Carl August Lütters (Höhscheid - Wald - Solingen - Elberfeld / Köln) – Trumpf

[Tammy_0105]

Ich hatte neulich etwas über Carl Lütters aus Wald, den Hersteller von Rasiermessern der Marke ,,LÜKO" geschrieben. Heute soll es um einen der Namensvetter aus Höhscheid gehen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts lebten in der Bürgermeisterei Höhscheid mehrere Familien mit dem Namen Lütters. 1816 überwiegend in der Hofschaft ,,Geilenberg", 1846 dann auch in der Hofschaft ,,Zur Linden" und der Hofschaft ,,Wüstenstraße".
Aus ,,Zur Linden" kam unter anderem August Lütters, von dessen Firma ich auch ein Rasiermesser habe, das ich gerne bei anderer Gelegenheit vorstellen möchte.
Vorstellen möchte ich heute ein Messer und die dazugehörige Firmengeschichte von Carl August Lütters aus Wüstenstraße. Eines vorweg, ich bin mir nicht sicher, ob die Recherche angegangen wäre, wenn ich vorher gewußt hätte, welche Verzweigungen es gab. Die Überschrift gibt hier schon einen ersten Hinweis. Aber mittendrin wollte ich auch nicht aufhören.

Höhscheider Zeit
1846 lebten in dem Haus Wüstenstaße 645 die Familien Lütters und Broch, zwischen denen durch Heirat ein verwandtschaftliches Verhältnis bestand.


Das genaue Geburtsdatum von Carl August Lütters war der 28. September 1833. Im Adressbuch von Höhscheid aus dem Jahr 1861 wird sein Beruf mit Schwertschmied angegeben, den gleichen Beruf ergriff auch sein jüngerer Bruder Carl.
In der Hofschaft Wüstenstraße wohnte auch eine Familie Röltgen. Der 1836 geborene Robert Rölgten heiratete in die Familie Lütters ein. Im Jahr 1864 wohnten im gleichen Haus wie die Lütters nun auch Robert Röltgen, von Beruf Schleifer, der mit Amalie Röltgen, geb Lütters verheiratet war.
Diese beiden Schwäger (Carl August Lütters und Robert Röltgen) gründeten 1865 die Firma ,,Röltgen & Lütters" zu Wüstenstraße bei Solingen.

Walder Zeit
1873 verlegten sie den Firmensitz ihrer Messerfabrik nach Kreuzweg bei Wald.

Solinger Zeit
1881 trennten sich die Wege der Schwäger, die Firma Röltgen & Lütters wurde in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst, Carl August Lütters gründete eine neue Firma ,,C. A. Lütters" in Grünewald bei Solingen und Robert Röltgen verblieb in Kreuzweg bei Wald mit seiner neuen Firma ,,Robert Röltgen".
Im Adressbuch von 1884 wird die Adresse von dem Carl August Lütters, dessen Beruf nun Federmesserfabrikant ist, mit Grünewalderstraße 32 angegeben. Interessant ist, daß direkt daneben in der Grünewalderstraße 30 der Scherenfabrikant Carl Lütters wohnte, das könnte der jüngere Bruder gewesen sein.

Elberfelder Zeit
Im Jahr 1900 wurde der Sitz der Firma C. A. Lütters von Solingen nach Elberfeld verlegt, um die alteingesessene Stahlwarenhandlung ,,Wilhelm Jenisch" in Kipdorf 58 zu übernehmen. Gleichzeitig trat Arthur Lütters als Gesellschafter in die Firma ein. Die verwandtschaftliche Beziehung zwischen beiden ist mir nicht bekannt. Carl August behielt seinen Wohnsitz in Solingen bei.
Hier ein Auszug aus dem Adressbuch der Stadt Elberfeld aus dem Jahr 1901, aus dem hervorgeht, daß die Firma zwischenzeitlich C.A. Lütters, Wilhelm Jenisch Nachf. hieß. Ich gehe davon aus, daß ab spätestens diesem Zeitpunkt keine eigene Herstellung mehr stattfand.


1905 befand sich die Firma in Elberfeld am Thurmhof 4 (heutige Schreibweise Turmhof 4) wieder unter dem Namen C. A. Lütters, wo sie bis mindestens 1942 lokalisiert war.
1907 trat Friedrich Wilhelm (,,Willy") Lütters in das Unternehmen ein, das nun von Arthur Lütters und Willy Lütters betrieben wurde. Um 1907 zog Arthur Lütters nach Köln um (siehe hierzu das nächste Kapitel), blieb aber Teilhaber des Elberfelder Geschäftes.
1936 verstarb Willy Lütters und seine Witwe Johanne wurde Teilhaberin des Geschäfts.
Zwischen 1942 und 1950 zog die Firma erneut um, diesmal in die Hamburger Straße 14, wo das Stahlwarengeschäft dann bis Anfang der 1960er Jahre von Johanne Lütters betrieben wurde. Heute existiert das Haus in der Hamburger Straße 14 nicht mehr, dort verläuft nun die Autobahn A46.

Kölner Zeit
Wie oben geschrieben verlegte um 1907 Arthur Lütters seinen Wohnsitz nach Köln in die Breite Straße 23, wo er gleichzeitig eine Stahlwaren-Kleinhandlung eröffnete. Aus diesem Geschäft wird das Messer, das ich Euch zeigen möchte, verkauft worden sein. Welcher Solinger Hersteller es fabriziert hat, weiß ich nicht.
Die Eintragung des Warenzeichen ,,Trumpf", das auf meinem Messer zu sehen ist, beantragte er 1909


Die Stahlwarenkleinhandlung blieb bis 1934 in der Breite Straße 23, dann erfolgt ein Umzug in die Breite Straße 22, was den Herstellungs- oder besser Verkaufszeitraum meines Messer etwas einschränkt.
Finden konnte ich die Firma in Adressbüchern bis 1943. Ich gehe davon aus, daß sie die Luftangriffe auf die Stadt Köln während des Zweiten Weltkriegs nicht überstanden hat.

Nun ein paar Bilder des Rasiermessers:

[EasyRider]

Bewundere jeden, der so minutiös die Geschichte seiner Messer recherchiert. 
Ich wäre dazu viel zu faul. 

[Tim Buktu]

Echt super deine Hintergrundinformationen!

[MRetro]

@Tammy_0105
Wieder danke für deinen Bericht. 
Das macht bestimmt viel Arbeit, oder? Wie kommt du denn an diese Infos ran? Sind das Archive, die du auch online abfragen kannst (insbesondere jetzt die Adressbücher)?

[Tammy_0105]

Bewundere jeden, der so minutiös die Geschichte seiner Messer recherchiert. 
Ich wäre dazu viel zu faul. 

Das kann ich sehr gut verstehen  Den dahinterstehenden Aufwand kann man auch nur recht spezielles Hobby durchgehen lassen 

Wie kommt du denn an diese Infos ran? Sind das Archive, die du auch online abfragen kannst (insbesondere jetzt die Adressbücher)?

Viele (vor allem größere) Städte stellen Digitalisate ihrer historischen Adressbücher online auf ihre Homepage, die kann man dort einsehen. Leider hat sich die Stadt Solingen bisher dazu nicht durchgerungen. In Netz konnte ich nur ganz wenige Jahrgänge (ich glaube es sind nur 4 verteilt über viele Jahrzehnte) finden. Das Stadtarchiv Solingen ist sehr gut bestückt und für mich gleich "um die Ecke", aber man muß sich ein paar Tage vorher anmelden. Als Berufstätiger mit Familie kann ich mir zeitlich den "Luxus" aber nur 2 bis 3mal pro Jahr gönnen .

[MRetro]

...
Das Stadtarchiv Solingen ist sehr gut bestückt und für mich gleich "um die Ecke", aber man muß sich ein paar Tage vorher anmelden. Als Berufstätiger mit Familie kann ich mir zeitlich den "Luxus" aber nur 2 bis 3mal pro Jahr gönnen .

Respekt für den Aufwand, den du da betreibst. 
Ich hoffe, wir können dann noch einige spannende Berichte deiner Nachforschungen lesen.