte ihren ursprünglichen festen Sitz im Hobelgriff verlieren. Das merkt man später daran, dass der Griff im leicht angeschraubten Zustand mehr oder weniger wackelt. Das Gewinde weist zu viel ,,Spiel" auf, es ist bereits ,,ausgelutscht". Der Griff lässt sich dann auch immer weniger fest anschrauben. Im Extremfall sind alle Gewindegänge soweit verschlissen, dass man den Hobelgriff ohne größeren Widerstand auf den Gewindezapfen aufschieben kann. Er hält dort aber nicht mehr.

Bei einer in den Bakelitgriff eingelassenen Gewindehülse aus Metall sorgen die in der so genannten ,,Umschließungszone" bei der Verdrehung auftretenden Scherkräfte dafür, dass sich die Gewindehülse durch die auftretende Torsionsbeanspruchung allmählich vom umschließenden Grundwerkstoff Bakelit ablöst. Als Folge hält man dann Teile des Rasierhobels in der einen und den abgelösten Hobelgriff in der anderen Hand, diesen allerdings ohne die zuvor noch eingesetzte Gewindehülse, die auf dem Gewindezapfen der Kopfplatte steckt. Es gibt allerdings auch Fälle, bei denen der Hobelgriff einfach unmittelbar hinter der noch vom Bakelit umschlossenen Gewindehülse abschert oder abbricht. An dieser Stelle ist die normale Materialstärke des Griffes wegen der eingesetzten Gewindehülse reduziert.

An alten Rasierhobeln aus Bakelit, die in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart regelmäßig genutzt wurden bzw. werden, kann eine sich bildende Bruchstelle am Hobelgriff oft schon an bereits entstandenen und damit sichtbaren winzigen Mikrorissen erkannt werden. Diese Mikrorisse entstehen nur im vorderen Teil des Hobelgriffes und dies auch nur an derjenigen Stelle, wo die Gewindehülse vom Griffmaterial umschlossen wird. Im nachfolgenden Bild 10 ist solch ein Mikroriss in Längsrichtung des Griffes und damit parallel zur eingesetzten Gewindehülse sichtbar. Sollte der Gewindebereich des Griffes kurz davor stehen, abzubrechen – richtigerweise liegt dann ein Abscheren vor – , würden diagonale (unter ca. 45 Grad) bis quer  verlaufende Mikrorisse (etwa 90 Grad) dies im vorderen Teil des Hobelgriffes anzeigen. Diese Risse sind durch eine Torsionsbeanspruchung entstanden und bilden die erkennbaren Vorläufer eines späteren Bruchereignisses.




Bild 10:  Entstandene Risse in einem Rasierhobelgriff, hier auf der Höhe der eingelassenen Gewindehülse.


Die Reparatur eines schadhaften Bakelithobels, einige allgemeine Gedanken dazu
Eine kurze Vorbemerkung zu diesem Thema: Ganz allgemein waren und sind Rasierhobel nichts anderes als einfache Gebrauchsgegenstände für die tägliche Rasur. Gebrauchsgegenstände sind in der Regel keine Luxusgegenstände. Unsere Rasierhobel müssen nur unsere Bartstoppeln und gegebenenfalls die Behaarung an anderen Körperstellen entfernen. Schon immer haben Rasierhobel einem steten Wandel unterlegen, der vom technischen Fortschritt, von technischen Entwicklungen, vom zeitbedingten Wertewandel und von den jeweiligen Modetrends geprägt wurde. Die Spanne der angebotenen Rasierhobel ist groß, sie reicht vom einfachen Rasurgerät für weniger als drei Euro bis hin zum hochpreisigen Luxusartikel, für den heute mindestens hundertfünfzig Euro und auch mehr gezahlt werden. Der Anschaffungspreis eines Bakelithobels fiel oder fällt im Vergleich dazu eher gering aus und allein deswegen haben diese Rasierhobel keinen eigentlichen Wert. Rasierhobelliebhaber und Rasierhobelsammler mögen das in der Regel anders sehen. Für sie bilden diese alten Rasierhobel sehr oft Zeitzeugen für eine bestimmte Entwicklungsepoche (zum Beispiel für die 30er Jahre des zurückliegenden Jahrhunderts), das als gewisses Kulturgut aus dieser Zeit erhalten werden soll. Bei den Grabbeigaben eines ägyptischen Pharaos sind auch schon einfache Holzkämme gefunden worden. Niemand käme heute auf den frevelhaften Gedanken, diese alltäglichen Gegenstände und Zeitzeugen für die Haarpflege im Altertum aufgrund ihrer Geringwertigkeit zu entsorgen. Im Gegenteil. Diese Kämme stellen trotz ihrer Einfachheit ein nicht ersetzbares Kulturgut aus der Lebenszeit des Pharaos dar.

Die ältesten und heute immer noch für die Rasur einsetzbaren Rasierhobel aus Bakelit dürften inzwischen gut einhundert Jahre alt geworden sein. Und deshalb lohnt sich auch für diese Bakelithobel eine Reparatur, falls sie beispielsweise durch einen Fall einen Schaden erlitten haben sollten. Die Reparatur sorgt nicht nur für den Erhalt des alten Rasierhobels sondern stellt meist auch seine Einsatzfunktion wieder her.

Die einfachste Art der Reparatur eines beschädigten Rasierhobels aus Bakelit bildet der Austausch der beschädigten Hobelkomponente, hier die beschädigte Kopfplatte, die Grundplatte oder den gebrochenen Hobelgriff gegen ein unbeschädigtes Ersatzteil von einem so genannten ,,Schlachthobel". Diesen Schlachthobel oder einfach nur Ersatzteilspender kann man für wenige Euros mit ein wenig Glück und auch Geduld auf Floh- und Trödelmärkten oder auf den Onlineplattformen von Ebay erwerben. Ein auf diese Weise reparierter Rasierhobel entspricht dann zwar nicht mehr dem ursprünglichen Originalhobel (zum Beispiel der vom Opa), aber der Rasierhobel bleibt erhalten und kann auch noch für zukünftige Rasuren genutzt werden.

Will man den beschädigten Rasierhobel allerdings mit all seinen Einzelteilen in seinem ursprünglichen Originalzustand erhalten, schließt das die Verwendung von Ersatzteilen aus. In diesem Fall kann nur noch eine umfangreiche Reparatur für eine Wiederherstellung des ursprünglichen Rasierhobels sorgen.


Für Bakelitreparaturen verwendbare Klebstoffe
Unabhängig davon, wie der Bruchschaden auch immer entstanden ist, kann man diesen meistens durch ein Verkleben der zerbrochenen Teilstücke reparieren. Bakelit ist ein spröder Werkstoff und sieht man sich an der Schadenstelle die jeweilige Bruchfläche genauer an -  im nachfolgenden Bild 11 ist dies eine abgebrochene Kopfplattenecke - , weisen die Bruchflächen von Bakelit immer eine feinporige Struktur auf. Die Bildauflösung der im Bild 11 sichtbaren Schadenstelle ist zwar nicht besonders groß, die Bruchstelle ist aber trotz der bestehenden Unschärfe immer noch deutlich als solche zu erkennen.

Der Ort der Schadenstelle und auch die feinporige Struktur der Bruchfläche entscheiden bei mir darüber, ob das beschädigte Bauteil überhaupt noch zu reparieren ist oder ob es besser ist, das zerbrochene Rasierhobelteil durch ein geeignetes Ersatzteil zu ersetzen. 




Bild 11:  Bildauschnitt einer Kopfplatte aus Bakelit. An der Bruchstelle zeigt sich die feinporige Struktur der Bruchfläche.


