So habe ich das Messer geschärft

Begonnen von alvaro, 12. März 2020, 14:05:40

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harrahalmes

Zitat von: DeSchulz am 13. April 2020, 09:39:38
Ich schärfe auf nem 1.000er oder 800er Stein, mit abkleben und pipapo, dann teste ich es und es rasiert auch tatsächlich Haare vom Unterarm. Zwar zwickt und ziept es, aber rasiert immerhin. Dann denke ich "Okay, kann ich auf nen feineren Stein wechseln". Peiffedeggel.... Nach dem feineren Stein rasiert gar nix mehr. Egal ob abgeklebt oder nicht.

Das ist mittlerweile nicht mehr witzig bei mir, mich nervt das nur noch und macht mich richtig sauer, dass ich es nicht hinbekomme. Ich hab hier noch gut und gerne 20 Messer liegen die alle noch auf ihren Einsatz warten.

OK. Hört sich so an als ob Du auf dem 1000er nen Grat bildest der auf dem feineren Stein abfällt, in der Folge rasiert das Messer nicht mehr.

Mach mal von Anfang an keine geraden Schübe, sondern Bogenschübe. Und niemals "ziehen", immer nur schieben.
Hab ich einen Durscht... Ich könnt a halbe Sau ess, so müd bin ich.

DeSchulz

Danke für eure Tipps, ich werde hoffentlich am Wochenende Zeit haben, meine Steine wieder zu planen und dann versuche ich es erneut.

@alvaro
Danke dir, dieses Angebot nehm ich sehr gerne an.  :-*
Gruß aus der Pfalz

alvaro

Gegen Grat kann auch ledern nach jedem Stein helfen

DeSchulz

Also der Grad könnte nach dem zweiten Stein abgehen? Aber das Ledern würde das eventuell verhindern? Dadurch wird der Grad also wieder aufgerichtet? Verstehe ich das richtig?
Gruß aus der Pfalz

alvaro

Wenn du Wechselzüge machst sollte sich normal nicht viel Grat aufbauen.
Wenn das Wort "NORMAL" nicht wäre.

Man spricht zwar beim ledern auch von "Grat aufrichten", aber beim Schärfen entsteht ein richtiger/anderer "Grat".
Bei der Bearbeitung von Metall kann sich dieser (richtige) Grat bilden
Der Einfachheit halber hier der Link zu Wikipedia

https://de.wikipedia.org/wiki/Entgraten

Dieser Grat biegt sich hin und her, und bildet keine stabile Schneidkante.
Man merkt es am besten wenn man wenige Züge macht, und das Messer plötzlich stumpf wirkt.
Dieser Grat wird durch den Abzug auf einem Riemen entfernt.
Bleibt dieser Grat am Messer erhalten kann er sich weiter aufbauen, und so eine eigentlich nicht vorhandene Schärfe vortäuschen.
Die Entstehung dieses Grates kann man verhindern wenn man, wie von harrahalmes beschrieben, mit einem Bewegungsablauf arbeitet der der Entstehung entgegenwirkt, oder nach einem Stein, oder während des Schärfens, auf einem Riemen abzieht.
Durch das Abziehen wird der Grat hin und her gebogen, und bricht ab, dadurch kann eine stabile Schneidkante entstehen.

Der Grat der beim ledern aufgerichtet wird ist im Vergleich eher eine winzige Schneidkante.
(Mir als altem Metaller gefällt die Bezeichnung Grat an dieser Stelle eigentlich nicht)

Ich hoffe ich habe mich halbwegs verständlich ausgedrückt.

