Zurück in die Zukunft – Wiedereinstieg in die Hobelrasur?

Begonnen von bigloeffel, 10. Januar 2021, 15:09:55

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bigloeffel

Hallo liebe Freunde der gepflegten Nassrasur. Mein Name ist Jörg und ich rasiere mich seit über 40 Jahren nass und nutzte dafür bisher die verschiedensten System-/Einwegrasierer. Für die tägliche, morgendliche Rasur kommt seit einiger Zeit ist bei mir der Balea-3-Klinger von DM zum Einsatz, bei dem es sich um eine Billigausführung vom Gillette-Sensor handelt. Als Seife nutze ich i.d.R. Nivea-Rasierseife aus der Tube, die mit einem Anabbas-Natur-Pinsel schön aufgeschlagen wird. Als After-Shave kommt meistens der herrlich markant-maskuline Vintage-Duft von Old-Spice Classic zum Einsatz. Als Abschluss wird mit Nivea-Man Feuchtigkeits-Creme das tägliche Rasur-Procedere abgeschlossen.

Mit dem Rasurergebnis dieser Kombination bin ich fast immer sehr zufrieden. Die Rasur geht äußerst unkompliziert und sicher von der Hand, auch wenn es morgens mal schnell gehen muss. In der Regel rasiere ich nur einen Durchgang gegen die Wuchsrichtung. Sollten doch irgendwo Stellen zu fühlen sein, die nicht ganz so gründlich von Stoppeln befreit sind, gehe ich auch ohne nachzuschäumen noch mehrmals über die betreffenden Stellen rüber. Zu Cuts, geschweige denn kleineren Schnitten bei der Rasur, kommt es fast nie und die Morgen-Routine bleibt so eine komplett unblutige Angelegenheit. Meine Haut ist nach der Rasur kaum gereizt und fühlt sich extrem glatt an.



Tja, eigentlich ist also bezüglich meiner Rasuren alles bestens... wenn da nicht verschiedene YouTube Rasur-Kanäle und ein allgemeines Retro-Feeling (bei fortschreitendem Alter ist ja irgendwann alles retro) mir die coolen Rasierhobel, die ich ganz am Anfang meiner Rasier-Karriere leihweise von meinem Vater nutzte, wieder in Erinnerung gebracht hätten und ich dadurch begann etwas tiefer in die Materie der Hobelrasur einzutauchen.

Durch die ersten Erfahrungen beim Rasieren mit einem Hobel in meiner Jugend, hatte ich die Rasierhobel nicht in bester Erinnerung. Das Ergebnis dieser Rasuren war meistens eine blutige Angelegenheit, die Haut fühlte sich über den kompletten Tag stark gereizt an und die Gründlichkeit war weder überzeugend noch nachhaltig. Ich redete mir also ein, dass man nach so vielen Jahren auch verzeihen können muss und so sollte die Hobelrasur noch einmal eine faire Chance bekommen. Meine über 40 Jahre Nassrasur-Erfahrung bestätigten mich zudem darin, dass ich mittlerweile über jeden Anfängerfehler erhaben wäre. Nachdem ich außerdem gefühlt hunderte Rasier-Videos konsumiert und mich durch verschiedene Rasier-Foren geklickt hatte, sollte dann der Neustart endlich beginnen.

Als Testobjekte sollte jeweils Hardware aus dem unteren, mittleren und den gehobenen Preissegment zum Einsatz kommen. Ich entschied mich dabei für folgende Hobel:

Unteres Preissegment: Wilkinson Sword Classic - 2,95 Euro
Mittleres Preissegment: Gillette King C. - 14,95 Euro
Oberes Preissegment: Merkur Progress - 58,46 Euro

Als Klingen standen zur Auswahl:

Astra Superior Platinum, Astra Superior Stainless, Derby Extra, Voskhod, Shark Super Chrome, Rapira Platinum Lux, Ladas Super Stainless, Lord Platinum, Wilkinson Sword, Gillette King C.

Es sollten insgesamt sechs Testläufe mit den verschiedenen Hobel werden. Je zwei aufeinanderfolgende mit jedem der drei Hobel.


1. Versuch - Der Gillette King C.

Da der King C. von Gillette in einem Drogeriemarkt in der Nähe verfügbar war, sollte dieses Gerät mein erstes Versuchsobjekt werden.

Was soll ich sagen, zunächst war ich von der Hardware erst einmal wirklich begeistert. Der Hobel wirkte für seinen Preis von knapp 15 Euro absolut hochwertig verarbeitet. Er hatte ein sehr schönes Gewicht und lag damit sehr angenehm in der Hand. Beigefügt waren 5 Gillette-Klingen von denen ich sofort eine einlegte.

Der erste Hautkontakt mit der Klinge war sanfter als ich mir das vorgestellt hätte. Der erste Durchgang war durchaus zufriedenstellend und ich war gespannt wie sich der Gillette gegen den Strich schlagen würde. Aber auch hier verhielt sich der Hobel absolut nett und kooperativ. Es gelang mir eine recht gute und verhältnismäßig gründliche Rasur, was ich in keiner Weise so erwartet hätte. Der Hobel ging dabei überraschend sanft zu Werke. Zwar war das Gesamtergebnis nicht ganz so gründlich wie mit meinem bisherigen Systemrasierer und auch Haut fühlte nach der Rasur auch etwas länger gereizt an, aber das leichte Brennen empfand ich dabei nicht als unangenehm, sondern es erinnerte mich lediglich länger an die Rasur und verleiht mir überdies ein angenehmes männliches herbes Feeling auf der Haut.

Ich war mit meiner ersten Hobel-Rasur durchaus einigermaßen zufrieden und freute mich, dass ich diese coole männliche Art der Nassrasur wiederentdeckt hatte. Ob ich meinen Balea-3-Klinger nun aber endgültig gegen einen Hobel tauschen würde, sollten die noch ausstehenden zwei weiteren angesetzten Testversuche zeigen.



Preshave: -
Rasiercreme: Nivea Man
Pinsel: Anbbas Natur-Dachshaar
Hobel: Gillette King C.
Klinge: Gillette King C.
AfterShave: Old-Spice Classic
Pflege: Nivea Man Protect & Care


2. Versuch - Der Merkur Progress

Da ich meine Wiederentdeckung der Hobelrasur nicht nur in die Hände von Produkten aus dem Drogeriemarkt legen wollte, hatte ich mir auch aus dem Bereich der gehobenen Klasse online einen weiteren Hobel geordert. Meine Wahl viel dabei auf den Merkur Progress. Insbesondere die Möglichkeit die Klinge in dem Hobel auf verschiedene Stufen einzustellen hielt ich dabei für eine nützliche Sache die mir sehr gut gefiel. Überdies war die Deutsche Traditionsmake Merkur mit Sitz in der Klingenstadt Solingen ohnehin über jeden Zweifel erhaben.

Zwei Tage nach meinem ersten Hobelerlebnis traf der Merkur Progress endlich ein. In Kombination mit einer Astra Superior Qualitätsklinge, die in den verschiedenen Rasur-Foren als DIE beste Klinge überhaupt empfohlen wurde, freute ich mich auf eine noch tollere Rasur. Das Ergebnis war allerdings leider alles andere als toll.

Durch seinen relativ kurzen Griff, lag der Progress zunächst einmal völlig anders in der Hand, als ich es bei Rasierern mit deutlich längerem Griffstück bisher gewohnt war. Ich stellte die Klinge daher zunächst auf die moderate Stufe 2 ein. Nach dem Einschäumen mit der von mir sehr geschätzten Nivea-Rasiercreme ging es dann behutsam los und endete in einem Desaster...
Die Klinge pflügte sich mit einem deutlich hörbaren Feedback grob durch die Stoppel und hinterließ auf der Haut (insbesondere am Hals) unzählige blutende Cuts und Microverletzungen. Nach dem Fiasko sah ich im wahrsten Sinne des Wortes aus wie ein blutiger Anfänger und wäre ohne meinen für alle Fälle bereitgelegten Blutstiller wohl komplett leer geblutet. Nach der Versorgung der unzähligen kleinen Wunden, katapultierte mich ein Blick in den Spiegel zurück in die Vergangenheit meiner ersten völlig desaströsen Rasiererlebnisse. Was für eine Katastrophe! Die Haut brannte heftig selbst bis in den Abend nach und die Gründlichkeit war in keiner Weise mit der von meiner ersten Hobelrasur mit dem ,,billigen" Gillette King C. vergleichbar. Ich war von der vielfach so hochgelobten High-End Kombi von Merkur Progress und ASP komplett enttäuscht. Im Ergebnis war das eine absolut unangenehme Rasur zum Abgewöhnen. Die haut brannte und spannte. Es kostete mich wirklich viel Überwindung nicht gleich alle angeschafften Hobel ,,in die Tonne zu kloppen"...



Preshave:   -
Rasierseife: Anbbas Organic Sandelwood
Pinsel: Anbbas Natur-Dachshaar
Hobel: Merkur Progress
Klinge: Astra Superior Platinum
AfterShave: Old-Spice Classic
Pflege: Nivea Man Protect & Care und massig Blutstiller  ;)


3. Versuch - Wilkinson Sword Classic

Konnte das ,,Billigprodukt" für knapp 3 Euro aus dem Drogeriemarkt DM, den Schaden den der Merkur Progress angerichtet hatte wirklich relativieren? Ich war gespannt.

Im Vergleich zu den beiden vorhergehenden Hobeln konnte der Wilkinson schon beim ersten in die Hand nehmen natürlich nicht mithalten. Andererseits darf man nicht vergessen, was man hier für nicht einmal 3 Euro hier alles geboten bekommt. Einen funktionellen und sehr bewährten Rasierhobel plus 5 Rasierklingen dazu. Das ist schon ein echt günstiges Angebot und meiner Meinung nach eine bzw. wenn nicht gar DIE Empfehlung für alle Einsteger in die Hobelrasur, die sich einmal damit ausprobieren wollen. Und so versöhnlich gab er sich schließlich auch auf der Haut.

Der Wilkinson Sword Classic meisterte seine Aufgabe wirklich unerwartet gut. Er erwies sich als ein erstaunlich sanfter Zeitgenosse, der allerdings viele der ,,alten Wunden" die der Merkur Progress auf meinem Gesicht hinterlassen hatte, leider wieder aufriss, wofür man den Wilkinson allerdings keine Schuld geben darf. Zusätzliche Cuts setzte er glücklicher Weise aber nicht. Von der Gründlichkeit her, konnte der preiswerte Wilkinson absolut mit dem immerhin fünf Mal so teuren Gillette King C. mithalten und meine Haut fühlte sich ausreichend glatt an.  Allerdings beanspruchte auch dieser Hobel bzw. diese Klinge meine Haut so stark, dass sie sich über Stunden hinweg gereizt anfühlte, brannte und spannte.



Preshave:   -
Rasiercreme: Nivea Man
Pinsel: Balea Standard
Hobel: Wilkinson Sword Classic
Klinge: Wilkinson Sword
AfterShave: Old-Spice Classic
Pflege: Nivea Man Protect & Care


Fazit/Ergebnis:

So, kommen wir zum Fazit meines kleinen Ausfluges in die unendlichen Weiten der Hobelrasur. Im Ergebnis werde ich wieder zur Systemrasur zurückkehren. Ja, einige von euch werden sicherlich einwenden, dass lediglich sechs Vergleichsrasuren noch lange kein eindeutiges Ergebnis abliefern und man müsse sich erst einmal über einen längeren Zeitraum an die Hobel gewöhnen, muss ihre Seele ergründen und lernen mit ihnen umzugehen. Das mag alles sein und da würde ich auch gerne zustimmen, wenn nur einer der drei Testkandidaten meinen bisher genutzten Billig-Nachbau eines Gillette-Sensors in Punkto Gründlichkeit, Handling und Hautverträglichkeit auch nur annähernd das Wasser hätte reichen können. Hat er aber nicht. Nicht eine der Rasuren kam auch nur in entferntesten an meinen Billig-Systemrasierer heran.

Ich bin im Nachhinein sehr froh darüber, dass es diese Systemrasierer gibt. Nicht umsonst haben sie sich im Markt der Masse komplett durchgesetzt. Gerade wenn man sich täglich rasiert bzw. rasieren muss kommen die Vorteile gegenüber Rasierhobel in Punkto Hautverträglichkeit hier deutlich zum Tragen. Meiner Haut hat dieser Ausflug in keiner Weise gut getan und ich möchte mir gar nicht ausmalen, wie sehr meine Haut darunter leiden würde, wenn ich sie täglich mit einem Hobel quälen müsste.



Zusammenfassend werde ich also für die tägliche Rasur wieder meinen Systemrasierer nutzen. Von dem für mich enttäuschenden Merkur Progress werde ich mich wieder trennen und zum Verkauf anbieten. Die beiden preiswerten Gillette und Wilkinson Hobel und meine Auswahl an verschiedenen Klingen werde ich behalten. Wann immer ich das Verlangen spüren sollte mich mal wieder an einem Hobel auszuprobieren werde ich einen der beiden Hobel hervorkramen und mit einer meiner schönen Klinge bestücken. Man soll die Hoffnung ja schließlich nie aufgeben, denn kultig und männlich ist die Hobelrasur ja irgendwie schon...

Beste Grüße
Jörg aka BigL





aleister

Merkur Progress,noch nie was schlechtes gehört.Übung macht den Meister.Vielleicht mal Messerrasur probieren!Damit fühlt man sich einfach besser,wenn man es kann! Zurück zum System ist aber auch ,kein Fehler.:)

MRetro

Wow, ganz schön viel Arbeit in den Beitrag gesteckt, dafür dass du nur kurz sagen wolltest, dass die Hobelrasur nichts für dich ist.  ???

alvaro

Die Haut brauch Zeit für die Umstellung, bei mir war es etwa ein Monat.
Der Systemie passt sich eher an (Schwingkopf), das macht ein Hobel nicht, auch das ist ein großes Anfängerproblem.
Der Anpressdruck ist ein weiterer Punkt, ein Systemie verzeiht das eher durch die große Auflagefläche.
Auch die Länge des Griffs spielt eine Rolle (Stichwort: Hebel), es wundert mich z.B. nicht, dass du mit dem Progress so schlecht zurecht gekommen bist, der WC sowie der Gillette haben einen längeren Griff, das liegt einem eher da es gewohnter ist vom Systemie.
Wie gesagt, ich hatte ebenfalls starke Probleme am Anfang, kann aber sagen, dass sich sich lohnt "dran zu bleiben".

Burlador

#4
In dem schön gestalteten Beitrag steckt möglicherweise der falsche Ansatz, nämlich zuviel probiert und alles auf einmal. Ich würde den Progress nicht verkaufen, sondern zurücklegen. Erst mit dem problemlosesten Hobel über längere Zeit arbeiten. Nicht sofort gegen den Strich rasieren, erst im zweiten oder dritten Durchgang. Oder gar nicht - bei Problemstellen. Die richtige Technik muss eingeübt werden. Wie beim Skifahren wird man nicht allein durch den Kauf von Top-Ausrüstung zum Meister.
Wir sind übrigens gar kein Systemie-Verteufelungs- oder Hobelmissionierungsverein ;): In meiner Rotation sind Hobel und Systemies vertreten. Manchmal darf ein Systemrasierer nur den letzten Schliff (3. Durchgang) übernehmen, ein ander Mal die ganze Rasur.

Zur Software: Die Nivea RC kenne ich, die würde ich jedenfalls nicht als Referenz in Sachen Gleitfähigkeit einordnen. Bei Hautreizungen wäre eine eher neutrale Rasierseife (weniger oder gar keine Duftstoffe) vermutlich besser.
"Er läuft ja wie ein offenes Rasiermesser durch die Welt..." (Büchner, Woyzeck)

TeaTime

Erstmal ein Hallo und Daumen rauf für deinen Beitrag  dh:!

Neben den üblichen Problemen, die automatisierten Unarten der Systemrasiererrasur zu bemerken und gegenzusteuern, hast du mM (wenn ich zwischen den Zeilen lese) den Unterschied noch nicht so verinnerlicht, nämlich schnelle gründliche Rasur (Systemie) zu schonende, schrittweise Bartreduktion in mind. drei kontrollierten Durchgängen (Hobel).

Das Problem liegt vielleicht darin, dass deine Systemrasur gut funktioniert. Da ist es eben schwerer, Geduld aufzubringen, um mit einer Hobelrasur in drei Durchgängen ein halbwegs vergleichbares Ergebnis zu erreichen; alleine sich das Aufdrücken abzugewöhnen dauert idR. Und ja, Systemrasierer sind mM gründlicher, weshalb eben viele (wie ich auch), die sich hier rumtreiben, von den Dingern, egal wie rasiert, mit massiv vielen eingewachsenen Haaren "beschenkt" werden, weil die zu tief abgeschnitten werden und dann unter der Haut gefangen sind und einwachsen.

Dessen ungeachtet kommt jetzt noch eine noch mal stärker subjektive und persönliche Meinung: ich halte die Nivea "Rasiercreme" (dass die sich überhaupt so nennen darf) für eine Hobelrasur nur bedingt geeignet. Das ist halt eine mit Gleitmittel und Silikon vollgepumpte Plörre (eher ein Rasiergel mit anderer Konsistenz), die mit einer guten Rasiercreme oder gar -seife nicht mithalten kann. Vielleicht testest du mal die Speick Men Rasiercreme?!

Bei den Klingen wirft mein Bart, va am Kinn, das Handtuch. Sind (bis auf die King C vielleicht noch) bei mir nicht scharf genug, und dann drücke ich unbewusst auf und das reizt dann logischerweise die Haut. Ich denke, in einen Klingensampler mit scharfen Klingen (va. Feather und Kai) zu investieren, kann ich lohnen. Dann verlernt man auch das Aufdrücken schneller  >D .

bigloeffel

Hallo nochmals zusammen,

vielen Dank für die zahlreichen ,,Mut-Mach Beiträge!" Grundsätzlich bin ich auch in erster Linie niemand, der den Mut schnell verliert, aber eben auch nicht jemand, der unendlich im Irrtum verharrt. Einer meiner Leitsprüche dazu ist:

,,Irren ist menschlich, doch im Irrtum zu verharren, ist ein Zeichen von Dummheit." [Marcus Tullius Cicero - röm. Philosoph] 106-43 v. Chr
Siehe: https://bigloeffel.blogspot.com/

Hätte ich auch nur nach einer einzigen meiner Hobelrasur irgendeinen, und sei er auch noch so kleinen, Vorteil gegenüber der Systemrasur erkennen können, hätte ich mich dort sicherlich drin verbissen und hätte weiter ausprobiert. Für meine tägliche Rasierroutine, hat sich jedoch bei keiner einzigen Hobelrasur irgendein Vorteil gegenüber der Systemrasur ergeben, der es wirklich Wert war mich weiter ausführlich mit dem Thema Rasierhobel zu befassen. Insofern sehe ich meinen kleinen Ausflug auch keineswegs als Niederlage an, sondern einfach als eine interessante Erfahrung. Sicherlich mag jetzt jemand daherkommen und sein Veto bezüglich einer eventuellen verträglicheren, ökologischen Bilanz oder Nachhaltigkeit der Hobelrasur in die Diskussion werfen, weil die Hobelrasur unter Umständen weniger Müll produziert. Dieser Aspekt war aber zu keiner Zeit mein Ansatz es mit der Hobelrasur noch einmal zu probieren und ist für mich nicht von Belang, genauso wenig wie eine eventuelle Ersparnis die sich durch die Hobelrasur rechnerisch im Portemonnaie ergeben würde. Insoweit bin ich auch gar nicht traurig oder enttäuscht über meine gemachten Erfahrungen, sondern ganz im Gegenteil froh darüber, dass ich für mich schnell und anschaulich Klarheit über diese Methode der Rasur ergeben hat. Insoweit ist von meiner Seite aus alles gut  ;)

Tim Buktu

Aber Hallo und Willkommen! Ein Einstandsbeitrag der sich sehen lassen kann.

Zitat von: bigloeffel am 10. Januar 2021, 23:52:48
...
Hätte ich auch nur nach einer einzigen meiner Hobelrasur irgendeinen, und sei er auch noch so kleinen, Vorteil gegenüber der Systemrasur erkennen können, hätte ich mich dort sicherlich drin verbissen und hätte weiter ausprobiert. Für meine tägliche Rasierroutine, hat sich jedoch bei keiner einzigen Hobelrasur irgendein Vorteil gegenüber der Systemrasur ergeben, der es wirklich Wert war mich weiter ausführlich mit dem Thema Rasierhobel zu befassen. ...

Ich finde es schon erstaunlich, dass Deine erste Rasur mit dem Gillette King C. so ausgesprochen positiv verlaufen ist. Von daher war dem Einstieg in die Hobelrasur eigentlich der Boden bereitet. Meiner Meinung nach ist die Hobel- oder Messerrasur dazu geeignet für die tägliche Rasurroutine eine Erweiterung zu finden, die Entspannung und Freude an jedem Tag bieten kann. Wenn es um das Ziel "gründlichen und sanfte Rasur" geht, werden das Hobel und Messer nach kürzester Zeit nicht erreichen oder übertreffen. Meiner Einschätzung nach ist es mit den Systemrasierern möglich sich genauso gut zu rasieren wie auf alt hergebrachte Methoden. Aus Deinem Text geht für mich hervor, dass Du das Ziel verfolgst, eine möglichst gründliche und schonende Rasur zu absolvieren. Das kann mit den Systemies am schnellsten und mit dem geringsten Aufwand erreicht werden. Von daher finde ich Deinen Entschluss, wieder zum System zurückzukehren nur folgerichtig. Und sollte es Dir mal wieder nach einer Hobelrasur sein, hast Du ja noch den Gillette King C. im Schrank liegen.

Sollte es Dir irgendwann einmal danach sein, Deine Rasurroutine zu einem täglichen Rasurritual mit Entspannungseffekt auszubauen, dann steht die Welt der Hobel und Messer noch immer offen. Für mich hat sich Zeit- und manchmal auch Leidensinvestition gelohnt. Seit ich mich mit Messern und manchmal auch mit Hobeln rasiere, stehe ich am Morgen leichter auf und gehe positiver die ersten Schritte in den Tag. Ganz abgesehen von der interessanten Auseinandersetzung mit einen unendlichen Thema.

Aus einen kleinen Teil Deines Beitrags lugt auch das Interesse an einen Thema hervor, mit dem sich Männer schon seit Menschengedenken beschäftigen. Sollte das durch Deine kürzlichen Erfahrungen nicht völlig erstickt sein, könnte es sich lohnen noch nicht damit abzuschließen. Den Progress zu verkaufen ist kein Fehler. Es gibt einige, die den 2 oder sogar 3 Mal gekauft haben.  ;)
Tranquilo - In der Ruhe liegt die Kraft...

PS: Alles nur meine persönliche Meinung, die sich durchaus beeinflussen lässt und sich deshalb gelegentlich auch ändert!

El Hopaness Romtic

Zitat von: Tim Buktu am 11. Januar 2021, 07:19:57
Seit ich mich mit Messern und manchmal auch mit Hobeln rasiere, stehe ich am Morgen leichter auf und gehe positiver die ersten Schritte in den Tag.

Das kann man meines Erachtens gar nicht genug unterstreichen. In meinem Fall zwar bisher nur bezogen auf die Hobelei, aber von den vielen neuen Erfahrungen und Inspirationen, die die tiefere Beschäftigung mit dem Thema Rasur mit sich gebracht hat, ist das der für mich wichtigste Punkt.

Es kann sich also schon lohnen, da am Ball zu bleiben. Auch wenn es anfangs eventuell problematisch ist. Beim einen vielleicht mehr, beim anderen vielleicht weniger.
Wanderer, es gibt keinen Weg, der Weg bahnt sich beim Gehen.

herzi

Servus BigL,

der von Dir gezeigte Rasierer ist ein Personna TriFlexxx https://www.personna.com/product-details/tri-flexxx Du hast Recht, es ist ein Rasierer der Sensor Klingen aufnehmen kann. Allerdings "schwingt" er nur mit mehr Kraftaufwand als beim Sensor. Die Klingen können die Gleichen sein wie beim Sensor, das Rasurgefühl ist aber anders. Das nur nebenbei.
Ich hatte denselben Rasierer wie Du bevor ich zum Hobel wechselte und war auch damit zufrieden. Allerdings wollte ich weg vom Gleitstreifen und da ein Hobel von meinem Vater zuhause lag hab ich den Umstieg durchgezogen. Nach Jahren der Hobelei habe ich mir mal wieder einen TriFlexxx gekauft und ihn "schockiert" wieder weggelegt. Ich kam gar nicht mehr damit zurecht.

Zu was würde ich Dir jetzt raten falls Du es mit den Hoben nochmal probieren wolltest.
In Zeiten vor Aliexpress usw. war die allgemeine Empfehlung in etwa Folgende: Geh in ein Waffengeschäft und lass Dir einen 23c und einen 34c zeigen. Der 23c hat einen langen Griff und der 34c einen Kurzen. Den der Dir besser in der Hand liegt kaufst Du. Dann suchst Du Dir eine im Forum gelobte Klinge aus und legst sie Dir zu. Und dann probierst und übst langsam.
Jetzt hast Du den Vorteil, dass Du einen langen Hobel (den Gillette) und einen kurzen Hobel (den Merkur) zuhause hast. Schau Dir die Hobel an und welcher Dir besser gefällt auf den legst Du den Focus. Den Anderen vergräbst Du ganz tief in einer Schublade. Dann übst Du langsam um Dich an den Hobel zu gewöhnen. Vielleicht vorerst nur den ersten Durchgang mit dem Hobel und den Zweiten mit dem TriFlexxx. usw. Da so ein Hobel im Vergleich zu einem Systemrasierer recht starr ist muss man die Handhabung einstudieren damit das Ergebnis dann auch passt.
Die Software würde ich beibehalten. Die Niveasachen sind nicht schlecht wenn man sie verträgt. Auch ich finde die Nivea Rasiercreme recht gut.
Gruß,
Stefan

ElDirko

Nix für ungut drei Tage das Hobeln ausprobiert und dabei einige kapitale Fehler gemacht, so ist vorprogrammiert dass Du keine Vorteile finden kannst die es wert sind.
Hobeln ist etwas das man lernen muss, dass kann man nicht drei Tage mit drei vollkommen unterschiedlichen Hobeln ausprobieren und dann behaupten man habe eine reale Abwegung getroffen. Hat man nicht, man hat einfach aufgegeben, thats it.

Ist nicht weiter schlimm und bei bei Messern ist die Hürde noch höher. Dementsprechend machen das noch weniger.

Den Vorteil haste übrigens bei Deinem ersten Erfolgserlebnis schon selber erahnt. Rasieren mit Hobeln oder gar Messern hat eine GANZ andere Aura / ist ein ganz anderes Feeling als sich mit diesen modernen pille palle plaste Sicherheitsdingern zu rasieren.
Die Wirkung ist derart stark, das selbst Frauen das nachvollziehen können. :D:D:D

Gruß
Dirk

bigloeffel

Hehe Leute, ihr seid ja super! :D
So viele aufmunternde Worte, gut gemeinte Ratschläge und Durchhalteparolen hätte ich wirklich nicht erwartet. Da kann man ja einfach gar nicht anders und muss es doch noch einmal mit 'nem Hobel ausprobieren. Ich werde dabei versuchen eure verschiedenen Tipps und Vorschläge zu beherzigen und bei den nächsten Rasuren umzusetzen. Allerdings werde ich meiner Haut erst einmal ein paar Tage Ruhe gönnen um sich von dem vergangenen Gemetzel zu erholen ;)

In seinem vergleichsweise doch recht kurzen Schaft beim Progress scheint offensichtlich wirklich mein größtes Problem zu liegen. Ich bin halt durch die Systemrasiererei längere Griffstücke gewohnt und werde daher für die nächsten Versuche den Gillette King C. nutzen und mit ihm noch einmal ein paar verschiedene Klingen und Seifen durchprobieren.

Bis dann
Jörg

herzi

Ich empfinde den Progress auch nicht 100% anfängertauglich. Klar. Man kann ihn verstellen und so die Aggressivität einstellen. Richtig, das kann schon ein Vorteil sein. Andererseits verführt es dazu Fehler am Gerät zu suchen und nicht an einem selber.
Mittags in Gedanken am Kinn entlanggetastet und Stoppel gefühlt? Drehen wir den Progress doch mal weiter auf. Oder die Haut ist gereizt? Drehen wir den Progress doch mal zu. Dabei lagen die Probleme am Druck auf den Hobel und/oder dem Anstellwinkel, also quasi an der Führung des Hobels. Die Führung lernt man meiner Meinung nach mit einem fixen Hobelkopf besser.
Gruß,
Stefan

Krischan71

Hi bigloeffel,
auch von mir ein herzliches Willkommen!

Bei den Ratschlägen kann ich mich meinen Vorrednern anschließen. Vor allem Geduld und eine gut geübte Technik sind jetzt sehr wichtig für Dich.

Wenn Du neue Klingen ausprobieren willst, dann solltest Du aber auch nicht tageweise wechseln, sondern jede Klinge wenigstens 4 Mal in Folge benutzen. Darf auch gern eine ganze Woche sein. Lass Dir Zeit. Das wird dann schon.

Gruß Christian
Warum geht der Westfale zum Lachen in den Keller? Weil dort das Bier steht!  Platt(deutsch)es Klischee

El Hopaness Romtic

Zitat von: herzi am 12. Januar 2021, 08:31:26
Ich empfinde den Progress auch nicht 100% anfängertauglich. Klar. Man kann ihn verstellen und so die Aggressivität einstellen. Richtig, das kann schon ein Vorteil sein. Andererseits verführt es dazu Fehler am Gerät zu suchen und nicht an einem selber.
Mittags in Gedanken am Kinn entlanggetastet und Stoppel gefühlt? Drehen wir den Progress doch mal weiter auf. Oder die Haut ist gereizt? Drehen wir den Progress doch mal zu. Dabei lagen die Probleme am Druck auf den Hobel und/oder dem Anstellwinkel, also quasi an der Führung des Hobels. Die Führung lernt man meiner Meinung nach mit einem fixen Hobelkopf besser.

Das sehe ich genauso. In meiner Anfangszeit hatte ich mal einen Merkur Futur, und bin mit diesem überhaupt nicht klargekommen. Mit dem Merkur 34c war es dann viel besser.
Wanderer, es gibt keinen Weg, der Weg bahnt sich beim Gehen.