In der Regel können beschädigte Bakelithobel und auch andere beschädigte Gegenstände aus dem Werkstoff Bakelit (zum Beispiel ein Telefon- oder Radiogehäuse) durch ein Verkleben der abgebrochenen Ecken, Schaumkanten oder anderer Teilstücke repariert werden. Für die Reparaturverklebungen verwende ich unterschiedliche Klebstoffe. Das Bild 12 zeigt diejenigen Klebstoffe, mit denen ich gute Erfahrungen bei diesen Reparaturmaßnahmen gemacht habe. Sicherlich bietet der Fachhandel auch noch andere Klebstoffe an, die über ähnliche Klebeigenschaften verfügen. Auf diese anderen Klebstoffmarken gehe ich aber nicht weiter ein.
Die speziellen technischen und auch physikalischen Eigenschaften der von mir verwendeten Klebstoffe können den spezifischen Datenblättern der jeweiligen Hersteller entnommen werden.




Bild 12:  Übersicht der von mir für Bakelitreparaturen verwendeten Klebstoffe.


Sekundenkleber
Ich verwende Sekundenkleber von Pattex oder UHU. Abgebrochene Teile lassen sich mit diesem flüssigen und gleichzeitig durchsichtigen Kleber hervorragend verkleben, ohne dass durch die Verklebung eine dicke sichtbare Fuge entsteht. Allerdings ist bei diesem Kleber immer zu beachten, dass er bei der Aushärtung ausgast. Durch die Ausgasung entstehen helle Stellen auf den dunklen Bakelitoberflächen, die wie eine Kalkablagerung aussehen. Sie lassen sich aber nach der vollständigen Aushärtung mit einem gewissen Aufwand wegpolieren.

Eine Verklebung mit Sekundenkleber stößt aber auch an gewisse Grenzen, wenn das abgebrochene Teilstück nicht mehr auffindbar ist. Ein Beispiel dazu bildet die abgebrochene Schaumkantenecke des Walbusch B5 Schrägschnitthobels (siehe hierzu die Bilder 8 und 13). Das fehlende Teilstück kann zwar von der Theorie her durch ein entsprechend angepasstes Ersatzstück aus dem gleichen Werkstoff ersetzt werden, allerdings ist es einfacher, die abgebrochene Ecke neu aufzubauen und für den Neuaufbau Sekundenkleber und als Zusatz ein spezielles Füllpulver zu verwenden, das den Sekundenkleber eindickt, so dass eine Art Montagepaste entsteht. Die Klebeeigenschaften des Sekundenklebers werden durch die Zugabe des Füllpulvers nicht eingeschränkt.
Das von mir verwendete Füllpulver ,,Zack" liegt im Bild 12 links neben dem Sekundenkleber von UHU. Mit Sekundenkleber und dem untergemischten Füllpulver lassen sich breitere Risse und Löcher ausfüllen oder fehlendes Material einfach ersetzen und darüber hinaus sehr harte und schleifbare Übergänge herstellen. Im nachfolgenden Bild 13 ist die im Rohzustand wiederhergestellte Schaumkantenecke eines Walbusch-Schrägschnitthobels zu sehen. Dazu habe ich einen Metallanker in die unbeschädigte Schaumkante eingesetzt (eine Nähnadel, im Bild 13 als grauer Punkt in der weißen Masse zu erkennen) und um diese Ankerstange das aus Sekundenkleber und Füllpulver bestehende eingedickte Füllmaterial aufgebaut. Nach der Aushärtung ließ sich die neu aufgebaute Schaumkantenecke mit einer Diamantfeile wieder in ihre ursprüngliche Form bringen. Eine nachfolgende farbliche Behandlung mit angemischtem Revell- oder Humbrol-Lack sorgte dann dafür, dass von der Reparaturstelle nahezu nichts mehr zu sehen war.




Bild 13:  Wiederherstellung der abgebrochenen Schaumkantenecke über einen Metallanker und Füllmaterial, das aus Sekundenkleber und Füllpulver bestand.


Pattex Kraftkleber Classic
Diesen Klebstoff verwende ich für flächige Verklebungen zur Stabilisierung einer ursprünglichen Bruchstelle, wenn das ge- oder zerbrochene Gehäuse dünnwandig ist. Der Vorteil dieses Klebers besteht darin, dass er sowohl bei glatten als auch bei rauen Oberflächen sehr gute Hafteigenschaften entwickelt. Und die Oberflächen von Gegenständen aus Bakelit sind in der Regel immer glatt.
Wenn zum Beispiel die Gehäuseseite eines alten Bakelit-Radios gebrochen sein sollte, können die Bruchstücke (im Idealfall nur zwei Stücke) zwar wieder mit Sekundenkleber verklebt werden, allerdings wird trotz der Verklebung die ursprüngliche Stabilität oder auch Festigkeit der zuvor noch unbeschädigten Gehäusewand nicht mehr erreicht werden. Der Grund dafür ist einfach nachzuvollziehen: Die Gehäusewand ist in der Regel sehr schmal- oder dünnwandig (meist keine 3 mm dick) und bezogen auf die Gehäusefläche selbst auch nicht biegesteif genug. Aufgrund dieser geringen Materialstärke bildet jede Reparaturstelle trotz Verklebung eine potentielle Schwachstelle. Sobald eine Druckspannung im Bereich der Bruchstelle auftritt, wird sich die dünnwandige Gehäusewand an der ursprünglichen Bruchstelle marginal durchbiegen. Erst durch ein Hinterkleben der Bruchstellen mit einer oder mit mehreren Stabilisierungsleisten oder einer größerflächigen Stabilisierungsplatte wird die ursprüngliche Festigkeit wiederhergestellt werden. Und als Kleber für diese Stabilisierungselemente eignet sich der Kraftkleber Pattex Classic im besonderen Maße.


UHU plus endfest 300
Dieser Klebstoff wird aus zwei Komponenten angemischt und kann wie Pattex zur Stabilisierung von Bruchstellen eingesetzt werden. Gegenüber Pattex lassen sich die mit UHU plus endfest 300 verklebten und ausgefüllten Risse nach der endgültigen Aushärtung verschleifen, wenn der Aushärteprozess unter Zugabe von Wärme erfolgt, zum Beispiel in einem Backofen bei 50 Grad.


UHU flüssig metall
Dieser Epoxidharzkleber besteht auch aus zwei Komponenten, die vor dem Einsatz angemischt werden müssen. Der Klebstoff selbst ist zäh viskos. Aufgrund dieser Viskosität ist er ungeeignet für die Verklebung der direkten Bruchzone, hierfür ist Sekundenkleber der geeignetere Klebstoff. Allerdings können mit diesem Kleber hochfeste Verklebungen hergestellt werden. Zum Beispiel lassen sich Gehäuseecken mit dem Klebstoff verstärken, auf zusätzliche Verstärkungsrippen kann verzichtet werden. Löcher lassen sich gerade mit diesem Kleber hervorragend ausfüllen. Nach der Aushärtung entsteht eine hochfeste Verbindung, die beim Durchbohren oder Befeilen nicht nachgibt. Abgebrochene Schaumkantenecken – hier zum Beispiel die Schaumkante des Walbusch B5 Schrägschnitthobels – könnten mit diesem zäh viskosen Klebstoff schnell ausgebessert werden, ein zusätzliches Füllpulver, das beim Sekundenkleber zum Einsatz kommt, ist nicht mehr erforderlich.