DeSchulz

Das hast du, riesen Dank für die Erklärung.
Gruß aus der Pfalz

alvaro


Paula

Hier mal ein kleines Update: Das Messer, das ich mit dem gefundenen Schieferstein abgezogen hatte (https://www.gut-rasiert.de/forum/index.php/topic,36084.msg674294.html#msg674294) habe ich mittlerweile 6x benutzt. Es hat sich tapfer geschlagen und wegrasiert was da so wuchs aber an der Oberlippe blieb es unsanft. Möglicherweise ist es trotz ganz gutem Haartest einfach nicht scharf genug. Für einen Wegrandstein finde ich das schon ein Superergebnis. Dennoch will ich es mit dieser Schärfe nicht weiter rasieren.
Die Triviallösung wäre es nun, den Pastenriemen zu benutzen. Mit Sicherheit wäre es danach gut aber das ist nicht Ziel der Übung. Ich überlege, es noch einmal mit demselben Stein aber mit Öl als Gleitmittel zu versuchen (Glycerin habe ich nicht). Sollte das Ergebnis schlechter werden, dann habe ich eben Pech gehabt.

Wie gesagt, habe ich gefundene Steine, angeregt durch @alvaro, schon öfter mal probiert und meistens (aber nicht immer) kam nichts brauchbares dabei raus. Die Fehlsschläge werden nur einfach nicht gepostet. :angel:
Weil dieses mal, ungewöhnlicherweise,  der Haartest funktionierte, war ich mir schon sicher, daß es nicht komplett in die Hose gehen wird.

Insofern hat sich der ganze Spaß schon mal gelohnt, egal wie die Nummer mit dem Ölen vielleicht noch ausgeht.

alvaro

Hast du einen Anreiber dazu?
Möglicherweise wird der Stein, und damit das Ergebnis, damit etwas feiner.

(Glyzerin kann man auch zur Gummipflege z.B. am Auto nutzen, lohnt sich also)

Paula

Noch (!) habe ich keinen Anreiber, aber ich musste von dem Stein ein kleine Ecke, die ich aufgehoben habe, absägen. Daraus könnte ich mir fix einen Anreiber machen und es vielleicht mal nächste Woche ausprobieren.

alvaro

Könnte mir vorstellen, dass das was bringt.
Macht man ja auch beim planen von Steinen so wenn man diese aneinander reibt.

alvaro

Meine drei letzten waren

a) ein schweisches Frameback

b) ein Böker Elite Sonderedition

c) ein Böker Pearl



Alle drei mit

600

1500

3k

8k

12k LLYN MELYNLLYN

zum Abschluss noch 60 x schwarze Paste



Alle Messer liefern einen sehr schönen HHT ab, sind aber etwas rau bei der Rasur.

Die Steine wurden auf Wunsch des Besitzers gewählt weil sie seinen Steinen der Schärffolge entsprechen.


MRetro

@alvaro

Und für die 3 geschärften Messer möchte ich mich auch hier bei dir bedanken!

Und mein noch größerer Dank gilt, dass du mich in den letzten 2 Wochen virtuell durch meine Schärfversuche geführt und meine unzähligen Fragen immer geduldig und ausführlich beantwortet hast.

Der Erfolg war, dass ich in meinem dritten Schärfdurchgang einen deutlichen Sprung verzeichnen konnte und mit dem Messer schon einmal eine passable Rasur hinbekommen habe und mir somit viel ,,try and error" erspart blieb.

:D  dh:  dh:  dh:

P.S.: Ich hoffe, ich trete jetzt keine ungewollte Lawine los.  ;D

alvaro

@MRetro

"Gewollte Lawine" bitte  ;)

Freut mich wen es dir was bringt, und es freut mich, dass du Erfolge hast.

kratziger_graf

Ein altes Wostenholm auf einem Rouge de Salm nach Dilucot-Methode. Die Schärfung war in 10 Minuten erledigt, der Stein ist unglaublich schnell. Anschließend Handballen, Leinen und Leder. Die Rasur war sehr scharf und sehr gründlich, aber so unsanft wie es nur sein kann (wohl eine Charakteristik dieser Belgier-Art). Daher dann nochmal ein Nach-Finish auf Alvaros Riesen-Maxberg Quarzit mit anschließenden 10 Zügen CrOX und 100mal Ledern -> Top Rasur!  dh: