Yaqi Hobel aus dem Land des Lächelns

saafespatz · 22. August 2020, 23:48:30

Gestern schon erreichte mich ein Päckchen mit den Yaqi-Rasierern. Angesteckt von MRetro hier

, orderte ich mir gleich drei der Rasierer. MMn. sind es keine Kopien bekannter Modelle, aber die Fa. hat sogar eine Version unseres geliebten "Garstigen-nicht mehr so Garstigen-gar nicht mehr Garstigen" im Programm. Ich erlaube mir ein eigenes Thema zu eröffnen, sollte ein Admin der Ansicht sein, es in den "yaqi-knight-helmet-razor"-Beitrag einzubinden, habe ich nichts dagegen.

Ich habe mich für Hobel in "Waffenmetall" oder "DLC-coated (?)" entschieden. Die Wahl fiel auf einen Zahnkamm (gut, eine Version so eines Zahnkammes habe ich schonmal gesehen, mir fällt aber der Hersteller nicht ein), eine Schrägschnitt und einen SE-Rasierer. Letzterer ist für halbe DE-Klingen, nicht für Schick-Klingen.

Zeig ich Euch Bilder, sonst glaubt Ihr mir nicht; wie Ihr seht, haben die zwei DE einen ebensolchen martialischen Deckel wie auch der Ritterhelm-Hobel. Was die Rillen rasurtechnisch bewirken sollen, erschließt sich mir nicht, soll wohl nur brutal aussehen

Dann noch was für die Klingenspalt-Einsichtnehmer:

Der Klingensitz ist außerordentlich gut. Kein Spiel, kein Hin- und Herrutschen.

Die Rasierer sind alle gut verarbeitet. Sie haben nichts mit den wackligen TTO-Rasierern oder "biegsamen" Blechschrotteilen zu tun, die man über AliE ordern konnte.

Ich werde sie in den nächsten Tagen ausprobieren und meine Erfahrungen hier festhalten.

Ob die Beschichtung hält, wird sich zeigen. Ich gehe aber davon aus, dass irgendwann was durchschimmern wird, wie auch beim Messer-Roedter 1909.

Erst einmal viel Spaß mit dem Bildmaterial.

Und schon muss ich editieren: Entschuldigung, es ist ein SE-Hobel mit dabei. Aber, 2 gegen 1 sollte man verzeihen

saafespatz · 23. August 2020, 00:30:25

Jetzt weiß ich auch wieder, welchen Zahnkamm ich schon in der Art gesehen hatte.

Er nennt sich RazoRock SLOC - Self-Lubricating-Open-Comb - und die Rillen sollen tatsächlich einen zusätzlichen Gleiteffekt erzielen, wobei das Design lt. RazoRock auf einem Hobel aus den 40er Jahren des vergangenen Jahrhunderts basieren soll.

Wieder was gelernt.

MRetro · 23. August 2020, 01:09:30

Da hast du dir schöne Hobelköpfe von Yaqi ausgesucht.

Der Schrägschnitt und der SE haben ja einen ordentlichen Klingenspalt. Scheinen mir von der aggressiveren Sorte zu sein.
Sag einmal, ist der Schrägschnitt nicht auch ein Torsionskopf? Manche Bilder schauen so aus.

Den SLOC-Pendant kenne ich ansonsten auch unter der Bezeichnung DOC (Double Open Comb). Aber auf wen die Idee beruht, weiß ich auch nicht. Der scheint mir dann - angelehnt an der Ähnlichkeit des Klingenspalts zum RazoRock - eher von der sanfteren Sorte zu sein.

Bin schon auf deine Rasurberichte gespannt. Insbesondere weil der Schrägschnitt/ Torsionskopf auch schon zu mir unterwegs ist.

saafespatz · 23. August 2020, 19:44:57

Wenn man die Suchfunktion des Forums nutzt, kommt manchmal sogar etwas heraus, was dem Gedächtnis entfallen ist.

Standlinie hatte hier schon einmal einen anderen Yaqi im Test, der dem Bevel-Rasierer ähnelte.

Es ist auch ein Bild des von mir oben dargestellten Zahnkammhobel "Mellon" von Observer schon einmal bildlich vorgestellt worden.

Ich verlinke hier: https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,34781.msg655268.html#msg655268 nochmal auf den Beitrag Standlinies.

Heute morgen habe ich mich mit dem Torsion (ich nenne ihn jetzt mal so, denn er ist schon "verdreht") und dem Mellon Zahnkamm rasiert. Größere Beachtung habe ich dem Schrägen geschenkt, wer mags mir verdenken.

Der Klingenspalt des Schrägen hat nicht zuviel versprochen. Er ist im Gegensatz zum Mellon schon zupackend.

Der Mellon ist ein eher milder Zahnkamm.

Morgen kommt der SE dran.

MRetro · 07. September 2020, 20:13:53

@saafespatz
Kannst du schon etwas mehr berichten?

alvaro · 07. September 2020, 20:30:02

Obwohl ich eigentlich "auf Messer" bin werde ich hier immer mehr angefixt.
Wenn ich mir die Auswahl an Modellen ansehe glaube ich mein diesjähriges Weihnachtsgeschenk wird kein Messer, aber diverse Yaqi Hobel.

saafespatz · 11. September 2020, 10:31:01

Nach einigen Tagen Tests mit den Yaqis hat sich für mich ein Favorit herausgestellt: der schräge Vogel.

Er ist für Liebhaber direkter Rasuren, wie auch hier schon festgestellt. Ein kleiner Wermutstropfen ist vorhanden: die Ecken des Kopfes sind etwas spitzig, abgerundeter wäre schöner.

Der Zahnkamm kann durchaus mit dem Merkur-Pendant konkurrieren. Ein milder aber sauberer Rasierer. Für mich ein ,,Nicht-Bleiber".

Der SE wiederum ist von der zupackenden Sorte. Wer direkte Hobel mag und nichts gegen Klingenhalbieren hat, dem kann ich ihn empfehlen.

Ich habe in allen Rasierern meine mittlerweile obligatorisch verwendeten Gillette bleue extra und die so wunderbar nach Maschinenöl duftenden Rotbart-Klingen verwandt, im SE Lord und Permasharp.

Demnächst gehen sie auf Reisen zu einem lieben Kollegen hier; ich gehe davon aus, auch er wird seine Erfahrungen schildern.

Die Rasierer haben mir Lust gemacht, sodass ich mir auch noch den Ritterhelmkopf bestellt habe.

Fazit: für mich sind alle keine ,,Bleiber" höchstens der Schräge, jedoch habe ich schon so viele Rasierhobel, mit denen ich mich dauerhaft gerne rasiere, sodass ich keinen zwingend behalten müsste, bestenfalls eben den Schrägen.

Ich hoffe, ich konnte noch ein paar Argumente liefern.

MRetro · 11. September 2020, 14:29:30

Danke, saafespatz, sehr schöner Bericht.

Der Yaqi Slant, Torsionshobel, ist mittlerweile auch bei mir angekommen und seit einer Woche immer wieder mal im Einsatz gewesen. Ich schaue mal, dass ich auch bald einen Bericht/ Fotos einstelle.

Zusätzlich gab es noch den Zahnkamm ,,Mellon" und das ,,Beast".

Den Single Edge hatte ich zuerst auch überlegt mit zu nehmen. Aber dann reichten mir erst einmal die drei anderen. Schade, nach deinem Bericht wird er auf jeden Fall beim nächsten mal dabei sein.

MRetro · 11. September 2020, 15:48:52

Hier auch von mir einige Fotos vom Yaqi Slant (Torsionskopf) mit hauseigenem Griff. Der Griff ist vom Mellon-Rasierer und sieht m.E. auch am Slant sehr gut aus. Wie saafespatz schon schrieb, die Verarbeitung ist einwandfrei.

MRetro · 12. September 2020, 15:03:15

Und dann auch noch mein Rasurbericht:

Rasiert habe ich mich mit den Klingen Astra Superior Platinum, Lord Super Stainless, Voskhod Teflon Coated und Kai Stainless Steel. Mein Barthaar zeigt bereits die ersten grauen Haare und ist eher hart und der Bartwuchs stark. Grundsätzlich rasiere ich mich nur mit und gegen den Bartwuchs (meine bevorzugte Methode) und bei Bedarf wird etwas an meinen ,,Problemstellen" nachgeputzt.

Zur Verarbeitung und Handhabung des Rasierers hat @saafespatz ja schon alles gesagt. Kommen wir also direkt zur Rasur.

Die Rasuren mit dem Yaqi Slant (Torsionshobel) sind schon sehr direkt. Die Klinge ist deutlich auf der Haut wahrnehmbar und das Feedback - trotz voll umschlossener Klinge - ordentlich laut.
Mit der Astra, Lord und Voskhod lagen die Rasuren auch noch im ,,angenehmen" Bereich (wenn man das mal so bei einem sehr direkten Rasierer sagen darf; bitte nicht mit ,,sanft" gleichsetzen). Mit der Voskhod war die Rasur noch einen Ticken aggressiver. Nach den zwei Durchgängen wurde ich dann aber auch bei allen Klingen mit einem aalglatten Ergebnis belohnt. Blutpunkte traten kaum auf und waren nach dem kalten Wasser wieder weg.
Die Kai war dann m.E. für diesen Rasierer eine zu scharfe Klinge; hier würde ich schon von (blutig) aggressiv reden. Ich erhielt mehrere Blutpunkte (ca. 4-5 kleine oder winzige). Alle waren nach dem kalten Abspülen auch wieder weg - aber dennoch definitiv zu viele für eine Rasur. Für meinen Geschmack braucht der Rasierer keine scharfe Klinge (gilt wahrscheinlich auch für die Feather).
Der Rasierer lässt sich aufgrund der ,,Double Open Comb"-Struktur sehr gut und leicht ausspülen.

Fazit:
Der Yaqi Slant ist ein aggressiver Rasierer, der m.E. mit einer sanften Klinge genutzt werden sollte. Aus meiner Sicht ist er dennoch kein Alltagsrasierer aber ein willkommener Gast bei meinen Rotationshobeln.

Standlinie · 18. September 2020, 12:57:39

Dank des lieben Kollegen Saafespatz hatte ich heute meine erste Gelegenheit, den YAQI-Torsionshobel zu testen. Hier meine bescheidene Meinung dazu.

Schon beeindruckend das Teilchen, saubere Verarbeitung wie man sie sich wünscht, aber die Grund- und die Kopfplatte sehen irgendwie schmal aus, wenn ich sie mit einem Merkur 37 vergleiche. Und dann der Anblick der eingelegten Klinge. Die Schneide steht weit empor, ein ungewohnter Anblick, der für sofortigen Respekt sorgt. Die Rasur mit diesem Torsionshobel würde vorab mit viel Vorsicht ausgeführt werden. So dachte ich zumindest und so ging ich dann heute morgen auch ans Werk.

Der Hobel liegt ausgewogen in der Hand, der Rasurwinkel ist auch nicht schwer zu finden, denn ich setzte ihn wegen der sehr freien Klingenschneiden relativ flach an. Ich kannte diese Stellung von meinem "garstigen" Globusman-Rasierhobel, bei dem ich die Grundplatte versuchsweise soweit eingekürzt hatte, dass die Rasierklingen fast gar nicht mehr eingespannt war und vollkommen frei hervorstand. Und dann erlebte ich eine sehr direkte Rasur, bei der dieser YAQI-Rasierhobel ordentlich zupackte. Und weil dieser Torsionshobel so direkt rasiert kann ich nur jedem anderen Rasierfreund empfehlen, bei der Rasur das Rasurschema "mit dem Strich / quer zur Wuchsrichtung / gegen den Strich" auch genau einzuhalten. Bei diesem Schema werden die vorhandenen Bartstoppeln schichtweise abgetragen, was der Klingenschneide keine Mühe bereitet. Ich habe allerdings heute durch eine Ablenkung meines Hundes gleich beim ersten Rasurdurchgang "quer zur Bartwuchsrichtung" rasiert und weil der Hobel hier irgendwie dazu neigte, bockig zu sein und den Rasurablauf zu blockieren, habe ich auch entsprechend mit Nachdruck gezogen. Kann man machen (habe ich ja auch), muss oder besser sollte man aber nicht mit diesem Rasierhobel machen.

Das Resultat sorgte sogleich für Blutpünktchen an den rasierten Gesichtsflächen und ich habe mir so einen feinen Rasurbrand zugezogen.

Das Löschen mit einem Aftershave ging gar nicht und erst das am Ende aufgetragene Aftershave Gel (heute Proraso) sorgte für eine gewisse Linderung.

Was habe ich also aus der heutigen Rasur gelernt? Jeder Rasierhobel von YAQI rasiert irgendwie anders und dieser Torsionshobel besonders. Es schadet dem eigenen Ego nicht, sich an die Fähigkeiten des Rasierhobels langsam heran zu tasten. Hinter dem ein oder anderen recht harmlos aussehenden Rasurgerät kann schon mal ein versteckter Wolf stehen. Und Erfahrungen sammelt man nicht durch theoretische Vorkenntnisse sondern durch entstandene Fehler. Ich habe heute wieder dazu gelernt.

MRetro · 18. September 2020, 16:38:46

@Standlinie

Ein sehr schöner und ehrlicher Bericht. Schön dass du auch so offen mit ,,Missgeschicken" umgehst.

Schmunzeln musste ich bei dem ,,Rasurbrand". Immer wieder wenn ich erstmals einen fiesen Hobel teste, nehme ich hinterher Hattric als AS. Wenn man da vorher etwas falsch gemacht hat, finde ich, es brennt einem das Gesicht weg. Also ein guter Indikator dafür wie es gelaufen ist.

Kurz danach noch einmal das Gesicht gewaschen und ein AS/ ASB/ ASL aufgelegt, das mir ,,an dem Tag dann auch genehm ist".