Ich habe mit UHU Flüssigmetall eine beschädigte Grundplatte eines Wardonia Rasierhobels instand gesetzt. Wardonia Rasierhobel sind englische Rasierhobel. Und wie Vieles, was in England hergestellt wird, lassen sich englische Produkte meist nur schlecht oder sogar gar nicht mit Produkten des Festlandes kombinieren. Sehr oft sind es die Abmessungen, die einer Kombination entgegenstehen. So auch beim Wardonia-Rasierhobel. Dieser Rasierhobel ist eigentlich ein ganz hervorragender Rasierhobel mit überaus guten Rasureigenschaften, dies aber auch nur, solange ausschließlich Wardonia-Rasierklingen verwendet werden. Handelsübliche DE-Rasierklingen lassen sich dagegen nicht einlegen, da die Zentrierzapfenabstände der Dreilochklingen von Wardonia von denen einer normalen DE-Rasierklinge abweichen. Die Abstände sind entweder größer oder eben kleiner. Im nachfolgenden Bild 14 sind diese bestehenden Unterschiede deutlich erkennbar. Der in dem Bild abgebildete elfenbeinfarbene Wardonia Rasierhobel muss mit Rasierklingen bestückt werden, die einen geringen Zentrierzapfenabstand aufweisen. Darunter liegt ein weiterer Wardoniahobel mit einer Grundplatte aus Bakelit. Links neben dieser Grundplatte liegt die originale Wardonia-Kopfplatte. Bei ihr fallen die Zentrierzapfenabstände sehr groß aus, wenn man diese Kopfplatte mit der darüber liegenden anderen Kopfplatte von Wardonia vergleicht. Bei der Bakelitvariante von Wardonia habe ich ganz links neben die originale Wardonia-Kopfplatte die DE-Kopfplatte gelegt, die der Vorbesitzer dem Rasierhobel beigefügt hatte, um so die Unterschiede zwischen den Zentrierzapfenabständen noch deutlicher herauszustellen.



Bild 14:  Ansicht zweier Wardonia Rasierhobel, deren unterschiedliche Kopfgeometrie das Einlegen von Sonderklingen erfordert.


Für die braune Grundplatte aus Bakelit war eine Reparatur oder Ausbesserung erforderlich. Dieser Wardonia Rasierhobel stammt aus Frankreich. Ich hatte ihn auf der Onlineplattform ,,ebay.fr" ersteigert, weil er über einen Hobelgriff aus Metall verfügte, der demjenigen des Gillette Old-Type ähnelt. Betrachtet man die Grundplatte im Bild 14 etwas genauer, erkennt man deutlich, dass die beiden Bohrungen für die Zentrierzapfen nachträglich bearbeitet worden sind. Im nächsten Bild 15 ist diese Bearbeitung noch deutlicher zu erkennen, zumal ich eine normale DE-Kopfplatte in die Grundplatte einsetzen konnte.




Bild 15:  Wardonia-Grundplatte mit sichtbaren Anpassungsspuren für den Einsatz einer herkömmlichen DE-Kopfplatte.


Betrachtet man die im Bild 15 gezeigte Wardonia-Grundplatte genauer, fallen sofort die großen ovalen Löcher für die Aufnahme der Zentrierzapfen der beiden unterschiedlichen Kopfplatten auf. Die Form und Größe dieser Löcher entstand durch eine Anpassung, die der ehemalige Vorbesitzer des Wardoniahobels vorgenommen hatte, um seinen Wardonia auch mit handelsüblichen DE-Rasierklingen ausstatten zu können. Die Anpassung wurde – vorsichtig beschrieben – sehr unprofessionell und auch mit wenig Sorgfalt durchgeführt, was zur Folge hatte, dass – egal welche Kopfplatte verwendet werden soll – jede eingesetzte Kopflatte von Hand zentriert werden muss, damit die Schneiden der eingelegten Rasierklingen auch parallel zur Schaumkante der Grundplatte stehen. Das Spiel für die Zentrierzapfen ist bei dieser Grundplatte eindeutig zu groß ausgefallen. Und das bildete dann auch den Grund für die von mir vorgenommene Reparaturmaßnahme an dieser Wardonia-Grundplatte aus Bakelit. 

Das Bild 16 zeigt den angemischten Epoxidharzkleber UHU flüssig metall, mit dem die ungleichmäßig großen Bohrungen für die Zentrierzapfen aufgefüllt werden sollen. Damit der einzufüllende Kleber nicht verlaufen kann, habe ich die ovalen Bohrungen an der Unterseite der Grundplatte mit Tesafilm abgeklebt.




Bild 16:  So sieht der zubereitete Epoxidkleber aus, mit dem die Zentrierzapfenbohrungen aufgefüllt werden sollen.


Das Resultat meiner Reparaturmaßnahme zeigen die beiden Bilder 17 und 18. Nachdem die beiden Zentrierzapfenbohrungen zugeklebt und aufgefüllt worden waren, wurden überstehende Klebstoffreste nach dem Aushärten des Epoxidklebers entfernt und im Anschluss daran jeweils eine Zentriermarke auf beiden planen Klebeflächen eingesenkt. Diese Zentriermarke – sie ist im folgenden Bild bei der linken Verklebung noch als kleiner schwarzer Punkt zu erkennen – gibt die Position für den Bohrer an, mit dem eine neue Zentrierbohrung in die Grundplatte gebohrt werden soll. Den Abstand der neu zu bohrenden Zentrierbohrungen wählte ich so, dass eine normale DE-Kopfplatte eingesetzt werden kann.




Bild 17:  Ansicht der Grundplatte mit den beiden mit UHU flüssig metall aufgefüllten Zentrierzapfenbohrungen.




Bild 18:  Wardonia-Grundplatte mit passend gebohrten Zentrierzapfenbohrungen zur Aufnahme einer handelsüblichen DE-Kopfplatte.


Der ausgehärtete Epoxidklebstoff ließ sich dann auch ohne Schwierigkeiten und ohne Ausbrüche durchbohren. Der Klebstoff löste sich aufgrund seines ausgezeichneten Haftvermögens bei diesem Bearbeitungsschritt an keiner Stelle in der Bohrlochwandung ab, was die Anwendung dieses Flüssigmetallklebstoffs auch beim Werkstoff Bakelit unterstreicht. Die Qualität des Haftvermögens zeigt sich optisch bei der rechten Zentrierbohrung im Bild 18. Der Klebstoff benetzt hier nicht die gesamte Bohrungswandung, sondern füllt nur die vorhandenen Oberflächenunregelmäßigkeiten in der ursprünglichen Zentrierzapfenbohrung aus. Mit dieser Reparaturmaßnahme ließ sich die instandgesetzte Wardonia-Grundplatte ohne unerwünschtes Spiel auf eine handelsübliche DE-Kopfplatte schieben, genau so, wie wir es von anderen Rasierhobelmarken (Merkur, Mühle, Edwin Jagger, u.v.a.) her gewohnt sind. Der so instand gesetzte Wardonia-Rasierhobel ist wieder für Rasuren einsetzbar.

Die folgende Tabelle fasst zusammen, welche Klebstoffe für welche Reparaturmaßnahmen an beschädigten Rasierhobeln aus dem Werkstoff Bakelit angewendet werden können.




Tabelle 1:  Zusammenstellung der für Reparaturmaßnahmen an Bakelithobeln geeigneten Klebstoffe.
Die Nachhaltigkeit einer gründlichen Nassrasur zeigt sich 24 Stunden später an nur gering und gleichmäßig nachgewachsenen Bartstoppeln.

Tim Buktu

Super Bericht Standlinie! Einzigartige und sehr hilfreiche Anleitungen und Beschreibungen stellst Du hier immer wieder ein - danke!
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

Rockabillyhelge

Wow, danke Dir Standlinie für diesen Klasse Bericht  :o  dh:  dh:  dh:  dr:
Auch mit Bart immer gut rasiert :)